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Veröffentlicht am 04.07.2018

Schockierende Aneinanderreihung von zutiefst abstossenden Handlungen, aber noch lange kein Thriller!

EMOTION CACHING
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»Nichts bannt mich mehr, als der Schrei eines Menschen.« sagt Kim.
Die junge Kim und ihre drei Freunde sind gelangweilt, perspektivlos und daher fangen sie ein ungewöhnliches Spiel an. Sie sammeln die ...

»Nichts bannt mich mehr, als der Schrei eines Menschen.« sagt Kim.
Die junge Kim und ihre drei Freunde sind gelangweilt, perspektivlos und daher fangen sie ein ungewöhnliches Spiel an. Sie sammeln die Gefühle anderer Menschen. Bewaffnet mit der Kamera suchen sie nach dem großen Kick, und wenn der Zufall nicht mitspielt, helfen sie eben ein bisschen nach. Was anfangs harmlos beginnt, wird bald bitterer krimineller Ernst.


Dieses Buch hat mich sehr geschockt! Es geht hier um Jugendliche, die aus schwierigen familiären Verhältnissen kommen und bei denen sich Perspektivlosigkeit breit gemacht hat. Sie haben die Schule recht erfolglos beendet und haben alle keine Ausbildungsstelle, daher hängen sie häufig desillusioniert in einer Dönerbude herum.
Kim hängt in Gedanken immer noch ihrem verschwundenen Vater hinterher und will sich mit dem neuen Freund ihrer Mutter nicht abfinden. Nico lebt in einer großen Familie, die ihm allerdings keinen Halt gibt. Bennis Vater ist zwar Anwalt, wird aber alkoholisiert zu einer brutalen Bestie. Lena fühlt sich in ihrer Familie in die zweite Reihe gestellt und muss häufig auf ihren kranken kleinen Bruder aufpassen.

Die Freunde beginnen in ihrer Langeweile ein verrücktes Spiel: sie filmen Menschen und finden Gefallen an deren Emotionen und stellen die Filme ins Netz. Was als harmloser Spaß beginnt, wird bald immer perfider und gewaltreicher. Die Schwelle zu kriminellen Taten wird überschritten und ein Filmer findet sogar besonderen Gefallen daran. Die Aktion scheint nicht mehr zu stoppen, es wird immer grausamer.

Während ich das Buch gelesen habe, kamen viele Emotionen in mir hoch. Von anfänglichem Interesse für die mir unsympathischen, da ziellosen Jugendlichen, ging es über schockierende Gefühle, Verunsicherung hin zu totaler Abneigung und Antipathie für ihr kriminelles Agieren. Ich fragte, mich manchmal, was denn noch alles an Grausamkeiten kommt. Die Aneinanderreihung schien kein Ende zu nehmen. Mir fehlte ein wenig die tiefere Handlung, nicht nur blosses Abarbeiten von Bösartigkeiten und Gewalt.

Dem leichten Schreibstil kann man gut folgen, das Buch scheint meiner Meinung nach durch den lockeren Stil gut für Jugendliche geeignet. Sie werden sich mit den Protagonisten eher identifizieren können und sollten erkennen, was aus so einer leichtsinnigen Idee heraus entstehen kann und wie man Menschen damit nicht nur verletzt, sondern sie auch noch kriminell attackiert. Da Thema
Kamera-Voyeurismus ist ziemlich aktuell und stellt in der Welt der Handys ein großes Problem dar.


Mich hat dieses Buch ziemlich entsetzt und schockiert, die grausame Art der Jugendlichen wurde immer schlimmer und zog alle in einen Strudel aus Grausamkeit hinein. Zivilcourage gab es nur bei zwei Figuren, es hätte erkennbarer herausgearbeitet werden können. Das Ende ist etwas vorhersehbar.


Ein Buch mit schockierenden Handlungen, vielleicht mit der Zielgruppe auf Jugendliche ausgerichtet, obwohl es dafür auch sehr brutal und gnadenlos beschreibt.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Dieser amüsante Kurzkrimi ist ein Appetithäppchen mit schönem Schreibstil und macht Lust auf mehr von Dutzler!

Aus für Santa Claus. Eine Kriminalgeschichte
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Robert Scheubmayer ist Journalist eines Provinzblättchens und befindet sich leicht angeschickert durch ein paar Glühweine auf dem Adventsmarkt in Gmunden. Als dort die Leiche von Santa Claus gefunden wird, ...

