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Veröffentlicht am 28.01.2017

Weder Thrill noch Spannung

Stiefkind
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Der Psyochothriller beginnt eher gemächlich und führt uns ins malerische Cornwall. Dort zieht die junge Rachel ins Herrenhaus ihres Mannes, den Anwalt David Kerthen, ein. Das Paar ist erst seit kurzem ...

Der Psyochothriller beginnt eher gemächlich und führt uns ins malerische Cornwall. Dort zieht die junge Rachel ins Herrenhaus ihres Mannes, den Anwalt David Kerthen, ein. Das Paar ist erst seit kurzem verheiratet und Rachel, die aus der Unterschicht kommt, scheint der soziale Aufstieg gelungen zu sein. Über dem düsteren Herrenhaus der Kerthens liegt aber noch immer der Schatten von David's erster Frau Nina, die bei einem Unfall in den angrenzenden Minen ums Leben gekommen ist. Ihr Leichnam wurde nie gefunden, doch Rachels Stiefsohn Jamie ist sich sicher noch immer seine Mutter zu sehen und zu spüren.....

Die Inhaltsangabe hat mich sofort in den Bann gezogen und ich erwartete mir hier einen spannenden Thriller mit Gänsehautfeeling, vielleicht auch schon leicht in die Horrorrichtung gehend. Leider fand ich weder Thrill noch Horror, auch die Spannung suchte ich vergeblich.
Mit sehr detailverliebten Beschreibungen der Landschaft und der Mienen der Gegend kam bei mir kein Gänsehautfeeling auf, auch wenn der Autor seine blumig ausgebauten Sätze mit düsteren Worten wie: "Von Felsvorsprüngen hängen Eiszapfen wie Waffen aus Glas" oder Die Landschaft ist erstarrt. Autistisch, stumm. Unheimlich. In Bewegung ist nur die See, die sich endlich in einem Todestanz wiegt" - Seite 313
verwendet. Vielleicht ist die Erklärung der detailverliebten Beschreibungen der Landschaften darin zu finden, dass der Autor ein preisgekrönter Reisejournalist ist. In Psychothrillern haben sie meiner Meinung nichts verloren oder nur in kleinen Dosen. Ebenso hinterließen die sich laufend wiederholenden düsteren Beschreibungen der damaligen Arbeitsverhältnisse in den Minen und die der Ausbeuterei bezichtige Familie der Kerthens, auf denen deswegen ein Fluch liegen sollte, bei mir kein Echo.

Auch die Charaktere blieben mit fremd. Aus Rachel wurde ich nicht schlau, auch wenn dies sicherlich vom Autor beabsichtigt war. Doch ihr Verhalten war so sprunghaft und wirr, dass ich überhaupt kein Gefühl für sie aufbauen konnte. Ihre Gedankengänge und Entscheidungen konnte ich nicht nachvollziehen und blieben mir großteils suspekt.
David blieb mir ebenfalls vollkommen fremd...sogar noch ferner als seine Frau Rachel. Dass er ein Geheimnis hat, ist dem Leser sehr früh klar, jedoch nicht, was er verheimlicht.
Jamie wird als verängstigter und traumatisierter Junge dargestellt, der aber mit der Aussage "An Weihnachten bist du tot" in die undurchschaubare Ecke gestellt wird. Kurz musste ich an "Der Exorzist" denken, doch es war nur ein sehr flüchtiger Moment... Besonders genervt hat mich, dass er immer wieder "als der wunderschöne Junge" beschrieben wurde. Ebenso fand ich die Dialoge zwischen Rachel und Jamie weder kindgerecht noch glaubwürdig. Ihre Unterhaltungen drehten sich einzig und allein um die verstorbene Mutter....da wäre selbst ich traumatisiert geworden! Mir kam vor, als ob der Autor damit die Thrillerstimmung aufrecht erhalten will.
Erst zum Ende hin kam etwas Spannung auf und S.K. Tremayne konnte noch mit einer Überraschung bei mir punkten. Allerdings fand ich die Auflösung trotzallem ziemlich konstruiert und weit hergeholt. Schade! Was für ein toller Plot und dann diese enttäuschende Umsetzung....

