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Veröffentlicht am 23.06.2019

Ein mutiges Buch

Du weißt ja gar nicht, wie gut du es hast
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Dieser biografische Roman der Schauspielerin Maria Bachmann ist mir bei Lovelybooks ins Auge gefallen, weil Maria über ihre Kindheit berichtet, die mit meiner viele Gemeinsamkeiten hat. Es geht um die ...

Dieser biografische Roman der Schauspielerin Maria Bachmann ist mir bei Lovelybooks ins Auge gefallen, weil Maria über ihre Kindheit berichtet, die mit meiner viele Gemeinsamkeiten hat. Es geht um die Kinder, deren Eltern den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben und ihre Ängste nicht verarbeiten konnten. Krieg beschädigt nachhaltig die Beziehungsunfähigkeit und damit auch die Beziehungen innerhalb einer Familie.
Schon der Titel "Du weißt ja gar nicht, wie gut es dir geht" hat mich angesprochen, denn er war nur einer der Sätze, die ich oft genug hörte. In meinem Alter falle ich zwischen Kriegskinder und Kriegsenkel, denn meine Mutter war 42 Jahre als ich das Licht der Welt erblickte - für 1966 ein eher ungewöhnliches Alter. Die Empfehlung der Frauenärztin meiner Mutter mich abzutreiben, entsprach wohl der damaligen Zeit. Ich bin froh, dass sich meine Mutter nicht dafür entschieden hat und mich, obwohl ich eindeutig ein Risikokind war, sogar zu Hause zur Welt brachte - wie schon meine drei älteren Geschwister. Für diesen Mut muss ich meine Mutter noch heute bewundern.

Schauspielerin und Autorin Maria Baumann ist Jahrgang 1964 und nur zwei Jahre älter als ich. In ihrem Roman erzählt sie von ihrer lieblosen Kindheit und dem Zwang daraus auszubrechen. Sie beschreibt diese Zeit sehr lebendig. Auch die Freundschaft zu Thomas Gottschalk und Udo Lindenberg nimmt etwas Raum ein und bringt ein bisschen Glamour-Faktor mit ;).
Beim Lesen wanderten meine Gedanken immer wieder zu meiner eigenen Kindheit und ich erlebte viele Parallelen, wie die Pflicht immer alles aufzuessen, was auf dem Tisch kam oder die Angst etwas falsch zu machen. Geborgenheit oder Zuneigung gab es kaum...man lief eben irgendwie nebenher mit. Lob gab es nie. Man hätte immer alles noch besser machen können....Hätte ich meine Schwester nicht gehabt, die 19 Jahre älter war, hätte meine Kindheit ziemlich trostlos ausgesehen.
Maria Bachmann hatte keine liebevolle große Schwester wie ich. Sie wuchs in einem kleinen Dorf in Franken auf. Ihr Vater war ein später Kriegsheimkehrer, die Mutter depressiv. Nur wenige Eltern und Großeltern haben über ihr Schicksal gesprochen. Viele vom Krieg traumatisierte Erwachsene waren emotional vestummt, haben ihre eigenen schmerzlichen Erinnerungen unterdrückt und ihren Kindern und Enkelkindern seelische Trümmer hinterlassen. Die Zuneigung, die Maria bei ihren Eltern sucht, wurde ihr nicht zuteil. Wichtig war nur, was die anderen Leute von einem denken und arbeiten, arbeiten, arbeiten. Maria musste sich einfach abnabeln und das Dorf verlassen, um nicht ebenfalls depressiv zu werden. Dabei versuchte sie immer wieder ihre Eltern zu verstehen und zu ergründen, warum sie so sind, wie sie sind. Erst als sie sich gezielt damit auseinandersetzt findet sie zu sich selbst. Es war ein langer Weg für die Autorin zu sich selbst zu finden und einem gesundenen Selbstbewusstsein, ohne sich immer schuldig zu fühlen. Diesen Weg hat sie in ihrem autobiografischen Roman emotional und mutig, aber ohne Kritik an ihren Eltern beschrieben.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig und lebendig. Maria Bachmann erzählt ihre Geschichte zuerst aus der Sicht des Kindes Maria, danach als Jugendliche und junge Erwachsene.
Auf den beiden Innenseite des Buches findet man Fotos der Autorin vom Kleinkind bis zur erwachsenen Frau. Der Roman ist in vier Teile geteilt: Das Kind, die Jugendliche, die junge Frau und die Erwachsen.

