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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2025

Der Klassiker, von dessen Kern alle reden

Schöne Neue Welt
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59 / 100
Vorab: Meine Rezension bezieht sich auf die Originalübersetzung (und somit auf die einzige, die Huxley zu Lebzeiten abgesegnet hat).

Der Term „Schöne neue Welt“ ist zum geflügelten Wort geworden, ...

59 / 100
Vorab: Meine Rezension bezieht sich auf die Originalübersetzung (und somit auf die einzige, die Huxley zu Lebzeiten abgesegnet hat).

Der Term „Schöne neue Welt“ ist zum geflügelten Wort geworden, doch ich nehme an, die wenigsten Menschen verknüpfen ihn mit konkreten Inhalten des gleichnamigen Romans. Zu Schulzeiten war das Buch Lektüre im Ethikunterricht, nun habe ich ebenjene einige Jahre später endlich nachgeholt.

Ich habe allerdings das Gefühl, dass nur wenige Lesende über den Kern der Aussage hinaus ein Urteil fällen. Wer heute immer noch nicht begriffen hat, dass globale Diktatur und Gleichschaltung kein erstrebenswertes Gesellschaftsbild darstellen, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Die Story, die Huxley um diesen Gedanken herumgesponnen hat, ist einerseits sehr fantastisch und andererseits ziemlich redundant.

Die Figuren bleiben ungreifbar, undurchschaubar und weitgehend irrational. Die Perspektivwechsel und Veränderungen der Handlungsbeschreibung (insbesondere zum Ende der Geschichte) wirken unausgereift. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass das geschilderte Universum in dieser Form kaum funktionieren kann (beispielsweise wirkt Neid manchmal wie weggezüchtet und dann doch wieder nicht so richtig).

Die Grundaussage das Buchs dürfte nach wie vor Anstoß von lebhaften Diskussionen sein; die geradezu bedeutungslose Rahmenhandlung macht daraus eine quantitative Ungleichung.

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Veröffentlicht am 24.04.2025

Dystopischer Versuch einer Dystopie

Finnisches Feuer
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51 / 100
Eigentlich, so könnte man meinen, braucht diese Welt keine fiktiven Dystopien mehr. Trotzdem scheint es einen Markt dafür zu geben und die Autorin Johanna Sinisalo versucht mit diesem Buch eine ...

51 / 100
Eigentlich, so könnte man meinen, braucht diese Welt keine fiktiven Dystopien mehr. Trotzdem scheint es einen Markt dafür zu geben und die Autorin Johanna Sinisalo versucht mit diesem Buch eine solche zu illustrieren.

Allein, sie illustriert ihre Welt an meinem Verständnis vorbei. Die Story wirkt bei aller globalen Brisanz derart willkürlich und unstrukturiert, dass ich mehrfach überlegt habe, ob ich die Geschichte wirklich bis zum Schluss lesen will. Ich habe es getan, weil ich doch ein Interesse an der Auflösung der Ausgangssituation hatte – am Ende bekam ich jedoch nur eine schnelle psychotische Abhandlung, die gefühlt alle Fragen offen und den Lesenden eine große Interpretationspflicht übrig lässt.

Auch der Stil im „ersten Teil“ hat mich schon nach kurzer Zeit fast wahnsinnig gemacht, weil das Stilmittel der Textformänderung schon nach fünfzig Seiten derart abgenutzt ist, dass mich jede neue Seite mit kursivem Text ein Stück weiter demotiviert hat.

Die Idee mag gut und auch ein wenig ausgefallen sein, die Umsetzung gefällt mir persönlich allerdings überhaupt nicht. Glück im Unglück: Ich hatte nur ein Leihexemplar.

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Veröffentlicht am 04.03.2025

Kalki, ich vermisse Deine Eloquenz

Sieg der Blödigkeit
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65 / 100
Oliver Kalkofe, seit Jahrzehnten eine der wichtigsten Kritikerinstanzen im deutschen (Internet-)Fernsehen, haut einen raus – nicht gegen eine:n, sondern gegen alle.

Aber das macht er leider mehrfach ...

65 / 100
Oliver Kalkofe, seit Jahrzehnten eine der wichtigsten Kritikerinstanzen im deutschen (Internet-)Fernsehen, haut einen raus – nicht gegen eine:n, sondern gegen alle.