Schreibstil:
Der Schreibstil ist sehr detailliert und teilweise blumig. Bei einem Roman hätte mir das gut gefallen, aber bei einem Psychothriller fand ich es nicht passend.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive aus Rachels Sicht geschildert. Einige wenige Kapitel werden aus Davids Sicht in der dritten Person erzählt.
Die einzelnen Kapitel werden tageweise heruntergezählt, wie bei einem Countdown....noch 149 Tage bis Weihnachten....

Fazit:
Für mich leider eine große Enttäuschung! Weder Thrill noch Spannung, unsympathische Protagonisten und ein eher zähes Lesevergnügen. Von einem Psychothriller weit entfernt! Toller Plot - mangelhafte Umsetzung!

Veröffentlicht am 21.12.2016

Leider nicht meins

Winterküsse im Schnee
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Zermatt im Jahr 1951. Eine junge Frau wartet in einem Stall auf jemanden, als plötzlich eine Lawine abgeht und sie verschüttet.
Danach ein Sprung zum ersten Kapitel nach London in der Gegenwart und in ...

Zermatt im Jahr 1951. Eine junge Frau wartet in einem Stall auf jemanden, als plötzlich eine Lawine abgeht und sie verschüttet.
Danach ein Sprung zum ersten Kapitel nach London in der Gegenwart und in der Vorweihnachtszeit. Die beiden Schwestern Allegra und Isobel stehen sich sehr nahe, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Isobel glücklich verheiratet ist und mit ihrem Mann und dem kleinen Sohn im eigenen Heim wohnt, ist Allgra die typische Karrierefrau. Sie lebt in der Welt der Finanzen und steht dort ihren Mann. Ihre kleine schmucklose Wohnung ist selten bewohnt, denn die meiste Zeit verbringt sie im Büro. Sie soll nun einen besonders finanzkräftigen Deal für ihren Chef aushandeln, doch der chinesische Geschäftsmann bevorzugt eher einen Mann als Verhandlunsgpartner. Allegra ist stinksauer und als ihr auch noch Sam, der Kollege aus der kanadischen Filiale, als möglicher Konkurrent vor die Nase gesetzt wird, der mit dem Sohn des Chinesen befreundet ist, sieht sie ihre Felle davonschwimmen.
Doch es bleibt nicht bei der einen schlechten Nachricht, denn ein Anruf der Walliser Kantonspolizei bringt die beiden Schwestern zusätzlich aus dem Gleichgewicht. Nach über fünfzig Jahren wurde die Leiche ihrer angeblich leiblichen Großmutter gefunden, die bei einem Lawinenunglück ums Leben kam und seitdem verschollen war. Wer ist diese Frau, die ihre Großmutter sein soll? Denn eigentlich glaubten die beiden Schwestern ihre Oma gekannt zu haben.... Ihre Mutter, die an Alzheimer leidet, kann ihnen leider nicht aushelfen und so reisen beide nach Zermatt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Ausgerechnet im luxuriösen Schiort in der Schweiz, trifft Allegra wieder auf Sam. Dieser verbringt gemeinsam mit dem Sohn des möglichen chinesischen Geschäftspartners seinen Urlaub, was Allegra ihm allerdings nicht abnimmt.....