Fazit:
Eine gelungene Biografie über eine emotioanle Selbstfindung, aus dem ich sehr viel für mich mitnehmen konnte. Ein mutiges Buch über eine mutige Frau.

Veröffentlicht am 20.06.2019

Auch der Beginn der neuen Reihe ist wieder gelungen!

Die Schwestern aus der Steeple Street
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Bewertung: 4 1/2 Sterne

Ich habe zwar die gesamte Reihe der Nightingale Schwestern noch nicht durch...shameonme, aber irgendwie möchte ich mich noch nicht gänzlich von den liebgewonnenen Charakteren ...

Bewertung: 4 1/2 Sterne

Ich habe zwar die gesamte Reihe der Nightingale Schwestern noch nicht durch...shameonme, aber irgendwie möchte ich mich noch nicht gänzlich von den liebgewonnenen Charakteren verabschieden. Deswegen freute ich mich umso mehr, als ich den ersten Band der neuen Reihe rund um die Schwestern aus der Steeple Street in meiner Bücherei fand. Da griff ich natürlich sofort zu. Ich liebe die Geschichten von Donna Douglas, auch wenn die Cover dieser Bücher wie billige Groschenromane aussehen. Der Inhalt ist es keineswegs!

In "Die Schwestern der Steeple Street" sind wir nicht in einem Krankenhaus, sondern in einer Art Heim für Gemeindeschwestern. Man kann sie mit den heutigen Pflegeschwestern vergleichen. Der Unterschied ist, dass diese Gemeindeschwestern unverheiratet sind und in einer Gemeinschaft leben. Der Ursprung dieses Pflegesystem in Großbritannien entstand unter Königin Viktoria.
Im ersten Band der Reihe befinden wir uns im Jahre 1925 in Leeds. Die Gegend im Norden von Großbritannien ist durch Berg- und Stahlbau geprägt. Die in eher ärmlichen Verhältnissen lebenden Menschen können sich keinen Arzt leisten und werden von Gemeindeschwestern betreut. Zusätzlich zu den "normalen Kranken" gibt es noch viele traumatisierte Kriegsheimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg, die nicht nur unter psychischen Traumata leiden, sondern auch noch immer gesundheitliche Probleme durch Kriegsverletzungen haben.

Im Rampenlicht des ersten Bandes steht Agnes Sheridan. Sie stammt aus gutem Hause und hat ihre Krankenschwesterausbildung im Nightingale's abgeschlossen. Sie wird jedoch nach einem gesellschaftlichen Vergehen von ihren Eltern zur Ausbildung als Gemeindeschwester ins Ceadar House "verbannt". Unter der strengen Aufsicht der Pflegeleiterin Bess Bredshow lernt sie eine gänzlich andere Krankenpflege kennen. Der Schmutz im Armenviertel Quarry Hill und die distanzierten Menschen bereiten Agnes, neben den Schikanen ihrer Ausbildnerin, große Schwierigkeiten. Die Bewohner erleben sie als hochnäsig und unqualifiziert. Sie hat große Probleme das Vertrauen dieser Menschen zu gewinnen. Aber nicht nur Agnes leidet unter der Pflegeleiterin, die keinerlei Fehler duldet, sondern auch ihre Mitbewohnerin Polly Malone. Polly kämpft schon seit Jahren um die Anerkennung ihrer Mutter, die ihr allerdings vewehrt bleibt. Neben Agnes und Polly lernen wir noch Christine kennen, die im Armenviertel wohnt.
Die Nebenfiguren, wie Friedhofsgärtner Finn und sein pflegebedürftiger Großvater Henry, als auch die Patienten Iasiah Shapcott und Norman Willis haben sich ebenfalls nach kurzer Zeit in mein Herz geschlichen.

