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Veröffentlicht am 24.01.2023

Ein schöner Roman über das Erwachsenwerden, die Musik und die Freundschaft

Alive!
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Inhalt: Anfang der 90er Jahre, irgendwo in der südbadischen Provinz. Ritchie hat gerade sein Abi gemacht, ist jetzt im Zivildienst, weiß aber noch nicht genau, wie es danach weitergehen soll. In seiner ...

Inhalt: Anfang der 90er Jahre, irgendwo in der südbadischen Provinz. Ritchie hat gerade sein Abi gemacht, ist jetzt im Zivildienst, weiß aber noch nicht genau, wie es danach weitergehen soll. In seiner Freizeit investiert er jede Minute in seine größte Leidenschaft: die Musik. So tingelt er mit einer Hard-Rock-Coverband, in der er gemeinsam mit ein paar Freunden spielt, von Dorffest zu Dorffest. Als Ritchie sich nach einiger Zeit doch zu einem Studium in Freiburg aufraffen kann, hört er zum ersten Mal den Grunge, eine neue Musikrichtung, mit der ein ungeahntes Lebensgefühl einhergeht – eine Entdeckung, die nicht folgenlos für die Coverband sein wird.

Persönliche Meinung: „Alive!“ ist ein Coming of Age-Roman von Marc Hofmann. Erzählt wird der Roman aus der Ich-Perspektive von Ritchie, der mit allerlei Problemen des Erwachsenwerdens konfrontiert ist: Seine Eltern nehmen ihn nicht wirklich ernst, er weiß nicht, wohin mit seinen Gefühlen, seit Beginn des Studiums kriseln seine alten Freundschaften und auf die Frage, was er wirklich in der Zukunft machen möchte, hat er noch keine Antwort. Verstärkt werden diese Problemlagen durch seinen Umzug nach Freiburg: Vor dem Hintergrund des neuen Lebensgefühls, das er in der Stadt kennenlernt, erscheint ihm seine Heimat immer mehr als verkrustet und vorgestrig. Alle diese Konflikte werden innerhalb der Handlung glaubhaft, realitätsnah und lebendig geschildert. Neben dem Coming of Age nimmt die Musik eine große Rolle in „Alive!“ ein: Gemeinsam mit Ritchie spielen wir auf (mal mehr, mal weniger) erfolgreichen Konzerten, entdecken Pearl Jam und Nirvana, erleben die Querelen innerhalb einer Band, komponieren Riffs und schreiben Songs und lernen nicht zuletzt die Fallstricke der Musikindustrie kennen. Erzählt wird dies authentisch und mit einer rauschhaften Intensität. Generell ist „Alive!“ sehr eingängig und lässt sich flüssig lesen – besonders, weil es immer mit einer Prise Humor gewürzt ist. Insgesamt ist „Alive!“ ein Roman, an dem sowohl Coming of Age-Fans als auch Musikliebhaber ihre Freude haben werden.

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Veröffentlicht am 13.12.2022

Eine schön samsige Weihnachtsgeschichte

Das Sams 11. Das Sams und die große Weihnachtssuche
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Inhalt: Aufruhr beim Sams und Herrn Taschenbier: Nachdem die beiden zusammen mit Frau Rotkohl und dem Mini-Sams Weihnachten gefeiert haben, ist das Mini-Sams wieder zurück in die Sams-Welt gegangen. Nun, ...

Inhalt: Aufruhr beim Sams und Herrn Taschenbier: Nachdem die beiden zusammen mit Frau Rotkohl und dem Mini-Sams Weihnachten gefeiert haben, ist das Mini-Sams wieder zurück in die Sams-Welt gegangen. Nun, am ersten Weihnachtstag, möchte das Mini-Sams nochmal in die Menschenwelt zurück. Doch es verspricht sich beim Zauberspruch, sodass es nicht in der Wohnung von Herrn Taschenbier landet. Der macht sich derweil ebenso wie das Sams Sorgen, wo denn das Mini-Sams nur bleibt. Gemeinsam begeben sich Herr Taschenbier und das Sams auf eine weihnachtliche Suche nach dem Mini-Sams.

