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Veröffentlicht am 05.11.2020

Die schönste Stadt

Im schwarzen Wasser
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In einem der Becken der Gerber an der kleinen Alster findet der Lehrjunge Jakob, bei dem es sich gleichzeitig um den Sohn des Hauses handelt, eine männliche Leiche. Schnell müssen die Leichenfrau und Weddemeister ...

In einem der Becken der Gerber an der kleinen Alster findet der Lehrjunge Jakob, bei dem es sich gleichzeitig um den Sohn des Hauses handelt, eine männliche Leiche. Schnell müssen die Leichenfrau und Weddemeister Wagner herbeieilen, um den Toten zu untersuchen. Jacob kannte den Toten flüchtig. Dieser war ein junger Erfinder, über dessen Herkunft nicht viel bekannt war. Meunier war noch neu in Hamburg und dennoch hatte er schon einige Bekanntschaften geschlossen. Aber nichts hätte darauf hindeuten können, dass ihm jemand nach dem Leben trachtet. Auch die ehemalige Komödiantin Rosina, nun eine ehrbare und meist glückliche Ehefrau, beginnt sich zu fragen, wieso der junge Mann sterben musste.

Nach etlichen Jahren Pause ist die Komödiantin Rosina wieder da. Auf ruhigeren Wegen wandelt sie durch Hamburg. Mit ihrem Mann Magnus Vinstedt lebt sie in einem wohlhabenden Haus, das auch Platz für ihren Pflegesohn Tobi bietet. Doch so sehr verändert hat Rosina sich nicht. Noch immer treiben Wissbegier und Neugier sie an. Und die Sehnsucht mal wieder in die Ferne zu schweifen, ist nicht aus Rosinas Leben wegzudenken. Doch meist genießt Rosina ihr Leben in der Stadt, die sie so gut aufgenommen hat. Der Tod des jungen Meunier bringt einiges an Aufruhr und Rosina möchte herausfinden, was hinter der Tat steckt.

Mit ruhigen und genauen Beschreibungen über das Leben in Hamburg um das Jahr 1774 trifft die Autorin den richtigen Ton. Das führt beim Lesen zu einer gewissen Entschleunigung, was man durchaus genießen kann in der heutigen recht schnelllebigen Zeit. Hin und wieder nimmt dies ein wenig zu viel Raum ein und auch die diversen Handlungsstränge, denen es zu folgen gilt, lassen Rosina fast schon in den Hintergrund treten. Doch gerade wenn Rosina mit der ihr eigenen Frische und Neugier ins Geschehen eingreift, werden Erinnerungen an die junge Frau geweckt, die schon so manches Rätsel gelöst hat. Dennoch kommt Freude auf, wenn man durch Rosinas Hamburg wandelt.

Veröffentlicht am 31.10.2020

Hollywoodland

Die letzte Geliebte
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Der bekannte Schauspieler Wally Reid ist zu Beginn des Jahres 1923 an seiner Drogenabhängigkeit gestorben. Seine Witwe Dorothy muss sich zur Ikone der Hollywood-Magnaten machen, einen unsäglichen Film ...

Der bekannte Schauspieler Wally Reid ist zu Beginn des Jahres 1923 an seiner Drogenabhängigkeit gestorben. Seine Witwe Dorothy muss sich zur Ikone der Hollywood-Magnaten machen, einen unsäglichen Film bewerben und sie darf nichts dazu sagen, welchen Zwängen Wally beim Dreh seiner Filme ausgesetzt war. Doch Dorothy hat genug, sie will, dass Will Hays, der Chef der Produzentenvereinigung, endlich bekommt, was er verdient hat. Dazu soll der deutschstämmige Privatdetektiv Hardy Engel herausfinden, ob und wenn ja, was Hays zu verbergen hat. Für Hardy Engel beginnt eine Suche nach Details, die Hinweise zutage fördert, mit denen keinesfalls zu rechnen war.

In seinem dritten Fall lernt Hardy Engel wahrlich Höhen und Tiefen kennen. Es ist eine schwierige Zeit in Hollywood, ein Film nach dem anderen wird gedreht. Nach der Produktion des Films „The Birth of a Nation“ erleben rassistische Vereinigungen regen Zulauf. In Los Angeles gibt es Mitbürger, die für die Gleichberechtigung aller eintreten, aber auch solche, die davon gar nichts halten. Klar ist für Hardy Engel, dass Will Hays seinen Schauspieler gezwungen hat, immer weiterzuarbeiten, bis dieser erschöpft und drogenabhängig starb. Wally Reids Witwe will Rache, Hays soll dafür bezahlen müssen. Und es soll sich etwas ändern in der Stadt der Engel.

