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Veröffentlicht am 06.01.2019

Schwestern

Dunkle Flut
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Vor vier Jahren verschwand Sarina die ältere Schwester von Kyra. Nun ist Kyra 19, genauso alt wie ihre Schwester damals, ebenfalls im Schulabschluss. Kyra weiß ganz genau, was sie will, auch wenn es den ...

Vor vier Jahren verschwand Sarina die ältere Schwester von Kyra. Nun ist Kyra 19, genauso alt wie ihre Schwester damals, ebenfalls im Schulabschluss. Kyra weiß ganz genau, was sie will, auch wenn es den Eltern nicht gefällt. Sie wird irgendwas mit Kriminalistik studieren, sie wird das Geheimnis um das Verschwinden ihrer Schwester aufklären. Als ihr Bruder zufällig dabei ist, wie ein offensichtlich erhängter Toter gefunden wird, ruft dieser Kyra hinzu. Mit einem Fall muss man schließlich anfangen zu üben. Kommissarin Maud Merten ist davon überhaupt nicht begeistert. Gewissenhaft beginnt sie den Spuren nachzugehen, immer auf der Hut Kyra nicht zu sehr in die Ermittlung einzubeziehen.

Sie sind schon kein Team, die junge Kyra, die Polizistin werden will, um dem Schicksal, das ihre Schwester erlitten hat, auf den Grund zu gehen, und die erwachsene Kommissarin, die von einer Schülerin gar keine Hilfe gebrauchen kann. Doch man sollte eine junge Frau, die in den Abschlussprüfungen steht, nicht unterschätzen. Auf ihre laienhafte Art, aber gemäß ihrem Berufswunsch, geht Kyra sehr methodisch vor. Mit manchen unkonventionellen Gedanken ist sie der Polizei in manchen Momenten voraus. Was allerdings nicht heißt, Mertens sei eine schlechte Ermittlerin, nein, auch sie ist zielstrebig und akribisch. Auch Mertens macht sich so ihre Gedanken.

Dieser erste Band einer bisher vierteiligen Reihe stellt die Kommissarin Maud Mertens und die Schulabsolventin Kyra Slagter vor. Ihre Charaktere werden vorgestellt und erste Schlagabtausche werden vorgenommen, wobei Kyra sich einiges an Respekt verschafft. Die Morduntersuchung ist spannend, wenn auch in Auflösung und Begründung etwas schwer nachzuvollziehen. Gelungen ist dagegen, wie dem Leser Kyras Wunsch nach der Aufklärung des Verschwindens ihrer Schwester nahegebracht wird. Einleuchtend auch ihr Wille, zur Polizei zu gehen. In Kyra kann man sich gut hineinversetzen, zwar fragt man sich, ob sie ohne große Ausbildung tatsächlich so gewitzt sein kann, aber ihre Hartnäckigkeit nimmt man ihr ab. Blasser ist dagegen Maud Mertens, obwohl sie auch mit einigen Problemen zu kämpfen hat. Für einen ersten Band, in dem ein nicht geringer Akzent auf die Vorstellung der Personen gelegt wird, ist dieser Kriminalroman gerade in diesem Bereich sehr gelungen.

Veröffentlicht am 05.01.2019

Die Zwei

Secret Fire 1. Die Entflammten
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Die 17jährige Taylor Montclair soll dem gleichaltrigen Sacha Nachhilfe in Englisch geben. Dieser arrogante Kerl hat aber keine Lust darauf, sich helfen zu lassen. Doch wenn Taylor in Oxford studieren möchte, ...

Die 17jährige Taylor Montclair soll dem gleichaltrigen Sacha Nachhilfe in Englisch geben. Dieser arrogante Kerl hat aber keine Lust darauf, sich helfen zu lassen. Doch wenn Taylor in Oxford studieren möchte, braucht sie die Punkte für ihr soziales Engagement. Mit einigem Nachdruck ermuntert sie Sacha, die Hilfe anzunehmen. Dieser hat jedoch ganz andere Gedanken im Kopf. Sein 18. Geburtstag naht heran und dann wird er sterben, wie jeder Erstgeborene einer Generation in seiner Familie seit Jahrhunderten. Bis dahin kann er allerdings überhaupt nicht sterben. Und so unternimmt er einige Stunts, um Geld für seine Mutter und seine Schwester zu bekommen, von dem sie leben kann, wenn er nicht mehr da ist.

Diese „Reihe“ hat tatsächlich nur zwei Teile, dieses ist der erste Teil, in dem Sacha und Taylor sich kennenlernen. Sacha weiß, dass ihm ein dramatisches Schicksal ereilen wird. Taylor erfährt erst, dass sie außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt. Es scheint zum einen Kräfte zu geben, die ihrer beider Zusammentreffen fördern, aber auch solche, die eben dies verhindern wollen. Durch die Anbahnung der Nachhilfe ist die Bekanntschaft zum Glück unvermeidlich. Taylor und Sacha kommen gut miteinander aus und vertrauen sich ihre Geheimnisse an. Und sie versuchen, nach den Ursachen für ihre Andersartigkeit zu forschen.

