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Veröffentlicht am 14.08.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Talus - Die Runen der Macht
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Vorab: „Talus – Die Runen der Macht“ ist der dritte Band der „Talus“-Reihe. In der Rezension finden sich daher leichte Spoiler zu den ersten beiden Bänden der Reihe.

Inhalt: Nach dem Fall des Würfels ...

Vorab: „Talus – Die Runen der Macht“ ist der dritte Band der „Talus“-Reihe. In der Rezension finden sich daher leichte Spoiler zu den ersten beiden Bänden der Reihe.

Inhalt: Nach dem Fall des Würfels Talus hat sich die magische Welt unterhalb Edinburghs verändert: Während die Tarotleger an Macht gewannen, versiegten die Kräfte der Elementarhexen. In dieser neuen Ordnung versucht der Tarotleger Maxwell die Rätsel seiner Vergangenheit zu entschlüsseln. Die Runenhexe Jessica hingegen begibt sich auf die Suche nach Talus, um mithilfe des Würfels ihren Herzenswunsch zu erfüllen. Währenddessen sucht ihre Freundin Emily, eine Kräuterhexe, nach einem Heilmittel für ihre Schwester, die unter einer rätselhaften Krankheit leidet…

Persönliche Meinung: „Talus – Die Runen der Macht“ ist ein Fantasyroman von Liza Grimm. Da die Handlung von „Die Runen der Macht“ die Handlungsfäden des zweiten Bandes („Talus – Die Magie des Würfels“) aufgreift, ist es sinnvoll, die Reihe chronologisch zu lesen. Erzählt wird „Die Runen der Macht“ wechselweise aus den personalen Perspektiven von Maxwell, Jessica und Emily. Während Jessica und Emily bereits Auftritte in den vorherigen beiden „Talus“-Bänden hatten, ist Maxwell eine neue Figur im „Talus“-Universum. Anders als die ersten beiden „Talus“-Bände, die meist in Edinburgh gespielt haben, sind die Handlungsorte von „Die Runen der Macht“ die magischen Höhlen unter Edinburgh. Das Worldbuilding ist dabei wirklich toll: Jede Höhle ist individuell gezeichnet und besitzt unterschiedliche Regeln, nach denen das Leben in der jeweiligen Höhle funktioniert. Sehr schön sind auch die verschiedenen Querverweise zu den ersten beiden „Talus“-Bänden. So werden im dritten Band einerseits die Charakterentwicklungen/Geschichten von Jessica und Emily zu einem schönen Ende geführt, andererseits trifft man einige alte Bekannte aus den ersten beiden Bänden wieder. Diese treten – was besonders spannend ist – teilweise in Rollen auf, die man nach dem Ende des zweiten Bandes nicht unbedingt vermutet hätte. Die Handlung von „Die Runen der Macht“ entfaltet sich zunächst behutsam, steigert aber kontinuierlich die Spannung, da man nie so genau weiß, auf welcher Seite die auftretenden Gruppierungen stehen. Zudem finden sich einige überraschende Wendungen. Das Ende der Handlung ist insgesamt stimmig, allerdings wurde es für mich etwas zu rasch erzählt (dieses Gefühl hatte ich besonders beim Showdown). Der Schreibstil von Liza Grimm ist anschaulich, bildhaft und lässt sich sehr flüssig lesen. Insgesamt ist „Talus – Die Runen der Macht“ ein schön geschriebener Fantasyroman, der die im zweiten Band noch eher offen gelassenen Handlungsfäden stimmig aufgreift und zu einem gelungenen Ende führt.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Eine Sammlung atmosphärischer Grusel- und Horrorgeschichten

Die Empfänger
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„Die Empfänger“ ist eine Kurzgeschichtensammlung von Michael Leuchtenberger, die elf Geschichten versammelt. Die Kurzgeschichten lassen sich schwerpunktmäßig im Bereich des Horrors/Grusels ansiedeln, wobei ...

