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Veröffentlicht am 27.08.2018

Nervenaufreibende Täterjagd

Blutbuche
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Emma Carow ist Fallanalystin bei der OFA (Operative Fallanalyse) des Landeskriminalamts. Sie hat ein lange zurückliegendes Trauma noch nicht ganz verarbeitet. Dann sitzt sie in einer TV-Show ihrem Vergewaltiger, ...

Emma Carow ist Fallanalystin bei der OFA (Operative Fallanalyse) des Landeskriminalamts. Sie hat ein lange zurückliegendes Trauma noch nicht ganz verarbeitet. Dann sitzt sie in einer TV-Show ihrem Vergewaltiger, der jetzt seine Strafe abgesessen hat, gegenüber. Sie stellt fest, sie hat wohl alles überwunden. Aber ist das tatsächlich so?

Zurück auf der Arbeit wird sie mit einem abscheulichen Fall betraut. Mehrere Frauen sind verschwunden. Von einigen findet man Körperteile, die furchtbar zugerichtet sind - ich äußere mich bewusst nicht näher dazu, um nicht zuviel zu verraten.
Bei der Polizei trudeln Briefe der vermissten Frauen ein. Was bezweckt der Täter damit? Die Spuren führen nach Polen, man muss zusammenarbeiten. Das klappt nicht gut.

Gott sei Dank hat Emma einen guten Freund, bei dem sie Kraft auftanken kann, der ihr bei ihren Alpträumen hilft und sie psychisch aufbaut. Es ist ein dermaßen verzwickter Fall, mittlerweile ist klar, dass der Täter die entführten Frauen, die wohl aus dem Milieu stammen, bestialisch quält und genauso töten wird. Emma und die Kollegen des LKA müssen unbedingt schnell den Täter fassen. Emma wird unvorsichtig.

Das Autorenduo Astrid Ule und Eric T. Hansen hat einen spannungsgeladenen Roman mit einigen guten Überraschungsmomenten geschrieben. Es ist der zweite Fall mit Emma Hansen. Der Roman lässt sich aber super lesen, ohne den ersten zu kennen. Das Buch lässt sich kaum aus der Hand legen. Es hat 90 Kapitel auf 478 Seiten, wobei das letzte Kapitel hoffen lässt, dass es einen weiteren Roman mit Emma Carow geben wird.

Veröffentlicht am 23.08.2018

*Ein Alptraum - Atemberaubender Psychothriller*

Ohne Spur
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Audra flieht, unterstützt mit der psychischen Hilfe zweier Frauen, vor ihrem Ehemann, der sie auf eine heimtückische Art und Weise körperlich und seelisch missbraucht. Sie packt alles Notwendige für sich ...

Audra flieht, unterstützt mit der psychischen Hilfe zweier Frauen, vor ihrem Ehemann, der sie auf eine heimtückische Art und Weise körperlich und seelisch missbraucht. Sie packt alles Notwendige für sich und ihre kleinen Kinder Sean und Louise in das Auto, um nach San Diego, Kalifornien, ans andere Ende der USA zu einer Freundin zu flüchten. Aber die Familie ihres Mannes ist reich, sie werden sicher alles in Bewegung setzen, um sie und die Kinder zu finden.

Mitten in der Wüste ist es soweit. Sie wird von einem Polizeiwagen gestoppt. Der Sheriff fordert sie auf, auszusteigen, der Wagen sei überladen. Er bietet ihr an, einen Teil der Ladung zu übernehmen und öffnet, ohne sie zu fragen, den Kofferraum. Dort zieht er einen Beutel mit Marihuana aus dem Gepäck. Audra weiß nicht, wie dieser dorthin gekommen ist. Der Sheriff verhaftet sie und ruft eine Mitarbeiterin, damit diese sich um die Kinder kümmert.

Im Sheriffsoffice behauptet der Beamte auf einmal, es seien keine Kinder im Auto gewesen. Fortan wird Audra wie eine Mörderin behandelt. Das FBI schaltet sich ein und will nur herausbekommen, wohin sie diese verbracht hat. Lediglich ein Chinese, dessen Frau einmal das gleiche passiert ist, kommt an diesen Ort, um Audra zur Seite zu stehen.

Haylen Beck hat die Wüste Arizonas so geschildert, dass man sich vorstellen kann, man sei auch schon dort gewesen. Diese unerträgliche Hitze, die den Klimaanlagen in den Autos und Häusern das Letzte abverlangt! Die unendliche Weite und Einsamkeit in dem kleinen Städtchen Silver Water, und mitten drin Audra, die nicht nur alleine ist mit der Aussicht auf eine katastrophale Anklage wegen Mordes, sondern auch mit einer nicht nachzuvollziehenden Sorge um ihre Kinder. Diese Frau zieht aus dieser Sorge eine unmenschliche Kraft, um die man sie beneiden möchte. Aber sie kämpft gegen das absolut Böse ...

