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Veröffentlicht am 19.12.2023

Ein zauberhafter Weihnachtsroman

Ein Junge namens Weihnacht
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Inhalt: Der 11-jährige Nikolas lebt mit seinem Vater Joel, einem Holzfäller, allein in Finnland. Das Holzfällen wirft allerdings kaum Geld ab, sodass Nikolas und sein Vater jeden Rubel mehrfach umdrehen ...

Inhalt: Der 11-jährige Nikolas lebt mit seinem Vater Joel, einem Holzfäller, allein in Finnland. Das Holzfällen wirft allerdings kaum Geld ab, sodass Nikolas und sein Vater jeden Rubel mehrfach umdrehen müssen; für teure Geschenke zu Weihnachten bleibt dementsprechend nichts übrig. Doch als ein Fremder das Haus der beiden besucht, scheint sich das Blatt zu wenden: Der Fremde benötigt Joels Fähigkeiten – für einen sehr gut bezahlten, aber streng geheimen Auftrag. Zur Erfüllung des Auftrags muss Joel allerdings Nikolas zurücklassen, um den sich nun die Tante kümmern soll. Diese ist aber ganz und gar nicht nett, verweigert Nikolas Essen und drängt ihn aus dem Haus. Kurzerhand fällt Nikolas einen Entschluss: Er begibt sich auf die Suche nach seinem Vater, der irgendwo, tief in den eisigen Weiten Finnlands, sein muss…

Persönliche Meinung: „Ein Junge namens Weihnacht“ ist ein phantastisches Kinderbuch von Matt Haig. Es handelt sich um den ersten Band einer dreibändigen Buchreihe, die sich mit dem Leben des Weihnachtsmannes beschäftigt (die einzelnen Bände lassen sich aber weitgehend unabhängig voneinander lesen). In „Ein Junge namens Weihnacht“ wird von einem auktorialen Erzähler erzählt, wie aus dem Jungen Nikolas der Weihnachtsmann wurde. Diese Geschichte ist einerseits voller zauberhafter Momente, andererseits aber auch nicht frei von Konflikten und Tragik: So trifft Nikolas auf seinem Weg neue Freunde, muss aber auch Verluste akzeptieren (dementsprechend gilt: Obwohl man natürlich durch Cover und Namen des Protagonisten weiß, worauf die Handlung hinausläuft, ist sie spannend, überraschend und nicht in ihrer Gänze vorhersehbar). Die Figur Nikolas ist insgesamt sehr schön ausgestaltet: Zwar weiß er nicht immer, was "richtig" ist, macht auch mal Fehler, doch trägt er insgesamt sein Herz auf dem rechten Fleck. Der Schreibstil von „Ein Junge namens Weihnacht“ ist anschaulich, flüssig zu lesen und zielgruppengerecht. Sehr schön hat mir dabei auch gefallen, dass der auktoriale Erzähler öfter die vierte Wand durchbricht und direkt mit den Lesenden spricht. Abgerundet wird der Roman durch eine Vielzahl lebendiger sowie detaillierter Illustrationen von Chris Mould, die den Text stimmig ergänzen. Insgesamt ist „Ein Junge namens Weihnacht“ ein zauberhafter Roman über Weihnachten, an dem nicht nur jüngere Lesende ihre Freude haben werden.

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Veröffentlicht am 16.12.2023

Eine bittersüße Weihnachtsgeschichte

Kein guter Mann
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Inhalt: Walter, von Beruf Postbote, ist ein Mann der Prinzipien. Dementsprechend konsequent reagiert er, als ihn auf seiner Postrunde ein ungestümer Autofahrer mit dem Inhalt einer Pfütze überschwemmt. ...

Inhalt: Walter, von Beruf Postbote, ist ein Mann der Prinzipien. Dementsprechend konsequent reagiert er, als ihn auf seiner Postrunde ein ungestümer Autofahrer mit dem Inhalt einer Pfütze überschwemmt. Allerdings: Mit seiner Aktion macht Walter sich nicht überall Freunde; seine Vorgesetzten befürchten einen Imageschaden für die Post – und wollen den kurz vor der Rente stehenden und damit (nahezu) unkündbaren Walter aufs Abstellgleis befördern. Ehe Walter es sich versieht, findet er sich in der Engelskirchener Christkindpostfiliale wieder, wo er sich mit Wunschzetteln herumschlagen muss, die wenig mit dem Geist der Weihnacht zu tun haben. Doch dann fällt ihm der Brief des zehnjährigen Ben in die Hände, der scheinbar dringend Hilfe benötigt. Walter antwortet ihm – wodurch eine ungewöhnliche Brieffreundschaft entsteht…

