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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2020

Was bestimmt die Entwicklung eines Menschen?

Fast genial
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Meine erste Frage war, warum ein deutscher Autor einen Roman in Amerika ansiedeln muss? Die Antwort erschließt sich aus der Danksagung am Ende der Geschichte – Wells wollte über die ihm von einem Dritten ...

Meine erste Frage war, warum ein deutscher Autor einen Roman in Amerika ansiedeln muss? Die Antwort erschließt sich aus der Danksagung am Ende der Geschichte – Wells wollte über die ihm von einem Dritten bekannt gemachte Samenbank der Genies schreiben, die es einst tatsächlich in Amerika gab. Ein wirklich moralisch und ethisch fragwürdiges Projekt, dem sich amerikanische Wissenschaftler verschrieben haben. Um die Fortpflanzung hoch intelligenter Menschen zu vervielfachen, ließen sie berühmte Persönlichkeiten Samen spenden und züchteten damit Babys aus der Retorte. Eine solche Vergangenheit hat auch der Protagonist dieser Geschichte. Er, der sich als Versager in jeglichen Lebenslagen sieht, erfährt davon im jungen Erwachsenenalter und begibt sich auf die Suche nach seinem leiblichen Vater, die ihn quer durch die USA führt. Es liegt also nicht fern anzunehmen, dass vor allem der Frage nachgegangen wird, ob vor allem die Gene eines Menschen seine Entwicklung bestimmen oder auch Erziehung, soziales Umfeld und dass, was der Mensch aus sich selbst macht, eine Rolle spielen. Auf jeden Fall ein interessantes Thema, wenngleich ich mir gewünscht hätte, dass der Protagonist mir etwas sympathischer gewesen wäre und das Ende vielleicht nicht offen geblieben wäre.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Historisch interessante Familiengeschichte

Margos Töchter
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In dieser Fortsetzung des Romans „Ab heute heiße ich Margo“ aus dem Jahr 2016, die sich durchaus selbständig lesen lässt, geht es um die Nachfahren der früheren Protagonistinnen Margo und Helene, insbesondere ...

In dieser Fortsetzung des Romans „Ab heute heiße ich Margo“ aus dem Jahr 2016, die sich durchaus selbständig lesen lässt, geht es um die Nachfahren der früheren Protagonistinnen Margo und Helene, insbesondere die Töchter- und Enkelingeneration. Hier gibt es eine überraschende und interessante Verknüpfung, der Margos Enkelin durch Nachforschungen auf die Spur kommt. Eingebettet in diese Familiengeschichte sind bedeutende gesellschaftspolitische Ereignisse seit den 1970er Jahren wie RAF-Terrorismus, Blumenkinder, Studentenbewegung, atomare Gefahren, Wiedervereinigung. Wirklich betroffen macht zu lesen, welches Ausmaß der Einfluss der Stasi auf das Leben der Bürger in West- und Ostdeutschland hatte. Das Buch zeichnet sich durch viel geschichtliches und politisches Hintergrundwissen aus. Immer ist die Geschichte klar durchstrukturiert, so dass der rote Faden nicht verloren geht. Dies erfolgt durch Aufgliederung in drei Teile, in denen jeweils eine andere Romanfigur im Vordergrund steht.

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Veröffentlicht am 23.04.2020

Ungewöhnliche Dreiecksliebesgeschichte

Léon und Louise
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Der Enkelsohn des Protagonisten Léon erzählt anlässlich der Trauerfeier seines Großvaters dessen ungewöhnliche Liebesgeschichte mit der weiteren Protagonistin Louise. Beide lernen sich als junge Leute ...

Der Enkelsohn des Protagonisten Léon erzählt anlässlich der Trauerfeier seines Großvaters dessen ungewöhnliche Liebesgeschichte mit der weiteren Protagonistin Louise. Beide lernen sich als junge Leute während des Ersten Weltkriegs in einem kleinen französischen Dorf kennen und lieben. Nach einem Flugzeugangriff halten sie den jeweils anderen für tot. Erst zehn Jahre später treffen sie sich zufällig in Paris wieder. Léon ist inzwischen verheiratet und mehrfacher Familienvater. Sie versprechen sich aus dem Weg zu gehen, Louise bleibt aber immer in Léons Kopf. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kommt es zu regelmäßigen Treffen, von denen Léons Frau weiß und die von dieser geduldet werden. Erst nach dem Tod der Ehefrau viele Jahre später kommen sie endgültig zusammen.
Es ist eine sehr ungewöhnliche, überhaupt nicht kitschige Liebesgeschichte, in der die beiden Weltkriege eine besondere Rolle spielen, vor allem die Betroffenheit Frankreichs. Die beiden Liebenden sind sehr unterschiedliche Charaktere und recht besonders. Auch die betrogene Ehefrau nimmt eine ungewöhnliche Position ein, ist sie doch zufrieden mit ihrem Leben und der Zweckgemeinschaft mit Léon. Sehr gefällig sind die einfache Sprache und die zumeist alltäglichen Ereignisse, von denen der Autor erzählt. Etwas wird der an sich durchweg positive Eindruck des Buches durch gelegentliche Längen geschmälert.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Ein schlimmer Verdacht gegenüber einer Patchworkfamilie

