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Veröffentlicht am 22.03.2020

Tolle Geschichte, die sich schwer in ein Genre einordnen lässt

Echo des Schweigens
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Wow! Dieses Buch hat mich wirklich überrascht! Eine Mischung aus Justizkrimi, Spannungsroman und einige Rückblicke in die NS-Zeit, die ich gar nicht erwartet hatte, mir aber umso besser gefielen.
Dem Autor ...

Wow! Dieses Buch hat mich wirklich überrascht! Eine Mischung aus Justizkrimi, Spannungsroman und einige Rückblicke in die NS-Zeit, die ich gar nicht erwartet hatte, mir aber umso besser gefielen.
Dem Autor ist es außerdem gelungen durch einige Verknüpfungen eine komplexe Geschichte zu kreieren, die mich bis zum Ende haben rätseln lassen, wie alles zusammenhängen könnte. Chapeau!

Aber beginnen wir einmal von vorne....Strafverteidiger Hannes Jansen steht kurz vor einem neuen Karrieresprung. Ihm wird bei erfolgreicher Verteidung eines neu aufgerollten Falles die Partnerschaft in einer alteingesessenen Hamburger Kanzlei angeboten. Nach einem neuen rechtsmedizinischen Gutachten soll ein Dessauer Polizeibeamte einen farbigen Asylwerber in einer Ausnücherungszelle misshandelt und anschließend angezündet haben. Hannes ist zuerst von der Unschuld seinen Mandaten überzeugt, doch nach und nach kommen ihm Zweifel. Als seine Referendarin plötzlich beim Prozess mit einem neuen Beweismittel auftaucht, das nur ihm zugänglich ist, beginnt er die Unschuld seines Mandaten zu hinterfragen.

Im zweiten Strang befinden wir uns in Zermatt in der Schweiz. Sophie Tauber hat eben ihre Mutter verloren. Ihren Vater hat sie nie kennengerlernt. In den Unterlagen ihrer Mutter findet sie einige Hinweise auf ihren Vater, denen sie nachgeht, wie auch eine geheimnisvolle Fotografie einer Frau. Puzzlestück um Puzzlestück reiht sich hier aneinander und führen Sophie zurück in ihre eigene Familiengeschichte und somit ins Jahr 1941, zur Jüdin Lea und der glamurösen Daphne, der Frau am Foto.
Zu diesem Zeitpunkt lernen sich auch Hannes und Sophie kennen. Da sie beide nicht intensiv über ihre Berufe sprechen und einiges auch nicht ausplaudern dürfen, weiß Hannes nicht, dass Sophie diejenige ist, die seinen aktuellen Fall neu aufrollen hat lassen....

Und in einem dritten Strang befinden wir uns im Jahre 1938 und lernen zwei sehr unterschiedliche Brüder kennen, die eine Schnapsbrennerei geerbt haben und sich um die Anteile streiten. Während einer sich den Nazis anschließt, lernt der andere eine Jüdin kennen und lieben. Lange weiß man nicht, was diese Geschichte, die immer mehr Raum einnimmt, mit Hannes und Sophie zu tun hat. Erst sehr spät begreift der Leser die Zusammenhänge, die wesentliche Bestandteile der vielschichtigen Handlung sind. Diese Komplexität macht diese Mischung aus Roman und historischen Justizkrimi zu etwas besonderen.

Aufgrund der Buchbeschreibung war ich über den Strang aus dem Dritten Reich überrascht, da ich angenommen hatte, hier dreht sich alles um die Frage um Recht und Gerechtigkeit bei der Anklage des Polizisten. Da ich aber sehr gerne historische Krimis lese, war es für mich eine überaus positive Überraschung. Zusätzlich gibt es noch eine Liebesgeschichte, die aber eher im Hintergrund bleibt, was ich gut finde. Mehr davon hätte ich nicht gebraucht...

Die Geschichte in der Gegenwart um den neu aufgerollten Fall und die Handlung aus der Vergangenheit haben aber eines gemeinsam, nämlich die Frage: "Was ist Recht und was Gerechtigkeit?" Dies ist auch der rote Faden der Geschichte, die Markus Thiele von allen Seiten beleuchtet. Dazu kommt noch das Thema Moral, die jeder anders sehen kann.