Persönliche Meinung: „Kein guter Mann“ ist ein Roman von Andreas Izquierdo. Erzählt wird die Handlung des Romans von einem allwissenden Erzähler, der häufig in die Perspektive von Walter schlüpft. Eine große Stärke von „Kein guter Mann“ ist die Zeichnung des Protagonisten, der insgesamt sowohl lebendig als auch vielschichtig dargestellt wird. Walter hatte es in seinem Leben nicht immer einfach: Von seiner Frau lebt er getrennt, mit seinen Kindern hat er nur sporadisch Kontakt. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein Stinkstiefel, allerdings zeigt sich im Laufe der Handlung, dass er sein Herz auf dem rechten Fleck trägt. Die Handlung des Romans setzt sich aus zwei Erzählsträngen zusammen: Der erste Erzählstrang, der in der Gegenwart spielt, dreht sich um Walters Beziehung zu seinen Kindern, dem Briefwechsel zwischen Ben und Walter und den Hilfsaktionen, die Walter durchführt, um Ben zu unterstützen. Dieser Gegenwartsstrang wird mehrfach durch Rückblicke in die Vergangenheit Walters unterbrochen, in denen sich schrittweise offenbart, wie Walter zu der Person wurde, die er heute ist (Spannung, Tempo und Dramatik dieser Rückblicke sind wirklich perfekt!). Ohne zu viel verraten zu wollen: Walters Geschichte ist nicht zwangsläufig fröhlich, sondern oftmals bittersüß bis tragisch. Ebenfalls sehr gut gelungen ist die authentische Schilderung der Handlungsorte des Romans (Engelskirchen, die Christkindpostfiliale und Ründeroth im Bergischen Land). Wie der Handlungsort „Christkindpostfiliale“ schon nahelegt, spielt der Roman in der Weihnachtszeit, sodass sich die Lektüre besonders (aber nicht nur) im Advent lohnt. Der Schreibstil von Andreas Izquierdo ist anschaulich, ungemein eingängig und immer mit einer Prise Humor gewürzt. Insgesamt ist „Kein guter Mann“ eine bittersüße Weihnachtsgeschichte, die mit einem vielschichtigen Protagonisten auftrumpft.

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Veröffentlicht am 16.12.2023

Ein realistischer Roman, der in der Ausführung auf mich etwas statisch wirkte

Das dritte Herz des Oktopus
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Inhalt: 2032. Die Klimakatastrophe hat sich verschärft, doch noch immer sträuben sich zu viele Menschen dagegen, den Klimawandel anzuerkennen. Um ein Zeichen zu setzen, verübt die radikale Abspaltung einer ...

Inhalt: 2032. Die Klimakatastrophe hat sich verschärft, doch noch immer sträuben sich zu viele Menschen dagegen, den Klimawandel anzuerkennen. Um ein Zeichen zu setzen, verübt die radikale Abspaltung einer friedlichen Klimaorganisation einen Anschlag auf das Opernhaus in Sydney – mit dem Ziel, John Garreth Martindale, den Verteidigungsminister der Klima-Allianz, zu entführen. Zeitgleich setzt sich im Marianengraben ein Riesenkranken in Bewegung, reist gen Ostsee – und stürzt die Welt damit in Chaos…

