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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.05.2019

Dramatik, die lange nachhallt

Das Haus der Verlassenen
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Dieses Buch erzählt die traumatische Geschichte einer jungen Frau, die, nachdem ihre Eltern erfahren haben, dass sie ein Kind in sich trägt und eine Heirat nicht zustande kommt, von diesen in ein Mutter-Kind-Heim ...

Dieses Buch erzählt die traumatische Geschichte einer jungen Frau, die, nachdem ihre Eltern erfahren haben, dass sie ein Kind in sich trägt und eine Heirat nicht zustande kommt, von diesen in ein Mutter-Kind-Heim geschickt wird. Dort herrschen Zustände, die sich der Leser kaum vorstellen mag. Von dort aus schreibt Ivy Briefe an den Vater des Kindes und bittet ihn sie dort herauszuholen. Doch dies sollte nie geschehen.
60 Jahre später entdeckt Sam, eine junge Journalistin einen dieser Briefe bei ihrer Großmutter und wittert eine interessante Story, die sie auf der Karriereleiter empor bringen könnte. So begibt sie sich auf Recherchetour. Das besagte Mutter-Kind-Heim „St.Margaret's“ soll aber bereits in zwei Tagen abgerissen werden. Doch beherbergt es noch so viele Geheimnisse, die geklärt werden sollten. So ist Eile geboten von Seiten der jungen Journalistin. Was sie aufdeckt, wirft immer wieder neue Fragen auf. Wie kommt der Brief in den Besitz ihrer Großmutter? Was geschah damals mit den neugeborenen Kindern? Warum haben viele junge Frauen dieses Heim nie wieder verlassen? Und, und, und ...
Auch wenn dieses St.Margaret's ein fiktives Heim darstellt, so basiert die Darstellung der Autorin Emily Gunnis auf damals tatsächlich existierenden Mutter-Kind-Heimen. Es kam zu Zwangsadoptionen und Medikamententests, Misshandlungen und Folter und somit auch zu vielen Todesfällen. Dies alles hat die Autorin sehr eindrucksvoll mit der Geschichte der jungen Ivy verstricken und darstellen können. Leider doch stellenweise zu oberflächlich. Natürlich reichte allein das Ankratzen der Themen schon aus dem Leser eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken zu jagen. Aber wirklich aufklärend wirkten die Abhandlungen nicht.
Dafür beeindruckte die Autorin mit ihrem flüssigen Schreibstil. Doch die Spannungskurve wurde ab und an durch kleine Längen unterbrochen. Auch kam es anfangs zu Wiederholungen und im weiteren Verlauf sind auch kleine stilistische Mängel zu finden. Doch all dem entgegengesetzt ist die Dramatik, mit der die Autorin den Leser auf ihrer Seite zieht.

Es ist ein wirklich lesenswertes Buch. Doch sollte man tiefere Einblicke in die Thematik wünschen, bleibt nur Google.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Einem "Fitzek" gleich

Auris
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Auch wenn es "nur" nach einer Idee von Starautor Sebastian Fitzek herrührt, ist auch der Stil und der Aufbau dem seinen sehr ähnlich. Was hier nicht als Kritik gelten soll. Vor diesem Werk wusste ich noch ...

Auch wenn es "nur" nach einer Idee von Starautor Sebastian Fitzek herrührt, ist auch der Stil und der Aufbau dem seinen sehr ähnlich. Was hier nicht als Kritik gelten soll. Vor diesem Werk wusste ich noch nicht einmal, dass es einen Autor namens Vincent Kliesch gibt. Und wie es vielleicht auch von den beiden Autoren beabsichtigt war, habe ich mir als Fitzek-Fan natürlich auch dieses Werk besorgt, weil ich natürlich wissen wollte, was dem Mann schon wieder für irres Zeug durch den Kopf ging. Im Vorwort erzählt uns Herr Fitzek auch, was es mit diesem Arrangement auf sich hat. Es gibt sogar ein Hörbuch, welches sich von diesem Buch unterscheidet.
Vincent Kliesch hat diese Idee fantastisch umgesetzt. Die junge Journalistin Jula Ansorge meint, dass der berühmte Profiler Mathias Hegel, auch Auris genannt, wegen seiner außerordentlichen Begabung, kleinste Details aus dem gesagten Wort herauszuhören, unschuldig im Gefängnis sitzt. Und das obwohl er sich selbst für schuldig bekennt. Einige Dinge passen so nicht ins Bild, meint sie und macht sich auf, den Fall nochmal durchzuwühlen. Dabei stößt sie wohl auf Erkenntnisse, was jemandem nicht so in den Kram passt. Sie erhält einen üblen Drohanruf, den sie als Mittel benutzt, um endlich zu Hegel vorzudringen, der bisher jegliche Journalisten abwimmelte. Dieser fühlt sich auf einmal wieder voll in seinem Element und rät Jula dringend davon ab, weiter zu recherchieren. Es könne zu gefährlich für sie werden. Und es wurde gefährlich, und nicht nur für sie.
Spannung von der ersten Minute an wartete auf mich. Der flüssige Schreibstil und die kurzen Kapitel, die mich an deren Ende des Öfteren den Mund und die Augen aufreißen und laut "Was???" rufen ließen, sorgten dafür, dass ich nur so durch das Buch flog. Es beherbergt so einige Überraschungen. Auch wenn ich schon recht früh das Gefühl hatte, dass es ganz anders enden wird, wie uns hier vorgegaukelt, war ich doch recht perplex, als ich auf die letzten Seiten traf. Hauptsächlich war es da das "Wie", weniger das "Wer". Genial gemacht. Das Buch einfach schließen und "Das war's" sagen war da nicht. Ich hielt das Buch immer noch in meiner Hand und ging das Ende mehrmals geistig durch und immer wieder schüttelte ich den Kopf und musste lachen. Ja, auch lachen. Darüber, wie genial manche Köpfe ticken.