„Die Empfänger“ ist eine Kurzgeschichtensammlung von Michael Leuchtenberger, die elf Geschichten versammelt. Die Kurzgeschichten lassen sich schwerpunktmäßig im Bereich des Horrors/Grusels ansiedeln, wobei in jeder Geschichte unterschiedliche Gattungselemente genutzt werden. So finden sich eher klassische Gruselgeschichte („Am Ypsilon links“, „Der Denunziant“, „Exponat 55a“, „Die Klagesteine“) neben („Survival“)-Horrorgeschichten („Wo ist Lex?“, „Wildwasser“, „Unausweichlich“). Zusätzlich finden sich vier Geschichten, die sich dem Gruselspektrum im weiteren Sinne zuordnen lassen, allerdings nicht völlig in diesem aufgehen. So handeln bspw. „Cosima“ und „Die Kapsel“ von alltäglichen Situationen: Während in „Cosima“ das Schauder- und Rätselhafte eines unverhofften Aktenfundes thematisiert wird, behandelt „Die Kapsel“ auf eindringliche Weise introspektiv eine Autofahrt. „Die Stunde ist um“ hingegen besitzt einen experimentellen Charakter und beschreibt episodenartig eine Szene, die sich an einem bestimmten Platz zuträgt. „Kohlmanns Spielwaren“, in der ein magisches Artefakt im Mittelpunkt steht, zeichnet sich durch schöne Stephen King-Vibes und eine Spur Coming of Age aus. Jeder Geschichte sind interessante Insights nachgestellt, in denen Michael Leuchtenberger Einblicke in den Entstehungsprozess der jeweiligen Geschichte gibt. Die Handlungsorte der Kurzgeschichten sind sehr abwechslungsreich: So besucht man – um nur einzelne Handlungsorte zu nennen – u. a. ein Museum, einen Jahrmarkt sowie einen Escape Room (im weiteren Sinne); zugleich finden sich aber auch eher alltägliche Handlungsorte wie das Büro oder das Auto. Zeitlich spielen die Geschichte meist in der Gegenwart bzw. jüngsten Vergangenheit. Ausnahmen bilden hier „Die Stunde ist um“, deren Handlung zeitlich nicht genau festgelegt ist, und „Die Klagesteine“, welche Anfang des 19. Jahrhunderts spielt. Eine große Stärke der Geschichten ist ihre jeweilige atmosphärische Dichte: In jeder Geschichte wird erzähltempomäßig perfekt ein subtiler Grusel aufgebaut, der – mal eher in Richtung Mystery, mal in Richtung Horror tendierend – nahezu ohne Blutvergießen daherkommt. Der Schreibstil von Michael Leuchtenberger ist angenehm, anschaulich und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt versammelt „Die Empfänger“ elf atmosphärisch dichte, abwechslungsreiche Grusel-/Horrorgeschichte, die erzählerisch perfekt austariert sind und daher auch nach der Lektüre noch längere Zeit nachhallen.

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Veröffentlicht am 09.08.2023

Ein Spannungsroman, der mich nicht völlig überzeugen konnte

Zwei Fremde
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Inhalt: Nur noch eine Nachtschicht muss Remie Yorke im Mackinnon, einem abgelegenen Hotel in den Highlands, überstehen – dann wird sie sich endlich einen langersehnten Traum erfüllen. Die Nachtschicht ...

Inhalt: Nur noch eine Nachtschicht muss Remie Yorke im Mackinnon, einem abgelegenen Hotel in den Highlands, überstehen – dann wird sie sich endlich einen langersehnten Traum erfüllen. Die Nachtschicht scheint denkbar einfach: Es ist die letzte der Saison, ehe das Hotel über den Winter geschlossen wird; nur noch zwei Gäste befinden sich im Mackinnon. Doch dann ereignet sich im nahegelegenen Hochsicherheitsgefängnis ein Häftlingsausbruch – und plötzlich steht ein Mann vor dem Mackinnon, der um Einlass bittet. Er behauptet, ein Polizist namens Officer Gaines zu sein, und gibt an, die Fahndung nach dem Geflohenen organisieren zu müssen. Kurze Zeit später taucht ein weiterer Mann beim Mackinnon auf, der ebenfalls angibt, er heiße Gaines und müsse den Häftling ausfindig machen. Wem kann Remie trauen? Wer ist Polizist, wer Häftling?