Die Lebensumstände der Bewohner werden sehr realistisch wiedergegeben und die herrschende Armut ist greifbar. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen werden sehr lebendig beschrieben und spielen eine große Rolle. Die unterschiedlichen Schicksale der Frauen sind spannend präsentiert. Dabei deckt die Autorin noch so einige Hintergründe auf, die zeigen, dass man nicht zur Oberflächlickeit neigen, sondern sich auch mit den Lebensumständen und Schicksalsschlägen der Menschen auseindersetzen sollte, bevor man urteilt.

Das Alltagsleben der Gemeindeschwestern wird sehr lebendig beschrieben und durch die wechselnden Perspektiven erfahren wir mehr über die anstrengende, aber sinnerfüllte Arbeit der Krankenschwestern. Duch kritische Situationen mit den Patienten oder auch im privaten Umfeld wird Spannung aufgebaut.
In Rückblenden werden die Schicksale der Frauen näher beleuchtet. Die eine oder andere Überraschung bleibt für den Leser dabei nicht aus.

Donna Douglas hat auch in ihrer neuen Reihe wieder zu ihren bewährten "Zutaten" gegriffen und eine wunderbare Geschichte rund um die Schwestern aus der Steeple geschaffen.

Schreibstil:
Der gewohnt flüssige und lebendige Schreibstil der Autorin lässt einem durch die Seiten fliegen. Durch den Perspektivenwechsel erfahren wir mehr über die Gedankenwelt und Gefühle der Haupt- und Nebencharaktere. Besonders lebendig ist die Beschreibung des Armenviertels und der Charaktere.

Fazit:
Auch die neue Reihe von Donna Douglas hat mich wieder sofort in den Bann gezogen. Die Autorin greift zu den bewährten Zutaten der Nightingale Reihe und nimmt den Leser mit in die Armemviertel von Leeds. Donna Douglas lässt uns hinter die Kulissen der Gemeindeschwesternausbildung blicken und zeigt uns zudem eine gelungen Milieustudie der damaligen Zeit.

Veröffentlicht am 16.06.2019

Hufspur in den Dünen

Hufspur in den Dünen
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Julie Sommer isr Rechtsanwältin in einer Kanzlei in München. Einst war ihr Vater Teilhaber, musste aber aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden. Julie möchte den Namen Sommer wieder einbringen und die ...

Julie Sommer isr Rechtsanwältin in einer Kanzlei in München. Einst war ihr Vater Teilhaber, musste aber aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden. Julie möchte den Namen Sommer wieder einbringen und die Chancen stehen gut, denn soeben hat sie im hohen Norden eine Firmenübernahme unter Dach und Fach gebracht. Doch bei der Rückfahrt fährt sie mit dem Auto ihres Chefs in ein Schlagloch. Nichts geht mehr! Der Wagen wird abgeschleppt und Julie wird in einem Reiterhof in der Nähe untergebracht. Der kostspielige Wagen benötigt ein Ersatzteil aus England und so sitzt Julie erstmal fest. Bald entdeckt sie, dass der Hof genau das Anwesen ist, welches ihr Chef für einen Kunden kaufen möchte. Doch der Besitzer weigert sich hartnäckig den Familienbetrieb zu verkaufen. Julie sieht ihre Chance gekommen sich zu profilieren und bleibt erst mal dort, um die Lage zu sondieren. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass ihr die Herzen der Bewohner zufliegen und auch sie sich ausgesprochen wohl am Schröder-Hof fühlt. Dieser versprüht einen einzigartigen Charme. Sie spürt die Liebe der Besitzer zum Hof und zu den Pferden, die sie an die Gäste weitergeben. Bald ist Julie verzaubert...

