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Veröffentlicht am 27.05.2021

ein amüsanter Cozy Krimi

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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Als Joyce - eine ehemalige Krankenschwester und Hausfrau - dank ihrer gut verdienenden Tochter eine Wohnung in einer luxuriösen Seniorenresidenz bezieht, wird sie bald in den Donnerstagsmordclub aufgenommen, ...

Als Joyce - eine ehemalige Krankenschwester und Hausfrau - dank ihrer gut verdienenden Tochter eine Wohnung in einer luxuriösen Seniorenresidenz bezieht, wird sie bald in den Donnerstagsmordclub aufgenommen, denn ein Mitglied der Gruppe, eine ehemalige Kriminalkommissarin, wurde leider krankheitsbedingt in das hauseigene Hospiz verlegt. Joyce soll nachrücken. Die anderen 3 Mitglieder der Gruppe sind eine ehemalige Geheimagentin (Elizabeth), ein ehemaliger Psychiater (Ibrahim) und ein ehemaliger Gewerkschaftsführer (Ron, "der rote Ron"). Bisher hat diese höchst unterschiedliche Gruppe sich mit der Aufklärung alter, ungelöster Fälle befasst, aber nun gibt es einen Mord in ihrem Umfeld: einen eher zwielichtigen Bauunternehmer. Und natürlich schaffen es die vier, sich in die Ermittlungen einzumischen.
Das wird auf sehr britisch ironische Weise amüsant beschrieben, die chronologische Erzählung wird immer wieder durch Auszüge aus Joyce' Tagebuch unterbrochen, bzw. ergänzt. Die sehr unterschiedlichen Charaktere der Protagonisten werden etwas plakativ gezeichnet, aber das hat mich nicht gestört, jedenfalls haben sie alle besondere Fähigkeiten, mit denen sie zur Aufklärung beitragen. Es gibt durchaus unterschwellige Gesellschaftskritik, und die Themen Tod, würdevolles Alter und Demenz werden nebenbei auch auf einfühlsame Weise angesprochen. Es gibt immer wieder mal Spuren, die in die falsche Richtung führen und die Aufklärung der Morde (es geschieht noch ein zweiter) ist spannend und unterhaltsam. Zwischendurch zieht sich die Lektüre manchmal etwas in die Länge, einige Kürzungen hätten da gutgetan, jedoch ist es insgesamt ein amüsanter britischer Krimi, der Fans von Cosy Krimis gut unterhält. Falls es eine Fortsetzung gibt, werde ich bestimmt hineinschauen.

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Veröffentlicht am 26.05.2021

Lebenslügen

Enriettas Vermächtnis
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Die in der Schweiz lebende argentinische Erfolgsautorin Enrietta Da Silva ist in hohem Alter gestorben. Ihre Bücher haben sie reich gemacht und nun werden ein argentinischer Schönheitschirurg, Emilio, ...

Die in der Schweiz lebende argentinische Erfolgsautorin Enrietta Da Silva ist in hohem Alter gestorben. Ihre Bücher haben sie reich gemacht und nun werden ein argentinischer Schönheitschirurg, Emilio, und eine österreichische Schauspielerin, Jana. zur Testamentseröffnung beim Notar nach Zürich bestellt. Die beiden sind von Enrietta als Haupterben ihres beträchtlichen Vermögens eingesetzt worden. Außer Emilio weiß niemand von ihrem leiblichen Sohn Armando. Warum wurde er verleugnet und nicht im Testament bedacht?
Wie die Schicksale dieser so unterschiedlichen Personen zusammenhängen und warum sie sich so verhalten, wie sie es tun, das erzählt uns dieser Roman. Das liest sich sehr spannend und unterhaltsam, wenn auch teilweise wie eine Telenovela. Das Verhalten der Protagonisten ist oftmals nicht nachvollziehbar, sie zeigen zum Teil nicht immer sehr "edle" Charakterzüge, im Gegenteil, und wirken manchmal auch recht unsympathisch, aber das ist eigentlich normal, nicht alles ist nur schwarz oder weiß ... So erfährt man im Laufe des Romans viele Familiengeheimnisse, bis sich das Bild in seiner Gesamtheit offenbart. Der Autorin scheint auch am Herzen zu liegen, dass man selbst in fortgeschrittenem Alter seinem Leben noch einmal eine Wende geben und einen Neuanfang wagen kann.
Genau das tun nämlich die Protagonisten dieses Buches: Aufgewühlt von den neuen Erkenntnissen, den Irrungen und Wirrungen dieses Erbschaftsstreits, eine Kehrtwende machen und ihr Leben verändern! Dass gleich vier Personen (Emilio, Jana, Armando und der Notar) ihr Leben umkrempeln wirkt vielleicht etwas unrealistisch, aber insgesamt liest sich diese Familiengeschichte wirklich spannend und unterhaltsam, so dass ich die letzten zwei Drittel in einem Zug durchgelesen habe. Schöner Schmöker!