Persönliche Meinung: „Zwei Fremde“ ist ein Spannungsroman von Martin Griffin. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Remie Yorke. Der Roman gleicht einem Kammerspiel: Es gibt nur eine Handvoll handelnder Figuren; der Handlungsort ist über weite Strecken auf das Mackinnon konzentriert. Handlungsleitendes Prinzip ist die Frage, wer der echte Gaines ist. Hierbei hatte ich ein (mehr oder weniger) undurchschaubares Vexierspiel erwartet, in dem Remie – durch Sammlung von Informationen/Erkenntnissen und permanent ihr Urteil revidierend – herauszufinden versucht, welcher der beiden Männer die Bedrohung ist. Leider war dies nicht der Fall. Man erhält während der Handlung kaum neue Informationen zu den beiden Männern, sodass die Wahrscheinlichkeit, dass der erste Mann der Häftling ist, genauso hoch ist wie diejenige, dass der zweite Mann der Häftling ist. Konstant stehen die Wahrscheinlichkeiten 50:50, sodass letztlich die Spannung, die gerade zu Beginn der Handlung entsteht, mit der Zeit für mich verloren ging (ein Stück weit wurde die Spannung allerdings durch die versteckten Geheimnisse gerettet, die alle Figuren mit sich trugen). Auch die Auflösung, wer denn nun der Häftling ist, war nicht so mitreißend war, wie sie hätte sein können. Die Handlung mit ihren Rückblicken in die Vergangenheit von Remie ist insgesamt stimmig, allerdings verlief für mich das Ende, in dem Remie ihren großen Traum erfüllt, etwas zu rasch und konfliktfrei. Der Schreibstil von Martin Griffin ist anschaulich und lässt sich flüssig lesen, sodass man durch die eher kurzen Kapitel des Romans fliegt. Insgesamt ist „Zwei Fremde“ ein anschaulich geschriebener Spannungsroman, der eine vielversprechende, spannungsgeladene Ausgangslage besitzt, deren Fortführung mich allerdings nicht vollkommen überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 05.08.2023

Ein spannender und atmosphärischer Thriller

Waldesgrab
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Inhalt: Leon Bosch ist der Chefkoch im rustikalen „Quellbach“, einem Gasthaus inmitten des Harzes, das seine besten Zeiten schon hinter sich hat. Obwohl Leon für das „Quellbach“ überqualifiziert ist, hat ...

Inhalt: Leon Bosch ist der Chefkoch im rustikalen „Quellbach“, einem Gasthaus inmitten des Harzes, das seine besten Zeiten schon hinter sich hat. Obwohl Leon für das „Quellbach“ überqualifiziert ist, hat er sich mittlerweile mit seiner Arbeit dort arrangiert – zumal die letzten Jahre für ihn privat nicht gerade einfach waren. Doch plötzlich scheint ihn seine Vergangenheit einzuholen: Nahe des „Quellbachs“ wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die grausig präpariert worden ist – und diese Leiche wird nicht die letzte sein…

