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Veröffentlicht am 17.08.2021

Schöne Aussicht

Sörensen hat Angst
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Zwei Jahre hat er krankheitsbedingt nicht gearbeitet. Aber nun wird er es wieder packen, Kriminalhauptkommissar Sörensen hat deshalb absichtlich nach einem Einsatzort gesucht, der so in der Provinz versteckt ...

Zwei Jahre hat er krankheitsbedingt nicht gearbeitet. Aber nun wird er es wieder packen, Kriminalhauptkommissar Sörensen hat deshalb absichtlich nach einem Einsatzort gesucht, der so in der Provinz versteckt ist, dass Verbrechen wirklich unwahrscheinlich sind. Er hat sich seinen neuen Kollegen und Kolleginnen in Katenbüll gerade erst vorgestellt, als die Nachricht hereinkommt, dass der Bürgermeister tot aufgefunden wurde. Das darf doch wohl nicht wahr sein, noch nicht mal richtig angekommen und schon ist es vorbei mit der Ruhe. Und schon hat Sörensen wieder Probleme mit seiner Angststörung und auch Probleme mit dieser Kleinstadt, die auf der Landkarte nicht leicht zu finden ist.

In seinem ersten Fall wagt es Sörensen trotz seiner psychischen Probleme, seine Arbeit wieder aufzunehmen. Sein Wunsch, am liebsten erstmal eine ruhige Kugel zu schieben, bis es ihm wirklich besser geht, wird ihm nicht erfüllt. Er muss sich an dem neuen Ort zurechtfinden, mit den neuen Kollegen bekannt machen und gleich einen Mordfall bearbeiten. Der Bürgermeister sollte doch ein renommiertes Mitglied der Gemeinde sein, wer kann also etwas davon haben, ihn umzubringen. Gemeinsam mit Jennifer Holstenbeck macht er sich auf die Suche nach der Lösung. Gefunden wird Sörensen erstmal von Cord, dem Hund.

Sörensen kämpft gegen seine Erkrankung, in schwachen Momenten versinkt er in Selbstmitleid. Allerdings merkt er auch, dass es auch hellere Momente gibt. Seine Kabbeleien mit Jenni und Cord bringen durchaus helle Flecken in sein Leben. Dass er letztlich ein gewiefter Ermittler ist, lässt sich nicht lange verbergen. Der Fall gestaltet sich komplizierter und überraschender als zunächst gedacht. Dabei ist auch Jennifer Holstenbecks Anteil nicht zu verachten. Sie hat die Ortskenntnis, eine sympathische Art und sie bietet Sörensen die nötige Unterstützung, wenn er mal durchatmen muss. Dieser erste Band der Krimireihe wurde bereits verfilmt, wobei die Stimmung des Buches ausgesprochen gut herausgearbeitet wurde. Die Besetzung von Bjarne Mädel als Sörensen ist einfach treffend. Und so hat man mit diesen trockenen norddeutschen Tonfall in Buch und Film einen Krimi, der trotz des ernsthaften Themas in den richtigen Augenblicken sehr gut unterhält.

Veröffentlicht am 16.08.2021

Stuntdouble

Es war einmal in Hollywood
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Im Los Angeles des Jahres 1969 versucht der Schauspieler Rick Dalton seine Karriere wieder in Gang zu bringen. Früher war er ein Serienheld, doch inzwischen ist er auf kleinere Rollen des Bösewichts abonniert. ...

Im Los Angeles des Jahres 1969 versucht der Schauspieler Rick Dalton seine Karriere wieder in Gang zu bringen. Früher war er ein Serienheld, doch inzwischen ist er auf kleinere Rollen des Bösewichts abonniert. Weil er keinen Führerschein mehr hat, lässt er sich von Cliff Booth durch die Gegend kutschieren. Dieser ist eigentlich Ricks Stuntdouble, doch da Jobs rar gesät sind, macht er auch das. Das Nachbargrundstück bei Ricks Haus wird von neuen Leuten bewohnt und zwar dem Regisseur Roman Polanski und seiner Frau Sharon Tate. In einer alten Kulissenstadt hat sich die Family von Charles Manson eingenistet.

Bei diesem Debütroman handelt es sich um das Buch zu dem Film „Once upon a Time in Hollywood“. Wenn man sich die Beschreibung zum Film anschaut, scheint der Roman ausführlicher zu sein und in Teilen möglicherweise auch anders. So könnte es eine gute Idee sein, zur Lektüre des Buches sich auch den Film zu Gemüte zu führen. Einen erheblichen Teil des Romans macht auch die Beschreibung des Hollywood-Geschäftes aus. Als Teil davon hat der Autor einen guten Durchblick und kann seinen Lesern einen tollen Abriss darüber geben, wie es im Filmgeschäft zugeht. Und da ist Sharon Tate eine der Wenigen, die sich von ihrer Heimat aus aufmacht, um Erfolg zu haben und die es tatsächlich schafft. Leider kann sie es nicht lange genießen.