Dies ist mal wieder ein Jugendbuch, an dem man auch als Erwachsener Freude findet. Spannend geschrieben, schlüssige Geschichte, ein wenig Herz, einige unheimliche Begegnungen und ein intensives Teilfinale, das eigentlich nur den Wunsch offen lässt, zu wissen. ob Sacha seinen 18. Geburtstag überleben wird. Jedenfalls hat die Zusammenarbeit des Autorenpaares zu einem lesenswerten Ergebnis geführt. Eine Welt, die sich nicht groß von unserer unterscheidet, birgt doch große Geheimnisse und alte Geheimnisse.

Veröffentlicht am 04.01.2019

Der Beste

Jeremias Voss und die Tote vom Fischmarkt - Der erste Fall
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Die Einladung zur Testamentseröffnung kommt überraschend. Privatdetektiv Jeremias Voss weiß nicht, was da auf ihn zukommt. Verblüfft reagiert er auf den Inhalt des Briefes, den er überreicht bekommt. Die ...

Die Einladung zur Testamentseröffnung kommt überraschend. Privatdetektiv Jeremias Voss weiß nicht, was da auf ihn zukommt. Verblüfft reagiert er auf den Inhalt des Briefes, den er überreicht bekommt. Die Tote bittet ihn, ihr Sterben zu untersuchen, da sie vor ihrem Ableben befürchtete, jemand trachte ihr nach dem Leben. Er solle sich bei den Ermittlungen an ihre jüngere Schwester wenden und an niemanden sonst. Alsbald macht sich Jeremias Voss daran, zunächst einmal die Lebensumstände der Verstorbenen zu untersuchen. Dabei kommt er allerdings nicht sehr weit, die Tote schien sehr abgeschieden gelebt zu haben. Also ist der nächste Schritt doch die Kontaktaufnahme mit Sonja, der Schwester der Toten.

Locker flockig ermittelt Jeremias Voss in Hamburg. Seine Vergangenheit bei der Polizei hilft ihm dabei. Alte Kontakte versteht er zu nutzen und neue knüpft er schnell. Immer oder meistens an seiner Seite ist sein Hund Nero, der allein mit seinen 50 Kilo schon mal einschüchtern kann. Jeremias’ erster Fall entwickelt sich schnell komplizierter als zunächst gedacht. Zum einen weil es so wenig Informationen über die Tote gibt, zum anderen jedoch auch, weil offensichtlich niemand ein Interesse hatte, die näheren Todesumstände zu erforschen. Außer bei Sonja findet Voss nicht viel Hilfe und er muss sich auf seine eigenen Fähigkeiten verlassen.

Leicht zu lesen, aber nicht seicht. Mit Jeremias Voss weht ein frischer Detektiv-Wind durch Hamburgs Straßen. Vielleicht wirkt er im Privaten etwas flatterhaft. Dafür kümmert er sich aber liebevoll um seinen Hund und auch als Arbeitgeber scheint er sehr brauchbar. Mit seinem ersten Fall, von dem der Leser erfährt, bekommt er gleich ein kniffliges Rätsel zu lösen. Wieso ist die Tochter einer so angesehenen alteingesessenen Hamburger Familie quasi aus dem Schoß der Familie geflohen. Warum befürchtete sie, jemand wünschte ihren Tod. Geschickt wie Voss hinter die Mauern des Schweigens dringt.

Ein unterhaltsamer Hamburg Krimi mit einem sympathischen Ermittler, der zwar leichtfüßig in gewissen Momenten aber doch mit dem nötigen Ernst durch seinen Fall tanzt.

Veröffentlicht am 03.01.2019

Cop für immer

Das Auge von Hongkong
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Bei Sonny Lok, Inspector der Polizei von Hongkong, handelt es sich um den Nachfolger des legendären Inspector Kwan. Dieser arbeitete lange Jahre bei der Polizei und nach seiner Pensionierung noch als Berater. ...

Bei Sonny Lok, Inspector der Polizei von Hongkong, handelt es sich um den Nachfolger des legendären Inspector Kwan. Dieser arbeitete lange Jahre bei der Polizei und nach seiner Pensionierung noch als Berater. Nun aber liegt der alte Mann im Krankenhaus und es scheint mit ihm zu Ende zu gehen. Doch ein letztes Mal noch soll er seine genialen Fähigkeiten entfalten. Sonny Lok holt die Verdächtigen am Krankenbett zusammen. Ein Mann wurde mit einer Harpune getötet und letztlich stehen alle in seinem Haushalt lebenden unter Verdacht. Lok ist es, der die Vorgänge schildert, doch er ist es der die Kombinationsgabe seines großen Vorbilds zu Rate zieht.