Persönliche Meinung: „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ ist das zweite Sams-Weihnachtsbuch von Paul Maar. Es schließt unmittelbar an „Das Sams feiert Weihnachten“ (erschienen 2017) an, das von dem ersten Weihnachtsfest des Sams erzählt. Da in beiden Bänden die gleichen Figuren auftreten (und z.T. auch ähnliche Handlungsorte aufgesucht werden), ist es sinnvoll, zunächst „Das Sams feiert Weihnachten“ zu lesen. Die Handlung von „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ dreht sich um die Suche nach dem Mini-Sams. Erzählt wird die Handlung von einem allwissenden Erzähler. Die Handlung teilt sich in zwei Stränge auf: Einerseits begleiten wir das Mini-Sams bei seinen Abenteuern, die er in der weihnachtlichen Menschenwelt erlebt; andererseits begeben wir uns mit Herrn Taschenbier und dem Sams auf die Suche nach dem Mini-Sams. Wie schon in „Das Sams feiert Weihnachten“ wird innerhalb der Handlung auch wieder ein kurzer Abstecher in die Sams-Welt gemacht. Paul Maar schreibt (wie gewohnt) mit viel Wortwitz; mehrfach verwickelt er Wörter, Bedeutungen und Satzbau, was zu einigen witzigen Sprachspielen führt (z.B. wenn das Mini-Sams dem Übersams Weihnachtslieder aus der Menschenwelt vorsingt, die falsch verstanden werden). Abgerundet wird der zweite Sams-Weihnachtsband durch viele bunte Illustrationen von Paul Maar. Insgesamt ist „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ eine schöne, samsige Weihnachtsgeschichte, die nicht nur junge Lesende mögen werden.

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Veröffentlicht am 22.09.2022

Ein fesselnder Thriller mit einer schönen Spannungskurve

Feindesopfer
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Inhalt: Am 50. Jahrestag seiner Firma wird der erfolgreiche Geschäftsmann Eliel Zetterborg in seiner Wohnung ermordet. Dabei war Zetterborg nur kurze Zeit allein in der Wohnung; sein Leibwächter hatte ...

Inhalt: Am 50. Jahrestag seiner Firma wird der erfolgreiche Geschäftsmann Eliel Zetterborg in seiner Wohnung ermordet. Dabei war Zetterborg nur kurze Zeit allein in der Wohnung; sein Leibwächter hatte eben erst die Alarmanlage kontrolliert und keine Auffälligkeiten bemerkt. Potenzielle Täter gibt es zuhauf – schließlich hatte Zetterborg gerade verkündet, den Traditionsstandort seiner Firma zu schließen, wodurch hunderte Arbeitsplätze wegfallen werden. Doch wer ist wirklich in der Lage, in kürzester Zeit den Mord zu begehen und dann nahezu spurlos, nur einen Haufen Puzzleteile zurücklassend, zu verschwinden?

Persönliche Meinung: „Feindesopfer“ ist ein Thriller von Max Seeck. Es handelt sich um den dritten Band der „Hexenjäger“-Reihe. Im Mittelpunkt von „Feindesopfer“ steht – im Gegensatz zu den Vorgängern – allerdings nicht Jessica Niemi, sondern ihr Kollege Jusuf Pepple, der nach Jessicas Ausscheiden aus dem Dienst die Ermittlungen im Zetterborg-Fall übernimmt. Dieser Fall, der die Haupthandlung des Thrillers ausmacht, ist in sich abgeschlossen. Jessica tritt hauptsächlich in einem Nebenhandlungsstrang auf, der weitgehend vom Zetterborg-Fall getrennt ist. Im Jessica-Strang spielen Ereignisse aus „Hexenjäger“ (Band 1) und „Teufelsnetz“ (Band 2) eine Rolle, weshalb es für diesen Strang sinnvoll ist, die beiden Vorgänger gelesen zu haben. Allerdings nimmt der Jessica-Strang einen so kleinen Raum ein, dass man „Feindesopfer“ auch ohne Kenntnis der vorangegangenen Thriller genießen kann. Erzählt wird „Feindesopfer“ aus mehreren personalen Erzählperspektiven. Neben der Hauptperspektive Jusufs werden auch die Sichtweisen von Jessica, Zetterborg, der Täterfigur und verschiedener Figuren aus dem Ermittlerteam eingenommen. Außerdem gibt es innerhalb der Handlung Rückblicke in das Jahr 1990, in denen die Hintergrundgeschichten einzelner Figuren, die mit dem Fall zu tun haben, beleuchtet werden. Besonders interessant an dem Fall ist seine Ausgangslage. Die Indizien am Tatort sind widersprüchlich: Einerseits zeugen sie von einer spontanen Tat, andererseits finden sich aber auch Hinweise darauf, dass es sich um einen geplanten Mord handelt. Dieser Widerspruch wird im Laufe der Handlung schön aufgelöst. Der Thriller besitzt zudem eine spannende Handlung: Er beginnt mit einem rätselhaften Prolog, ist gespickt mit falschen Fährten und endet – in zweifacher Hinsicht – twistig. Der Schreibstil von Max Seeck lässt sich flüssig lesen, ist eher unaufgeregt und nicht reißerisch, erzeugt aber dennoch eine latente Spannung. Insgesamt ist „Feindesopfer“ ein fesselnder Thriller mit einer spannenden Handlungskurve und einem interessant konstruierten Fall.

