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Veröffentlicht am 16.05.2018

Beaver süß-sauer

Eiskalter Hund
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Eigentlich wäre er, der Fellinger, bei der Polizei ja viel besser aufgehoben gewesen mit seinem Kombinationstalent. Doch irgendwie waren die anderer Meinung und so hat es nur zum Lebensmittelkontrolleur ...

Eigentlich wäre er, der Fellinger, bei der Polizei ja viel besser aufgehoben gewesen mit seinem Kombinationstalent. Doch irgendwie waren die anderer Meinung und so hat es nur zum Lebensmittelkontrolleur beim Gewerbeaufsichtsamt gereicht. Immerhin, auch da gilt es den Bakterien auf die Spur zu kommen. Zum Beispiel im China-Restaurant, das missgünstige Anrufer angezeigt haben. Eigentlich gibt es dort nichts zu beanstanden, außer dieser Hundeleiche im Kühlhaus. Das Fleisch in den Verkehr zu bringen, ist verboten. Allerdings hat er gerade keine Möglichkeit, das Opfer abzutransportieren. Und woher stammt das Tier eigentlich? Überfahren, vor den Augen eines Verwandten des Wirts, so ein Zufall.

Und der Fellinger trauert der Zukunft hinterher, die nun schon Vergangenheit ist. Doch hier kann er seine Spürnase einsetzen. Wie kam der tote Hund, seines Fells beraubt, in dieses Kühlhaus? Einem Unfall zum Opfer gefallen. Aber vermisst dann nicht der Besitzer das geliebte Haustier? Fellinger findet heraus, dass die Besitzerin verreist sein soll, am Urlaubsort jedoch nicht angekommen ist. Außerdem ist sie nach dem Tod ihres Mannes zu Geld gekommen und es stehen verschieden Leute in der Warteschleife, um möglicherweise im Testament bedacht werden zu können. Sehr verdächtig, wahrscheinlich weilt die gute Helga bereits nicht mehr unter den Lebenden und der Hund war ein Zeuge, der beseitigt werden musste.

Unzufrieden mit sich und seinem Beruf grummelt der Fellinger vor sich hin. Wenn es jedoch was zu erforschen gibt, läuft er zu Höchstform auf. Seiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Köstlich, wenn er sich die tollsten logischen Ketten aufreiht, um dann von seinem Gegenüber mit einem Wort ausgebremst zu werden und seine Gedanken einer erneuten Überprüfung zu unterwerfen. Wozu die Entdeckung einer vermeintlich harmlosen Hundeleiche doch führen kann. Am Fellinger ist wenn wegen geringfügiger körperlicher Beeinträchtigungen schon nicht für den Polizeidienst geeignet ist, so ist an ihm wenigstens ein Detektiv verloren gegangen. Ein Detektiv mit dem man sich wahrhaft amüsieren kann.

Ein humoriger Kriminalroman aus dem bayrischen Wald wird mit dem richtigen Timbre vorgetragen von Michaeil Schwarzmeier. Als Beginn einer Reihe sehr gelungen.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Das Mädchen

Das Grab unter Zedern (Ein-Leon-Ritter-Krimi 4)
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Vor Jahren wurde Paul Simon verurteilt. Es soll seine kleine Tochter umgebracht haben. In einem Berufungsverfahren wurde er freigesprochen und nun ist er an seinen Heimatort zurückgekehrt. Niemand will ...

Vor Jahren wurde Paul Simon verurteilt. Es soll seine kleine Tochter umgebracht haben. In einem Berufungsverfahren wurde er freigesprochen und nun ist er an seinen Heimatort zurückgekehrt. Niemand will ihn dort haben, das machen die Bewohner von Le Lavandou eindeutig klar. Simon beteuert immer wieder, dass er mit dem Verschwinden seiner kleinen Amélie nichts zu tun hatte. Um die Zeit, in der Simon wieder heimkehrt, wird ein Toter am Strand angespült. Da auch dessen Boot in desolatem Zustand aufgelaufen ist, geht man zunächst von einem Unfall aus. Aber Dr. Leon Ritter kommt die Sache eigenartig vor. Sein Bauchgefühl sagt ihm, da muss er genauer hinschauen.

Dem Gerichtsmediziner, den es in die Provence verschlagen hat, kommt so manches unter. Doch häufig liegt er richtig, wenn er dem Kribbeln vertraut, dass ihm sagt, schau genau, untersuche akribisch. Nicht selten erweist sich das Offensichtliche als Trugschluss, auch wenn es dem örtlichen Polizeichef nur allzu gut in den Kram passt. Zerna wünscht sich am liebsten Unfälle oder Selbstmorde, weil dann nicht die übergeordneten Ermittler allen voran Kommissarin Lapierre aus Toulon eingeschaltet werden. Zu Zernas Verdruss behält Dr. Ritter jedoch in einigen Punkten recht und die große Untersuchungsmaschinerie läuft an. Gleichzeitig soll ein zweiter Gerichtsmediziner in Leons Abteilung anfangen, sollte etwa sein Job gefährdet sein?