Schon nach den ersten Seiten ist man mitten im Geschehen und lernt Julie kennen, die eine toughe Geschäftsfrau ist und das Herz am rechten Fleck hat. Mit dem Landleben tut sich allerdings anfangs etwas schwer. Aber schon bald hat sie auch die Angst vor den Pferden abgelegt, wie auch ihr Businesskostüm und die High Heels. Bald ist es für Julie schwierig Berufliches und Privates zu trennen, vorallem weil sie sich geschworen hat, für ihren Vater den Namen Sommer wieder in die Kanzlei als Teilhaberin einzubringen. Der Gewissenskonflikt, in dem Julie bereits nach einiger Zeit steckt, wird authentisch beschrieben. Man fühlt, dass sie beginnt an ihrem früheren Leben zu zweifeln, aber vorallem auch an ihrem Beruf. Auf der anderen Seite fühlt sie sich ihrem Vater und der Kanzlei verpflichtet.

Die Charaktere sind bis in die Nebenfiguren wirklich liebevoll ausgearbeitet. Besonders die fünfjährige Emily schließt man sofort ins Herz. Die kleine Pferdeflüsterin hat nicht nur ein Gespür für Pferde, sondern auch für Menschen. Sie freundet sich mit der am Asperger Syndrom leidenden Fiona an und bringt ihr das Reiten näher.
Aber auch Helga, Davids Mutter, Patricia, seine Schwester und Mutter von Emily, wie auch der alte Stallbursche Björn, ein richtiges Unikat, sind Figuren, die man sehr bald ins Herz schließt. Sie alle leben für den Schröder-Hof und die Pferde. Besonders David liebt seinen Besitz und kann sich nicht vorstellen woanders zu leben. Vorallem aber trägt er auch Sorge um seine Familie. Doch die Geldsorgen werden immer mehr und der Besitzer des größten Reiterhofes im Ort versucht alles, um den Schröder-Hof zu schaden....

Man ahnt zwar schon zu Beginn, wo die Geschichte hingehen wird, wie jedoch die Autorin die Geschichte erzählt, lässt einem sofort im Roman versinken. Die liebevollen Charaktere tun ihr übriges. Die Liebesgeschichte ist genau richtig dosiert. Die Autorin hat einige überraschende Wendungen eingebaut, die dem Roman mehr Pepp geben. Somit sticht sie von den üblichen Geschichten dieses Genres heraus. Auch das Ende und die Lösung zur Rettung des Schröder-Hofes ist gelungen und logisch aufgebaut.

Schreibstil:
Julia K. Rodeits Schreibstil gefällt mir unheimlich gut. Schon ihr letzter Roman hat mich verzaubert und auch "Hufspur in den Dünen" mochte ich sehr. Die Landschaftsbilder an der Ostsee sind bildhaft beschrieben und man bekommt Sehnsucht nach dem Meer. Der norddeutsche Dialekt bringt etwas Lokalkolorit in die Geschichte.
Am Kapitelanfang gibt es wieder eine süße Grafik, wie schon im letzten Buch. Diesmal sind es Dünengräser.
Am Ende des Buches gibt es noch ein paar Rezepte, die in der Geschichte eine Rolle spielen.

Fazit:
Ein absoluter Wohlfühlroman, passend für den Sommer, der einem träumen lässt und trotzdem auch einige ernstere Themen anspricht. Gerne habe ich eine Weile auf dem Schröder-Hof verbracht und empfehle den Roman an alljene, die sich gerne an die Ostsee träumen wollen....

Veröffentlicht am 09.06.2019

Empfehle ich gerne weiter

Sterne sieht man nur im Dunkeln
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Den neuen Roman von Meike Werkmeister sah man vor wenigen Wochen auf vielen Plattformen. Bei der Auslosung bei Lovelybooks hatte ich leider kein Glück, deswegen freute ich mich umso mehr, als ich das Buch ...

Den neuen Roman von Meike Werkmeister sah man vor wenigen Wochen auf vielen Plattformen. Bei der Auslosung bei Lovelybooks hatte ich leider kein Glück, deswegen freute ich mich umso mehr, als ich das Buch in unserer Bücherei entdeckte.