Aber das macht er leider mehrfach ähnlich und so ist seine wichtigste Waffe – die Wörter – schon bald abgenutzt. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft das Wort „Rektum“ in den einzelnen Texten auftaucht. Derbe Sprache ist ein gewohntes Stilmittel von Kalki, doch diese plumpe Wiederholung der gleichen fünf Kraftausdrücke hatte ich nicht erwartet.

Ohne Frage prangert er viele Themen (und aus meiner Sicht die meisten davon auch zu Recht) an, doch entweder hat er sich zwischen den einzelnen Kapiteln zu viel oder zu wenig Zeit gelassen, um einen sprachlichen Feinschliff vorzunehmen. Aber genau diese feine Spitzzüngigkeit habe ich mir von ihm gewünscht – da hilft der Inhalt leider kaum.

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Veröffentlicht am 04.03.2025

Stereotypisierung reverse

White Lives Matter
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66 / 100
Ich hätte den Roman (der teils deutliche Verbindungen in die echte Welt hat) wirklich gern ähnlich gut gefunden wie Jasmina Kuhnkes Vorgängerwerk „Schwarzes Herz“.

Sicher ist es gerade für die ...

66 / 100
Ich hätte den Roman (der teils deutliche Verbindungen in die echte Welt hat) wirklich gern ähnlich gut gefunden wie Jasmina Kuhnkes Vorgängerwerk „Schwarzes Herz“.

Sicher ist es gerade für die wohl überwiegend weißen Lesenden ein spannendes Gedankenexperiment, sind all die Hautfarben betreffenden Aspekte einfach umgekehrt. Über diese Prämisse kommt die Handlung im Buch aus meiner Sicht allerdings nicht hinaus (womit ich mich einigen Rezensionen hier anschließe).

Die Figur der Anna bleibt durchgehend wechsel- und somit rätselhaft. Ich konnte mich an einigen Stellen nicht in ihr Wesen und dessen Züge hineinversetzen (was ungünstig ist, wenn das das Anliegen der Autorin ist). Auch die bewusste Eskalation, die offensichtlich den wahren Ereignissen vom Mai 2020 nachempfunden ist, wirkt künstlich eingeflochten. Insbesondere zum Schluss geschieht sehr viel sehr schnell mit großen Zeitsprüngen.

So bleibt die Story leider oberflächlich und ich schätze auch, dass Menschen, die bereits eine gewisse Sensibilität gegenüber Rassismus (auch bei sich selbst) entwickelt haben, dieses Buch nicht dazu benötigen (diejenigen, die es bräuchten, werden das Buch wohl leider nicht lesen).

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Veröffentlicht am 04.03.2025

Der Weg zum Bus, im Bus, und aus der Bus

Machen Sie mal zügig die Mitteltüren frei
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65 / 100
Susanne Schmidt, ein Allroundtalent, wie (und allein) der knappe Klappentext zu ihrer Person erklärt, legt mit diesem Buch eine Expressfahrt durch die Hürden des Busfahrendentums bei den BVG hin.

Der ...

65 / 100
Susanne Schmidt, ein Allroundtalent, wie (und allein) der knappe Klappentext zu ihrer Person erklärt, legt mit diesem Buch eine Expressfahrt durch die Hürden des Busfahrendentums bei den BVG hin.

Der eigentliche Teil, in dem sie Stories aus der Welt des Busfahrens erzählt, ist allerdings eher kurz. Erstmal geht es um ihren Einstieg in den Beruf, die menschlichen und bürokratischen Hindernisse und den Erwerb der Busfahrlizenz.

Leider empfand ich viele Schilderungen als redundant, hätte mir mehr Hintergründe zu den vielen nebenbei von ihr erwähnten Personen gewünscht und vor allem: mehr Details zu ihr selbst. Susanne Schmidt bleibt über den Abschnitt der BVG-Zeit hinaus eine völlig ungreifbare und uneinschätzbare Person für mich. Das macht das Mitfühlen in einer persönlichen Geschichte fast unmöglich. Sie wird vielleicht ihre Gründe dafür gehabt haben, sich selbst in Undurchscihtigkeit zu hüllen... trotzdem sind die eingestreuten Anekdoten da allenfalls ein schwacher Trost.

Für Freunde der Stadt Berlin vielleicht eher was; für mich als jemand, der immer froh ist nur zu Besuch zu sein, weniger.

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