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Veröffentlicht am 09.03.2020

Verwirrende Doppelgängergeschichte

Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt
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Nach "Weit über das Land" ist dies nun das zweite Buch des Autors, das ich gelesen habe. Die Handlung an sich ist recht einfach - ein inzwischen nicht mehr schreibender Schriftsteller erzählt während eines ...

Nach "Weit über das Land" ist dies nun das zweite Buch des Autors, das ich gelesen habe. Die Handlung an sich ist recht einfach - ein inzwischen nicht mehr schreibender Schriftsteller erzählt während eines Spaziergangs einer jungen Schauspielerin seine Geschichte, die deshalb eine ganz besondere ist, weil er selbst und seine frühere Freundin einerseits und seine Zuhörerin und deren schriftstellender Freund andererseits Doppelgängerpaare sind. Genau dieser Punkt ist es, der bei mir während des Lesens zu mehr und mehr Verwirrung geführt hat. Ich wusste irgendwann nicht mehr, ob das gerade Erzählte in der Gegenwart oder der Vergangenheit angesiedelt ist und welche der vier Romanfiguren ich gerade vor mir habe. War vielleicht alles nur Einbildung? Vermutlich habe ich nicht erfasst, was der Autor sagen will.

Meinen Geschmack trifft das Buch zwar nicht. Es gehört aber auch nicht in die Kategorie, durch die ich mich quasi hindurchgequält habe.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Danke sagen, bevor es zu spät ist

Dankbarkeiten
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Michèle Seld, genannt Michka, ist eine alte alleinstehende Dame. Nach und nach verliert sie durch wiederkehrende Stürze, quälende Alpträume und Aphasie ihre häusliche Selbständigkeit. So muss sie schließlich ...

Michèle Seld, genannt Michka, ist eine alte alleinstehende Dame. Nach und nach verliert sie durch wiederkehrende Stürze, quälende Alpträume und Aphasie ihre häusliche Selbständigkeit. So muss sie schließlich in ein Seniorenheim ziehen. Dort macht sie die Bekanntschaft des Logopäden Jérôme, der mit ihr Übungen gegen ihre Wortfindungsstörungen macht und ihr nebenbei aus seinem eigenen Leben erzählt. Außerdem erhält sie regelmäßig Besuche der jungen Marie, zu der sie seit deren Kindheit eine besondere Beziehung unterhält. Es wird schnell deutlich, dass alle drei Personen Gemeinsamkeiten haben. In ihrer jeweiligen Kindheit hat es tragische Vorkommnisse gegeben, die Verletzungen hinterlassen haben, welche nie ganz vernarbt sind.
Über Michka erhalten wir Einblick in das Alltagsleben der alten Leute, die in einer Einrichtung betreut werden und immer abhängiger von den anderen werden. Wir alle werden früher oder später mit diesem Thema konfrontiert. Es ist traurig zu lesen, mit welchen Beschwerden und Ängsten sich Michka plagt, die von Tag zu Tag zusehends schwächer wird. Energie schöpft sie aber noch aus einer Sache – zwei Personen zu finden und ihnen ihren Dank für ihr Verhalten in Michkas Kindheit auszusprechen. Mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen legt sie auch mit Vehemenz Jérôme nahe, ehe es nämlich dafür irgendwann zu spät ist.
Das Buch ist sehr eindrucksvoll geschrieben. Obwohl wir viel Trauriges lesen, gibt es zugleich viel Hoffnung auf ein möglichst selbst bestimmtes Leben im Alter, wie es die Protagonistin führt. Michkas Wortfindungsstörungsproblem führt so manches Mal zu humorvollen textlichen Veränderungen (z.B. nennt Michka eine neue Bewohnerin „Dragonerin“ oder Frühstück „Frühbrot“). Vor allem regt es dazu an, darüber nachzudenken, wie oft wir im Leben schon wirklich danke gesagt haben und ob wir insoweit etwas nachzuholen haben.
Ein aufrichtiges Danke an die Autorin für dieses sehr lesenswerte Buch.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Frauenroman mit einer sympathischen Protagonistin

Die Prophezeiung der Giraffe
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Dieser schon durch sein glitzerndes Giraffenmotiv auf dem Cover äußerlich auffällige Roman ist ein Frauenbuch, in dem lobenswerterweise nicht oberflächlich bleibende Frauen die Protagonistinnen darstellen, ...

Dieser schon durch sein glitzerndes Giraffenmotiv auf dem Cover äußerlich auffällige Roman ist ein Frauenbuch, in dem lobenswerterweise nicht oberflächlich bleibende Frauen die Protagonistinnen darstellen, wie ich es in entsprechenden Büchern immer wieder erlebt habe. Die Hauptfigur Hanna ist vielmehr eine voll im Leben stehende, zupackende vierzigjährige Grundschullehrerin. Sie ist eigentlich auch ohne Mann ganz zufrieden mit ihrem Beruf, ihrem großen Haus, ihren Freunden und Verwandten. Nur über den zehn Jahre zurückliegenden Tod ihrer geliebten Mutter ist sie noch nicht so recht hinweg. Ein magischer Strang wird in die Geschichte dadurch eingearbeitet, dass sich auf einmal sehr merkwürdige Dinge in Hannas Leben ereignen – eine aus dem Zoo entlaufene Giraffe sucht Obdach in ihrem Garten, eine fremde ältere Frau nistet sich ungefragt im Wohnwagen auf dem Grundstück ein und händigt ihr einen Brief ihrer Mutter aus, sie erhält eine unbestellte Großlieferung an Flummis u.a.m. Gemeinsam mit ihrer Freundin geht sie der Frage nach, ob diese Ereignisse eine Bedeutung haben und ein Zeichen sind, vielleicht weist alles auf den Traummann hin?
Das Buch liest sich flott weg und ist sehr unterhaltsam. Als Leser(in) wird man natürlich auch zum Nachdenken darüber animiert, was hinter den ganzen Vorkommnissen steckt. Das Schöne ist, dass sie nicht völlig unrealistisch erscheinen. Etwas weniger realistisch fand ich hingegen, dass Hanna noch ein Jahrzehnt später so sehr um ihre Mutter trauert und Dinge tut, wie mit ihr Zwiegespräche führen. Vielleicht hätte dieser Zeitpunkt besser nicht so fern der Gegenwart gelegt werden sollen.