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Veröffentlicht am 09.02.2021

Wie viel Kommunikation ist möglich zwischen Mensch und Tier?

Sprich mit mir
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Die drei wesentlichen Protagonisten dieses Romans sind Guy Schemerhorn, Psychologie-Professor, der über den Spracherwerb von Schimpansen forscht, Aimee, eine schüchterne, kontaktscheue und etwas ziellose ...

Die drei wesentlichen Protagonisten dieses Romans sind Guy Schemerhorn, Psychologie-Professor, der über den Spracherwerb von Schimpansen forscht, Aimee, eine schüchterne, kontaktscheue und etwas ziellose Psychologiestudentin und - last but not least - Sam, ein junger Schimpanse, der von Guy wie ein Mensch aufgezogen wird und Unterricht in Gebärdensprache erhält. Der Roman spielt in den 70er/80er Jahren, als die Verhaltensforschung ihren Höhepunkt erreicht.
Aimee sieht zufällig im Fernsehen eine Rate-Show, bei der Guy mit Sam zu Gast ist und ist auf Anhieb begeistert, noch mehr, als sie dann am nächsten Tag am Schwarzen Brett in der Uni ein Angebot für studentische Hilfskräfte für just dieses Projekt entdeckt. Sie bewirbt sich um den Job und bekommt ihn, denn Sam springt ihr sofort auf den Arm und lässt sie nicht mehr los: Liebe auf den ersten Blick.
Sie zieht bei Guy und Sam ein, bemuttert und unterrichtet Sam und wird Guys Geliebte. Sie leben in einer familienähnlichen Konstellation zusammen. Doch Sam wird mit zunehmendem Alter immer kräftiger und schwerer kontrollierbar - und in der wissenschaftlichen Forschung kippt die Stimmung ein paar Jahre später, man hält den Spracherwerb von Primaten nun für ein Hirngespinst. Sams Besitzer, ein skrupelloser und geldgeiler Professor aus Iowa will Sam zurückhaben, um ihn als Versuchstier zu halten. Guy gibt schließlich nach, denn seine Beziehung zu Sam war letztenendes nur ein Mittel zum Zweck für seine Karriere. Aimee ist entrüstet und fährt selbst mit dem Wagen nach Iowa.
Und Sam, der sich für einen Menschen hält, sitzt verzweifelt in einem scheußlichen Käfig und kann seine Mitgefangenen in den anderen Käfigen nicht als sene Artgenossen erkennen ...
Boyles Thema ist die Beziehung zwischen Mensch und Natur, Mensch und Tier. Der Mensch sieht sich als Krone der Schöpfung und fühlt sich deshalb berechtigt, mit den anderen Lebewesen zu machen was er will, sogar einen Affen wie einen Menschen aufzuziehen und mit ihm qua Gebärdensprache zu kommunizieren, bzw. - weit schlimmer - ihn als Versuchstier zu nutzen. Doch wie weit reicht die Lernfähigkeit unserer nächsten Verwandten? Handelt es sich wirklich um eine echte Kommunikation? Da es sich um ein fiktives Werk handelt, nimmt der Autor sich die Freiheit, in einigen kurzen Kapiteln Sams Perspektive einzunehmen.
Ein teils witziger und unterhaltsamer Roman, teils sehr berührend und traurig, ein Roman, der einen nachdenklich macht.

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Veröffentlicht am 09.02.2021

Richtig netter Cosy-Krimi

Das Windsor-Komplott
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Die Queen ermittelt selbst! Das ist nicht ganz neu (in C.C. Benisons Reihe aus den späten Neunzigern ermittelte sie schon sehr erfolgreich mit Hilfe ihres Hausmädchens Jane Bee), wird hier aber sehr modern ...