Wenn man einige der Filme von Quentin Tarantino gesehen hat, hegt man einige Erwartungen, die der Roman nicht so ganz erfüllen kann. Vielleicht hat man da auch einfach die falschen Filme gesehen und sollte sich zusätzlich den Film anschauen, zu dem das Buch erschienen ist. Jedenfalls wirken gerade die beschreibenden Szenen schon etwas ausgewalzt. Zum Glück blitzt ab und zu auch das Tarantino mäßige auf und zusätzlich schafft es der Autor teilweise mit wenigen prägnanten Worten die Szenen zu zeichnen, so dass es schon wieder gut rüberkommt. Auch wenn der Roman ein wenig zu viele beschreibende Elemente hat, so bekommt man doch ein vermutlich sehr authentisches Bild vom Hollywood der späten 1960er. Die Welt hat sich für die Schauspieler alter Schule verändert, sie müssen den Jungen Platz machen und sie wagen noch ein Aufbäumen. Die Grundstimmung der Zeit und der Personen ist wahrscheinlich sehr gut getroffen.

Veröffentlicht am 14.08.2021

Sommerwind

Der Brand
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Der geplante und durchorganisierte Urlaub platzt und beinahe scheint es so als wäre damit auch ihre langjährige Ehe perdu. Doch als ihre mütterliche Freundin Ruth mitteilt, Viktor habe einen Schlaganfall ...

Der geplante und durchorganisierte Urlaub platzt und beinahe scheint es so als wäre damit auch ihre langjährige Ehe perdu. Doch als ihre mütterliche Freundin Ruth mitteilt, Viktor habe einen Schlaganfall erlitten und sie wolle mit ihm in die Reha, sagt Rahel sofort zu, auf dem Hof der beiden einzuhüten. Ihr Mann Peter ist überrascht und etwas lustlos. Drei Wochen liegen vor Rahel und Peter, in denen sie auf sich selbst zurückgeworfen werden. Nur ein paar Stunden von Dresden entfernt liegt das Anwesen, auf dem es zwar viel zu tun gibt, in einer Gegend, in der man nicht viel unternehmen kann. Können Rahel und Peter wieder einen Weg zu einer wenigstens freundschaftlichen Co-Existenz finden.

Ein Ehepaar in einem mittleren Alter, in dem es für Paare mitunter heißt, gehen oder bleiben. Können Rahel und Peter die unverhoffte Auszeit in Brandenburg nutzen, um ihrer Ehe wieder eine Basis zu geben. Was würden ihre beiden Kinder sagen, wenn die Eltern sich trennten? Selma war für Rahel eher ein Problemkind, während Simon einfach seinen Weg geht. Doch Selma ist es, die selbst eine Familie gegründet hat. Rahel, deren Mutter ihr nie gesagt hat, wer ihr leiblicher Vater ist, muss mit dieser Leerstelle leben.

Auf sanften Schwingen gleitet Rahel durch den Urlaub. Als Leser ist man etwas unschlüssig, ob hier die sommerliche Ruhe in eine Ehe einkehrt oder ob eine gewisse Melancholie, die über allem liegt, dazu führt, dass die Ehegatten den Schritt zur Trennung gehen. Mal angedeutet, mal klar herausgestellt, wird Rahels Vergangenheit und die ihrer Ahnen beleuchtet. Wieso ist sie so? Die Vergangenheit kann sicher einiges erklären, aber nicht alles entschuldigen. Es entsteht der Eindruck, dass der Fokus etwas mehr auf der weiblichen Sichtweise liegt. Besonders auf Rahels Blickwinkel, die ihrem Mann wieder näherkommen möchte und auch ihre Sehnsucht nach einem Vater stillen möchte. Ein stilles kleines Büchlein, das trotz oder gerade wegen seiner ruhigen Darstellung eines ländlichen Sommers zum Nachdenken und selbst Reflektieren einlädt.

Veröffentlicht am 13.08.2021

Fünf Unbekannte

Die Nacht – Wirst du morgen noch leben?
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Nach dem letzten Fall haben sich Inga Björk und Christian Brand nicht wieder gesehen. Dennoch hat Björk ihn immer im Auge behalten. Als super Recognizerin fällt es ihr leicht, hin und wieder einen Blick ...

Nach dem letzten Fall haben sich Inga Björk und Christian Brand nicht wieder gesehen. Dennoch hat Björk ihn immer im Auge behalten. Als super Recognizerin fällt es ihr leicht, hin und wieder einen Blick auf Brand zu erhaschen. Und so bemerkt sie auch, dass Brand in Schwierigkeiten geraten ist. Unterdessen verschwindet die junge Hanna Carlsen. Unversehens findet sie sich in einem geheimnisvollen Raum wieder, eingesperrt in einem durchsichtigen Zylinder, ohne eine Chance auf Entkommen mit vier weiteren Menschen in ähnlicher Lage. Wenig später tritt eine Person an die Öffentlichkeit, die sich als Täter bezeichnet und erklärt, würden gewisse Aufgaben erfüllt, könnten die Gefangenen gerettet werden.