Dass der Autor selbst Rechtsanwalt ist, merkt man besonders bei seinen Auszügen im Gerichtssaal. Diese sind allerdings auch für Laien gut verständlich. Die Problematik eines Rechtsstaates, was die Schuldfrage angeht, wird sehr aussagekräftig dargestellt. Menschenrechte, Recht und Unrecht, sowie der neu aufkommende Rechtsdruck sind ebenfalls Themen, die gekonnt in die Handlung eingebracht wurden.

Eine kleine Kritik habe ich trotzdem. Die Beziehung zwischen Sophie und ihren Vater, die sich nach Jahren erst gefunden haben, fand ich nicht ganz glaubwürdig. Das Gefühl als Kleinkind vom Vater verlassen worden zu sein, steckt man nicht so schnell weg und die zu schnelle herzliche und innige Beziehung zwischen den beiden fand ich zu überhastet.

Charaktere und Schreibstil:
Die Figuren wurden sehr gut ausgearbeitet und wirken authentisch. Der Schreibstil ist klar und lässt sich gut lesen. Es ist nicht unbedingt ein Buch, das man nebenbei liest, denn die Geschichte ist vielschichtig und fesselnd.
Die Aufmachung finde ich absolut gelungen. Der Schutzumschlag und der Bucheinband darunter erscheinen negativ und postiv, schwarz und weiß, was auch hervorragend zum Thema passt.

Fazit:
Ein komplexer und vielschichtiger Roman, der mich positiv überrascht hat. Die Mischung aus Justizkrimi, Familiendrama und dem historischen Rückblick ins Dritte Reich fand ich richtig gelungen. Eine etwas andere Geschichte, die fesselt und der man auf jeden Fall alleinige Aufmerksamkeit widmen sollte. Ich empfehle diesen Roman gerne weiter!

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Veröffentlicht am 19.03.2020

Jahre der Veränderung

Jahre der Veränderung
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Der zweite Teil der Hebammensaga startet 1929 und endet im März 1933. Es sind einige Jahre seit dem Ende des ersten Bandes vergangen. Edith, Margot und Luise haben ihre Ausbildung abgeschlossen, arbeiten ...

Der zweite Teil der Hebammensaga startet 1929 und endet im März 1933. Es sind einige Jahre seit dem Ende des ersten Bandes vergangen. Edith, Margot und Luise haben ihre Ausbildung abgeschlossen, arbeiten in derselben Klinik in Neukölln und wohnen auch zusammen. Während Edith als Hebamme in der Klinik arbeitet und nebenher noch eine Beratungsstelle führt, unterrichtet Luise die Hebammen-Schülerinnen. Sie trauert noch immer um ihren Verlobten und stürzt sich in das schillernde Nachtleben Berlins. Margot ist hingegen in Georg, einen verheirateten Arzt verliebt und Edith berät junge Mütter. Dabei beginnt sie die ersten Anfeindungen gegen Juden zu spüren.
Es ist die Zeit der beginnenden Wirtschaftskrise, der Arbeitslosigkeit, Kinderarmut und den beginnenden Nationalsozialismus. Der Beginn der Wirtschaftskrise ist allgegenwärtig. Not und Elend nimmt wieder zu. Syphillis und Abtreibungen halten Luise in der Beratungsstelle auf Trab. Ebenso ist die Sterbensrate der Neugeboren sehr hoch. In Kursen zur Säuglingspflege betreten die drei Frauen zu dieser Zeit ebenso Neuland, wie in der Frauenberatungsstelle, die nicht alle gutheißen.


