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Veröffentlicht am 10.08.2018

Vom Kinderglauben zum Erwachsenenglauben

Weiterglauben
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Thorsten Dietz ist Theologe und Professor. Er unterrichtet an der Evangelischen Hochschule Tabor. In diesem Buch stellt er die Frage, wie ein „Weiterglauben“ gelingen kann. Der Titel, der auf dem schön ...

Thorsten Dietz ist Theologe und Professor. Er unterrichtet an der Evangelischen Hochschule Tabor. In diesem Buch stellt er die Frage, wie ein „Weiterglauben“ gelingen kann. Der Titel, der auf dem schön gestalteten Cover des Buchs in zwei Begriffe unterteilt ist, macht deutlich: Zum Weiterglauben kann auch ein Glaube gehören, der weitgefasster ist, und der in manchen Punkten den traditionellen Glauben hinter sich lässt.

Wie Thorsten Dietz feststellt, lassen viele den Kinderglauben hinter sich, da sie sich weiterentwickelt haben, und dieser Glaube nicht mehr passt. Dabei bedenken sie nicht, dass ihr Kinderglauben nicht unbedingt gleichzusetzen ist mit dem christlichen Glauben.

In den ersten drei Kapiteln geht es darum offener zu werden für andere Anschauungen. Zu oft denken Christen, dass ihre Gottesvorstellung die einzig richtige ist, dabei ist Gott viel größer als wir uns vorstellen können. In den nächsten drei Kapiteln geht es um die Vertrauenswürdigkeit der Bibel, in historischen Fragen und in Bezug auf die Ethik. In den letzten drei Kapiteln geht es um einen zeitgemäßen Glauben, der gestärkt wird durch einen Gemeindebezug, der auf mystische Weise gelebt wird, und letztlich verschiedene Strömungen vermischt und vereinigt und dadurch fruchtbar wird.

Während das Thema „Weiterglauben“ sehr wichtig ist, überzeugen die Antworten nicht. Es ist sicher hilfreich, wenn Christen bereit werden voneinander zu lernen, und ihre eigenen Glaubenstraditionen zu hinterfragen. Ob damit auch die Zuverlässigkeit der Bibel hinterfragt werden muss, ist die Frage. Im Buch wird argumentiert, wenn die Wissenschaft die Historizität eines Berichts widerlegt, muss sie anders verstanden werden. Tatsache ist aber, dass die Wissenschaft sich verändert, und damit verändern sich auch die Erkenntnisse. Die Bibel hingegen hat sich über tausende von Jahren bewährt, und hat zu erstaunliche Lebensveränderungen geführt.

Weiterglauben? Auf jeden Fall! Aber das geht auch mit einem festen Vertrauen auf die Zuverlässigkeit von Gottes Wort. Christliche Traditionen überdenken? Sicher! Aber bei allem Überdenken sollten wir Festhalten an Jesus Christus, in dem Gott sich uns Menschen offenbart hat. Eine ausführlichere Rezension findet sich bei strickleserl.com.

Veröffentlicht am 06.08.2018

Eine Rechnung begleichen

Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind
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Jonas Jonasson ist bekannt geworden durch seinen Bestseller, „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Seitdem hat der schwedische Journalist weitere Bücher im selben Stil geschrieben. ...

Jonas Jonasson ist bekannt geworden durch seinen Bestseller, „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Seitdem hat der schwedische Journalist weitere Bücher im selben Stil geschrieben. Das Muster seiner Bücher: Zufällig begegnen sich außergewöhnliche Menschen, und dann führt eins zum anderen auf ihrem ungewöhnlichen gemeinsamen Weg. Dabei ist die Handlung sowohl skurril als auch lustig, und auch an Spannung fehlt es nicht.

In diesem Buch geht es um Per Persson, der als armer Rezeptionist in einem heruntergekommenen Hotel arbeitet. Als Mörder-Anders aus dem Gefängnis entlassen wird, nimmt er sich in diesem Hotel ein Zimmer. Dazu kommt eine enttäuschte Pfarrerin, Johanna, die von ihrer Gemeinde verjagt wurde und nun obdachlos ist. Johanna trifft Pers und hört von Mörder-Anders, der auf keinen Fall mehr morden will, und nun seinen Lebensunterhalt mit Auftrags-Körperverletzungen verdient. Da kommt sie auf den Gedanken diese Geschäftsidee auszubauen, und den Rezeptionisten und sich selbst am Gewinn zu beteiligen.

Das Geschäft läuft gut, aber auf einmal interessiert sich Mörder-Anders für Jesus. Die Pfarrerin, die selbst voller Wut auf Gott und die Bibel ist, lässt ihn an ihre Zweifel teilhaben. Umso erstaunter ist sie, als Mörder-Anders beschließt ein neues Leben mit Jesus zu beginnen, und den Menschen nur noch Gutes zu tun.