Die frühen 1920er in Kalifornien scheinen doch recht weit weg. Wie überraschend ist es da, welch brisante und auch heute aktuelle Themen der Autor aufgreift. Aus historisch belegten Ansätzen formt Christof Weigold einen spannenden und informativen Kriminalroman. Wobei einem während der Lektüre durchaus manchmal der Atem stockt. Nicht nur um einen Sündenpfuhl scheint es sich bei Stadt Los Angeles zu handeln, sondern auch um einen Schauplatz für politische Intrigen. Es ist schon ein Dickicht, welches Engel zu lichten versucht. Ein ums andere Mal nutzt man nach dem Lesen auch andere Informationsquellen, um erstaunt festzustellen, dass nicht so viel und schon überhaupt nicht alles erfunden ist. Hardy Engel und seine Polly bilden einen fiktionalen Rahmen für einen packenden Rückblick in eine Vergangenheit, deren Themen auch heute noch oder gerade wieder aktuell sind.

Veröffentlicht am 30.10.2020

Heikle Ermittlungen

Unter Wölfen - Der verborgene Feind
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Der ehemalige Antiquar Isaak Rubinstein konnte seine Ähnlichkeit zu dem Sonderermittler der Nazis Adolf Weißmann nutzen und sich in deren Kreise einschleusen. Nun, im April 1942, scheint es an der Zeit, ...

Der ehemalige Antiquar Isaak Rubinstein konnte seine Ähnlichkeit zu dem Sonderermittler der Nazis Adolf Weißmann nutzen und sich in deren Kreise einschleusen. Nun, im April 1942, scheint es an der Zeit, in den Untergrund zu gehen und seine eigentliche Identität wieder anzunehmen. Nur eine Sache noch will Isaak Rubinstein erledigen. Doch eben zu dieser Zeit wird die 18jährige Gisela Hoffmann von ihrer Mutter tot aufgefunden. Dieser Mord in wohlhabenden Kreise erregt auch Aufmerksamkeit in Berlin und von höchster Stelle bekommt Rubinstein alias Weissmann den Befehl, den Mord aufzuklären. Und das, wo Isaak Rubinstein in jedem Moment befürchten muss, enttarnt zu werden.

Bereits zum zweiten Mal wird Isaak Rubinstein in der Person des Adolf Weissmann zum unfreiwilligen Ermittler. Mit Mühe hat er sich einige Nazi-Gewohnheiten angeeignet, doch wie schnell kann es geschehen, dass er sich nicht wie ein erfahrener Ermittler verhält. Er ist ja schließlich einer, der seine kriminalistischen Fähigkeiten eher aus den Kriminalromanen zieht, die er ehedem in seinem Antiquariat angeboten hat. So ist der örtliche Polizist, dem Weissmann vor die Nase gesetzt wird, zum einen nicht begeistert, zum anderen aber auch sehr misstrauisch. Und bald fallen dem Polizisten Köhler einige Ungereimtheiten an angeblich besten Ermittler auf.

Ob es gelingen konnte, sich als Jude unter den Nazis zu verstecken, mag man bezweifeln, auch wenn vielleicht eine kleine Hoffnung besteht, dass es der eine oder andere geschafft hat. Doch die Geschichte, die die Autorin um ihren Isaak Rubinstein entwickelt, überzeugt. Man bekommt in jedem Moment mit, wie sich die Schlinge um Rubinsteins Hals zusammenzuziehen droht. Wie er immer in Gefahr schwebt aufzufliegen. Dass er dann noch auf einen Fall angesetzt wird, in dem er irgendwie bestehen muss, trägt noch zur Spannung bei. Man spürt Rubinsteins Sehnsucht, den Weissmann abzustreifen, um wieder bei seiner Familie sein zu können. Doch davor will er den Nazis so viel Schaden zufügen wie möglich. Der Gegensatz aus zwei Welten, die Rubinstein gezwungenermaßen in sich vereint, trägt dazu bei, dass die Lektüre dieses Kriminalromans ausgesprochen fesselt und mit ihren authentischen Figuren zu begeistern vermag.

Veröffentlicht am 24.10.2020

Der letzte Wald

Das Flüstern der Bäume
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Jacinda Greenwood arbeitet als Parkführerin auf Greenwood Island. Über ihren Vater und dessen Familie ist ihr nicht viel bekannt. Es ist ihr auch nicht so wichtig. Viel wichtiger sind ihr die Bäume, die ...

Jacinda Greenwood arbeitet als Parkführerin auf Greenwood Island. Über ihren Vater und dessen Familie ist ihr nicht viel bekannt. Es ist ihr auch nicht so wichtig. Viel wichtiger sind ihr die Bäume, die auf Greenwood Island eines der letzten Refugien in einer unwirtlich gewordenen Welt haben. Als Jacindas ehemaliger Verlobter auf die Insel kommt, ist sie nicht übermäßig erfreut. Das Tagebuch, welches er mitbringt, hat angeblich ihrer Großmutter gehört. Es könnte eine Verbindung zu dem unbekannten Teil von Jacindas Familie herstellen. Möglicherweise handelt es sich bei der Namensgleichheit zwischen ihrem Nachnamen und dem Namen der Insel um keinen Zufall.