Während wir die drei jungen Frauen als Hebammen begleiten, erleben wir einige dramatische Entwicklungen in ihren Leben, aber auch während ihres Jobs, der allerlei Überaschungen bereit hält. In der Beratungsstelle hat Luise alle Hände voll zu tun, denn viele junge Mädchen werden ungewollt schwanger oder leiden bereits an Syphillis, weil sie anschaffen gehen müssen, um ihre Familie zu versorgen. Einige Szenen in der Frauenklinik waren für mich allerdings eher Wiederholungen aus dem ersten Teil. Die Geburten kamen mir diesmal zwar nicht so "aneinandergereiht" vor, wie im ersten Band und es ging auch diesmal nicht so viel glatt, aber mit der Zeit schlichen sich bei den Beschreibungen einige Längen ein.

Gekonnt bildhaft erzählt hat Linda Winterberg allerdings das schillernde Nachtleben - die vielgepriesenen "goldenen Zwanziger" in Berlin. Der Leser erlebt aber auch die Schattenseiten, die Luise ebenfalls an der Seite eines neuen Freundes spürt.
Die historischen Hintergründe, Frauenfragen, der Flair dieser Zeit, aber auch die Ängste und Sorgen, hat die Autorin wunderbar eingefangen. Ihr Schreibstil ist wie gewohnt lebendig, emotional und bildgewaltig.

Die drei Frauen sind sehr verschiedene Charaktere, die sich oftmals gut ergänzen. Sie entwickeln sich im zweiten Band weiter und sind reifer geworden. Das Trio steht vor einigen schwierigen Entscheidungen, die ihr weiteres Leben beeinflussen wird. Vorallem Edith, die den beginnenden Judenhass immer öfters begegnet, muss sich entscheiden...

Fazit:
Sehr gerne habe ich den Lebensweg der drei Freundinnen weiter verfolgt. Ich bin schon neugierig, wie sie ihr Leben im nächsten Band gestalten werden, wenn der Zweite Weltkrieg näher rückt.
Auch wenn mir noch immer die Bücher rund um die Nightingale Schwestern von Donna Douglas besser gefallen, mag ich diese Reihe sehr und werde sie auf jeden Fall weiter verfolgen.

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Veröffentlicht am 17.03.2020

Freunde fürs Leben?

Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung
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Obwohl mich der letzte Band der Inselbuchhandlung nicht so wirklich überzeugen konnte, habe ich auch auch den dritten Band "Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung" gelesen. Und er hat mir wieder ...

Obwohl mich der letzte Band der Inselbuchhandlung nicht so wirklich überzeugen konnte, habe ich auch auch den dritten Band "Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung" gelesen. Und er hat mir wieder wesentlich besser gefallen, als der letzte Band. Obwohl es sich um eine Reihe handelt, kann jeder Roman für sich alleine gelesen werden, denn die Handlung ist in sich abgeschlossen.

Diesmal geht es um das Thema Freundschaft. Für Wiebke endete die jahrelange Freundschaft zwischen Nicole, Kai und Hauke viel zu plötzlich und ohne Grund. Seit ihrer Kindheit haben die vier alles gemeinsam gemacht und sogar eine Band gegründet. Doch nach dem Abitur waren plötzlich Nicole und Kai weg und Hauke folgte bald danach. Wiebke blieb alleine auf Föhr zurück, nachdem ihre Eltern gestorben sind und sie den Bauernhof übernehmen musste.
Zwanzig Jahre später kehrt Hauke, der inzwischen ein Bestsellerautor geworden ist, für eine Lesung auf die Insel zurück. In Gretas Inselbuchhandlung liest er aus seinem neuersten Krimi. Im Publikum sitzen tatsächlich alle drei seiner alten Freunde, doch außer Wiebke spricht niemand mit ihm. Und als Leser fragt man sich: Was hat diese tiefe Freundschaft damals so zerrüttet?

Der Einstieg ist mir sehr leicht gefallen, vorallem da ich erst den Vorgängerband gelesen habe. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Wiebke und Hauke erzählt und gibt uns einen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Immer wieder erinnern sich die Beiden an die schöne Zeit, als sie Kinder waren und wie sie gemeinsam die Insel unsicher gemacht haben. Wiebke ist mittlerweile alleinerziehende Mutter von Zwillingen und kann den Hof mehr schlecht als recht halten. Auch sie hätte die Insel gerne verlassen, aber mittlerweile liebt sie ihre Kühe und den Hof und ist eine tolle Mutter geworden. Trotzdem wächst ihr mit der Zeit alles über den Kopf. Hauke fühlt sich in seiner ehemaligen Heimat sofort wieder wohl und beginnt zu überlegen, ob er nicht doch länger bleiben könnte. Doch als gefragter Schriftsteller hat er bereits wichtige Termin in Berlin, wo er die letzten zwanzig Jahre gelebt hat.