Persönliche Meinung: „Waldesgrab“ ist ein Thriller von Lene Schwarz. Zwar befindet sich auf dem Cover die Gattungsbezeichnung „Kriminalroman“, doch finden sich in „Waldesgrab“ mehr Thriller- als Krimielemente (was ich aber gar nicht negativ meine: „Waldesgrab“ ist ein richtig guter Thriller). So wird die Handlung nicht aus der Perspektive eines (polizeilichen oder privaten) Ermittlers erzählt, sondern aus der personalen Perspektive Leons, der durch seine Vergangenheit direkt in die Mordfälle involviert ist. Auch stehen weniger die Ermittlungen Leons im Fokus der Erzählung als vielmehr die Bedrohung, die die Mordfälle für Leon besitzen (diese Bedrohung wird sehr intensiv geschildert). Zudem handelt es sich bei den Mordfällen nicht um konventionelle, „krimiartige“ Morde, sondern um spezielle, wie man sie eher in Thrillern liest: Die Leichen werden so präpariert und drapiert, dass sie mit ihrem Fundort – den Wäldern des Harzes – auf den ersten Blick verschmelzen (wie genau die Präparierung vonstattengeht, möchte ich hier nicht spoilern). Die Handlung von „Waldesgrab“ ist durchweg spannend: Viele der Figuren besitzen Geheimnisse, mehrfach kommt es zu rätselhaften Szenen, die man (zunächst) nicht einordnen kann, und häufig begibt man sich während des Lesens auf eine der gut durchdachten falschen Fährten. Dementsprechend überraschend ist auch die Auflösung des Falls. Neben der hohen Spannungskurve ist auch die Atmosphäre, die der Handlung innewohnt, eine große Stärke des Thrillers: Der konkrete Handlungsort des Thrillers ist zwar fiktiv, nicht aber die Umgebung, in der dieser eingebettet ist. Der Harz mit seinen Wäldern und Höhlen wird unheimlich dicht beschrieben – mal erscheint er bedrohlich und beklemmend, mal verwunschen und geheimnisvoll. Der Schreibstil von Lene Schwarz ist – besonders in Bezug auf den Harz – bildreich und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt ist „Waldesgrab“ ein spannender wie atmosphärischer Thriller, der eindringlich geschrieben ist.

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Veröffentlicht am 02.08.2023

Eine abwechslungsreiche Holmes-Anthologie

Elementar, mein lieber Watson!
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„Elementar, mein lieber Watson“ ist eine Anthologie, in der sechs Kurzgeschichten versammelt sind, deren Protagonisten Sherlock Holmes und Dr. John H. Watson, das vermutlich bekannteste Ermittlerduo der ...

„Elementar, mein lieber Watson“ ist eine Anthologie, in der sechs Kurzgeschichten versammelt sind, deren Protagonisten Sherlock Holmes und Dr. John H. Watson, das vermutlich bekannteste Ermittlerduo der Kriminalromangeschichte, sind. Es handelt sich nicht um von Arthur Conan Doyle verfasste Geschichten, sondern um „neue“ Fälle, die aus der Feder gegenwärtiger Autor*innen stammen.

Den Beginn der Anthologie macht die Kurzgeschichte „Die drei Königinnen“ von Anthony Horowitz. Horowitz schrieb bereits zwei Sherlock Holmes-Romane, „Das Geheimnis des weißen Bandes“ sowie „Moriarty“ (beide übrigens sehr lesenswert!), die beide offiziell von der Conan Doyle Estate lizensiert worden sind. Diese Lizensierung spiegelt sich auch in „Die drei Königinnen“ wider: Horowitz schafft es perfekt, den Geist von Arthur Conan Doyle aufzugreifen – inhaltlich wie sprachlich. So ist „Die drei Königinnen“ ein schöner Kurzkrimi, der archaisierend (und dadurch authentisch) erzählt wird und mit Holmes-typischen Deduktionen sowie einer überraschenden Wendung auftrumpft.

Die zweite Kurzgeschichte, „Der Fall des Doktors“ von Stephen King, wird ebenfalls durchströmt von Arthur Conan Doyles Geist. Auch hier finden sich sprachliche sowie inhaltliche Anlehnungen an das Original. Interessant an dem Fall ist vor allem zweierlei: Einerseits wird er nicht von Holmes, sondern von Watson gelöst, andererseits ist – spoilerfrei formuliert – die „technische“ Seite des Falls spannend. „Der Fall des Doktors“ wird allerdings recht langsam erzählt: Er besitzt eine vergleichsweise lange Vorlaufphase, wodurch Spannung verloren geht. Die eigentliche Lösung des Falls erfolgt im Kontrast dazu aber recht schnell, sodass die Struktur des Handlungsgerüsts auf mich inkongruent wirkte. Daher hat mir Kings Erzählung – auch wenn sie sonst nah an die Originale heranreicht – nicht so gut gefallen, wie diejenige von Horowitz.