Meine Meinung:
Die ersten hundert Seiten war ich mir nicht ganz sicher, ob ich mit dem Roman warm werde. Denn unsere Protagonistin, Allegra Fisher, war mir leider anfangs alles andere als sympathisch. Eine Frau, deren Leben nur aus Börsenkursen besteht und die für Menschen, die auch gerne ein Privatleben haben, kein Verständnis übrig hat. Nur ihre Schwester Isobel und ihre demenzkranke Mutter liegen ihr am Herzen. Isobel hingegen ist eine sehr warmherzige Frau, die ihren Mann und ihren Sohn liebt. Sie freut sich auf ein paar Tage Urlaub in der Schweiz und als begeisterte Schifahrerin auch auf ihr Hobby, das sie viel zu selten ausüben kann. Das Familiengeheimnis, das sich hinter dem Tod der Großmutter verbirgt, hat mir gut gefallen und brachte etwas Schwung und Spannung in die eher öden Finanzjargons und den unglaubwürdigen Wintersportbeschreibungen (mehr dazu später). Auch die Liebesgeschichte, die hier eingebaut wurde, ist ziemlich klischeehaft, bleibt aber eher im Hintergrund. Die Welt der Reichen und Schönen im Nobelort Zermatt blieb mir fremd. Auch die Weihnachtsstimmung wollte nicht wirklich aufkommen, denn Weihnachten war eher ein Thema am Rande und wurde erst am Schluss des Romans wieder "hervorgeholt".

Nun kommen wir zu den Klischees abseits des Romans: Ich bin Österreicherin, also bin ich Schifahrerin und ich liebe den Schnee...STIMMT! Und deshalb habe ich mit großer Verwunderug manche Stellen im Buch gelesen, bei denen es ums schifahren geht! Es beginnt damit, dass die Autorin Schließfächer für Schier beschreibt. Vielleicht gibt es die in Frankreich oder der Schweiz...oder irgendwo in Österreich, wo ich noch nicht war........keine Ahnung...aber ich habe definitiv noch nie so etwas gesehen! Wo denn auch? Beim Sessellift, der Gondel oder in der Schihütte??? Danach schreibt sie über die Pisten und dass unsere Protagonisten sogar die sehr gefährlichen roten Pisten befahren. Hm....rot ist die Farbe der Gefahr - stimmt - aber nicht auf der Schipiste! Ich habe dann nachgegoogelt, weil ich wissen wollte, ob es in anderen europäischen Ländern vielleicht andere Bezeichnungen gibt - gibt es nicht! Blau ist die Familienpiste und somit die für Anfänger, rot ist die normale Piste und schwarz sind die Pisten, die eher routinierte Fahrer nehmen sollten....und nicht die roten! Nächstes Thema: ein Schirennen und bei der Autorin starten alle gleichzeitig!!! Das ist kein Lauf, sondern man fährt den Berg hinunter...einer nach dem anderen, wobei die Zeit gestoppt wird und nicht alle wie ein wilder Haufen durcheinanderfahren und risikoreich überholen und auch noch zurückschauen!!! (wie beschrieben) Wo bitte hat die Autorin hier recherchiert?????? Das geht in meinen Augen absolut gar nicht! Man kann nicht über etwas schreiben, von den man keine Ahnung hat! Und es hat mich etwas irritiert, dass Karen Swan im Nachwort noch schreibt, dass sie selbst oft im Winter in der Schweiz Wintersport betreibt. Falls mir jemand etwas Gegenteiliges beweisen kann - gerne! Vielleicht gibt es ja in anderen Ländern andere Sitten ;) oder es gibt in den mondänen Schiorten schon Schließfächer....??

