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Veröffentlicht am 27.11.2018

Ein Roman um verpasste Möglichkeiten

Deine Stimme in meinen Träumen
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Christiane zieht zurück in ihre Heimatstadt Schutzingen. Hier möchte sie nicht nur ihrer Großmutter, die im Altenheim ist, nahe sein. Auch ihr Freund Stefan wohnt in dieser Kleinstadt. Sie sehnt sich nach ...

Christiane zieht zurück in ihre Heimatstadt Schutzingen. Hier möchte sie nicht nur ihrer Großmutter, die im Altenheim ist, nahe sein. Auch ihr Freund Stefan wohnt in dieser Kleinstadt. Sie sehnt sich nach Sicherheit, die sie bei ihm finden wird. Sie selbst wird schnell eine Anstellung in einer Bank finden, da hat sie keine Zweifel.

Obwohl Chrissie ein Zahlenmensch ist, ist sie leicht chaotisch. Das liegt wohl an ihrer Mutter, die ihr Leben stets lebt, wie sie will. Aus diesem Grund wuchs Christiane auch überwiegend bei ihrer Oma auf.
Ihr Freund Stefan ist dagegen ein ganz anderer Mensch. Seine Wohnung sieht aus wie ein Schaufenster, jedes Teil hat seinen Platz. Als Chrissie ihn besucht, wagt er es sogar, ihr einen Tintenklecks mit Spucke aus dem Gesicht zu wischen. (Igitt! - Anm. von mir)

Bevor sie freudestrahlend ihre Großmutter Elisabeth im Heim besuchen kann, erhält sie den Anruf, diese sei verstorben. Christiane ist untröstlich, hat sie sie doch über alles geliebt. - Nach der Beerdigung, auf der sie sich für ihre Mutter fremdschämt, weil diese ein Indianerlied mit Trommeln aufführt und Werbung für ihre Schwitzhütten-Zeremonien macht, erhält sie einen Brief ihrer Oma.

Sie soll deren letzten Wunsch erfüllen. Sie findet einen Stapel Liebesbriefe, diese sind allerdings nicht an ihren bereits verstorbenen Opa gerichtet, sondern an einen fremden Mann. Dieser Mann soll die Briefe nun erhalten. Sollte er tot sein, möge Chrissie sie doch auf sein Grab legen. Sie lässt alles stehen und liegen und fliegt nach Kanada, um den eindringlichen Wunsch ihrer Oma zu erfüllen.

Eine Reise ohne absehbares Ende beginnt. Während dieser Reise lernt sie den Enkel der großen Liebe Wilhelm ihrer Oma kennen - und sich selbst.

Die Geschichte ist flüssig zu lesen, zeitlich erleben wir die Liebe von Elisabeth und Wilhelm von Beginn an über den Nachlass der Briefe, und wir erleben noch Überraschungen.

Wer sich wundert, dass Chrissies eigene Geschichte etwas vorhersehbar ist, sollte nicht vergessen, dass es um Elisabeth und Wilhelm geht! Chrissie ist ein Mensch, der sich gut in andere hineinversetzen kann, es dauert sie, dass diese Liebe sich nicht so erfüllen konnte. Sie merkt, dass sie selbst sich sehr viel nach anderen richtet. Ob sie sich ändert?

Joanna Martin ist eine tolle Autorin, sie beschreibt die wunderbare Natur Kanadas, man merkt, dass sie dort nicht nur im Urlaub war, sondern auch zwei Jahre in Kanada lebte.

Dieser nette, kurze Urlaubsroman erscheint im FeuerWerkeVerlag. Für die Autorin ist dies ihr erstes Buch. Ich denke, wir sollten sie anspornen, weiter zu schreiben.

Veröffentlicht am 09.11.2018

Daran denkt wohl niemand, oder

Die ungleichen Gleichen
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Darüber macht sich niemand Gedanken, oder?


Zwei Fremde in einer fremden Umgebung - sie kennen niemanden, sie sind einsam. Das Schlimmste ist, sie sind zeitgleich in der Vergangenheit und an einem anderen ...

Darüber macht sich niemand Gedanken, oder?


Zwei Fremde in einer fremden Umgebung - sie kennen niemanden, sie sind einsam. Das Schlimmste ist, sie sind zeitgleich in der Vergangenheit und an einem anderen Ort. Sie können sich nicht trennen von ihrer Heimat. Doch sie müssen! Das Schicksal hat es genau so vorgesehen.

Dario ist ein Flüchtling aus einem Kriegsgebiet, in dem Amerikaner und Russen gegen Terroristen kämpfen. Er ist gegen den Willen seiner Großmutter, zu der er ein ganz tolles Verhältnis hat, nach Deutschland gekommen. Hier lernt er jetzt Deutsch und kann sich recht schnell verständigen. Allerdings ist er noch zu schüchtern, um auf Menschen zuzugehen. - Auch hat er den Kopf noch zu voll mit den Kriegsereignissen, die er erlebte und er weiß nicht, was mit seiner Familie zu Hause ist.