Unsere Hauptsprotagonistin Anni arbeitet seit ihrem Studienende als Game Designerin. Sieliebt ihren Beruf, doch in letzter Zeit ist sie sich etwas unsicher, vorallem gegenüber der jüngsten Kollegin, die so ganz andere Ideen hat, als sie selbst. In ihrer Freizeit entwirft sie Postkartenmotive mit süßen Sprüchen, die sie online verkauft. Doch dann beginnt ihr Leben etwas aus den Fugen zu geraten, als sie das neue Büro in Berlin leiten soll und ihr Langzeitfreund Thies aus Heiraten und an Familiengründung denkt, obwohl doch beide nie heiraten wollten. Da trifft die Karte ihrer ehemaligen besten Freundin Maria, die in Norderney ein Café leitet, ein. Annie freundet sich immer mehr mit den Gedanken an eine kurze Auszeit zu nehmen und sie im Café zu unterstützen und nimmt spontan Urlaub. Auf Norderney möchte sie sich Gedanken über ihre Zukunft machen und welche Richtung sie nun mit Mitte 30 einschlagen möchte...

Der Klappentext hört sich nicht unbedingt nach etwas Neuem an und ich habe schon viele ähnliche Geschichten gelesen, die mich mehr oder weniger begeistern konnten. Die guten Bewertungen haben mich allerdings immer neugieriger auf Meike Werkmeisters Roman gemacht und ich muss sagen, dass er ohne Klischees auskommt und sehr unüblich - nicht wirklich vorhersehbar ist.

Das sind natürlich alles Pluspunkte, die für die Autorin und die Geschichte sprechen, denn unter den typischen Romanen, die über Lebens- und Sinnkrisen kreisen, muss man wirklich versuchen die Besten rauszupicken...

Ich bin auch sehr schnell in die Geschichte gekommen und habe mir mit Annie so meine Gedanken über ihr Leben gemacht. Woher kommt das Gefühl, dass es in die falsche Richtung geht?
In Norderney hat sie ebenfalls noch eine "persönliche Baustelle" zu richten, denn mit ihrer Freundin Maria ist sie im Streit auseinander gegangen. Und es gab auch einen guten Grund, warum die Freundschaft eine lange Pause benötigte - Annies Jugendfreund Jan. Nun versuchen die Beiden sich wieder anzunähern, doch bald wartet die nächste Enthüllung auf Annie...

Die Charaktere sind bis hin zu den Nebenfiguren sehr liebevoll gezeichnet. Annie ist eine sympathische junge Frau und ich konnte ihre Zweifel jederzeit nachvollziehen. Ganz langsam lernt sie wieder Vertrauen zu fassen und sich der Vergangenheit zu stellen.
Thies ist ein sympathischer Kerl, der mit Anni's "Flucht" ziemlich aus der Bahn geworfen wird. Er drängt sie nicht und lässt ihr den Freiraum zu sich selbst zu finden, was ich toll fand.

Die Landschaft auf der ostfriesischen Nordeseeinsel wird sehr bildhaft dargestellt. Ich wäre am liebsten selbst mit Annie entlang des feines Sandstrandes gewandert, während im Hintergrund die Wellen rauschen...
Gespannt wartet man wie sich Annie am Ende entscheidet und bekommt noch so die eine oder andere Überraschunge geliefert.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig und die Geschichte lässt sich außerordentlich gut lesen. Sie ist nicht klischeebehaftet und sorgt für überraschende Wendungen. Am Ende findet man die Postkarten mit Sprüchen und Zeichnungen, die Annie kreiert hat...eine tolle Überraschung.

Fazit:
Eine warmherzige Geschichte über Veränderungen im Leben, um Vergeben, Freundschaften und was im Leben wichtig ist. Ein Wohlfühlroman, den ich gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 03.06.2019

Gute Polizeiarbeit und Spannung auf 347 Seiten - was will man mehr?