Aber nun zurück zum Roman.....
Die verschiedenen Themen wie die Finanzwelt, Alzheimer, die mondäne Welt der Reichen und Schönen, das Familengeheimnis und die Liebesgeschichte birgen viel Potenzial. Ich denke allerdings, dass es besser gewesen wäre sich auf 2-3 Themen zu konzentrieren.
Das Ende lässt einem aber wieder versöhnlich zurück. Es wird ein bisschen weihnachtlich, das Familiengeheimnis wird aufgelöst und nebenbei noch ein Finanzskandal aufgedeckt. Und für die Romantiker wird es auch etwas (sehr) kitschig. Ich erwarte mir keine hochtrabende Literatur, wenn ich zu einem Buch dieser Art greife und ich lese sehr gerne weihnachtliche Liebes- oder Tiergeschichten zu dieser Jahreszeit, aber Karen Swans "Winterküsse im Schnee" war mir zu unrund, schlecht recherchiert und ich konnte außer zu Isobel keine wirkliche Beziehung zu den Protagonisten aufbauen.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und lässt sich gut lesen. Die Dialoge sind oft humorvoll, die einzelnen Charaktere sind sehr bildhaft beschrieben. Erzählt wird aus der Sicht von Allegra in der 3. Person. Man ist trotz der 512 Seiten schnell durch und auch die Schweizer Bergwelt, die hier sehr stimmungsvoll beschrieben wird, lässt einem abtauchen in eine andere Welt.

Fazit:
Durch den etwas holprigen Einstieg und den schlecht recherchierten Wintersportanteil hatte dieser Roman leider ziemlich schnell bei mir verloren. Das Familiengeheimnis wurde interessant dargestellt und ließ mich trotz obiger Kritiken dranbleiben. Die Liebesgeschichte blieb eher im Hintergrund, was sicher Romantiker nicht gefallen wird. Im Großen und Ganzen ein netter Roman, der einige (zuviele?) Themen aufgreift und mich eher enttäuscht zurückgelassen hat. Von mir gibt es 2 1/2 Sterne aufgerundet auf 3.

Veröffentlicht am 29.10.2016

Veilchens Blut fällt leider total ab zu den anderen beiden Bänden

Veilchens Blut
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Sehr gefreut habe ich mich auf den dritten Valerie "Veilchen" Mauser Teil, den ich wieder gemeinsam mit dem Autor Joe Fischler bei Lovelybooks in einer Leserunde mitlesen durfte. Jeder Band ist in sich ...

Sehr gefreut habe ich mich auf den dritten Valerie "Veilchen" Mauser Teil, den ich wieder gemeinsam mit dem Autor Joe Fischler bei Lovelybooks in einer Leserunde mitlesen durfte. Jeder Band ist in sich abgeschlossen und eigenständig lesbar, auch wenn die Geschichte rund um Valerie natürlich aufbaut.
Da für mich schon der zweite Band "Veilchens Feuer" nicht an Teil 1 heranreichte, hoffte ich auf eine Steigerung im dritten Krimi, was jedoch leider nicht der Fall war. Im Gegenteil - dieses Buch ist so ganz anders als die ersten beiden Bände und erinnert nach dem ersten Drittel eher an eine Slapstick-Komödie.

Dabei beginnt die Geschichte sehr gut und ich begann mit einem Lächeln auf den Lippen Veilchens neuerliche Eskapaden zu lieben. Denn es geht äußerst rasant los, als plötzlich Valeries zur Adoption freiggebene Tochter Rebecca auftaucht und Hilfe von ihrer unbekannten Mutter einfordert. Noch nicht wirklich genesen von ihrem Schädel-Hirn-Trauma aus dem letzten Fall, macht sie sich mit Sven Schmatz auf den Weg zu Rebecca in die Polizeistation. Doch außer dem blonden Rastalocken haben Veilchen und Luna, wie Rebecca von ihren Adoptiveltern genannt wurde, nichts gemeinsam, denn Valeries Tochter hat eine lange Liste von Straftaten und wird per Haftbefehl gesucht. Da Veilchen eigentlich noch im Krankenstand ist und dazu noch suspendiert wurde, ermittelt sie gemeinsam mit Stolwerk und Schmatz auf eigene Faust.