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Veröffentlicht am 09.07.2022

Ein humorvoller Coming of Age-Roman und eine Liebeserklärung an das Ruhrgebiet

Der Markisenmann
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Inhalt: Sommer, 2005. Für die Mikullas ist das Maß in Bezug auf die fünfzehnjährige Kim voll. Sie konzentriert sich nicht auf die Schule, ist schon mehrmals sitzen geblieben, klaut und ist für kein Wort ...

Inhalt: Sommer, 2005. Für die Mikullas ist das Maß in Bezug auf die fünfzehnjährige Kim voll. Sie konzentriert sich nicht auf die Schule, ist schon mehrmals sitzen geblieben, klaut und ist für kein Wort offen. Und dann muss auch noch ihr Halbbruder wegen ihr ins Krankenhaus. Kurzerhand schiebt Kims Mutter sie über die Sommerferien ab – zu einem Mann, dem Kim noch nie begegnet ist: ihrem Vater. Der fristet sein Leben als Vertreter alter DDR-Markisen –irgendwo in Duisburg-Meiderich auf einem abseitigen, leicht verwahrlosten Gewerbehof. Für Kim beginnen Sommerferien, die ihr leben verändern werden.

Persönliche Meinung: „Der Markisenmann“ ist ein Coming of Age-Roman von Jan Weiler. Erzählt wird die Handlung retrospektiv aus der Ich-Perspektive von Kim, die sich aus der Gegenwart an die Sommerferien 2005 zurückerinnert. Die beiden Protagonisten, Kim und ihr Vater Ronald Papen, könnten nicht unterschiedlicher sein: Gerade zu Beginn der Handlung ist Kim laut, anspruchsvoll, uneinsichtig und macht einen verwöhnten Eindruck. Roland hingegen ist verhuscht, eigenbrötlerisch und prinzipientreu; gleichzeitig aber auch voller (versteckter) Wärme. Schön gemacht ist die Entwicklung beider Figuren: Je näher sie sich kennenlernen, desto mehr tauen sie auf. Sie lernen voneinander, werden immer sympathischer und zeigen, dass sie das Herz am rechten Fleck tragen. Der Plot ist vergleichsweise simpel: Kim tingelt mit ihrem Vater quer durch das Ruhrgebiet, immer auf der Suche nach einem markisenlosen Balkon. Das DDR-Markisen-Geschäft läuft allerdings so, wie man es sich vorstellt – genau: schlecht –, sodass Kim es sich zur Mission macht, das Geschäft neu anzukurbeln. Auf ihren Fahrten durch den Pott führen Kim und Roland immer wieder humorvolle, schräge und auch tiefschürfende Gespräche. Daneben spielt die Handlung auch auf dem Gewerbehof in Meiderich: Hier freundet Kim sich mit einem Jungen an, der auf dem Schrottplatz nebenan arbeitet, und lernt die Freunde ihres Vaters kennen – allesamt Pott-Originale –, die sich tagtäglich in Rosis Pilstreff wiederfinden. Spannungselemente treten dadurch in die Handlung, dass Roland sich über die Beziehung zu Kims Mutter, den Trennungsgrund und seine Vergangenheit ausschweigt (hierzu gibt es zum Ende des Romans einige überraschende Antworten). So werden in „Der Markisenmann“ viele Themen behandelt: Freundschaft, die erste Liebe, die Vergangenheit der Eltern, die (nicht immer reibungslose) Eltern-Kind-Beziehung, das Eingestehen/Vergeben von Fehlern und das Erwachsenwerden. Weiterhin zeichnet sich der Roman durch eine große Portion Humor aus: Die Handlung wird leicht ironisch von Kim erzählt, es finden sich viele schräge Momente (u.a. das vermutlich epischste Skatturnier, das man in der deutschen Literatur finden kann), skurrile Lebensweisheiten von Roland und aus der Zeit gefallene Figuren. Das Ende des Romans ist schön gefühlvoll. Insgesamt ist „Der Markisenmann“ ein humorvoll erzählter Coming of Age-Roman und eine Liebeserklärung an das Ruhrgebiet.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Ein spannender Krimi mit einem tiefenscharf ausgearbeiteten Protagonisten