Persönliche Meinung: „Das dritte Herz des Oktopus“ ist ein Klima-/Agententhriller von Dirk Rossmann und Ralf Hoppe. Es handelt sich um den dritten Band der „Oktopus“-Reihe. Da die Handlung aber weitgehend in sich abgeschlossen ist, lässt sich der vorliegende Band auch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen (in Bezug auf die Figurenbeziehungen ist es aber sinnig, die Reihe chronologisch zu lesen). Erzählt wird die Handlung von einem allwissenden Erzähler, der in die Perspektive einer Vielzahl von Figuren schlüpft. Perspektivische Ankerpunkte bilden hierbei Thomas Pierpaoli und Ariadna Bayonne, die beide bereits im vorherigen Band aufgetreten sind. „Das dritte Herz des Oktopus“ hat mich insgesamt zwiegespalten zurückgelassen. Einerseits werden auf eine interessante und informative Art und Weise einzelne Aspekte des Klimawandels thematisiert und diskutiert (z. B. Folgen des Klimawandels, Geo-Engineering, politische Diskurse etc.). Innerhalb der Handlung finden sich zudem – durch die Agententhriller-Struktur des Romans – einige subtile Spannungselemente. Auch besitzt die Handlung die ein oder andere schöne Wendung und endet stimmig. Daneben empfand ich den Roman allerdings als recht statisch: Die Figuren bleiben schablonenhaft, wirken eher wie Handlungsträger; die Handlung selbst besitzt – gerade im Mittelteil – einige Längen; der Schreibstil ist – obwohl er sich flüssig lesen lässt – eher gleichförmig (es werden häufig Hauptsätze genutzt, die mit einem Subjekt beginnen, sodass der Schreibstil auf mich eintönig wirkte). Insgesamt ist „Das dritte Herz des Oktopus“ trotzdem kein „schlechter“ Roman. Man sollte sich allerdings vor der Lektüre seiner Lese-Erwartungen bewusst sein: Wer einen informativen, realistischen Roman mit leichten Spannungselementen sucht, ist hier richtig aufgehoben; wer einen literarischen Schmöker sucht eher weniger.

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Veröffentlicht am 16.12.2023

Ein gewohnt bild- und wortgewaltiger Roman, bei dem man in der ersten Hälfte aber Durchhaltevermögen braucht

Die Insel der Tausend Leuchttürme
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Inhalt: Der große zamonische Dichter Hildegunst von Mythenmetz befindet sich auf Kur: Auf Eydernorn, der Insel der 1000 Leichttürme, will er seine Bücherstauballergie kurieren. Daneben möchte er auch die ...

Inhalt: Der große zamonische Dichter Hildegunst von Mythenmetz befindet sich auf Kur: Auf Eydernorn, der Insel der 1000 Leichttürme, will er seine Bücherstauballergie kurieren. Daneben möchte er auch die Eigenheiten, Sehenswürdigkeiten und Leuchttürme der Insel erkunden. Denn: Sein Dichtpate Danzelot von Silbendrechsler schwärmte ihm zeitlebens von den Besonderheiten Eydernorns vor. So besucht Hildegunst das lokale Museum, begutachtet Flora und Fauna und diniert in den Restaurants der Insel – bis er den Hinweis erhält, sich mit den Wärtern der Leuchttürme bekannt zu machen: Diese sollen angeblich eines der wohlbehütetsten Geheimnisse der Insel verbergen…

Persönliche Meinung: „Die Insel der Tausend Leuchttürme“ ist ein phantastischer Roman von Walter Moers, der im Zamonien-Universum angesiedelt ist. Die Handlung des Romans ist in sich abgeschlossen, sodass sich er sich auch ohne Kenntnis der anderen Romane der Reihe lesen lässt (Zwar tritt Hildegunst von Mythenmetz, der bereits in anderen Zamonien-Romanen im Mittelpunkt stand, auch in „Die Insel der Tausend Leuchttürme“ als Protagonist auf, doch alle nötigen Hintergrundinformationen zu ihm werden – spoilerfrei – angeführt). Verfasst ist „Die Insel der Tausend Leuchttürme“ in Form eines Briefromans: In 19 Briefen berichtet Hildegunst, als Ich-Erzähler auftretend, seinem Freund Hachmed Ben Kibizer (Zamonien-Fans wissen Bescheid) von seinen Erlebnissen auf Eydernorn (Kibizers Antworten sind nicht „überliefert“, sodass der Briefdialog monologisch verläuft). Und Hildegunst hat wahrlich viel zu erzählen: Detailliert, stellenweise ins Ausufernde gehend werden in der ersten Hälfte des Romans (was immerhin 300 Seiten sind) u. a. ein Museumsbesuch, das Inselmaskottchen Strandlöper und die in Eydernorn mit Herzblut praktizierte Sportart „Kraakenfiecken“ beschrieben. Diesen Beschreibungen ist nicht immer leicht zu folgen: Zwar sprühen die einzelnen Beschreibungen vor Ideenreichtum und werden gewohnt bildreich, wortgewaltig und sprachspielerisch erzählt – doch: Handlungs- sowie spannungstechnisch passiert wenig, wodurch die ersten 300 Seiten recht zäh werden (besonders, da man sich permanent fragt, wohin die „Reise“ denn überhaupt geht). Das ist aber auch Kritik auf sehr hohem Niveau, betrachtet aus der Warte der Moers-Meisterwerke „Rumo“, „Die Stadt der Träumenden Bücher“ und „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“. Hat man die ersten 300 Seiten aber überstanden, steigert sich die Handlung des Romans in der zweiten Hälfte enorm: Die Spannung nimmt zu, es werden (kleinere und größere) Rätsel aufgeworfen und letztlich kommt alles zu einem stimmigen Ende (dass auch dieser zweite Teil wieder bild- und sprachgewaltig geschrieben ist, versteht sich bei Walter Moers von selbst). Abgerundet wird der Roman mit einer Vielzahl detaillierter Illustrationen, die die Handlung – zusätzlich zur sprachlichen Ausgestaltung – verbildlichen. Insgesamt ist „Die Insel der Tausend Leuchttürme“ ein wortgewaltiger Roman mit vielen originellen, phantastischen Ideen und – im zweiten Teil – einer spannenden Handlung.