Der flüssige, leichte und bildhafte Schreibstil lässt einem wieder durch die Seiten fliegen. Janne Mommsen hat diesmal seinen Charakteren mehr Tiefe gegeben und auch dem Thema eine gute Plattform. Es gibt zwar wieder sehr schöne Inselbeschreibungen, aber die nehmen nicht so überhand, wie im letzten Teil. In diesem dritten Band stimmt wieder die Relation zwischen wunderbaren Inselflair, den Charakteren und dem gewählten Thema des Autors, das zu Konflikten führt. Man fragt sich, wie es möglich ist, dass sich die Vier so auseinander gelebt haben. Was kann eine so tiefe Freundschaft zerstören?
Hier habe ich noch einen kleinen Kritikpunkt, denn der Grund war mir fast zu banal. Trotzdem habe ich diesmal die Geschichte gerne gelesen und mich gut unterhalten gefühlt.

Fazit:
Der dritte Band rund um die Inselbuchhandlung hat mir wieder besser gefallen. Es war schön die Insel Föhr und Gretas Inselbuchhandlung nochmals zu besuchen und die vier Freunde kennenzulernen. "Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung" bietet eine kleine Auszeit aus dem momentanen negativen weltweiten Schlagzeilen.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Die beiden Seiten der Wehrmacht

Die verdammte Generation
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Christian Hardinghaus ist Historiker und beschäftigt sich besonders mit der Zeit um den Zweiten Weltkrieg. Ich habe bereits zwei seiner Bücher: "Ein Held dunkler Zeit" - ein biografischer Roman und "Die ...

Christian Hardinghaus ist Historiker und beschäftigt sich besonders mit der Zeit um den Zweiten Weltkrieg. Ich habe bereits zwei seiner Bücher: "Ein Held dunkler Zeit" - ein biografischer Roman und "Die Spionin der Charité", ein Roman über Ferdinand Sauerbruch, die Charité und Fritz Kolbe, gelesen.

In "Die verdammte Generation" hat Hardinghaus Gespräche mit den letzte Zeitzeugen geführt, die ihm von ihren Kriegserlebnissen erzählt haben.
Meine Eltern waren selbst im Zweiten Weltkriege dabei. Mein Vater war Fallschirmspringer, meine Mutter musste in den Arbeitsdienst. Beide überlebten, aber der Bruder und der Vater meiner Mutter kamen nicht mehr aus dem Krieg zurück. Gesprochen hat niemand über seine Erlebnisse und das wird auch teilweise in den Berichten der dreizehn Zeitzeugen bestätigt. Während die meisten nicht mehr daran denken wollten und diese Zeit verdrängt haben, haben andere geschwiegen, weil kein Interesse vorhanden war.
Einheitlich berichten alle Männer davon, dass man sich weder in Deutschland, noch in meiner Heimat Österreich, für ihre Geschichte interessiert hat. Im Ausland, vorallem in den USA, war das anders. Ein Zeitzeuge durfte sogar die Hand der Queen und die von Präsident Obama schütteln.

