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Veröffentlicht am 22.08.2018

Na warte, sagte Schwarte

Na warte, sagte Schwarte
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Das Bilderbuch "Na warte, sagte Schwarte" von Autor und Bildgeber "Helme Heine" ist für Kinder von 3- 5 Jahren geeignet, es erfreut aber auch Erwachsene.

Die unglaublich fantastische Geschichte vom Schweinebräutigam ...

Das Bilderbuch "Na warte, sagte Schwarte" von Autor und Bildgeber "Helme Heine" ist für Kinder von 3- 5 Jahren geeignet, es erfreut aber auch Erwachsene.

Die unglaublich fantastische Geschichte vom Schweinebräutigam Schwarte, der Hochzeit hält und alle Freunde und Verwandte zum Fest einlädt. Ihm fällt immer etwas ein, egal ob die Gäste keine passenden Kleider haben oder die Braut ein richtiges Himmelbett möchte. Ein schweinisches Vergnügen!


In diesem Buch halten die beiden Schweine Schwarte und seine Braut Ringelschwänzchen Hochzeit und laden dazu alle Nachbarn ein.
Doch es gibt einige Dinge, die noch nicht perfekt sind. Hier muss Schwarte mit seinem Ideenreichtum nachbessern. Die Gäste stinken fürchterlich und werden kurzerhand mit dem Gartenschlauch gesäubert. Dann fehlt die passende elegante Garderobe der Festgesellschaft, die mit Farbe und Pinsel schnell aufgemalt wird. Die Feier kann beginnen und es wird getanzt und gegessen. Leider kommt ein Platzregen und die Farbe wäscht sich schnell ab, die Schweinchen sind wieder nackt und borstig wie zuvor. Die große Gaudi bietet dann die beliebte Suhlerei. Hier fühlen sich alle wieder wohl in ihrer Haut.

Bei dieser Geschichte unterhalten nicht nur die wunderschönen Bilder ungemein, auch die tollen Ideen von Schwarte sind lustig anzusehen. Wie er die vorhandenen Probleme löst ist einfallsreich und witzig. Auch die Sprache ist nicht nur für Kinder lustig, ich muss immer sehr lachen, wenn die Braut bemerkt: "Freunde, ehrlich gesagt: Ihr stinkt!"


Ein unterhaltsames witziges Bilderbuch mit den typischen Bildern aus der Feder von Helme Heine. Seine Figuren sind einfach einzigartig und farbenfroh anzusehen.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Kulturelle Hürden werden durch Liebe überwunden

Englischer Harem
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Die arbeitslose Tracy landet als Aushilfskellnerin in einem persischen Lokal. Chef Saamar Sahar, genannt Sam, hat zwei Frauen, die beide Tracys Freundinnen werden, aber auch Sam findet Gefallen an Tracy, ...

Die arbeitslose Tracy landet als Aushilfskellnerin in einem persischen Lokal. Chef Saamar Sahar, genannt Sam, hat zwei Frauen, die beide Tracys Freundinnen werden, aber auch Sam findet Gefallen an Tracy, die sich für seine Kultur interessiert. Sie wird Sams dritte Ehefrau.


So beginnt ein provozierender Roman über Heimat, Kochen und die Faszination des Fremden … und eine Liebesgeschichte wie keine andere.

Englischer Harem ist eine mit leichter Ironie erzählte Geschichte über das Schicksal des muslimischen Wahl-Londoners Saaman Sahar aus dem Iran, der sich britischer fühlt, als seine Umgebung sich vorzustellen vermag. Ein Buch, dass mich echt in seiner Tiefe überrascht und mitgerissen hat.

Das Buch ist eigentlich eine Satire und zeigt die Faszination, aber auch die befremdlichen Ängste vor anderen Kulturen, die sich auch bei aufgeschlossenen Menschen finden.

Wie hier aus einer Liebesgeschichte mit Komik und gesellschaftlichen Schranken ein Roman gestrickt wird, ist wirklich überraschend.

Besonders nachvollziehbar ist die Schilderung der Familie Tracys, die befürchtet, dass dass die Tochter zum Islam übertritt. Auch Tracys Freunde denken in Klischees und sehen sie als Haremsdame und die englischen Behörden haben so ihre Probleme mit der Eheschliessung.


Der englische Harem ist ein mitreissendes, erstaunliches Buch, dass einen hintergründigen Inhalt hat und einfach gut unterhält. Hier werden Toleranz und Klischees fremder Kulturen auf den Prüfstand gestellt und damit wird zum Nachdenken angeregt.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Absolut fesselnder Krimi mit tiefen Einsichten in Psychologie und schwierige Charakter!

Eismädchen
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Es herrscht eisiger Winter in London. Ein Serienmörder setzt die Taten des verurteilten Kindermörders Louis Kinsella fort. Da dieser seit über 20 Jahren in einem Hochsicherheitsgefängnis mit geisteskranken ...