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Veröffentlicht am 03.12.2023

Ein spannender, geschickt erzählter Krimi

Tief im Schatten
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Inhalt: Im schwedischen Urlaubsort Åre wird die brutal zugerichtete Leiche eines Mannes gefunden. Das Opfer: der ehemalige Skifahrer Johan Andersson, der – so sein näheres Umfeld – allseits beliebt war ...

Inhalt: Im schwedischen Urlaubsort Åre wird die brutal zugerichtete Leiche eines Mannes gefunden. Das Opfer: der ehemalige Skifahrer Johan Andersson, der – so sein näheres Umfeld – allseits beliebt war und zeitlebens mit niemandem aneckte. Doch der Mord an Johan Andersson ist nicht der einzige Fall, mit dem sich die Ermittlerin Hanna Ahlander konfrontiert sieht. Eine Frau ist plötzlich verschwunden – hochschwanger und auf wichtige Medikamente angewiesen…

Persönliche Meinung: „Tief im Schatten“ ist ein Kriminalroman der schwedischen Autorin Viveca Sten. Es handelt sich um den zweiten Band der Hanna Ahlander-Reihe, deren erster Band („Kalt und still“) im letzten Jahr auf Deutsch erschien. Da die Handlung von „Tief im Schatten“ sowie die behandelten Fälle in sich abgeschlossen sind, lässt sich der Kriminalroman auch ohne Kenntnis des ersten Bandes lesen. Für ein tieferes Verständnis der Figurenbeziehungen ist ein chronologisches Lesen natürlich sinnvoll, allerdings erhält man in „Tief im Schatten“ alle nötigen Informationen zu den Figuren, ohne dass „Kalt und still“ gespoilert wird. „Tief im Schatten“ eignet sich demnach auch für den Quereinstieg in die Reihe. Erzählt wird die Handlung in mehreren, eher kurzen Kapiteln aus unterschiedlichen personalen Perspektiven (neben derjenigen der Ermittlerfigur Hanna schlüpft man u. a. in die PoVs einiger Personen aus dem Umfeld Johan Anderssons) – das Erzähltempo ist dementsprechend hoch. Zur Handlung des Krimis möchte ich gar nicht zu viel vorwegnehmen. Nur: Sie ist fesselnd, besitzt eine schöne Spannungskurve und ist mit einigen falschen Fährten gespickt. Das Ende trumpft außerdem mit einem stimmigen Twist auf. Sehr gut hat mir auch die geschickte Verknüpfung der unterschiedlichen Erzählebenen gefallen, die sich in „Tief im Schatten“ findet (wie genau diese Ebenen verbunden werden und um welche es sich überhaupt handelt, kann ich hier nicht weiter ausführen – die Spoilergefahr ist zu groß). Wie schon der erste Band der Reihe ist auch „Tief im Schatten“ anschaulich geschrieben, sodass während der Lektüre ein detailliertes Kopfkino entsteht. Zudem lässt sich der Krimi flüssig und angenehm lesen. Insgesamt ist „Tief im Schatten“ ein spannender, fesselnd geschriebener Kriminalroman, der erzählerisch geschickt austariert ist.

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