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Veröffentlicht am 03.03.2022

Bibelgeschichten plus interessante Hintergrundinfos über die jüdische Kultur

Lass das Land erzählen
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Der 1982 geborene Autor dieses Buchs ist Reiseleiter in Israel. Er kennt und liebt sein Land, und weiß viele Geschichten zu erzählen. Dieser liebevoll gestaltete Band vereint biblische Geschichte und Hintergrundinformationen ...

Der 1982 geborene Autor dieses Buchs ist Reiseleiter in Israel. Er kennt und liebt sein Land, und weiß viele Geschichten zu erzählen. Dieser liebevoll gestaltete Band vereint biblische Geschichte und Hintergrundinformationen über die Welt der Bibel. Landschaften und Orte werden beschrieben und hebräische Begriffe werden erklärt.

Das Buch beginnt mit der Vorstellung des Autors und des Landes. Dann geht es anhand von biblischen Geschichten kreuz und quer durchs Land. Die Reise beginnt mit den Erzvätern und Mose, geht weiter zu den Königen Israels und findet schließlich mit Jesus seinen Abschluss. Vor allem die letzten Tagen im Leben Jesu werden genau beschrieben. Die Geschichte der frühen Kirche fehlt jedoch.

Doch auch so ist das Buch sehr umfangreich und informativ. Das Lesen fühlt sich teilweise so an, als wäre man Teil einer Reisegruppe, und würde gespannt den Ausführungen des Reiseleiters lauschen. Und da gibt es viel Interessantes zu hören! Zusammenhänge zwischen verschiedenen biblischen Geschichten werden hergestellt, so erinnert der Autor beispielsweise bei Davids Aufenthalt in Moab daran, dass seine Ur-Ahnin Ruth dort Zuhause war. Hebräische Bräuche und Wörter werden ebenso erklärt wie die Glaubensgemeinschaften zur Zeit Jesu. Infos über die Makkabäer füllen die Lücke zwischen dem Alten und Neuen Testament. Informationen über Entfernungen sind nicht nur hilfreich, sie machen die biblischen Berichten greifbarer.

Die Achtung des Autors gegenüber der Bibel wird deutlich, auch wenn er als Jude nicht glaubt, dass Jesus der Messiah war. Er weist auf archäologische Funde hin, die deutlich machen, dass die biblischen Erzählungen historische Tatsachen sind. Wünschenswert wären mehr Bilder, auch Beschriftungen bei den Bildern wären hilfreich.

Der Großteil des Buchs besteht aus Nacherzählungen der biblischen Geschichten, ergänzt mit interessanten Details und Hintergrundfakten. Die Sprache ist einfach und fühlt sich fast jugendlich an. Interessant sind die Erklärungen über den Stammbaum Jesu, und darüber wie der Name Jesu wohl in Galiläa ausgesprochen wurde.

Fazit: Eine interessante Reise durch das Land der Bibel, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf den biblischen Geschichten liegt. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Eine Meisterleistung, die unsere Sprache prägte

Martin Luthers Bibel
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Dieses liebevoll gestaltete Buch nimmt den Leser mit auf eine lange geschichtliche Reise, die vor tausenden von Jahren mit den ersten Niederschriften der Bibel beginnt. Mit Tierhäuten und Pergamenten fängt ...

Dieses liebevoll gestaltete Buch nimmt den Leser mit auf eine lange geschichtliche Reise, die vor tausenden von Jahren mit den ersten Niederschriften der Bibel beginnt. Mit Tierhäuten und Pergamenten fängt diese faszinierende Geschichte an. Anschließend erfährt der Leser von der Entstehung des biblischen Kanons, also der Festlegung welche Schriften zur Bibel gehören, und lernt von wem die ersten Übersetzungen, die Septuaginta und Vulgata, stammen. Und schon geht es um Übersetzungen ins Deutsche, denn schon vor Luther gab es vereinzelte Bibel-Teilausgaben. Der Schwerpunkt des Buchs liegt auf der Bibelübersetzung Martin Luthers und den anderen Übersetzern seiner Zeit. Zum Schluss erfährt der Leser von Revisionen und neuen Ausgaben der Lutherbibel.

Besonders aufschlussreich sind die Hinweise auf das Leben Luthers, vor allem seine Einstellung zu bestimmten biblischen Büchern und den Apokryphen. Lesenswert ist auch der Abschnitt über die neue Buchdruckindustrie, die nicht nur auf Gutenberg zurückgeht. Interessant ist auch das Kapitel über die deutsche Sprache, denn Luther hat ja bekanntlich, „dem Volk aufs Maul geschaut“.

Entgegen landläufiger Meinung übersetzte Luther die Bibel nicht allein, sondern gemeinsam mit mehreren guten Freunden. Bei jeder neuen Drucklegung überprüfte er nochmals sorgfältig den Text und nahm Änderungen vor. Das Ergebnis ist die wohl bekannteste deutsche Bibelübersetzung, deren Worte in den Herzen vieler Menschen wohnen.