Es herrscht eisiger Winter in London. Ein Serienmörder setzt die Taten des verurteilten Kindermörders Louis Kinsella fort. Da dieser seit über 20 Jahren in einem Hochsicherheitsgefängnis mit geisteskranken Straftätern einsitzt, versucht man über ihn an Informationen über seinen Nachahmer zu kommen. Diese schwere Aufgabe fällt der Psychologin Dr. Alice Quentin zu. Kann sie ihre eigenen Ängste überwinden und findet sie den Mörder, bevor er wieder kleine Mädchen entführt und ermordet? Eine spannende Jagd beginnt!

Bei diesem Krimi hat mich besonders die düstere Atmosphäre mit winterlich eisigen Temperaturen mitzittern lassen. Man hat Eis und Schnee fast selbst gespürt und gerade bei der entführten kleinen Ella erlebt man entsetzt mit, wie sie Hunger und Kälte ausgesetzt ist. Wie dieses Mädchen seinen Ängsten mit unwahrscheinlichem Durchhaltevermögen trotzt und sich auf seine Person einstellt, ist toll geschildert und bewundernswert für ein Kind.

Es ist beängstigend wie man hier direkt hinter die Kulissen einer Klinik für nervenkranke Täter schaut, die einem Gefängnis angegliedert ist. Dadurch kommen immer wieder beklemmende Situationen wenn Dr. Quentin Gespräche mit Louis Kinsella führt, denn er ist hochintelligent, äußerst berechnend und gemeingefährlich.
Dieser Anstaltseinblick offenbahrt die kranke Seele dieses grausamen Menschen und die Tatsache, dass er einen Nachahmer aus seiner Zelle heraus zu weiteren Morden animiert, ist so schauderlich, dass Gänsehaut den Krimi begleitet.
Lange Zeit tappt die Polizei trotz Hilfe von Dr. Quentin im Dunklen. Sie hat Mühe, Kinsellas Andeutungen richtig zu interpretieren und muss in den Befragungen ihre Ängste ihm gegenüber verstecken. Nur die Hoffnung auf auf eine Rettung Ellas lässt sie durchhalten.

Doch am entsetzlichsten ist das Leiden der kindlichen Opfer, das zwar nur in Ellas Fall direkt beschrieben ist, sich aber in den anderen Fällen durch ihre gefundenen geschundenen Körper grausam offenbahrt.

Der Schreibstil Kate Rhodes ist flüssig und bis zum Ende ist die Handlung durchgängig spannend aufgebaut.
Stück für Stück sammeln sich die Hinweise auf den möglichen Täter, wobei eine Menge Personen verdächtig erscheinen und die Autorin geschickt immer wieder neue Fährten legt, denen man als Leser auf den Leim geht.


In diesen Krimi sind einige thrillerhafte Szenarien eingebaut, die erschaudern lassen und den Leser atemlos fesseln. Besonders das Ende ist brillant gelöst und so kann ich nicht anders als 5 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Eher Roman, als historisches Genre, dafür aber ein sehr gelungener!

Die Päpstin
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Der Roman "Die Päpstin" von "Donna W. Cross" erschien im Jahr 1998. Inzwischen gibt es eine erfolgreiche Verfilmung des Buches, denn dieser Bestseller bot dafür eine fantastische Grundlage.

Johanna gelingt, ...

Der Roman "Die Päpstin" von "Donna W. Cross" erschien im Jahr 1998. Inzwischen gibt es eine erfolgreiche Verfilmung des Buches, denn dieser Bestseller bot dafür eine fantastische Grundlage.

Johanna gelingt, was anderen verwehrt blieb: Sie erhält eine heilkundliche Ausbildung. Doch sie weiß, dass sie als gelehrte Frau kaum überleben wird. Als Mönch verkleidet, tritt sie ins Kloster Fulda ein. Später gelangt sie in Rom als Leibarzt des Papstes zu großer Berühmtheit – und wird schließlich auf den päpstlichen Thron gewählt.

Das ist eine packende Geschichte mit historischem Hintergrund des Frühmittelalters.
Eine Frau wird Päpstin! Wahrheit oder Mythos? Frauen hatten zu der Zeit allenfalls in ihren Familien bestimmte Rechte, aber in der Kirche spielten sie keine große Rolle. Kann es wirklich eine Päpstin gegeben haben? Oder entspringt dieser Roman gänzlich der Fantasie der Autorin?

Während die katholische Kirche die Existenz einer Päpstin Johanna, die den Papststuhl höchstwahrscheinlich von 953-955 innehatte, leugnet, sprechen geschichtliche Forschungen dafür, dass es eine Päpstin gegeben haben muss. Sehr aufschlussreich dazu ist das Nachwort der Autorin.
Beachtenswert ist auch die Einbindung der historischen tatsächlichen Begebenheiten in die Handlung wie die Schlacht bei Fontenoy, der Vertrag von Verdun und der Mord an Papst Leo.