In der Hitze Wiens
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Chefinspektor Wolfgang Hoffmann ermittelt in Günter Neuwirths Krimi bereits zum sechten Mal. Für mich war es der erste Krimi dieser Reihe, aber sicherlich nicht der letzte.

Es ist Hochsommer in Wien und ...

Chefinspektor Wolfgang Hoffmann ermittelt in Günter Neuwirths Krimi bereits zum sechten Mal. Für mich war es der erste Krimi dieser Reihe, aber sicherlich nicht der letzte.

Es ist Hochsommer in Wien und die brütende Hitze macht den Polizeibeamten, die nicht gerade auf Urlaub sind, schwer zu schaffen. Die Städter treibt es aufs Land hinaus und eigentlich sollte es ruhig im Polizeirevier sein, als ein brutaler Raubmord im noblen Villenviertel am Schafberg geschieht. War es ein Einbruch, bei dem der Hausbesitzer überraschend störte? Oder war es Mord und man ließ die Tat wie einen Einbruch aussehen? Wolfgang Hoffmann hat so seine Zweifel, vorallem nach den Gesprächen mit den Hinterbliebenen. Beliebt war der achzigjährige Friedrich Asperger, ein ehemaliger Unternehmen, nicht wirklich....

Auch als Neuling der Reihe kommt man sehr gut in die Handlung. Es gibt drei verschiedene Handlungsstränge, die zunächst unzusammenhängend erscheinen. Diese werden vom Autor am Ende jedoch perfekt zusammengeführt.
Im ersten Handlungsstrang lernen wir die junge Thailänderin Tuki kennen, die von ihrem Ehemann in der gemeinsamen Wohnung eingeschlossen und überwacht wird. Moderne Sklavenhaltung par excellence...
Im zweiten Handlungsstrang lernen wir Hannes kennen, der nach seinem Gefängnisaufenthalt ein ehrbares Leben beginnen möchte. Er hat im Gefängnis einen Beruf erlernt und war als Schweißer in Thailand und im Orient tätig. Nun möchte er seinen verdienten Urlaub in Kroatien antreten. Dort trifft er auf Nadja, eine Kroatin, die in Wien lebt. Die Beiden verlieben sich, verlieren sich aber aus den Augen. Doch dann findet Hannes heraus, dass Nadja und er einen gemeinsamen Bekannten haben: Dragan, Nadjas Exmann und ehemaliger Häftling derselben Anstalt, in der Hannes einsaß.

Der Fall ist vielschichtig und es dauert länger, bis man als Leser, genauso wie die Ermittler, hinter all die Geheimnisse kommt. Die akribische Polizearbeit des sympathisches Teams hat mir gut gefallen. Selten liest man von guter Zusammenarbeit und ebensolcher Stimmung unter Ermittlern.Hier kommt es zu keinem Alleingang eines anderen Polizisten, der Karriere machen möchte, noch wird das BKA oder irgendein anderer höher gestellter Polizeiapparat miteinbezogen.
Es gibt einige Einblicke in das Privatleben von Wolfgang Hoffman, der nach schwerer Krankheit zurück in sein Team kommt. Hier wird auch ein bisschen auf den letzten Fall zurückgegriffen, aber nicht wirklich viel verraten, sodass man auch als Neueinsteiger getrost die vorherigen Bände, ohne gespoilert zu werden, lesen kann.
Der Autor hat die Dosis bezüglich privater Probleme der Ermittler, dem Lokalkolorit, wie Wiener Dialekt und die Begleitung durch die Wiener Straßen und Gassen genau richtig gehalten. Man befindet sich eindeutig in Wien, hat aber nicht das Gefühl, dass diese Sequenzen im Vordergrund stehen.

Obwohl es sich um einen Regionalkrimi handelt, kam bald echte Spannung auf, die bis zum Ende hin kontinuierlich anstieg.Die Kapitel sind kurz gehalten und verleiten zum "immer weiterlesen" ein. Das Ende ist gelungen und stimmig. Was will man mehr?

Fazit:
Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, habe mitgebangt und mitgerätselt und kann "In der Hitze Wiens" eindeutig weiterempfehlen.