In ihrem zweiten gemeinsamen Fall finden Inga Björk und Christian Brand zu einer neuen Form der. Natürlich gibt es wieder ein paar Geplänkel, aber es ist spürbar, dass sich die Beiden besser einzuschätzen wissen. Und diese Form der Zusammenarbeit brauchen sie auch, schließlich wollen sie alles versuchen, um die Gefangenen zu retten. Keine leichte Aufgabe, schließlich gibt es keine Hinweise auf den Ort des Gefängnisses. Auch der angebliche Täter kann keine Auskünfte mehr geben, obwohl er sich doch gestellt hatte. Mit einer Schusswunde landet er im Krankenhaus. Und die Zeit für die entführte Hanna und ihre Mitgefangenen wird immer knapper.

Wieder versteht es der Autor einen ausgesprochenen Thriller zu präsentieren. Wenn dabei auch Kleinigkeiten etwas unausgefeilt wirken, so liest sich dieser Roman rasant und grundsätzlich schlüssig. Man vermisst einige Erklärungen und ist doch gebannt von den fiesen und schnellen Wendungen, die einen wirklich um die Gefangenen bangen lassen. Gleichzeitig gerät man in Zweifel, ob die Opfer tatsächlich so sehr zu bedauern sind. In diesem Zwiespalt hastet man durch den Roman, den man irgendwann nicht mehr aus der Hand legen mag, weil man wissen will, wie es ausgeht. Gleichzeitig freut man sich über den Prozess des Zusammenwachsens von Björk und Brand, die schließlich ein richtig gutes Team abgeben und denen gerne noch der eine oder andere Fall beschieden werden kann.

Veröffentlicht am 09.08.2021

Alte Sitten

Unbarmherziges Land
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Mick Hardin ist als Militärermittler in Deutschland stationiert. Seine Ehe mit Peggy ist schwierig. Dass Peggy schwanger ist, hat er von seiner Schwester Linda erfahren. Hardin reist nach Kentucky. Als ...

Mick Hardin ist als Militärermittler in Deutschland stationiert. Seine Ehe mit Peggy ist schwierig. Dass Peggy schwanger ist, hat er von seiner Schwester Linda erfahren. Hardin reist nach Kentucky. Als eine weibliche Leiche entdeckt wird, ist Linda froh, dass sie die Sache mit Mick besprechen kann. Linda ist noch nicht lange als Sheriff des Ortes tätig. Da Peggy sowieso nicht mit ihm reden will, macht sich Mick gerne auf den Weg zum Fundort, um nach Spuren zu suchen. Auch die Anwohner befragt er. Dabei kommen Erinnerungen an die Zeit hoch als Mick Hardin selbst noch hier lebte.

Mick Hardin ist ein ungewöhnlicher Ermittler mit seinen Erfahrungen bei der Armee. Doch auch seine Schwester ist eine durchsetzungsfähige Polizistin, die sich nicht so schnell die Butter von Brot nehmen lässt. Die Leute am Ort haben sich inzwischen an ihre Position als Sheriff gewöhnt. Meist folgen sie Lindas Anweisungen auch. Der Todesfall ist schon ungewöhnlich und zunächst mal müssen die verwandtschaftlichen Beziehungen der Toten geklärt werden. Aus welcher Familie stammt sie, in welche Familie hat sie eingeheiratet. Der Ort ist so klein, dass jeder jeden kennt, im Grunde über ein paar Generationen. Die familiären Freundschaften und Feindschaften sind festgefügt. Fremde kommen eigentlich nicht dazwischen. Deshalb wundert sich Linda, wieso auch das FBI einen Beamten schickt.

Mick Hardin ist ein eigensinniger, aber sympathischer Ermittler, der seinen Weg geht und sich vielleicht mit einer leichten Verzögerung den Situationen stellt so wie sie sich ihm darbieten. Er und seine Schwester bilden ein gutes Team, auch wenn sie ihre Berufe normalerweise an sehr unterschiedlichen Plätzen ausüben. Am Ende dieses Kriminalromans ist alles auf unkonventionelle Art geregelt, doch die Zahl der Todesfälle ist doch etwas hoch. Abgesehen davon ist dies ein Krimi mit witzigen trockenen Dialogen und einer kenntnisreichen Beschreibung des dörflichen Leben in einem kleinen Ort in Kentucky. Die Einwohner wissen um die Familienbande teilweise über mehrere Generationen. Es nutzt auch nichts, wenn jemand weggezogen ist. Die Erinnerung bleibt. Das ist packend und treffend beschrieben. Das, die ansprechende Sprache und die knorrigen, aber sympathischen Personen, machen den Roman sehr lesenswert. Das merkt man im Übrigen schon auf den ersten Seiten.