Robert Scheubmayer ist Journalist eines Provinzblättchens und befindet sich leicht angeschickert durch ein paar Glühweine auf dem Adventsmarkt in Gmunden. Als dort die Leiche von Santa Claus gefunden wird, macht er gleich ein paar Fotos. Robert versucht nähere Informationen durch den anwesenden Inspektor Eisl zu bekommen, um die große Story zu landen. Er erfährt, dass der Tote mit einem langen Messer erstochen wurde.
Er entdeckt am Tatort seinen früheren ungeliebten Lehrer Federmann. Was hat der dort zu suchen? Und hat die Initiative Pro Christkind etwas gegen den Weihnachtsmann?
Roberts Interesse ist erwacht und er beginnt seine Nachforschungen.

Dieser Kurzkrimi umfasst nur eine kurze Geschichte von 176 Seiten und ist daher vom Verlag sicherlich nur als Appetithappen gedacht.

Der amüsante schöne Schreibstil gefällt mir gut und die adventliche Stimmung mit Kälte, Lichterglanz und Glühwein sind in dieser Geschichte schön eingefangen. Dazu kommt noch ein wenig Dialekt des oberösterreichischen Alpenvorlandes und ein paar regionale Delikatessen und man befindet sich direkt in Österreich.

In die Charaktere findet man sich schnell ein und man muss über ihre Eigenarten schon ein wenig schmunzeln. Besonders Protagonist Robert und wie er die Damenwelt sieht. Doch kaum hat man sich an die Figuren gewöhnt, ist das überraschende Ende der Geschichte auch schon erreicht. Das bekümmert ein wenig, weckt aber das Interesse für weitere Krimis aus der Feder des Autors.

Die Handlung hält einige Verdächtige bereit und man kann munter mitraten.

Für einen kostenlosen Download kann man die Kürze des Krimis entschuldigen. Ich habe den schönen Schreibstil und die humorvolle Krimigeschichte sehr genossen.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Ein Lesegenuss!

Der Pfau
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Schottland: Lord und Lady MacIntosh vermieten Cottages und Teile ihres Landsitzes, die zum Teil renoviert sind, aber auch noch den alten Charme vergangener Zeiten versprühen. Als eine Gruppe Investmentbanker ...

Schottland: Lord und Lady MacIntosh vermieten Cottages und Teile ihres Landsitzes, die zum Teil renoviert sind, aber auch noch den alten Charme vergangener Zeiten versprühen. Als eine Gruppe Investmentbanker dort ein Seminar für teambildende Massnahmen abhalten, spielt ein Pfau plötzlich verrückt. Er hält alles was Blau ist für potentielle Konkurrenten und wird aggressiv. Um Schäden bei seinen Gästen abzuwenden, schaft der Lord schliesslich rigoros Abhilfe und opfert den Pfau. Es kommt zu einigen Verwicklungen unter den Bewohnern, plötzlich hat jeder etwas zu verschweigen.


"Einer der Pfauen war verrückt geworden. Vielleicht sah er auch nur schlecht, jedenfalls hielt er mit einem Mal alles, was blau war und glänzte, für Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt." (Zitat S. 7)

Während eines Seminares zur Teambildung einer englischen Banker-Gruppe auf dem schottischen Land spielt ein Pfau verrückt und sorgt für Ärger. Die Teilnehmer des Seminares bekommen davon jedoch nichts mit und fühlen sich in der schottischen Einöde ein wenig ausgesetzt und versuchen, sich mit der durchdringenden Kälte, ihren zu bewältigendenTeamaufgaben und den Folgen ihrer spartanischen Unterkunft ihres gemeinsamen Aufenthaltes zu arrangieren.

Dieser Roman ist eine wunderbare britisch anmutende Komödie, die mit raffinierten Verwicklungen begeistert. Die Autorin erzählt pointenreich, heiter und mit einem sehr charmanten Schreibstil, den man einfach geniesst.
Im Mittelpunkt steht ein Pfau, der mit seinem Ableben eine spektakuläre Handlung in Gang setzt, die seinesgleichen sucht. Denn den genauen Tathergang seines Todes kennt nicht jeder der Anwesenden, aber die geheimen Schuldzuweisungen treffen fast jeden.
Im Sinne eines harmonischen Wochenendes und eines erfolgreichen Gruppenseminars versuchen die Teilnehmer auch, ihre jeweiligen Kenntnisse zu verschweigen und verstricken sich dabei in ein verworrenes Netz aus Verdächtigungen.