Eins führt zum anderen, und bald ist das Trio auf der Flucht vor einer Unmenge von Gangstern, die alle eine Rechnung mit ihnen zu begleichen haben. Gemeinsam durchleben sie Höhen und Tiefen, dabei sind Per und Johanna immer auf der Suche nach der besten Geschäftsidee.

Wer die ersten beiden Bücher von Jonas Jonasson mag, wird beim Lesen dieses Buchs vermutlich enttäuscht sein. Die Erzählung zieht sich in die Länge, ohne dass viel geschieht. Das Lesen macht auch deshalb weniger Spaß, weil dieses Trio recht unsympathisch ist. Per und Johanna sind wegen ihrer Kindheit voller Hass und Wut auf alles und jeden. Sie suchen stets nur ihren eigenen Vorteil. Während die Wandlung von Mörder-Anders beeindruckend ist, scheint er meistens nicht so wirklich ganz da zu sein. Naiv und fast immer alkoholisiert folgt er dem geschäftstüchtigen Paar. Besonders störend beim Lesen ist aber die respektlose und geschmacklose Einstellung gegenüber Gott, dem Glauben und der Bibel.

Während es wirklich Spaß gemacht hat die ersten zwei Bücher zu lesen, ist dieses Buch leider eine Enttäuschung. Da kann man nur hoffen, dass Jonassons nächstes Buch wieder besser wird!

Veröffentlicht am 09.06.2018

Wunderschön gestaltet, aber ...

Für alles gibt es eine Zeit
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Dieses quadratische Buch mit goldener Verzierung fällt ins Auge. Mit orientalischen Mustern verziert, ist das Buch eine Augenweide. Jede Seite ist individuell gestaltet und lädt zum Verweilen ein. Die ...

Dieses quadratische Buch mit goldener Verzierung fällt ins Auge. Mit orientalischen Mustern verziert, ist das Buch eine Augenweide. Jede Seite ist individuell gestaltet und lädt zum Verweilen ein. Die schön gesetzten Texte, die mit passenden Bildern ergänzt werden, folgen dem Jahreslauf. Mit dem Advent, dem Beginn des Kirchenjahres geht es los. Neben den wichtigsten kirchlichen Festen, gibt es Texte zum Tageslauf und zu den einzelnen Monaten.

Bei den Texten finden sich Gebete, Segenssprüchen und Geschichten, die den Leser dazu einladen Rituale im Alltag einzubauen, die eine Verbindung mit dem Glauben herstellen. Dieses Buch wurde in einem christlichen Verlag aufgelegt, und verweist an vielen Stellen auf biblische Texte und Inhalte.

Leider ist der Inhalt jedoch an vielen Stellen irreführend. So wird der Allmächtige als göttliche Herrscherin vorgestellt (Seite 23), sogar mit einem Verweis auf einen Vers aus den Psalmen, in dem aber von Gott, dem Herrn, gesprochen wird. Beim Totengebet wird die Vorstellung vermittelt, dass alle nach dem Tod zu Gott kommen, eine schöne Vorstellung, die sich aber nicht mit der Aussage von Jesus deckt. Und immer wieder geht es um das Aufspüren des Göttlichen, des Herbeirufens von Gott durch unsere Sehnsucht, so als käme es bei der Gottesbeziehung auf die Leistung des Menschen an. Bei einem Vergebungsritual wird der Geist der Vergebung aufgerufen. Nach Aussage der Bibel ist es aber Jesus, der vergibt.

Moderne Elemente verschiedener Religionen, die uns heute oft begegnen, werden hier anscheinend mit dem biblischen Zeugnis vermischt. Feministische Theologie, Allversöhnung, Pantheismus, Buddhismus; es wird Verschiedenes aufgegriffen und vermischt mit einigen biblischen Aussagen. Das könnte leicht den nicht bibelfesten Leser verwirren. Schade, denn Grundgedanke und Gestaltung dieses Buchs sind vielversprechend.

Eine ausführlichere Rezension findet sich unter: www.strickleserl.com/de/2018/06/09/fur-alles-gibt-es-eine-zeit-von-christina-brudereck/

Veröffentlicht am 25.04.2018

Weltweit: Liebe gesucht

Mein Date mit der Welt
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Die Beschreibung dieses Buchs klingt verheißungsvoll. Wer hat nicht schon mal davon geträumt einfach für eine längere Zeit wegzugehen? Wie spannend muss es sein, im Laufe eines Jahres alle Kontinente zu ...