An der dritten Erzählung, „Verkleidung schadet nicht“ von Alan Bradley, hat mir besonders die Erzählperspektive gefallen: Nicht Watson ist der Ich-Erzähler, sondern eine andere Person, deren wahre Identität (zunächst) versteckt wird. Dieser Ich-Erzähler sieht sich mit einer Situation konfrontiert, die er nicht greifen kann, weshalb er – und qua Perspektivierung die Lesenden mit ihm – in Deduktionen verfällt. Mehr möchte ich zu dieser Geschichte auch gar nicht sagen, da ein näheres Eingehen schon zu viel spoilern würde.

Die vierte Geschichte ist „Die Mitternachtsglocke“ von Anne Perrey. Der Fall, der hier thematisiert wird, ist eher einfach strukturiert; seine Auflösung daher tendenziell vorhersehbarer als bei den vorangegangenen Fällen. Die Erzählung besticht daher nicht so sehr durch ihre Komplexität. Sehr schön ist allerdings die Atmosphäre, die in „Die Mitternachtsglocke“ erzeugt wird: Die Geschichte spielt an Weihnachten auf einem abgeschiedenen, aber festlich geschmückten Landsitz, der heimelig gezeichnet wird.

Die fünfte Geschichte, „Das Geheimnis von Compton Lodge“ von Peter Jackob, ist der umfangreichste der in der Anthologie versammelten Fälle (er besitzt die Länge eines Kurzromans). Inhaltliche Ausgangslage des Kurzromans ist eine Erkrankung Watsons: Im Fieberwahn redete Watson von der mysteriösen Compton Lodge, an die er sich aber – nachdem er sich auskuriert hatte – bei klarem Verstand nicht erinnern kann. Holmes hat sich nun zum Ziel gesetzt, dieses Rätsel der Compton Lodge zu klären. So spannend ich diese Ausgangslage fand, so mäßig war für mich die Umsetzung des Falls: Einzelne Bestandteile der Handlung wurden eher unmotiviert aneinandergereiht und konnten dadurch ihre eigentlich intendierte Wirkung nicht völlig entfalten. Insgesamt blieb die Handlung für mich dadurch permanent ein Stück weit verwirrend. Auch waren Watson und Holmes mir persönlich etwas zu schnippisch und insgesamt in ihrem Verhalten zu „modern“, sodass ich in ihnen nicht den Holmes und den Watson von Arthur Conan Doyle wiedererkennen konnte.

Den Abschluss des Bandes bildet „Sherlock Holmes und der Arpaganthropos“ von Klaus-Peter Walter. In Bezug auf den Handlungsort findet hier ein Wechsel statt: Die Geschichte spielt nicht in England, sondern auf der griechischen Insel Kerkyra. In dieser Geschichte spielt zudem die griechische Mythologie eine große Rolle, wodurch innerhalb der Handlung deutliche Elemente des Phantastischen zu finden sind. Diese phantastischen Aspekte habe mich etwas befremdet: Sherlock Holmes ist für mich durch seine Logik eng mit einer Erzählwelt verknüpft, die (mehr oder weniger) nach den Regeln unserer Realität funktioniert; Phantastik und Sherlock Holmes sind für mich daher Gegensätze (aber das ist nur meine subjektive Meinung; ich kann mir auch vorstellen, dass andere Lesende die Wende ins Phantastische mögen werden, weil es eine alternative und überraschende Herangehensweise an Sherlock Holmes ist). Ansonsten handelt es sich bei „Sherlock Holmes und der Arpaganthropos“ um eine flüssig zu lesende, gut durchdachte Erzählung mit einem interessanten Twist.

Insgesamt, so lässt sich zusammenfassen, sind die Sherlock Holmes-Geschichten in „Elementar, mein lieber Watson“ sehr abwechslungsreich und verschieden. Mal orientieren sie sich eher am Original, mal sind sie freier. Für alle gilt aber: Es handelt sich um kreative Sherlock Holmes-Fälle, die man so noch nicht gelesen hat.

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