Es macht Spaß in diesem großformatigen Buch mit seinen vielen Kunstdrucken zu blättern. Die Texte enthalten zwar viele Details und Namen, sind aber trotzdem leicht verständlich. Man spürt beim Lesen die Liebe des Autors zu diesem besonderen Buch, der Bibel. Und trotzdem berichtet er sachlich, selbst über theologische Differenzen. So kann der Leser sich selbst eine Meinung bilden.

Fazit: Dieses ausführliche Buch enthält viel mehr Hintergrundinformation als die Beschreibung vermuten lässt. Wunderschön gestaltet und mit aufschlussreichen Texten, wird es Bibelliebhaber begeistern. Sehr zu empfehlen!

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Wenn sich zwei vielseitig interessierte Theologen unterhalten

Der Ideen-Entzünder
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In der christlichen Szene Deutschlands kennen viele den Namen Ulrich Eggers, entweder als Herausgeber christlicher Zeitschriften, als Verlagsleiter oder als Willow Creek Vorsitzenden. Vielleicht auch wegen ...

In der christlichen Szene Deutschlands kennen viele den Namen Ulrich Eggers, entweder als Herausgeber christlicher Zeitschriften, als Verlagsleiter oder als Willow Creek Vorsitzenden. Vielleicht auch wegen einer seiner vielen anderen Aufgaben und Positionen. Denn er ist ein Mann, der vor Ideen und Initiativen übersprudelt. Die Aufgabe eine Biografie über solch ein vielfältiges und bewegtes Leben zu schreiben, ist eine herausfordernde Aufgabe.

Dieses Buch im Interview-Stil zeigt eine ungewöhnliche, einmalige Lösung. Der Leser darf einem vertrauten Gespräch zwischen zwei Freunden lauschen. Beide Interviewpartner, Thomas Härry, Theologe und Psychologe, und Ulrich Eggers sprechen über viel mehr als nur die schillernde Ereignisse in einem reich gefüllten Leben. Härry versteht es an spannenden Stellen nachzufragen, tieferzubohren, nach Motiven und Hintergründen zu fragen. Das Ergebnis ist ein spannendes und aufschlussreiches Gespräch über den Glauben, das gelebte Christsein und die bunte Welt der christlichen Denominationen in Deutschland. Auch umstrittene und heikle Themen werden angesprochen, wie Ökumene, die charismatische Bewegung oder die Frauenfrage.

Ein Thema kommt zieht sich durch das ganze Buch, Authenzität, denn das ist Ulrich Eggers ein Herzensanliegen. Er weiß, dass vieles in christlichen Kreisen Schein ist. Christen geben einen idealen Ist-Zustand vor, der nicht wirklich vorhanden ist. Wie befreiend wäre es, wenn Menschen den Mut hätten über Zweifel und Versagen zu sprechen. Eggers macht selbst den Anfang. Er erzählt offen von Glaubensfragen und Konflikten.

Die Gestaltung dieses Buchs ist sehr schön. Viele passende Bilder zeigen die jeweilige Lebensphase. Die Kapitel beginnen mit einem kurzen Beitrag, der Fragen aufwirft, und enden mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Gedanken. Ein Plus für Lesebegeisterte sind die Gespräche über Bücher und die Buchempfehlungen.

Fazit: Eine super Idee, überzeugend umgesetzt. Diese Biografie im Dialog ist spannend und mit seinen vielen wertvollen Gedankenanstöße regt es zum Nachdenken an. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Reisebericht und Gedanken über ein besonderes Land

Israel - Hin und weg!
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Die 1962 in Siebenbürgen geborene Autorin dieses Buchs erfüllt sich im Jahr 2019, kurz vor Beginn der Corona-Pandemie, einen großen Traum. Sie reist allein nach Israel, um die Stätten zu sehen, von denen ...

Die 1962 in Siebenbürgen geborene Autorin dieses Buchs erfüllt sich im Jahr 2019, kurz vor Beginn der Corona-Pandemie, einen großen Traum. Sie reist allein nach Israel, um die Stätten zu sehen, von denen sie schon so viel gelesen und gehört hat. Da sie nur über ein knappes Budget verfügt, entscheidet sie sich für zwei einfache Unterkünfte, ein Hostel in Jerusalem und ein Zimmer bei einer Familie in Tel Aviv. Gerade das bietet die Gelegenheit zu einmaligen Begegnungen.