Ann-Kathrin kommt aus einer ländlichen Gegend in dieselbe Stadt, um zu studieren. Auch sie hat ein wunderbares Verhältnis zu ihrem Großvater, der bei ihr den nicht mehr vorhandenen Vater ersetzt. So unterhält sie sich in Gedanken oft mit ihm, wenn sie Rat braucht, aber oft schleicht er sich auch so in ihre Gedankenwelt.

Die beiden jungen Menschen fühlen sich noch ziemlich verloren in der Stadt. Doch sie lieben das gleiche Café und lernen sich kennen.

Andreas Lukas hat sich eines schweren Themas angenommen. Gerade in der heutigen Zeit wird sehr viel pauschalisiert und über einen Kamm geschoren. Junge Menschen sind damit vielleicht noch nicht so schnell bei der Hand. Das ließe hoffen.

Diese Geschichte kann genau so passieren, ist vielleicht auch genauso passiert. Wir wissen alle, wie sehr wir geprägt sind durch unsere Vergangenheit. Doch wie schlimm ist es, sich erst im Jetzt und kurz darauf in der Heimat zu befinden, sei es auch nur in Gedanken. Doch vielleicht gibt es eine Zukunft für die beiden Protagonisten. Ich hoffe auch, sie können mit den schlimmen Gedanken gemeinsam besser umgehen.

Der Autor Andreas Lukas hat eine ruhige Art, uns durch diesen Roman zu führen. Das heißt nicht, dass es an irgendeiner Stelle langweilig wird. Im Gegenteil, ich konnte kaum erwarten, wie es weiter geht. Seine Sprache ist stimmig und angenehm klar. Er beschreibt die beiden jungen Menschen und ihre Gefühle, als sei er dabei gewesen - was er im gewissen Sinne ja auch war.

Das Cover ist sehr ansprechend und bunt, die Profile der Menschen darauf passen zum Inhalt.

Ich danke dem Verlag Spica. Ich freue mich, dass ich dieses Buch lesen und rezensieren durfte.

Veröffentlicht am 03.11.2018

Ein erschütterndes Schicksal

Der Himmel gehört uns
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Es gibt Menschen, die haben das Glück und finden die einzige Person, die zu ihnen passt. So ergeht es Rob, er findet seine große Liebe Anna während des Studiums. Sie heiraten.

Die beiden können unterschiedlicher ...

Es gibt Menschen, die haben das Glück und finden die einzige Person, die zu ihnen passt. So ergeht es Rob, er findet seine große Liebe Anna während des Studiums. Sie heiraten.

Die beiden können unterschiedlicher nicht sein. Anna möchte alles geordnet und geplant haben, so auch in ihrem Beruf, sie ist nach dem Studium Wirtschaftsprüferin. Rob dagegen ist ein typischer Nerd (Computerfreak), der seine Träume für seine Programme noch ausleben muss. Doch auch er hat beruflich ganz großes Glück.

Alles scheint vollkommen. Anna und Rob sind nicht nur ein glückliches Ehepaar, sie sind auch die besten Freunde. Sie gehen durch dick und dünn, und ihre Liebe wird belohnt. Doch dann ziehen dunkle Wolken auf.

Erst dachte ich, ich werde jetzt eine zweite "Lovestory" lesen, doch weit gefehlt! Als Leser geht man durch ein Wechselbad der Gefühle. Ich möchte NIEMALS mit den beiden tauschen müssen!

Dieses Buch ist unbeschreiblich emotional aus der Sicht Robs in der Ich-Form geschrieben. Es lässt sich wunderbar lesen und man kann sich sehr gut in alles hineinversetzen. Die Handlung verlässt einen nicht, wenn man das Buch einmal aus der Hand legt. So ging es mir, ich nahm die Handlung mit in den nächsten Tag und konnte nicht erwarten, weiter zu lesen.

Es ist kaum vorstellbar, dass der Autor nicht alles genau so erlebt hat.

Luke Allnutt, gebürtiger Brite, lebt in Prag. Er hat ein hervorragendes Buch geschrieben und ich war sehr froh zu lesen, dass mit ihm und seiner Familie aktuell alles in Ordnung ist. Er bekommt vom mir die Höchstpunktzahl.

Das Buch erscheint im Verlag blanvalet, z.Z. broschiert und als e-Book. Es wurde übersetzt von Veronika Dünninger.

Veröffentlicht am 14.10.2018

Ein perfides Spiel um schuld

Bösland
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Bernhard Aichner beschreibt in seinem Roman "Bösland", dass ein kleiner Junge an seinem 10. Geburtstag 1984 seinen erhängten Vater auf dem Dachboden findet. Es ist sein verhasster Vater, der ihn immer ...