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Veröffentlicht am 04.03.2020

Ein chaotisches Familienleben

Von Erholung war nie die Rede
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Das Buch gehört in die Reihe um die Familie Bundschuh, zu der die weiteren Bände „Tief durchatmen, die Familie kommt“ und „Ihr seid natürlich eingeladen“ gehören. Die Autorin ist vor allem als Fernsehschauspielerin ...

Das Buch gehört in die Reihe um die Familie Bundschuh, zu der die weiteren Bände „Tief durchatmen, die Familie kommt“ und „Ihr seid natürlich eingeladen“ gehören. Die Autorin ist vor allem als Fernsehschauspielerin bekannt. Die chronologische Lesereihenfolge muss nicht eingehalten werden. Dieses Mal unternimmt die Berliner Familie Bundschuh mit Schwiegermutter, Bruder und Schwägerin sowie den beiden Familienhunden eine Reise nach Norderney. Alle Verwandten geraten in den verschiedensten Konstellationen aneinander und Mutter Gundula und Vater Gerald ziehen den Sinn ihrer Ehe in Zweifel. Das alles ist so amüsant geschrieben, dass man sich ein Dauerschmunzeln nicht verkneifen kann. Vieles könnte auch im wirklichen Leben passieren und so wird der eine oder andere vielleicht Parallelen in seinem eigenen Familienleben finden.
Fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 04.03.2020

Wie auf den zweiten Blick aus ungleichen Männern Freunde werden

Das kann uns keiner nehmen
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Ein solch tolles Buch mit seiner gelungenen Mischung aus zwei Lebensgeschichten und Reisebericht lese ich nicht alle Tage.
Bei der Besteigung des Kilimandscharo-Gipfels treffen sich unfreiwillig der reservierte ...

Ein solch tolles Buch mit seiner gelungenen Mischung aus zwei Lebensgeschichten und Reisebericht lese ich nicht alle Tage.
Bei der Besteigung des Kilimandscharo-Gipfels treffen sich unfreiwillig der reservierte Schriftsteller Hans aus Hamburg und der grantige, urige, etwas „großkotzige“ Bayer Tscharli, die es dorthin aus unterschiedlichen Motiven verschlagen hat. Zu Hause in Deutschland hätten sie einander gemieden. In Afrika aber bleiben sie auf Wunsch des gesundheitlich angeschlagenen Tscharli für eine ganze Woche zusammen und begeben sich auf eine gemeinsame Reise nach Daressalam und Sansibar. Beide erkennen allmählich, über den jeweils anderen falsch geurteilt zu haben. Sie werden zu Freunden und erzählen sich ihre Lebensgeschichten, in denen zwei Frauen und Afrika ihre tiefen Abdrücke hinterlassen haben.
Schon die Beschreibungen über Leben und Menschen in Afrika, hier vor allem in Tansania und Sansibar, sind sehr beeindruckend und widerlegen viele der Vorbehalte und Vorurteile, die wir gegenüber dem uns fremden Kontinent und seinen Bewohnern leicht zu hegen geneigt sind. Auf jeden Fall stimmen sie nachdenklich. Die Touren der beiden Protagonisten auf den Kibo, nach Daressalam und ihre Rollerfahrten auf Sansibar lassen sich anhand der Karten in den inneren Bucheinbänden schön nachvollziehen. Vielleicht wird beim einen oder anderen Leser die Lust zu einer Afrika-Reise geweckt; vielleicht begräbt er aber einen bereits vorhandenen Wunsch auch schnell wieder angesichts diverser geschilderter Gefahren, denen sich Tscharli und Hans, dieser auch schon auf einer ein Vierteljahrhundert zurückliegenden ersten Reise auf den Schwarzen Kontinent, ausgesetzt sehen.
Richtig lebendig wird die Geschichte durch den Protagonisten Tscharli. Mit einer Mischung aus bayrisch, erfundenem Suaheli und ein wenig englisch haut er, den man sich als Ur-Bayer vorstellen muss, durchweg in jeder Situation tolle Sprüche heraus, die sich Hans sogar notiert. Darunter befinden sich schöne Lebensweisheiten, die es wert sind, zitiert zu werden. Wie er als Mensch ist, lässt sich nur schwer einschätzen. Auch Hans hat immer mal wieder Anlass, an der Richtigkeit dessen zu zweifeln, was ihm erzählt wird. Doch egal, welche Verfehlungen sich Tscharli in der Vergangenheit hat zuschulden kommen lassen und wie man selbst dazu steht – als Mensch gewinnt man ihn im Laufe der Geschichte einfach nur lieb. Welche Frauengeschichten beide Männer verfolgen, will man natürlich erfahren und wird so geschickt an der Stange gehalten. Die tragischen Auflösungen erfolgen spannungserhöhend erst relativ spät.
Der Autor hat in dieses Buch Autobiografisches eingearbeitet, der während einer Afrika-Reise im Jahr 1993 lebensbedrohlich erkrankte (eine Parallele zu Hans).
Ein Buch, das ich uneingeschränkt mit fünf Sternen bewerte.

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