Danke, Herr Fitzek, für die Bekanntmachung dieses jungen Mannes. Nun werde ich mal schauen, wie er so seine eigenen Ideen ausgearbeitet hat. Vincent Kliesch scheint mir ein Autor zu sein, den man sich auf jeden Fall merken sollte.

Veröffentlicht am 09.05.2019

Ein Roman über die Liebe, aber kein Liebesroman!

Das Leuchten jenes Sommers
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Chloe ist Fotografin und bekommt den Auftrag ein Portrait von einer Kinderbuchautorin zu machen. Doch ihr Mann möchte nicht, dass Chloe arbeitet. Er selbst ist Arzt und verdiene genug. Somit versucht er ...

Chloe ist Fotografin und bekommt den Auftrag ein Portrait von einer Kinderbuchautorin zu machen. Doch ihr Mann möchte nicht, dass Chloe arbeitet. Er selbst ist Arzt und verdiene genug. Somit versucht er Chloe von diesem Auftrag mit allen erdenklichen Mitteln abzuhalten. Doch das hat Folgen, denn sie schafft es trotzdem die alte Dame aufzusuchen. Und was diese bei ihren Treffen aus ihrem Leben erzählt, bringt Chloe dazu in ihr inneres zu horchen und die Situationen ihres Lebens neu zu werten.
Gute 70 Jahre zurück liegt die Geschichte eines Sommers auf Summerhill. Im Sommer 39 ereignen sich Dinge, die Maddy nie wieder loslassen. Ein Flugzeug stürzt ab. Ihre Schwester kommt mit Freunden aus ihrem Europaaufenthalt zurück. Es gibt Partys und unerfreuliche Zwischenfälle.
Doch vor allem erzählt das Buch "Das Leuchten jenes Sommers" über die vielen Facetten der Liebe. Hier gibt es die enge Liebe unter Geschwistern, die Liebe zu den Eltern. die Erste Liebe, die krankhafte und besitzergreifende Liebe, die geheuchelte Liebe, die Liebe zur Heimat und der Natur und der Menschenliebe. Jede Liebe übt seine ganz besondere Kraft auf uns Menschen aus. Nikola Scott hat es in ihrem Roman geschafft alle Facetten in einer Geschichte zu vereinen und sie zu verdeutlichen. Trotz philosophischen Aspekten beleibt der Inhalt des Buches eine aus dem Leben gegriffene Situation, wie sie jedem geschehen kann.
Die Autorin hat einen wunderbaren leichten Schreibstil. Mit einfachen Worten erzeugt sie Bilder von leuchtender Vitalität und berührender Atmosphäre. Ihre Kapitel haben eine sehr angenehme Länge und der Wechsel der Zeiten von 1939 in die heutige Zeit wird durch die verbindenden inhaltlichen Geschehnisse nicht als schwierig empfunden. Durch eine gute Portion Dramatik wird schon früh der Anstieg der Spannungskurve signalisiert. Oben angekommen ebbt sie kaum ab. Man ist mitgerissen und fiebert mit den beiden Frauen mit.
Maddy und Chloe sind beide starke sensible Frauen. Stark nicht im Sinne der Emanzipation, sondern anhand ihrer geistigen Stärke und Vernunft. Man muss sie einfach mögen. Und ihrer beider Schicksale nimmt den Leser schnell gefangen.

Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen und es wird wohl einer der wenigen sein, welches ich bestimmt noch mehrmals lesen werde. Es gehört zu den anspruchsvolleren Büchern und kann definitiv nicht als Liebesroman bezeichnet werden. Es gehört eher in die Kategorie "Drama" und "Lebensgeschichte".

Veröffentlicht am 29.04.2019

farbenfrohe Langeweile

Die leuchtenden Tage am Bosporus
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Wir schreiben das Jahr 1921. Istanbul ist nach dem Krieg von Besatzern überlaufen. Die einst so schöne und lebendige Stadt wirkt nun grau und traurig. Viele Familien haben Verluste zu beklagen und mussten ...