Der Mord in der Rose Street
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Inhalt: London, 1881. Als Leo Stanhope in der Apotheke seines Vermieters eine Frau mit zwei Kindern bedient, ahnt er noch nichts Böses. Doch kurze Zeit später wird er von der Polizei abgeholt und zu einem ...

Inhalt: London, 1881. Als Leo Stanhope in der Apotheke seines Vermieters eine Frau mit zwei Kindern bedient, ahnt er noch nichts Böses. Doch kurze Zeit später wird er von der Polizei abgeholt und zu einem Anarchistenclub gebracht. Dort wurde eine notdürftig verscharrte Leiche gefunden – bei der es sich um jene Frau handelt, die kurz zuvor in der Apotheke war. Da sie einen Zettel mit Leos Adresse bei sich trug, rutscht er unfreiwillig in den Kreis der Verdächtigen. Damit allerdings nicht genug: Am Tatort begegnet Leo einer Person, die er noch aus Kindheitstagen kennt: John Thackery, ein junger Adliger, der sich nunmehr für die Interessen der Arbeiterschaft einsetzt – und der für die Mordnacht ein Alibi benötigt. Sollte Leo ihm dies nicht geben, droht er, Leos Geheimnis zu verraten…

Persönliche Meinung: „Der Mord in der Rose Street“ ist ein historischer Kriminalroman von Alex Reeve. Nach „Das Haus in der Half Moon Street“ handelt es sich um den zweiten Band der Leo-Stanhope-Reihe. Den ersten Band habe ich noch nicht gelesen, allerdings hatte ich keine Schwierigkeiten, der Handlung von „Der Mord in der Rose Street“ zu folgen. Der Krimi spielt vor dem Hintergrund der Industrialisierung Englands. Eine wichtige Rolle dabei nehmen die aufkeimende soziale Frage und die Formierung der Arbeiterbewegung ein. Erzählt wird „Der Mord in der Rose Street“ aus der Ich-Perspektive von Leo Stanhope, der eine tiefenscharf ausgearbeitete Figur ist. Leo ist ein Transmann, dessen Gefühlswelt glaubwürdig, lebendig und facettenreich ausgestaltet ist. Neben den Vorurteilen der viktorianischen Gesellschaft/seiner Familie belastet ihn auch die ständige Furcht davor, dass sein biologisches Geschlecht entdeckt wird – was einschneidende Konsequenzen für ihn hätte. Auch hat er permanent das Gefühl, seine Freunde zu belügen: Eigentlich möchte er ihnen von seiner Transidentität erzählen. Gleichzeitig sorgt er sich aber vor deren Ablehnung, weshalb er lieber schweigt. Alex Reeve gelingt es, diese Gefühle schön und stimmig in den Plot des Krimis einzuweben. Die Handlung von „Der Mord in der Rose Street“ ist insgesamt spannend, mehrfach wird man auf falsche Fährten geführt; das Ende trumpft mit einem überraschenden Twist auf. Zwischendurch gibt es einzelne, kleinere Längen, aber diese fallen für mich nicht so sehr ins Gewicht. Auch der Handlungsort des Krimis hat mir sehr gut gefallen: Das viktorianische London mit seinen Gassen, Kutschen und kantigen Figuren wird atmosphärisch dicht beschrieben. Der Schreibstil von Alex Reeve lässt sich flüssig und angenehm lesen. Die Wortwahl und der Satzbau wirken in Bezug auf die Handlungszeit authentisch. Insgesamt ist „Der Mord in der Rose Street“ ein atmosphärischer historischer Krimi mit einer wendungsreichen Handlung und einem Protagonisten, der eine große Tiefenschärfe besitzt.

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