Bernhard Aichner beschreibt in seinem Roman "Bösland", dass ein kleiner Junge an seinem 10. Geburtstag 1984 seinen erhängten Vater auf dem Dachboden findet. Es ist sein verhasster Vater, der ihn immer dorthin ins Bösland zitierte und ihn aufs Schlimmste verprügelte, ob er nun etwas getan hatte oder nicht. Ben, der kleine Junge, ist fasziniert von seinem dort baumelnden Vater und - erleichtert, gar glücklich. Dann feiert er erst mal mit seinem Freund Kux, Sohn des angesehenen Dorfarztes, der gar nicht mit ihm, dem Sohn des Trinkers verkehren darf, seinen Geburtstag. Jetzt hat er ja einen doppelten Grund.

Als Ben 13 Jahre alt ist, wird er auf eben jenem Dachboden neben der Leiche eines Mädchens gefunden. Er ist blutbesudelt. Man nimmt ihn mit. Für ganz lange Zeit spricht er nicht. Er kommt in die Psychiatrie. Niemand besucht ihn. Irgendwie lebt er mit seiner Schuld, kann er sich doch an nichts erinnern.

Noch nach 30 Jahren gräbt er mit fachlicher Hilfe in seiner Vergangenheit. Er sucht die Stätte seiner Kindheit auf und findet seinen Freund Kux wieder. Alles läuft seinen Gang, bis ein weiterer Mord geschieht!

Bernhard Aichner versteht es, seine Leser mitzunehmen. Ein Teil seiner Kapitel sind Dialoge. Durch die Kürze der Kapitel hält er die Spannung sehr hoch. Es ist schon schlimm, wie viel Bosheit in einem kleinen Jungen steckt und sich anschließend weiterentwickeln kann.

Die Protagonisten sind sämtlich sehr gut beschrieben, ich kann mich in sie hineinversetzen. Andererseits muss ich mich schütteln vor der Abgebrühtheit mancher Menschen. Aber ich bin überzeugt, dass es genau solche gibt.

Dieses Buch macht von Anfang an neugierig und wird immer spannender. Ein guter Roman ist hier gelungen. Ich freu mich auf den nächsten.

Das Buch erscheint im Verlag btb.

Veröffentlicht am 07.10.2018

Ein starkes Stück Steinzeit

Kha – Der Anfang
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Vor 33.000 Jahren: Der zehnjährige Kha folgt seiner älteren Freundin Oa, die davor flüchtet, dem hässlichen Schamanen zu dienen. Sie verlässt den Klan und Kha möchte seine heißgeliebte und vertraute Oa ...

Vor 33.000 Jahren: Der zehnjährige Kha folgt seiner älteren Freundin Oa, die davor flüchtet, dem hässlichen Schamanen zu dienen. Sie verlässt den Klan und Kha möchte seine heißgeliebte und vertraute Oa nicht ohne Schutz ziehen lassen. Sie ziehen hinaus in die unbekannte Welt, die viele Gefahren für die beiden bereit hält. Gott sei Dank ist Oa in vielen Dingen bewandert und kann sie erst mal vor Bösem beschützen und ernähren. Das soll sich ändern, bald schon treffen sie auf unbekannte Menschen, die ihnen nicht gut gesonnen sind.

Kha lernt viel auf seiner fünf Jahre dauernden Wanderschaft. Er lernt unterschiedliche sonderbare wie auch gefährliche Menschen kennen. Für ihn steht an erster Stelle das Überleben, an zweiter Stelle jedoch, in Höhlen zu malen. Durch das Malen können die Tiergötter um ihren Schutz angerufen werden.

Seine Reise stärkt ihn, er kehrt nach Hause zurück und kann den Daheimgebliebenen, die nicht damit rechnen, dass er überlebt hat, viel berichten. Doch die größte Gefahr erwartet ihn noch.

Peter Starck hat einen tollen Roman geschrieben, als sei er selbst in der Steinzeit dabei gewesen. Besonders Oa hat mir gut gefallen, so eine kluge junge Frau, die jagen kann und weiß, wie man Sprachen lernt - soweit das mit den Fremden möglich ist. Kha wiederum hat von Oa gelernt.

Das Ende des Romans lässt hoffen, dass es ein weiteres Buch mit Kha geben wird. Mich würde das sehr freuen.

Peter Starck hat einen flüssigen Schreibstil. Ich mochte das Buch nicht aus der Hand legen. Es gibt Spannungswellen: Ist mal wieder für einige Zeit Ruhe eingekehrt, wird es urplötzlich für die Protagonisten äußerst eng. Ich habe mit Oa und Kha gelitten und auf das Beste gehofft. - Mit dem Ende habe ich nicht rechnen können.

Peter Starck hat sich viele Gedanken über das Leben in der Steinzeit gemacht. Auch ich bin jetzt klüger als zuvor. Warum soll nicht alles so gewesen sein?

Das in 15 Kapitel unterteilte Buch mit 343 Seiten wurde im Verlag tredition veröffentlicht.