Die Beschreibung dieses Buchs klingt verheißungsvoll. Wer hat nicht schon mal davon geträumt einfach für eine längere Zeit wegzugehen? Wie spannend muss es sein, im Laufe eines Jahres alle Kontinente zu bereisen, und fremde Menschen und Kulturen kennenzulernen?

Schon immer hat die Autorin von einer solchen Reise geträumt, und einige Zeit nachdem ihr Lebenspartner sie schwer enttäuscht, packt sie es an. Von der Vorbereitung bis zur Rückkehr, erzählt sie in diesem Buch, was sie erlebt hat. Sie plant etwa ein Monat für jede Station ihrer Reise ein. Zwischen den Erlebnissen, aus etwas mehr als zwölf Ländern, finden sich viele Tipps für Menschen, die eine solche Reise planen.

Leider waren die Berichte eine große Enttäuschung. In den meisten Kapiteln ging es weniger um das Eintauchen in eine fremde Kultur; im Vordergrund stand meistens die Suche der Autorin nach Liebe. Mithilfe einer App sucht sie an fast jedem Ort ein Date, oder gleich mehrere. Sie erlebt einige beglückende kurze Beziehungen, aber auch einige Enttäuschungen. Es geht um eine Reisebegleitung, aber immer wieder auch um ein Zusammenleben auf Zeit. Dabei ist von vorneherein klar, dass die Beziehungen nicht von Dauer sein können, denn die Autorin wird ja bald weiterreisen. Schade, dass eine intime Beziehung hier nichts mit der Bindung an eine andere Person zu tun hat, das kann nur zu Enttäuschungen führen.

Wer gerne Reiseberichte und Geschichten über Menschen anderer Kulturen liest, wird von diesem Buch vermutlich enttäuscht sein. Wem es aber um Dating-Erfahrungen geht, findet sicher mehr Gefallen an den Erfahrungen der Autorin.

Veröffentlicht am 25.04.2018

Unglücksroman?

Sylt oder solo
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Nachdem Nina unerwartet zur Alleinerbin einer wohlhabenden Dame erklärt wurde, konnte sie sich ihre Träume erfüllen. Sie lebt nun auf der Insel Sylt in einem mondänen Wohnwagen, zusammen mit ihrem jungen, ...

Nachdem Nina unerwartet zur Alleinerbin einer wohlhabenden Dame erklärt wurde, konnte sie sich ihre Träume erfüllen. Sie lebt nun auf der Insel Sylt in einem mondänen Wohnwagen, zusammen mit ihrem jungen, gutaussehenden Freund, Jan. Seit zwei Jahren sind die beiden ein Paar, und nun kehrt allmählich auf Ninas Seite Frust in die Beziehung ein.

Sie findet, dass ihr sieben Jahre jüngerer Freund nicht mehr so aufmerksam ist, wie am Anfang der Beziehung. Sie stört sich an seiner Unordnung und seiner mangelhaften Leistung im Bett. Als Jan überhört wie sie über seine Fähigkeiten als Liebhaber herzieht, verlässt er sie. Erst da merkt sie, wie sehr sie ihn liebt. Selbst ein romantisches Wiedersehen mit einem alten Schulfreund kann sie nicht darüber hinwegtrösten.

Obwohl die Frische am Anfang dieses Buchs unterhaltsam ist, wird das Lesen schnell mühsam. Spätestens als Nina sich immer wieder seitenlang über ihr enttäuschendes Liebesleben auslässt, ist die Lesefreude ganz weg. Abgesehen davon, dass Nina von Anfang bis Ende unsympathisch ist, ist die Handlung langweilig, ausgedehnt und vorhersehbar. Als, wie sie selbst sagt, „sugar mommy“, erwartet sie Jans Aufmerksamkeit und Treue, denn schließlich lebt er von ihrem Geld. Beide verhalten sich eher wie selbstsüchtige Teenager, nicht wie Erwachsene.

Neben den vielen, teils unpassenden, Zitaten in dem Buch, findet sich ein Bibelvers über die Liebe. „Und wenn ich weissagen könnte und alle Geheimnisse wüsste; wenn ich jede Erkenntnis besäße und einen Glauben, der Berge versetzt, aber keine Liebe hätte, wäre ich nichts.“ Ein sehr schöner Vers, aber er steht in 1. Korinther 13, 2, nicht wie im Buch angegeben in Matthäus 7,22. Wenn die Autorin schon bei einer solchen Kleinigkeit nicht gewissenhaft ihre Quelle geprüft hat, was mit einer Internetsuche in Sekundenschnelle möglich wäre, kann der Leser wohl kaum erwarten, dass andere Details und Beschreibungen im Buch den Tatsachen entsprechen.

Zwei Sterne, da die Dialoge manchmal etwas witzig sind, aber wer dieses Buch nicht liest, hat mit Sicherheit nichts verpasst.