Die Charaktere sind absolut unterschiedlich angelegt und sehr liebevoll dargestellt, auch die Tierwelt zeigt sich in vielfältiger Pracht und Spezies. Eine große Faszination machen die Gespräche und der Umgang der Personen untereinander aus, aber auch die gelungene kulinarische Versorgung der Gruppe hat ein gewisses Flair, dem man sich nicht entziehen kann.

Das Ende ist eine große Überraschung und zeigt eine gewisse Ironie des Schicksals auf.


Dieses Debüt ist sehr gelungen! Die tollen Charakteren und die komödiantische Handlung sind über die Maßen unterhaltsam und bringen eine turbulente Handlung in Gang, die dem Leser Genuss bereitet. Dieser Roman lohnt sich zu lesen!

Veröffentlicht am 04.07.2018

Ein Briefwechsel, der zeigt wie liebenswürdig und großherzig Astrid Lindgren war!

Deine Briefe lege ich unter die Matratze
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Die zwölfjährige Schwedin Sara Ljungcrantz richtet 1971 einen Brief an die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren. Sara will Schauspielerin werden und erhofft sich dabei Unterstützung. Die Schriftstellerin, ...

Die zwölfjährige Schwedin Sara Ljungcrantz richtet 1971 einen Brief an die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren. Sara will Schauspielerin werden und erhofft sich dabei Unterstützung. Die Schriftstellerin, die es sonst bei einem kurzen Brief an ihre Fans belässt, antwortet - und schreibt Sara immer wieder. In 30 Jahren kommen über 80 Briefe zusammen.


"Life is not so rotten as it seems" - das Leben ist nicht so mies, wie es erscheint.

Astrid Lindgren ist für mich der Inbegriff einer Autorin. Ihre Figuren, allen voran Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga trugen mich durch meine Kindheit. Ihr verdanke ich meinen Leseeifer, Phantasie und viele Geschichten, an die ich mich auch heute noch gern erinnere. Welches Bild zeigt sich nun in den Briefen über die Person Astrid als Mensch?

Sara, 12 Jahre alt, schwänzt und ist unbeliebt in ihrer Schule. Sie möchte Schauspielerin werden. In ihrem Brief an Astrid Lindgren bittet sie sie um Hilfe für eine Hauptrolle und kritisiert gleichzeitig die schauspielerische Leistung von Annika und Thomas in der Pippi Verfilmung. Die Absage Lindgrens ist scheinbar überdeutlich ablehnend und Sara entschuldigt sich für ihr Anliegen. Diese erste Antwort Lindgrens ist nicht mehr existent, zu eindeutig war vielleicht die Kritik. Jedenfalls schweigt sich Schwardt über den Inhalt aus, angeblich aus Rücksicht auf die Autorin. Was sie aber nicht davon abhält, diese Briefe zu veröffentlichen, die auf Wunsch Astrid Lindgrens unter Geheimhaltung fielen. Waren es finanzielle Gründe oder der Reiz auch berühmt zu sein?

Doch etwas an ihrem Entschuldigungs-Brief rührt die Autorin und es entsteht ein tieferes Interesse für das sprachgewaltige, aber auch schwierige Kind. in den folgenden Jahren gibt es einen regen Briefwechsel, der zeigt wie Astrid Lindgren dem Mädchen Mut zuspricht und sie zu einem positiven Selbst aufbaut, sie immer wieder motiviert. Manchmal kommt mir das Ganze wie eine psychologische Hilfe vor, denn Astrid Lindgren hielt an diesem Briefwechsel trotz eigener Probleme oder Zeitmangel fest.
Ich glaube, Astrid Lindgren ist wohl wirklich so ein liebenswürdiger und herzlicher Mensch gewesen, wie es aus den Briefen zu ahnen ist.
Sie mischte sich immer wieder in aktuelle politische Debatten ein und kämpfte bis zu ihrem Tod 2002 für die Rechte von Kindern.

Doch nun zu Sara! Sie ist ein schwieriger Typ und wurde von Astrid Lindgren stets respektiert und wiederholt ermutigt, ihr Leben in den Griff zu bekommen und auf einen guten Ausgang zu hoffen. Ob es das Schwänzen war, die Raucherei oder ihr angeblich geringes Selbstbild, Astrid fand die richtigen Worte, um dem Kind Verständnis und Nähe zu spenden. Auch als Teenie zeigt Sara wie sie um Aufmerksamkeit buhlt. Sie bezeichnet sich als häßlich, um von ihrer Brieffreundin das Gegenteil zu hören/lesen. Sie bekam stets eine liebevolle Antwort, auch wenn Astrid selbst Sorgen hatte. Wie es Astrid ging, dafür hat sich Sara aber nie wirklich interessiert.
Denn als wirklich Trost nötig war, Lindgren hatte ihren Bruder und die Haushälterin verloren, kam von Sara kein Brief, keine Anteilnahme.