Bei diesem Fall handelt es sich um den letzten der spektakulärsten Fälle des Inspector Kwan, der auch das Auge von Hongkong genannt wurde. Etwas ungewöhnlich im Aufbau wird dieses Buch in der Gegenwart startend zurück in die Vergangenheit erzählt. Jeder Fall liegt in einem anderen Jahrzehnt in einer Phase, die für Hongkong wichtige Veränderungen brachte. Gleichzeitig umspannt es Kwans gesamtes Berufsleben und damit auch den größten Teil seiner Lebensspanne. Das Hauptaugenmerk liegt dabei tatsächlich auf seiner ungewöhnlichen Karriere und seinen herausragenden Ermittlungsleistungen. Nach der Lektüre dieser Rückwärtserzählung fragt man sich allerdings, ob man nicht lieber mit der ersten Geschichte angefangen hätte. Die einzelnen Fallschilderungen sind in sich abgeschlossen, so dass diese Möglichkeit besteht.

Interessant ist wie Kwan, je weiter er die Karriereleiter aufsteigt, immer mehr von der Front wegkommt und mehr durch Rückschlüsse aus den vorhandenen Informationen und geschickten Fragestellungen im Nachhinein zu seinen Lösungen kommt. Wie er seinen Nachfolger von langer Hand fördert und aufbaut, durchaus ähnlich wie es ihm selbst einst geschah. Gleichzeitig bekommt man einen Einblick in das Leben der britischen Kronkolonie Hongkong, die inzwischen schon lange an China zurückgegeben wurde. Einiges von dem geschickten Aufbau des Buches erschließt sich erst nachdem man es beendet hat und das Leben des Inspector Kwan nochmal Revue passieren lässt. Letztlich bleibt unklar, ob das Buch eher als Zusammenfassung einzelner Geschichten zu sehen ist oder als zusammenhängender Roman. Da mag der Zusammenhang zwischen den Geschichten vielleicht etwas vage sein und die Zeitabstände doch sehr groß.

Allerdings ist die Entwicklung von der Handarbeit zur Kopfarbeit, wobei die Grundlagen zu Letzterem schon in der Jugend des Protagonisten gelegt sind, sehr beeindruckend geschildert und der geschichtliche Abriss ist durchaus lesenswert.

Veröffentlicht am 01.01.2019

Nackenkribbeln

Der Zorn der Einsiedlerin
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Kommissar Adamsberg muss seinen Aufenthalt auf Island wegen eines ungeklärten Todesfalls in Paris abbrechen. Die Kollegen kommen mit der Untersuchung nicht weiter und sie rufen den Chef zurück. Eine Frau ...

Kommissar Adamsberg muss seinen Aufenthalt auf Island wegen eines ungeklärten Todesfalls in Paris abbrechen. Die Kollegen kommen mit der Untersuchung nicht weiter und sie rufen den Chef zurück. Eine Frau ist zweimal von dem SUV ihres Ehemannes überrollt worden. Eigentlich eine offensichtliche Sache, der Ehemann scheint allerdings ein wasserdichtes Alibi zu haben und er beschuldigt den vermeintlichen Geliebten seiner Frau. Eher nebenbei bemerkt Adamsberg, dass sich einer seiner Mitarbeiter mit den Todesumständen dreier alter Männer beschäftigt, die am Biss der Einsiedlerspinne gestorben sein sollen. Bei der Erwähnung des Namens der Spinne beginnt es in Adamsbergs Nacken zu kribbeln. Hier kann etwas nicht mit rechten Dingen zugehen.

Wie schön Adamsberg und seine Kollegen wiederzulesen. Und wenn es in Adamsbergs Nacken kribbelt, dann wird er meistens recht behalten. Genauso wie Adamsberg mit seiner unnachahmlichen Art bald durchschaut, wer in dem Pkw saß, achtet er auf seine Ahnung, dass bei dem Tod der alten Männer etwas nicht stimmen kann. Während seiner Nachforschungen lernt er allerhand über das Leben der Einsiedlerspinnen, die eigentlich noch nicht einmal Menschen beißen, geschweige denn sie zu töten. Nur unter ungünstigen Umständen, wenn das Opfer geschwächt ist, kann durch den Biss der Spinne ein Krankheitsbild ausgelöst werden, das mit dem Tod des Bissopfers endet.

Abgesehen von einer Kleinigkeit, ist diese Ermittlung von Kommissar Adamsberg ausgesprochen pfiffig und unterhaltsam. Adamsberg hat das richtige Händchen sowohl für seine Brigade als auch für seine Fälle. Wenn er mal eben nachdenken geht, kommt meistens ein kluger Gedanke dabei heraus. Natürlich kann auch Adamsberg mal falsch liegen, aber dann geschieht das auf intelligente Art und Weise und nicht so, dass man denkt, das hätte er doch sehen müssen. Auch die Strömungen innerhalb seiner Stelle hat Adamsberg genauestens im Blick und er ist ein guter Chef, der seinen Leuten zwar mal eine klare Kante gibt, ihnen aber nicht in den Rücken fällt. Am Schluss wird man denken, dass die Einsiedlerin zurecht zornig ist, was die Position des Ermittlers nicht einfacher macht.