In einer Welt, in der es immer weniger Bäume gibt, lebt Jacinda Greenwood in einer der letzten Oasen. Leicht ist ihr Leben nicht, sie muss ihre Studienkredite abzahlen und ihr Job hängt von den Bewertungen ab, die die Touristen, die auf Greenwood Island Pilger genannt werden, abgeben. Doch ihre Verbundenheit mit den Bäumen lässt Jacinda viel ertragen. Das Tagebuch bietet ihr einen Ausweg, eine Verlockung und jede Menge Informationen über ihren Vater und dessen Herkunft. Jacinda ist unsicher, ob sie das Angebot ihres ehemaligen Verlobten annehmen soll. Doch zunächst taucht sie in das Tagebuch und alle weiteren Informationen ein, die sie bekommen hat.

Mit dem ungewöhnlichen Aufbau seines Buches fesselt der Autor seine Leser. Werden zunächst eher Fragen aufgeworfen, muss eine Weile auf die Antwort gewartet werden. Dabei komponiert der Autor eine Familiengeschichte, die so eigentlich nicht stattgefunden haben kann. Allerdings gewinnt die Handlung gerade dadurch an geheimnisvoller Dunkelheit. Man dringt in die Tiefe der Geschichte der Familie Greenwood ein. Über mehrere Generationen entfaltet sich ein Drama, für das es eigentlich kein glückliches Ende geben kann. Haben die Greenwoods jemals glückliche Zeiten erlebt? Bemerkenswert ist ihr Bezug zu den Bäumen und Wäldern, wie unterschiedlich die Familienmitglieder die Bäume sehen, als Lieferant von Holz und Wohlstand, als Lebensgrundlage, die es zu erhalten und zu schützen gilt. Planzen und fällen sind wie zwei Seiten der Geschichte.
Auch wenn es ein paar Ungereimtheiten gibt, so ist dieser Roman doch sehr spannend und in mit seiner Dramatik ergreifend.

Veröffentlicht am 20.10.2020

Höllenritt

Das Tartarus-Projekt
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Der Industrielle Gregory Winter wird kurz nachdem er sein Unternehmen sehr erfolgreich verkauft hat brutal ermordet. Es geschah nach einer Party, zu der auch der momentan nicht ganz so erfolgreiche Autor ...

Der Industrielle Gregory Winter wird kurz nachdem er sein Unternehmen sehr erfolgreich verkauft hat brutal ermordet. Es geschah nach einer Party, zu der auch der momentan nicht ganz so erfolgreiche Autor Michael Landorff eingeladen war. Dessen neue Agentin Melissa, die manchmal zu dem Schluss kommt, nur ein toter Autor könne für Auflagen sorgen, gibt Landorff den Auftrag, Nachforschungen zu dem Mord anzustellen und dann ein Buch darüber zu schreiben. Landorff, der überrascht war, auf der Gästeliste zu stehen, weiß zunächst nicht, wo er anfangen soll. Wie auch ein Polizist beginnen würde, sucht er die Menschen aus dem näheren Umfeld des Toten auf.

Bei seinen Untersuchungen trifft Landorff auf die professionelle Pokerspielerin Alexandra Buschmann. Beide waren zu der Party eingeladen, obwohl sie keinen Bezug zu dem Gastgeber hatten. Wurde ihr Zusammentreffen absichtlich herbeigeführt. Jedenfalls ergänzen sich Landorffs journalistische Fähigkeiten mit der exakten Beobachtungsgabe und dem analytischen Denken Buschmanns, die immerhin von ihrem Spiel leben kann. Michael Landorffs Traum von einer großen Veröffentlichung, kann in Erfüllung gehen, wenn er und Alexandra es schaffen, die Suche nach dem Täter lebend zu überstehen. Das stellt sich als schwieriger heraus als geahnt, denn es gibt Beteiligte, die ihre Motive um jeden Preis verdecken wollen.

Ein Abenteuer mit ordentlich Thrill. Wenn man andere Bücher des Autors kennt, weiß man, das beste Unterhaltung garantiert ist. Es fängt recht harmlos an, da der Protagonist erstmal eingeführt wird. Ein Autor, der um die nächste Veröffentlichung kämpft und es dabei nicht leicht hat. Und eben dieser Autor gerät in eine brisante Ermittlung, bei der der Todesfall nur der Ausgangspunkt zu einer größeren Sache ist. Mit seinen neuen Hauptpersonen Michael Landorff und Alexandra Buschmann hat der Autor ein sympathisches Team zusammengebracht, deren abenteuerliche Ermittlung ausgesprochen packend ist. Noch im Laufe der Lektüre ist man geneigt, so einige der verwendeten Ausdrücke nachzuschlagen, um mit Erstaunen und Erschauern festzustellen, dass etliche Ansätze nicht so sehr weit hergeholt sind. Das Abenteuer nimmt seinen überraschenden Lauf und das rasant erzählte Finale lässt keine Wünsche offen.