Wir schreiben das Jahr 1921. Istanbul ist nach dem Krieg von Besatzern überlaufen. Die einst so schöne und lebendige Stadt wirkt nun grau und traurig. Viele Familien haben Verluste zu beklagen und mussten ihr Heim verlassen. Unter anderem Nur und ihre Familie. In ihrem Heim ist jetzt ein Lazarett der Britten eingerichtet. Als es Nur eines Tages dorthin zieht, lernt sie den leitenden Arzt kennen. Es scheint sich eine Art Beziehung anzubahnen, die so nicht sein darf.
Weitere Personen sind der in den Krieg gezogene Bruder und ein verwaister Junge, der in Nurs neuem Heim Unterschlupf gefunden hat und um den sie sich rührend kümmert.
Erzählt wird die Geschichte aus zwei Blickpunkten. Zum einen gibt es da den Reisenden, der von England auf dem Weg nach Istanbul ist. Hier wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive geschrieben. Somit ergibt sich eine Rahmenhandlung, in der eine weitere Erzählung eingebettet ist, welche den Leser als Beobachter agieren lässt und ein ganzes Menschenleben in der Vergangenheit spielt.
Die Autorin Lucy Foley kann unwahrscheinlich gut mit Worten umgehen und Atmosphären schaffen, die duften, schmecken und schillern. Allerdings nimmt sie von dieser Begabung leider zu viel in Gebrauch. Die eigentliche Handlung gerät dadurch in den Hintergrund und Spannung kommt so gut wie gar nicht auf, bzw. ständig ins Stocken.
Schade eigentlich. Die Geschichte hätte so viel mehr bieten können. Wäre da nicht der tolle Schreibstil, hätte ich das Buch schon früh abgebrochen.

Veröffentlicht am 17.04.2019

intelligent und emanzipiert

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Faye ist eine glücklich verheiratete Frau, deren Mann ein sehr erfolgreiches Unternehmen führt und deren Ehe mit der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Julienne gekrönt wurde. Doch der Schein trügt. Jack ...

Faye ist eine glücklich verheiratete Frau, deren Mann ein sehr erfolgreiches Unternehmen führt und deren Ehe mit der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Julienne gekrönt wurde. Doch der Schein trügt. Jack scheint nur noch für die Firma zu leben und alle Bemühungen von Fayes Seite, ein wenig Aufmerksamkeit von ihm zu bekommen, verlaufen im Sand. Eines Tages erwischt sie ihn mit einer anderen in ihrem Schlafzimmer und wird kurzerhand vor die Tür gesetzt. Nun ist sie absolut mittellos und allein. All ihre Träume und Ziele sind dahin.
Aber ihre enorme Wut verleiht ihr Flügel. Und so erarbeitet sie sich einen absolut vernichtenden Rauchefeldzug gegen Jack und seiner Neuen.

"Golden Cage" befasst sich mit dem Leben reicher Frauen, die von ihren Männern als Vorzeigepüppchen präsentiert werden und zu funktionieren haben. Sie sind eingesperrt in diesem Leben und haben nicht wirklich eine eigene Meinung zu haben. Ihre Verdienste stehen weit hinter dem Licht des Erfolges ihrer Männer und nach einer Trennung gehen sie meist leer aus. Sie werden ausrangiert wie alte Züge und gegen junges Blut ersetzt. Camilla Läckberg verleiht in diesem Roman all diesen Frauen den Mut sich selbst zu gestalten und aus dem Schatten ihrer Männer herauszutreten, den goldenen Käfig zu verlassen.

Das Buch ist in drei Zeitebenen aufgeteilt. Den Rahmen bildet die Gegenwart, in der Faye Gespräche mit einer Polizistin führt. Die erste Unterebene bildet die Zeit ihrer Kindheit. Hier werden die dramatischen Geschehnisse in ihrem Elternhaus dargelegt. In der zweiten Unterebene wird die Zeit vom Umzug nach Stockholm bis hin zur Gegenwart geschildert. Hier geht es hauptsächlich um ihre und Jacks Geschichte.
Die einzelnen Abschnitte haben eine angenehme Länge und der Schreibstil ist einfach und flüssig. Die Spannungskurve baut sich recht langsam auf, aber steigt zum Ende hin extrem an. Gerade das Rahmengeschehen hält die Neugier aufrecht.
Die Figur der Faye wirft öfters Skepsis auf. Verhält sie sich doch recht eigenartig. Und die Äußerungen, dass sie die Dunkelheit hinter sich gelassen hat und jetzt eine Andere sei, lässt einen vermuten, dass sie psychopathisch veranlagt sei. Ursachen für ihr Wesen werden im Laufe des Buches gut nachvollziehbar beschrieben. Schließlich hält man die Protagonisten für eine sehr intelligente und starke Persönlichkeit. Um Faye herum sind starke und schwache Frauen aufgestellt und somit wird jede gesellschaftliche Position dieser beleuchtet. Auch die Wirkung von erfolgreichen und reichen Männern wird glaubhaft realistisch dargestellt. Man erhält beim Lesen den vollen Einblick in das Leben der oberen Gesellschaftsschichten und ist geneigt den Kopf zu schütteln.

Dieses Buch spricht hauptsächlich die weibliche Leserschaft an und fordert zur Emanzipation auf. Es ist erfrischend und intelligent. Also ihr Lieben, Zeigt den Männern, was ne Harke ist!