enttäuschend und nicht wie erwartet
Mittwoch also"Kann etwas vorbei sein, was nie begonnen hat?"
Erwartet habe ich eine ängstliche, verzweifelte, frustrierte aber starke und offene Frau, die sich mit ihrer ungewollten Schwangerschaft auseinandersetzt ...
"Kann etwas vorbei sein, was nie begonnen hat?"
Erwartet habe ich eine ängstliche, verzweifelte, frustrierte aber starke und offene Frau, die sich mit ihrer ungewollten Schwangerschaft auseinandersetzt und bewusst darüber redet, was für Möglichkeiten ihr gegeben sind und wie sie mit eventuellen Folgen leben wird. So wie es eben vermarktet wurde. Kennengelernt habe ich eine Mitte 30-jährige Frau, die mit zunehmendem Zynismus und Schroffheit feministische Ansätze aufgreift und versucht ihre politischen Sichten in wenigen Zeilen rüberzubringen, die selbstironisch und intellektuell rüberkommen sollen, aber eher zwischen den popkulturellen Referenzen nach Pseudogelaber klingen.
Das Thema der ungewollten Schwangerschaft und eine eventuelle Abtreibung wurden nur in den ersten wenigen Seiten erwähnt. Alles was danach kam war ein auf und ab von Gedanken dessen Bedeutung nicht relevant für die geworbene Thematik ist, ohne Kontext und Bezug zu der Protagonistin und ihre Situation. Es gibt viele Einwürfe von Themen die aber nicht weiter ausgeführt werden. So stehen ihre Aussagen oft ohne Kontext in der Luft. Viel mehr klingen die Aussagen generisch wodurch eine weitere Distanz zu der Hauptfigur entsteht.
Als 33-jährige Journalistin habe ich sie nicht empfunden. Ihr fehlte es an Selbstreflexion und Verantwortungsvermögen. Ihr "Nicht-Nachdenken" in der vorgeschrieben Bedenkzeit zieht sie wie vorgenommen durch, so dass man gar nicht erfährt, wie sie nun wirklich zu ihrer Situation steht. Erst viel später kommt ihr die Idee eine Abtreibung selber einzuleiten, indem sie sich im Internet über die verstörendsten Methoden schlau macht.
Die Setzung und Formatierung mit den kurzen Kapiteln und Passagen hätten mir gut gefallen, und ich hätte diese Entscheidung für gelungen empfunden, wenn die Protagonistin sich wirklich mit ihrer Situation auseinandergesetzt hätte. Das Hin und Her von den Gedanken über die Abtreibung und die zu möglichen Zweifeln geführt hätte, und die eventuell gefühlte Hilflosigkeit, hätte ich in diesem Zusammenhang mit der Aufmachung passender gefunden. Auch habe ich gehofft, dass eine so "toughe" Frau wie Hedda sich für die Wahl und Möglichkeit einer Abtreibung ausspricht und sich für ihre Befürwortung stark macht. So wirkt es eher wie ein Band mit kritischen nicht zusammenhängenden Essays, die ich zu Beginn noch unterhaltsam fand, auf Dauer aber nur noch zu lang und nervig.
Ich weiß nicht ob eine andere Vermarktung des Buches mir noch zugesagt hätte, denn die Oberflächlichkeit mit der die Thematik Abtreibung beschrieben wurde, empfand ich als ungeniert und nicht ausreichend, um eine Geschichte um eine ungewollte Schwangere herum zu erzählen. Sehr schade, sehr enttäuschend, nicht wirklich aufschlussreich.