Der Krimi beginnt wie gesagt rasant und ich fand sofort wieder in der Geschichte hinein. Doch nach einiger Zeit wurde die Handlung immer abstruser und war völlig überzogen. Ich kam mir vor wie in einer Slapstick-Kömödie.
Es fällt mir schwer hier Kritik zu üben, aber leider haben sich weder die Charaktere weiterentwickelt, noch konnte ich mich mit einer Person identifizieren bzw. diese verstehen. Waren die toll ausgearbeiteten Charaktere in den Vorgängerbänden noch des Autorens Stärke, blieben sie diesmal äußerst blass. Mochte ich Sven Schmatz in den ersten beiden Bänden wirklich sehr, blieb er mir diesmal völlig fremd. Sein Wandel zum kiffenden Freund von Luna, der nur mehr Augen für Veilchens Tochter hat, war mir suspekt. Stolwerk war derjenige, der noch am ehesten an seine Person in den Vorgängerbänden anschließen konnte. Auch Valerie büßte einige Sympathiepunkte bei mir ein. Sie ließ sich total von Luna an die Wand spielen und ausnutzen und mutierte zur Übermutter, die jedoch null Sympathie von ihrer Tochter zurück bekam....traurig!

Schreibstil:
Der Schreibstil von Joe Fischler ist sehr humorvoll, ironisch und bissig. In den Vorgängerbänden mochte ich das sehr gerne, doch hier fand ich es leider zu übertrieben. Es fehlt der Charme, wirkt aufgesetzt und unnatürlich. Die Kapitel sind gewohnt kurz gehalten und wieder chronologisch nach Wochentagen eingeteilt. Die Sprache wurde im Laufe der Handlung immer derber oder entsprach mehr einem Comic-Heftchen. Mit Wörtern wie bizz, brrr oder blinkblink kann ich in einem Krimi nichts anfangen.

Fazit :
Es tut mir leid, aber diesmal konnte mich der 3. Fall rund um Veilchen nicht überzeugen. Zu übertrieben und slapstickartig fand ich Inhalt und Sprache. Ich hatte einige Schwierigkeiten mit dem Krimi, der für mich keiner war. Schade!

Veröffentlicht am 15.09.2016

If I could turn back time

Vor mir die Sterne
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Bücher mit dem Thema Zeitreisen oder "Was wäre wenn" haben mich schon immer fasziniert. Deshalb stand auch "Vor mir die Sterne" auf meinem Wunschzettel. Eine 38-jährige Frau, die plötzlich wieder 18 Jahre ...

Bücher mit dem Thema Zeitreisen oder "Was wäre wenn" haben mich schon immer fasziniert. Deshalb stand auch "Vor mir die Sterne" auf meinem Wunschzettel. Eine 38-jährige Frau, die plötzlich wieder 18 Jahre alt ist und ihr Leben von damals nochmals leben darf...... Denken nicht die Meisten von uns manchmal: "Was wäre gewesen, wenn ich mich damals anders entschieden hätte?! Wie wäre mein Leben danach verlaufen?"
Ramie bekommt diese Chance, um einige Entscheidungen in ihrem Leben zu überdenken und vielleicht anders zu treffen....

Leider war mir Ramie zu Beginn der Geschichte eher unsympathisch. Sie lebt ein High-Society Leben, arbeitet erfolgreich als Investmentbankerin und liebt es im Mittelpunkt zu stehen. So ist sie auch noch erzürnt darüber, dass ihre Freundin Lisa genau an ihrem Geburtstag verkündet, schwanger zu sein und ihr die Show stiehlt. Auch ihr schwuler Freund Sammy gesteht ihr, sich nach Kinder zu sehnen. Für Ramie ist dies gar keine Option und sie fürchtet, dass sich auch bald Sammy mehr seinem Freund, als ihr widmet. Als Ramie nach ein paar Gläschen Champagner zu viel, schwer stürzt und sich den Kopf verletzt, wacht sie in ihrem ehemaligen Kinderzimmer kurz vor ihrem Highschool Abschluss wieder auf. Sie hat nicht nur die Chance die damalige Beziehung zu ihre großen Liebe Brandan neu zu erleben, sondern auch ihren verstorben Vater nochmals zu treffen und vielleicht dessen frühen Tod zu verhindern....aber darf man die Vergangenheit umschreiben?