Mich hat dieser Roman vor vielen Jahren wirklich überzeugt, wenn ich auch die Existenz einer Päpstin anzweifeln möchte, so wird die Geschichte so lebendig beschrieben, dass die Tatsache der Wahrheit auch nicht von großem Belang ist. Wie diese Frau in Männerkleidung, Brusttuch, kurzem Haar und messerscharfem Verstand sich die Position einer Päpstin erarbeitet ist beachtlich. Dabei finde ich die Herausstellung ihrer weiblichen Warmherzigkeit und Intuition besonders schön.

Überaus unterhaltsam und facettenreich wird hier die Figur der Päpstin gezeichnet, die durchaus schillernd ist. Aber auch die Darstellung des allgemeinen Lebens im Frühmittelalter wird sehr anschaulich beschrieben.

Die Charaktere haben gegen die Figur der Johanna allenfalls Nebenrollen zu besetzen und bleiben bis auf einige Besonderheiten relativ blass.
Es gibt Schönlinge, Günstlinge, Gute und Böse und das Intrigantentum im Vatikan und in der Politik ist sehr ausgeprägt. Doch das gehört zu Romanen aus diese Epoche dazu und die herausragende Vita der Johanna macht eben das Besondere aus.

Ein Roman, der gut unterhält und eine erstaunliche Geschichte präsentiert, die noch heute von der katholischen Kirche bestritten wird. Um so interessanter wird dieser faszinierende Lebenslauf der Päpstin Johanna.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Interessanter Graz-Krimi, in dem ein Mörder historische Fälle grausam imitiert!

Der Engel von Graz
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Dieser Regionalkrimi hat mir gut gefallen, er ist etwas grotesk, spannend und der Bezug auf reale historische Kriminalfälle mit örtlichen Hinweisen macht das Ganze ziemlich schaurig.

Es ist auffällig, ...

Dieser Regionalkrimi hat mir gut gefallen, er ist etwas grotesk, spannend und der Bezug auf reale historische Kriminalfälle mit örtlichen Hinweisen macht das Ganze ziemlich schaurig.

Es ist auffällig, dass hier eine düstere Stimmung herrscht, auch die widrigen Witterungsbedingungen mit heftigem Regen und starkem Wind unterstreichen diesen Eindruck. Dazu kommen einige undurchschaubare, leicht skurril wirkende Figuren, die die Geschichte noch absurder wirken lassen. Auch der Unterhaltungston ist anders als üblich, es gibt einige spitze Bemerkungen über Animositäten gegenüber Wienern, von den Steirern gegenüber den Grazern und etwas schwarzer Humor ist in den Äußerungen Trosts fast durchgängig vorhanden.

Der Schreibstil von Robert Preis ist ein wenig speziell und er muss einem liegen. Ich konnte mich aber sehr gut auf den Fall einlassen und stocherte genau wie Trost ohne Ziel im Ungewissen. Mal erschienen mir die Personen harmlos und im nächsten Moment hätte ich ihnen das Verbrechen zugetraut. Dabei begleitete mich das irre Lachen des Täters und ängstigte mich vor weiteren Tatvorgängen, ich kam ihm aber nicht richtig auf die Spur.

Die Stimmung des Krimis ist hauptsächlich geprägt durch den schwierigen Charakter des Armin Trost. Er ist schon sehr ungewöhnlich, ein kauziger, missmutiger, von seiner Familie getrennt lebender Mann. Zwar sehnt er sich schon nach seiner Frau und den Kindern, aber irgendwie ist er doch ein Einzelgänger, vielleicht lebt er auch deshalb in seinem Garten im Baumhaus.
Doch in seinem Beruf ist er ein Typ, der aus den Tatorten zu lesen vermag. Er lässt sich auch nicht beeinflussen, wenn sein Chef Druck ausüben will. Stur und irgendwie besonnen verfolgt er in seinem eigenen Tempo die Ermittlungen.

Nicht ganz so verstanden habe ich die Abneigung Trosts gegenüber Kirchen, dem Glauben und Gott. Vielleicht ist er ein zu realistischer Mensch oder seine beruflichen Erfahrungen vertragen sich nicht mit Hoffnung und Glauben.
Richtig fesselnd erscheint im Krimi die Situation, in der Trost bzw. seine Kollegin Annette in große Gefahr geraten. Hier wird der ansonsten eher ruhige Erzählfluss (siehe Zitat oben) schliesslich hektisch und aufregend.
Das Finale ist überraschend mitreißend und endlich versteht man auch den Bezug des Titels zum Inhalt des Buches.


Ein interessanter Krimi mit regionalcharakter, schrägen Typen und einem engen Bezug zu historisch belegten Mordfällen. Sehr lesenswert!