Heidi Ossowski ist belesen und vielseitig interessiert. So besucht sie nicht nur biblische Stätten, sondern auch Gedenkstätten, Kirchen und Straßenkonzerte. Als Alleinreisende nutzt sie gern die Gelegenheiten, die sich ihr bieten, um mit Einwohnern und Mitreisenden ins Gespräch zu kommen. Interessiert hört sie sich dabei die Geschichten ihres Gegenübers an, und wenn es sich ergibt, erzählt sie auch gern von dem Gott der Bibel und seinem Sohn Jesus.

Jedes Kapitel beginnt mit einem jüdischen Witz, einem passenden Zitat oder einem Bibelvers. Die Kapitel sind chronologisch und thematisch geordnet. So beginnt und endet das Buch mit der Flugreise, dazwischen erzählt die Autorin von ihren Tagen in Jerusalem und der anschließenden Zeit in Tel Aviv. Nette Ortsbeschreibungen wechseln sich ab mit Gedankenreisen der Autorin und Berichten über Begegnungen und Gesprächen. Manche dieser Überlegungen sind fast wie Mini-Bibelarbeiten. Mal geht es um Abraham oder Jonah, ein anderes Mal um Jesu letzte Stunden oder um seinen Umgang mit Frauen.

Dieses Buch ist gut geschrieben, allerdings könnte der Leser anhand der Buchbeschreibung eine andere Erwartung haben. Im Mittelpunkt stehen weniger die Sehenswürdigkeiten dieses faszinierenden Landes, sondern eher die Gedanken der Autorin über Land und Leute, über biblische Geschehnisse und geschichtliche Ereignisse. Das passt natürlich immer in irgendeiner Weise zu ihren Erlebnissen, nimmt aber im Buch einen zu großen Raum ein. Schade, dass in der Buchbeschreibung nicht erwähnt wird, dass die Autorin nur Jerusalem, Bethlehem, Tel Aviv und Jaffa bereist. Es wäre beispielsweise interessant gewesen von Galiläa zu lesen.

Fazit: Gut geschilderte Begegnungen und theologische Überlegungen nehmen in diesem Buch über das Land Israel großen Raum ein. Empfehlenswert für Menschen, die persönliche Glaubensbetrachtungen mögen oder wissen wollen, wie es ist als Frau allein nach Israel zu reisen.

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Veröffentlicht am 09.02.2022

Hier habt ihr meine Seele!

Du gehörst uns!
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Wir wissen es ja, wir hinterlassen beim allem, was wir im Internet tun, eine Spur. Einerseits haben wir Bedenken. Was wird mit unseren Daten gemacht? Wer kann unsere Bilder sehen? Warum bekomme ich ausgerechnet ...

Wir wissen es ja, wir hinterlassen beim allem, was wir im Internet tun, eine Spur. Einerseits haben wir Bedenken. Was wird mit unseren Daten gemacht? Wer kann unsere Bilder sehen? Warum bekomme ich ausgerechnet heute ein Angebot für die Reise, über die ich kürzlich gesprochen habe? Wir haben eine Hassliebe-Beziehung zu dem Netz. Wer möchte schon auf die Möglichkeit der schnellen Kommunikation verzichten? Und selbst wenn wir wollten, brauchen wir Apps wie WhatsApp und Co für Arbeitsplatz, Schule, Kindergarten, Verein und mehr.

Dazu kommt unsere Gewöhnung an diese angenehme digitale Welt. Das Brummen in der Hosentasche fordert unsere Aufmerksamkeit und die vielen Möglichkeiten dieser kleinen Geräte nehmen uns gefangen. „Mittlerweile haben wir es aufgrund der ständigen Berieselung durch die vielen Angebote auf dem Smartphone verlernt, es im Alltag mit uns allein auszuhalten.“

Der Psychologe Christian Montag untersucht in diesem Buch, was diese Medien mit uns machen und welche Ziele die Konzerne verfolgen. Der Leser erfährt, wie Apps uns ihren Bann ziehen wollen, damit wir sie möglichst lange nutzen. Er zeigt auf, wie unsere Daten genutzt werden, und macht einige Vorschläge für einen bewussteren Umgang mit Medien. Er wünscht sich allerdings auch Veränderungen von oben, gerade in Bezug auf Datenschutz.

Dieses dicke Buch enthält ausführliche Informationen über psychologische Studien des Autors. Dazu erzählt er mehrere Anekdoten von seinen Reisen rund um die Welt. Der persönliche Ton des Buchs ist ansprechend, allerdings manchmal etwas ausufernd. Die vielen Gendersternchen sind ungewohnt und stören den Lesefluss. Insgesamt gut und hilfreich, hätte der Text insgesamt etwas kürzer sein können und mehr praktische Vorschläge für einen guten Umgang mit Smartphone und Co enthalten können.

Fazit: Gut geschrieben und informativ, zeigt dieses Buch was unsere Geräte mit uns machen und welche Absichten dahinter stecken. Etwas zu ausführlich und leider voller Gendersternchen, doch trotzdem sehr empfehlenswert.