Das Buch umfasst 60 Kapitel, die bei 384 Seiten erfreulicherweise nicht zu lang sind. Die Gedanken des Sheriffs, seines Deputies, die die Kinder weggebracht hat, der mutigen Kinder und natürlich der Mutter und des Chinesen fließen in die einzelnen Kapitel in. Der Leser weiß, weshalb alles so ist, wie es ist, nur leider kann er nicht eingreifen! Es ist sehr unterhaltsam und mit ansteigender Spannung geschrieben. Kaum hatte ich ein Kapitel aus und wollte das Buch weglegen, dachte ich mir, na, ein weiteres Kapitel kannst du noch dazunehmen.

Der Autor schafft es, die Spannung vom ersten bis zum letzten Wort zu steigern, er hat eine wunderbare Art zu schreiben und zu beschreiben. Der dtv Belletristik hat ein Gutes getan, dieses Buch zu verlegen, das am 21. September 2018 veröffentlicht wird.

Das Cover, das die Hitze Arizonas, das Alleingelassensein und die Hilflosigkeit dieser Mutter zeigt, regt unbedingt zum Kauf der Buches an.

Das Buch wurde in deutsch übersetzt von Wolfram Ströle. Es ist erhältlich als Taschenbuch, eBook und Hörbuch. Es ist bereits vorbestellbar.

Veröffentlicht am 04.08.2018

Ein ganz besonderer Südstaatenroman

Alligatoren
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Ich habe schon früher immer wieder gerne die Südstaatenromane gelesen. Deb Spera ist hier etwas besonderes gelungen: Sie schreibt über drei starke Frauen aus unterschiedlichen Schichten, die aufeinandertreffen ...

Ich habe schon früher immer wieder gerne die Südstaatenromane gelesen. Deb Spera ist hier etwas besonderes gelungen: Sie schreibt über drei starke Frauen aus unterschiedlichen Schichten, die aufeinandertreffen bzw. aneinander gebunden sind.

Da ist Annie Cole, Plantagenbesitzerin, Ehefrau und Mutter von noch zwei Söhnen und zwei Töchtern, ein Sohn hat sich in ganz frühen Jahren umgebracht. Die Töchter sind jedoch schon vor etlichen Jahren im Streit aus dem elterlichen Haus ausgezogen. Eigentlich ringt ihre Mutter schon länger mit sich, wieder Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Die Chance ergibt sich überraschend.

Sie betreibt zusätzlich eine Näherei mit einem ihrer Söhne, der entsprechend vom strengen Vater nicht für voll genommen wird. Da die Familie die Farm und die Näherei mit vielen Mitarbeitern betreibt, geht es ihr entsprechend gut, ja, sie scheint die bestsituierte Familie weit und breit zu sein.

Die nächste Frau ist (O)Retta, eine farbige Köchin, die bei den Coles arbeitet, ihre Gerichte sind heiß geliebt, sie persönlich wird ebenfalls sehr geschätzt von Miss Annie und ihren Kindern. Retta ist verheiratet mit einem behinderten Mann. Ihm fehlt ein Bein durch einen Arbeitsunfall, aber er arbeitet immer noch, gleich was anfällt. Die beiden haben durch eine schlimme Krankheit ihre Tochter verloren, aber nicht ihren Optimismus und ihre Liebe zueinander. Retta hat das Herz auf dem rechten Fleck, Mut und - das zweite Gesicht.

Gertrude, die dritte Frau im Bunde, ist verheiratet mit einem Mann, der sich zum Trunkenbold entwickelt hat, sie regelmäßig schlägt und auch vor ihren vier Töchtern nicht haltmacht. Sie wohnen nahe den Sümpfen, in denen es von Alligatoren wimmelt. Es gibt so wenig zu essen, dass Gertrude zwei ihrer Töchter vorübergehend zu ihrem Bruder und seiner Frau gibt. Da wird ihre jüngste Tochter Mary schwerstkrank. Sie bittet Retta um Hilfe.

Deb Spera schreibt diesen Roman auf eine leise Weise, die den Leser immer mehr mitreißt. Wir sind dabei, wie die Frauen leben und wissen auch, was sie denken. Wir erfahren, weshalb diese Frauen von mir als stark bezeichnet werden. Diese Frauen lieben ihre Unabhängigkeit und sind bereit, so gut wie alles dafür zu tun. Besonders gut finde ich auch, dass die Autorin aufzeigt, inwieweit Frauen in der Politik das Sagen haben bzw. nicht.

Die Autorin hat die Handlung in fünf Abschnitte und einem Abschnitt "Im Danach" unterteilt und in diesen Abschnitten jeweils die einzelnen Frauen zu Wort kommen lassen, in Denken, Sprache und Taten.

Dieser Südstaatenroman ist einer, der mal nicht die Unterdrückung der Farbigen zum Thema hat und mehr auf das Miteinander abzielt. Als ich den Roman aus der Hand legte, hatte ich eine Gänsehaut.

Veröffentlicht am 01.08.2018

Ein Buch, das Frau auch unter 50 unbedingt lesen sollt

Perfekt sein muss nur, wer sonst nichts kann
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Steffi von Wolff spricht mir voll und ganz aus der Seele. Sie schreibt, ihr ist das alles im Alter von 50+ bewusst geworden, aber es ist kein Fehler, wenn man das früher oder später erkennt. Auch ich (62) ...