Diese Brieffreundschaft ist in meinen Augen eine sehr einseitige und zeugt von dem selbstlosen Einsatz einer wunderbaren Frau und einem großherzigen Menschen, Astrid Lindgren. Inwieweit die Briefe von Sara ehrlich waren, bleibt für mich fraglich. Mich hat die Bettelei nach Jobs und Geld unangenehm berührt und besonders die Veröffentlichung der Briefe unter Missachtung des Geheimhaltungswunsches erscheint mir suspekt.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Gefühlvoll und mitreißend geschriebener Roman über einen Neuanfang!

Auch morgen werden Rosen blühen
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Alma ist Mitte 50, hat einen sie erfüllenden Job, liebt Gartenarbeit und hat wunderbare Freunde. Als sie einen Herzstillstand erleidet, wird sie zwar gerettet, doch danach stellt sie ihr bisheriges Leben ...

Alma ist Mitte 50, hat einen sie erfüllenden Job, liebt Gartenarbeit und hat wunderbare Freunde. Als sie einen Herzstillstand erleidet, wird sie zwar gerettet, doch danach stellt sie ihr bisheriges Leben in Frage. Was ist aus ihren Träumen geworden, wo ist die Familie, die sie sich gewünscht hat und was braucht sie, um glücklich zu sein? Kann man verpasste Chancen auch nachholen? Sie sucht nach Antworten und findet... Neuen Lebensmut.

"Man sieht nur mit dem Herzen gut,
das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

(Antoine de Saint-Exupéry)

Diesen Roman habe ich sehr genossen. Es geht um die Aufarbeitung einer Nahtoderfahrung, die das Leben der Protagonistin Alma aus der Bahn wirft. Nicht nur ihr Herz kommt aus dem Gleichgewicht, auch sie selbst schwankt, fühlt sich kraftlos und leer und fragt sich, was ihr wichtig und ob sie auch glücklich ist. Auch ihre Kinderlosigkeit macht ihr zu schaffen. Sie hinterfragt ihr Leben, ihre Wünsche und Gefühle und wagt schliesslich einiges.

Es ist eine Geschichte, die tief in die Emotionenkiste hinein greift, ohne kitschig zu wirken. Denn die Gefühle, Ängste und Gedanken Almas sind authentisch dargestellt und zeigen, wie die Wege im Leben nicht immer geradlinig verlaufen, sondern auch mal Tiefen aufweisen, aus denen man gestärkt und glücklicher als bisher hervor gehen kann. Denn auch jenseits der 50 kann man noch eine neue Liebe finden. Man muss nur seinem Herzen vertrauen und etwas Mut haben.
Wie Alma von ihren Freunden Unterstützung und Hilfe bekommt, ist sehr mitfühlend beschrieben. Hier kommen einige empathische Figuren zu Wort und man fühlt sich in ihrer Gemeinschaft einfach wohl.
Die Charaktere sind detailreich gezeichnet und zeigen in ihrem Leben verschiedene Entwicklungen, die interessant zu beobachten sind. Die Figur der Katrin wird mir besonders in Erinnerung bleiben. Auch sie hat ihr altes Leben umgekrempelt und wagt Neues.

Clara Sternberg erschafft mit ihren Beschreibungen der bunten Blumenwelt, schönen Gärten und anderen Schauplätze Berlins eine tolle Atmosphäre und bringt Stimmung und Farbe in den Roman, in den man als Leser versinkt. Gern möchte man die Örtlichkeiten besuchen und die Situationen im Roman nachempfinden.

Einen Punkt muss ich noch erwähnen: die Erste Hilfe spielt im Roman eine entscheidende Schlüsselrolle, die man auch im richtigen Leben Wert schätzen sollte. Jeder, Helfer und Geretteter, weiß das zu bestätigen. Daher sehe ich im Buch die unterschwellige Mahnung an alle, die Ersthelferausbildung ernst zu nehmen und gegebenenfalls aufzufrischen.

"Auch morgen werden Rosen blühen" ist eine stimmungsvolle Liebesgeschichte, die flüssig und mitreißend zu lesen ist. Neue Chancen gibt es für jede Alterklasse, man muss nur offen dafür sein!