Wir holen alles nach
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Die Konstellation, in der sich die Protagonisten-Familie dieses Romans befindet, ist heutzutage so typisch und viele Leser(innen) werden sich in ihr wiederfinden, was ihn so lesenswert macht.
Mutter Sina ...

Die Konstellation, in der sich die Protagonisten-Familie dieses Romans befindet, ist heutzutage so typisch und viele Leser(innen) werden sich in ihr wiederfinden, was ihn so lesenswert macht.
Mutter Sina ist seit ihrer Scheidung allein erziehend und bewältigt den alltäglichen Spagat mit ihrem achtjährigen Sohn Elvis. Dann scheint endlich alles etwas einfacher zu werden, weil sie in Torsten einen sie unterstützenden Partner findet. Bald aber findet Nachhilfelehrerin Ellen Anzeichen bei Elvis, der sie Schlimmes vermuten lassen und es wird eine Lawine in Gang gesetzt, der den Bestand der kleinen Familie bedroht …
Die Geschichte ist in schönem Schreibstil gehalten. Auffällig ist, dass die Autorin oftmals nur Andeutungen über Personen und Geschehnisse macht, die entweder erst später näher ausgeführt werden oder gänzlich der Vorstellungskraft des Lesers vorbehalten bleiben. Die Romanfiguren werden gelungen charakterisiert und es werden zahlreiche aktuelle gesellschaftliche Probleme eingearbeitet, mit denen sie konfrontiert sind – etwa die Alltagsprobleme allein Erziehender, Altersarmut der Bezieher kleiner Renten, Mietpreisexplosion, schulischer Druck auf Grundschulkinder. Die konkreten Ereignisse im Leben der im Fokus stehenden Familie stimmen nachdenklich und veranlassen zu Überlegungen dahin, ob Ellens aktives Verhalten richtig war oder ob sie sich als Außenstehende nicht besser hätte zurückhalten sollen. Schön sind die Schilderungen zur Freundschaft zwischen Kind und älterer Dame sowie zwischen Kind und Hund.
Das Buch erhält von mir eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 17.04.2020

Lesenswerter dritter Band der Schwesternroman-Trilogie

Die Schwestern vom Ku'damm: Tage der Hoffnung
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Obwohl ich die ersten beiden Bände der Romantrilogie („Jahre des Aufbaus“ und „Wunderbare Zeiten“, erschienen 2018 bzw. 2019) nicht gelesen habe, bin ich gleich gut in die Geschichte hineingekommen. In ...

Obwohl ich die ersten beiden Bände der Romantrilogie („Jahre des Aufbaus“ und „Wunderbare Zeiten“, erschienen 2018 bzw. 2019) nicht gelesen habe, bin ich gleich gut in die Geschichte hineingekommen. In jedem der in den Nachkriegsjahrzehnten in Berlin angesiedelten Bände steht eine von drei Schwestern im Fokus – die pflichtbewusste Rike, die ins Modegeschäft des Vaters einsteigt, die lebenslustige und beim Rundfunksender Rias moderierende Silvie und vorliegend die jüngste, in Kunst und Fotografie aufgehende Florentine. Daneben spielen weitere Angehörige der verzweigten Familie mit ihren speziellen Sorgen und Problemen eine Rolle. Es handelt sich um gute Unterhaltungsliteratur für Frauen, die enorm dadurch an Wert gewinnt, dass sie aus der Feder einer studierten Historikerin stammt. Diesem Umstand ist es wohl zu verdanken, dass die Familiengeschichte in historische Zusammenhänge in den Jahren 1958 bis 1963 eingebettet ist, namentlich die Teilung Berlins und den Mauerbau. So werden fundiert bedeutende und interessante reale Ereignisse eingearbeitet wie Präsidet Kennedy’s Berlin-Besuch oder Willy Brandts Rede als Regierender Bürgermeister anlässlich des Mauerbaus. Bei Lesern, die schon einen Lebensabschnitt in den 1950er/60er Jahren zubrachten, werden schöne Erinnerungen geweckt, weil so manch schönes Detail verarbeitet wurde, z.B. die damalige Mode mit Pepitahosen und weißen Slingpumps, die Automarken Borgward, Taunus und Isetta oder Kameras der Marken Leica/Minolta.
Das Buch erhält von mir eine Leseempfehlung.

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