Die Grundidee ist wirklich gut, doch leider hat es die Autorin nicht geschafft, mich zu überzeugen.
Der Roman erinnerte mich zwangsläufig, schon vom deutschen Cover her, an "Die Achse der Welt" von Dani Atkins. Aber auch einen Teil des Inhaltes fand ich ähnlich gestrickt. Vergleichen könnte man manches auch mit dem Film "30 über Nacht", wo die Protagonistin allerdings die umgekehrte Zeitreise macht und den ich wesentlich amüsanter fand, als dieses Buch.
Ramie weiß, dass sie in der Vergangenheit wohl irgendetwas falsch gemacht hat und sie nun vor der Aufgabe steht, die für sie richtige Lösung zu finden, um mit ihrem achtunddreißigen Leben zufrieden sein zu können. Sie zitiert auf Seite 187:

"Was ich wirklich wollte, war, diese zweite Chance zu nutzen, herauszufinden, was ich anders machen sollte und wie das mein zukünftiges Leben ändern würde."

Das ist schön gesagt und wäre auch der rote Faden der Geschichte gewesen, doch im Endeffekt war das Ergebnis zu oberflächlich und vielleicht auch einen Ticken zu amerikanisch angehaucht. Vieles ist sehr vorhersehbar und auch die Idee hinter der Zeitreise war für mich bald ersichtlich.
Völlig unverständlich fand ich Ramies Verhalten gegenüber ihrer großen Jugendliebe Brandan. Fragt sich Ramie noch am Beginn ihrer Zeitreise, warum sie damals spontan und rücksichtslos ihre Beziehung beendet hat, macht sie es bei ihrer zweiten Chance nicht viel anders. Gut, die Vergangenheit soll ja nicht umgeschrieben werden, aber ein paar logische Ausführungen dazu, hätte ich gerne gelesen. Als Leser konnte ich ihre Gedankengänge nach dem Abschlussball nicht nachvollziehen. War sie ein paar Stunden vorher noch total verliebt, sah die Welt kurz darauf völlig anders aus....und das auch als fast Vierzigjährige.
Auf der anderen Seite fand ich sie wiederum viel zu alt für ihr Alter. Ich bin etwas mehr als zehn Jahre älter und fühle mich weder so, wie Ramie dargestellt wird, noch denke ich so altmodisch.
Gefallen hat mir dagegen der Austausch mit ihrem Vater und die Weisheiten, die er von sich gibt. Man hat das Gefühl, er wäre ebenfalls in einer Zeitschleife und weiß was passieren wird. Das fand ich sehr herzergreifend. Man spürt hier, wie sehr Ramie ihren Vater noch immer vermisst.
Einige Passagen fand ich auch gelungen und mit Humor gewürzt. Im Großen und Ganzen konnte mich der Roman aber emotional kaum berühren.

Schreibstil:
Für mich war der Schreibstil der Autorin manchmal etwas holprig. Besonders kurz nach der Zeitreise wiederholte Beth Harbison einige Gedankengänge von Ramie immer wieder. Danke, aber der Leser versteht es schon beim ersten Mal! Es gibt einige unausgereifte Erzählstränge
Fazit : Für mich war die Geschichte leider eine Enttäuschung. Zu vorhersehbar und oberflächlich, sowie eine eher nicht so sympathische Protagonistin ließen mich mit dem Roman nicht wirklich "warm werden".

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ziemlich zäh die Rebellion

Das Feuerzeichen - Rebellion
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*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****
Der zweite Band der Reihe um Cass schließt direkt an Band 1 an. Sehr viele Rückblicke gibt es nicht, aber ich hatte trotzdem keinerlei Schwierigkeiten wieder in ...