Aber bevor sich der Autor der Geschichte jedes einzelnen Zeitzeugen widmet, geht er generell auf die Wehrmacht ein. Hier habe ich doch einige neue Details erfahren, trotz meiner doch schon zahlreichen Lektüren zu diesem Thema. Zum Beispiel, dass es eine strikte Trennung zwischen NSDAP, SS, SA und der eigentlichen Wehrmacht gab. Wehrmachtsangehörigen war es auch während ihrer Dienstzeit verboten, Mitglied der NSDAP zu sein. Dass nicht nur die obersten, nämlich SS und SA, an Kriegsverbrechen beteiligt waren, leugnet niemand, aber dass der Großteil der einfachen Soldaten keinerlei Einblick hatte, was sich tatsächlich abgespielt hat, wird in den Zeitzeugenberichten mehr als klar.
Deswegen sollte man kein Pauschalurteil abgeben und alle Soldaten, die im Krieg kämpfen mussten, als Nazis oder Mörder verurteilen. Die Maschinerie hinter Hitler hatte ihre eigenen Pläne, die die einfachen Soldaten nie erfuhren und die streng geheim gehalten wurden. Ihnen wurde eingebleut, sie hätten die deutsche Bevölkerung, ihre Familien, vor der russischen Übermacht zu schützen. Ich will jetzt hier keine weiße Fahne für allejene hissen, die im Krieg waren, aber wie diese Männer, die oftmals verheizt und rücksichtlos in den Tod geschickt wurden bis zuletzt behandelt wurden, lässt sehr zu wünschen übrig. Mit dem Wissen von heute ist es wirklich wichtig dies auch der heutigen jungen Generation zu vermitteln und nicht weiterhin voller Scham zu schweigen.

Den dreizehn Zeitzeugen, die Christian Hardinghaus aus ihrem heutigen Leben und danach aus ihrem Kriegsalltag erzählen lässt, begegnen wir chronologisch nach dem Alter. Dies sind junge Männer aus unterschiedlichen Schichten und Familien. In den letzten Jahren des Krieges eher noch Kinder, die sich plötzlich mitten im Krieg befanden - letztere nicht einmal ausgebildet für die einfachsten Handgriffe und als Kanonenfutter an die Front geschickt. Einzelschicksale, die bewegen und die einem dem Krieg viel näher bringen, als diverse trockene Geschichtsstunden. Autor Christian Hardinghaus entführt uns an verschiedene Kriegsschauplätze und hat sich für seine Zeitzeugen bewusst Soldaten ausgesucht, die verschiedene Spezialausbildungen durchlaufen sind.
Ihre Lebensgeschichten verschmelzen mit dem historischen Kontext zu spannenden und berührenden Erzählungen, die einem viele verschiedene Einblicke gibt.

Am Ende jedes Interviews werden den Männern drei persönliche Fragen gestellt, die sich meistens mit der Kriegsgefangenschaft und dem Wissen um den Holocaust drehen.
Zahlreiche private Fotos bringen dem Leser diese dreizehn Zeitzeugen noch näher. Einige Geschichten werden wohl immer in meinem Gedächtnis bleiben.

Den Titel finde ich absolut treffend. Diese Generation war dazu verdammt zu kämpfen und danach zu schweigen. In den 1970igern wurden sie sogar dafür verdammt am Krieg teilgenommen zu haben. Doch dies war bei nur einem kleinen Teil eine freiwillige Entscheidung. Der Satz "Denk dir es ist Krieg und keiner geht hin" funktioniert leider bis heute nicht....was ich selbst bedaure.
Ich könnte hier noch viel mehr schreiben, sage aber einfach nur: Lest dieses Buch!

Fazit:
Bald werden keine Zeitzeugen mehr berichten können, deswegen lege ich euch dieses Buch sehr ans Herz. Wer keine trockene Geschichtsstunde, sondern Interesse an berührenden Einzelschicksalen, sowie einen Einblick in die damalige Propaganda haben möchte, der ist hier richtig. Bis heute gibt es noch immer so viel Unwissenheit oder Pauschalurteile. Das Gefühl, dass wir alle noch nicht damit abgeschlossen haben ist noch immer allgegenwärtig.
Für mich gibt es eine klare Leseempfehlung für alle Interessierten, aber auch auch für Leser, die sonst nicht in diesem Genre lesen. Denkt an eure Großväter oder Väter und ob ihr nicht doch etwas mehr aus deren Vergangenheit wissen möchtet...

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Veröffentlicht am 13.03.2020

Zurück in Lichterhaven

Die Liebe gibt Pfötchen
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Der neuerste Lichterhaven Roman von Petra Schier ist der vierte aus der Reihe, die aber alle unabhängig voneinander gelesen werden können. Für mich ist es mein dritter Besuch aus Licherhaven.