Die Queen ermittelt selbst! Das ist nicht ganz neu (in C.C. Benisons Reihe aus den späten Neunzigern ermittelte sie schon sehr erfolgreich mit Hilfe ihres Hausmädchens Jane Bee), wird hier aber sehr modern und aktuell dargestellt.
Die Handlung spielt um den neunzigsten Geburtstag der Queen herum, als der Hofstaat sich gerade in Windsor Castle aufhält, wo es etwas zwangloser zugeht, als im Buckingham Palace. Nach einer von Prince Charles initiierten Abendeinladung von diversen Russen und Rußland-Kennern ist der junge russische Pianist Maksim Brodsky am nächsten Morgen unter seltsamen Umständen tot in seinem Zimmer aufgefunden worden. Nachdem die forensischen Daten einen Selbstmord ausschließen, ist der Geheimdienstchef von einem politisch motivierten Komplott überzeugt und geht so weit, zwei langjährige, geschätzte Angestellte der Queen als russische "Schläfer" zu entlarven. Diese hält das für kompletten Blödsinn und ist not amused. Weshalb sie ihre stellvertretende Privatsekretärin, die junge Rozie, ins Vertrauen zieht, und sie mit einigen Nachforschungen beauftragt ... Was sie herausfindet, muss nun geschickt den Geheimdienstleuten zugetragen werden, damit diese denken, sie hätten es selbst herausgefunden.
Das macht Spaß, ist spannend und liest sich sehr launig und unterhaltsam. Man hat teil an den Gedanken der Queen, auch über ihren Gatten Prinz Philip (der damals "erst" 94 war), ihrer Freude auf den Besuch der "ganz reizenden" Obamas und ihrer Begeisterung für Pferde und Hunde. Hat mir sehr gut gefallen und ist allen Freunden des Cosy-Krimis sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 02.01.2021

Ein Leben für die Königskinder

Teatime mit Lilibet
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Marion Crawford macht in Edinburgh eine Ausbildung zur Lehrerin, eigentlich mit dem erklärten Ziel, unterprivilegierten, armen Kindern eine Schulbildung zukommen zu lassen. Sie gehört zur ersten Generation ...

Marion Crawford macht in Edinburgh eine Ausbildung zur Lehrerin, eigentlich mit dem erklärten Ziel, unterprivilegierten, armen Kindern eine Schulbildung zukommen zu lassen. Sie gehört zur ersten Generation von Frauen, die eine Berufsausbildung machen. Die Leiterin ihres Instituts überredet sie jedoch, eine Stelle als Gouvernante bei der Herzogsfamilie York anzunehmen, mit dem Argument, dass auch solche privilegierten Kinder Lehrer brauchen, die ihnen das Leben der "normalen" Leute nahebringen. Marion ist 22 als sie die Stelle antritt und man schreibt das Jahr 1932. Eigentlich sollte es erst nur ein Probemonat sein, aber im Endefekt bleibt Marion 16 Jahre bei der Familie, aus der inzwischen die Königsfamilie geworden ist.
Sie bemüht sich, ihren beiden Schützlingen Elizabeth und Margaret Einblick in das Leben außerhalb der Paläste zu geben, fährt mit ihnen U-Bahn, geht in öffentliche Schwimmbäder und zu Woolworth. Ihr Unterrichtsprogramm wird oft von - in ihren Augen überflüssigen - Veranstaltungen des Hofprotokolls gestört und unterbrochen. Aber sie hat die beiden Mädchen ins Herz geschlossen, liebt sie, als wären sie ihre eigenen Kinder und hat ihr Privatleben für ihren Job mehr oder weniger aufgegeben. Mehrfach will sie kündigen, wird aber von der "Queen Mum" immer wieder daran gehindert. Denn obwohl die Mädchen sehr an ihr hängen, wird sie letzlich doch als Domestikin behandelt.
Als sie das (gutbezahlte) Angebot erhält, ein Buch über die Prinzessinnen zu schreiben, tut sie es entgegen dem ausdrücklichen Verbot der Königin und wird danach von der königlichen Familie geächtet.
Gerade wenn man auch "The Crown" gesehen hat, fügt das Buch noch einige informative Facetten hinzu, ist aber insgesamt für mich doch etwas zu langatmig und repetitiv, eine Kürzung und Straffung hätte gut getan.

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