*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****
Der zweite Band der Reihe um Cass schließt direkt an Band 1 an. Sehr viele Rückblicke gibt es nicht, aber ich hatte trotzdem keinerlei Schwierigkeiten wieder in die Geschichte hineinzufinden.
Nachdem Cass, Piper und Zoe nach der Zerstörung der Insel geflohen sind, ist ihr nächtes Ziel die Küste. Dort hoffen sie auf weitere Rebellen zu stoßen und gemeinsam gegen den Rat vorzugehen.

Cass verändert sich durch ihre Seherfähigkeiten zusehends. Die verstörenden Alpträume und Visionen werden immer häufiger und mit Xander, einem weiteren Seher, hat sie vor Augen, wie es ihr in Zukunft ergehen wird. Dieser ist bereits völlig in der eigenen Welt aus Alpträumen gefangen, was Cass unheimlich Angst macht. Deshalb versucht sie, sobald wie möglich, eine Lösung zu finden, um ihren Bruder Zach, den "Reformer", und die "Generalin" aufzuhalten.
Während die Omegas systematisch ausgehungert werden, um sie in die Reservate zu locken, versuchen Cass, Piper und Zoe die Menschen davon abzuhalten. Sie wissen bereits, was ihnen dort geschehen wird und versuchen sie zu warnen. Doch der Rat hat alles gut geplant und nur die Vernichtung der Omegas im Auge.

Die Spannung hält sich leider in diesem Zwischenband in Grenzen. Dafür erfährt man viel Neues zum Thema der Zwillingsproblematik, über die alte Welt und man erhält auch ein bisschen mehr Einblick in die neue Welt, die Francesca Haig hier entworfen hat. Mit der "Arche", eine Art Bunker unter der Erde, hatte ich allerdings einige Probleme, da ich sofort das Bild aus "The 100" vor mir hatte. Auch hier hatten sich Überlebende der Katastrophe unterirdisch "verbarikadiert" und ich hatte immer wieder die Bilder der Serie und "Mount Weather" im Kopf, statt mir meine eigenen Bilder im Kopf vorzustellen. Die neuen Erkenntnisse, die der Leser erhält, sind interessant dargelegt und waren der einzige Grund, dass ich an der Geschichte dranblieb.

Cass ist nicht mehr so dynamisch und symathisch, wie im ersten Teil. Hier kommt sie mir durch ihre Visionen und ihrer Trauer um Kip oft eigenwillig, aber auch mutlos vor. Sie ist nicht mehr die "strahlende Heldin" wie noch in Teil Eins. Piper und Zoe entwickeln sich in diesem Band nicht wirklich weiter. Dafür gibt es ein paar neue Charaktere, die einem in Erinnerung bleiben.

Leider ist dies ein typischer Zwischenband. Die fast 500 Seiten sind ziemlich langatmig beschrieben. Zwischenzeitlich zieht die Geschichte durch einige neue Wendungen wieder an, doch viel zu schnell flacht diese wieder ab. So hatte ich doch den einen und anderen Hänger und musste mich zwingen weiterzulesen. Einige Stellen sind sehr brutal und grausam. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich den finalen Band der Dystopie lesen werde, doch hoffe ich, dass es es sich hier um einen typischen Mittelteil handelt und die Geschichte im Abschlussband wieder actionreich und spannend wird.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist ruhig, wieder sehr düster und gut lesbar geblieben, auch wenn sich in diesem Band einige Längen eingeschlichen haben. Cass erzählt weiterhin aus der Ich-Perspektive. Der Weltenentwurf ist gelungen und ich konnte mir das Ödland und die Küste sehr gut vorstellen.

Cover:

Die beiden Cover gefallen mir sehr gut! ich kann gar nicht sagen, welches ich besser finde, aber ich denke das Linke ist meiner Meinung nach schöner....aber das ist ja alles Geschmackssache ;)
Fazit:
Leider ein sehr schleppender Mittelteil der Trilogie, der einige Längen aufweist. Mich konnte dieser Teil nicht wirklich packen und ich überlege noch, ob ich den letzten Teil der Dystopie lesen werde....