Diesmal ...

Der neuerste Lichterhaven Roman von Petra Schier ist der vierte aus der Reihe, die aber alle unabhängig voneinander gelesen werden können. Für mich ist es mein dritter Besuch aus Licherhaven.

Diesmal sind unsere Hauptprotagonisten Martina und Thorsten, die ich schon im letzten Band kurz kennenlernen durfte. Thorsten ist der Halbbruder von Lars aus "Strandkörbchen und Wellenfunkeln". Die beiden haben sich erst vor gar nicht langer Zeit kennengelernt, da Thorstens Mutter Deutschland verlassen hat und in die USA gezogen ist. Mittlerweile sind die beiden Brüder gute Freunde und bauen in der gemeinsamen Werft Boote. Schon vor einem Jahr hat Thorsten ein Auge auf Martina, eine kurvige Rothaarige, geworfen, doch jeder hat ihm abgeraten sie zu bedrängen. Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und Witwe hat gefühlsmäßig eine Mauer um sich herum aufgebaut und fühlt sich ihrem verstorbenen Mann durch ein Verprechen gebunden. Sie hat die Trauer mit einem vollen Arbeitspensum verdrängt und hat auch sechs Jahre nach Axels Tod ein volles Programm neben Haushalt und Kindererziehung. Sie engagiert sich im Stadtradt und möchte ihren großen Traum, die Vollendung des Wellenbades, das ihr damaliger Mann geplant hatte, fertig stellen. Martina funktioniert einfach nur...das echte Leben geht an ihr vorüber...

Die Gefühle, die sich zwischen den beiden langsam entwickeln wurden sehr authentisch und glaubhaft beschrieben. Hier passiert nichts überstürzt, auch wenn die Autorin zum Ende hin wieder ein paar prickelnde Szenen eingebaut hat. Thorsten gibt sich auch redlich Mühe und ist ein sehr geduldiger Mann, der sich auch Martinas Kindern, Annika und Basti, liebevoll widmet, sie ernst nimmt und miteinschließt.
Zu den Lichterhaven Romanen gehört natürlich auch wieder ein süßes Fellknäuel. Der Mudi (ungarischer Hirtehund) Capone, den Martina aus dem Tierheim geholt hat, hält sie und ihre Kinder ganz schön auf Trab. Capone liebt es seine eigenen Willen durchzusetzen und macht so einige verrückte Dinge. Die Hundegedanken sind wieder in kursiver Schrift eingeblendet. Mir kamen sie diesmal nicht so präsent wie in den Vorgängerromanen vor. Trotzdem spielt Capone eine wichtige Rolle und versucht natürlich alles Martina und Thorsten zusammenzubringen...

Immer abwechselnd begleiten wir Martina oder Thorsten auf ihren Weg. Dadurch hat der Leser den Zugang zu ihren Gedanken und Gefühlen, spürt aber auch ihre Unsicherheiten und Ängste.
Die liebevoll ausgearbeiteten Figuren schließt man sehr schnell ins Herz. Viele Lichterhavener Einwohner kannte ich bereits, aber es gibt auch wieder ein paar neue Charaktere und ich denke ich weiß auch schon, wer im nächsten Band seine große Liebe treffen wird...

Schreibstil:
Ich liebe Petra Schiers Schreibstil, egal ob sie historische Romane, ihre Weihnachts-/Hunde- oder Lichterhaven Romane schreibt. Es gibt immer humorvolle Dialoge, der Schreibstil ist spritzig und in den Licherhaven-Romanen schätze ich auch immer die sehr bildhafte Beschreibung der Umgebung.

Fazit:
Wieder eine bezaubernde "Liebesgeschichte mit Hund " aus Lichterhaven, die ich gerne gelesen habe. Das Setting und die süßen Hunde alleine sind schon ein Pluspunkt, aber Petra Schier versteht es auch die Liebesgeschichte mit Humor und Gefühl zu erzählen. Ich freue mich schon auf den nächsten Roman aus ihrer Feder!

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