Steffi von Wolff spricht mir voll und ganz aus der Seele. Sie schreibt, ihr ist das alles im Alter von 50+ bewusst geworden, aber es ist kein Fehler, wenn man das früher oder später erkennt. Auch ich (62) habe diese Läuterung durchgemacht und fühle mich schon länger einfach super dabei.

Ja, man muss nicht das tun, was von einem erwartet wird. Ja, man muss nicht immer ja, klar, und selbstverständlich mach ich das, sagen und danach handeln. Man muss auch nicht "der Mülleimer der Nation" sein und sich alle Probleme anhören und mit Rat und Tat dabei sein. Die Leute melden sich später nicht mehr bei dir, erst wenn das nächste Problem ansteht.
Sicher verliert man dadurch Freunde - waren das dann welche? - und gute Bekannte, stösst sie vor den Kopf, wenn mann auch mal nicht zu Treffen geht, zu denen man überhaupt keine Lust hat und insbesondere nicht, wenn daran auch noch Leute teilnehmen, die man überhaupt nicht riechen kann.

Doch man kann dadurch auch feststellen, wer noch zu einem hält und neue Freunde kennenlernen. Außerdem ist das eine Phase, durch die man selbstbewusster wird. Das Leben wird einfach schöner!

Steffi von Wolff hat eine wunderbare Art, uns das alles näher zu bringen. Ich habe mir beim Lesen vorgestellt, sie bringt uns das auf einer Bühne dar. Einmalig. Aber ich glaube, das macht sie nicht. Sie arbeitet beim Hessischen Rundfunk und schreibt ihre Bücher nebenbei. Ich würde es stark unterstützen, sie auf der Bühne zu sehen. Sie hat eine wunderbare Art zu schreiben, ich habe das Gefühl, sie sitzt bei einer Tasse Tee/Kaffee mir gegenüber und erzählt mir das alles, was im Buch steht. Ich bin hin und weg, und ich unterstütze ihre Ansichten voll und ganz.

Ein wunderbares Buch, das man auch Frauen unter 50 schenken kann, wenn sie offen sind und sich nicht dadurch beleidigt fühlen, dass es um Frauen von 50+ geht.

Veröffentlicht am 15.07.2018

es ist so verrückt, es kann schon wahr sein

Verrücktes Herz
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Liv Eiken stellt uns Ava vor, eine überarbeitete Leiterin ihres "Hotel Mama". Ihre großen Kinder ziehen nicht aus, im Gegenteil, sie erwarten, dass Ava auf Kommando für sie da ist und hinter ihnen herräumt. ...

Liv Eiken stellt uns Ava vor, eine überarbeitete Leiterin ihres "Hotel Mama". Ihre großen Kinder ziehen nicht aus, im Gegenteil, sie erwarten, dass Ava auf Kommando für sie da ist und hinter ihnen herräumt. Auch der Ehemann stellt seine Ansprüche, meckert nur und dann ist da noch ihre Mutter, die am Telefon nörgelt. Ava wird alles zuviel.
Es kommt, was kommen muss: ihr Mann teilt ihr mit, dass für ihn die Ehe vorbei ist. Ava bricht zusammen.

Sie wird in einer Nervenheilanstalt wach. (Bei uns heißt das wohl eher Psychiatrische Klinik.) Natürlich geht sie davon auss, dass sie gar nicht hierher gehört, ohne zu berücksichtigen, dass sie einen Nervenzusammenbruch hatte und unter Panikattacken leidet.

Nun gut, Ava kommt in einen Gesprächskreis, dem außer ihr noch der gemütliche und in sich gekehrte Güni, die aufgetakelte Jacky und Wulf, ein junger Mann im Alter ihres Sohnes mit einer Phobie vor Insekten angehören. Der Psychologe Wolf schafft es, dass die vier füreinander da sind.

Ava, als "Hausmütterchen" prädestiniert dafür, die Probleme anderer zu lösen - was von Wolf natürlich nicht gewollt ist, deshalb weiß er auch nichts davon, erarbeitet mit den Anderen einen Plan, wie sie an sich arbeiten können. Bei ihrer eigenen Aufgabe lernt sie Mister Bääm! kennen.

Dieses Buch ist so verrückt, dass man sich fragt, ob es nicht reichlich übertrieben ist. Aber in einer solchen Klinik wird wohl damit gerechnet, dass alle etwas ausflippen.

Liv Eiken hat es geschafft, dass man mehr als einmal schmunzeln, wenn nicht sogar lachen muss. Außerdem lernt man, dass Träume wahr werden können, wenn man seinem Herzen folgt.

Das Buchcover, es zeigt einen Steg an einem See und hat auch seine Bewandtnis im Zusammenhang mit dem Roman, es zeugt von Sehnsucht, Liebe und Ruhe.

Die Autorin hat uns hier eine herrliche Urlaubslektüre geschenkt.

Das Buch wurde am 19.07.2018 im FeuerWerke Verlag veröffentlicht. Ich hoffe, Liv Eiken schenkt uns noch mehr beschwingte Romane.