Zum vierten Mal „pfuscht“ Dr. Leon Ritter der Polizei ins Handwerk. Er sagt den Leuten einfach nicht, dass was sie hören wollen, sondern er legt die Ergebnisse seiner Untersuchungen dar, wie sie sind. Schnörkelos und geradlinig, soll die Polizei doch damit anfangen, was sie will. Und so kommt die Wahrheit ans Licht. Wenigstens Leons Freundin Isabelle ist eine hervorragende Ermittlerin, die seine Hinweise bestens einzuschätzen weiß.

Mit seinem Frankreichflair vermittelt dieser Kriminalroman zwar sehr gute Urlaubsstimmung, bietet aber auch eine spannende Untersuchung einer Reihe von Todesfällen. Toll beschrieben ist die Hartnäckigkeit, mit der Leon Ritter am Ball bleibt und sich von nichts und niemandem Steine in den Weg legen lässt. Die Geplänkel mit seiner Freundin und deren pubertierender Tochter sorgen auf angenehme Weise für kleine Auflockerungen. Nach den eingehenden Nachforschungen kommt das Ende zwar etwas schnell, das hindert jedoch nicht daran, das Buch mit einem guten Gefühl zu schließen.

Kriminalromane wie dieser, die einem Land und Leute näher bringen und gleichzeitig eine spannende Krimihandlung aufweisen, sind immer einen gedanklichen Ausflug in das jeweilige Land wert.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Ich und sie

Fiona
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Fiona Griffiths ist eine hervorragende Polizistin, sie ist geschickt und wandelbar. Und nun absolviert sie eine Zusatzausbildung zu Undercovereinsätzen. Mit ihrem Freund Buzz, der ebenfalls Polizist ist, ...

Fiona Griffiths ist eine hervorragende Polizistin, sie ist geschickt und wandelbar. Und nun absolviert sie eine Zusatzausbildung zu Undercovereinsätzen. Mit ihrem Freund Buzz, der ebenfalls Polizist ist, lebt sie glücklich. Im Moment ist sie vom Morddezernat an den Betrug ausgeliehen, keine besonders interessante Aufgabe. Ein Abrechnungsbetrug in einem Möbelhaus, doch bald finden die Ermittler die Leiche einer alten Frau, die offensichtlich verhungert ist. Nun kommt Fiona ihre Ausbildung zur verdeckten Ermittlerin zupass. Sie wird in die Ränge der Betrüger eingeschleust und als Fiona Grey soll sie herausfinden, was der eigentliche Plan der Verbrecher ist.

In ihrer Kindheit hatte Fiona eine schwere Zeit. Viele Menschen erleben in ihrer Kindheit eine schwere Zeit und überstehen diese. Doch Fiona hat dieses Glück nicht, sie entwickelt eine Persönlichkeitsstörung, die sie als Erwachsene zwar einigermaßen im Griff hat, von der es aber keine vollständige Heilung gibt. Für sie selbst erstaunlich fühlt sie sich teilweise in ihrer Rolle als Fiona Grey wohler als in ihrem wirklichen Leben. Eine Tatsache, die Fiona für sich behält, um nicht von dem Fall abgezogen zu werden. Schließlich ist mindestens ein unbeteiligter Mensch zu Tode gekommen. Ein Todesfall, der gesühnt werden soll. Zudem gilt es, einen größeren Betrug zu verhindern.

Mit „Als ich tot war“ absolviert Fiona bereits ihren dritten Auftritt, für das Verständnis ist die Kenntnis der Vorbände nicht notwendig. Wenn man Fiona besser kennenlernen möchte, hat man so allerdings zwei weitere Gelegenheiten. Fiona Griffiths überzeugt mit ihrer speziellen Persönlichkeit. Sie versteht es ansprechend aus ihren Schwächen Stärken werden zu lassen. Als verdeckte Ermittlerin nutzt sie keine Gelegenheit zum Ausstieg, wieder und wieder kehrt sie in die Reihen der Betrüger zurück, um auch noch das letzte Geheimnis aufzudecken. Zwar fragt man sich als Leser manchmal, ob es immer noch ein Gewinn ist oder ob die Untersuchung nicht auch auf üblichem Wege zum Erfolg führen würde. Doch in jeder Sekunde will man wissen, ob und wie Fiona ihren Einsatz übersteht. Mit Sorge betrachtet man die Entwicklung, dass sie ihrer Legende beinahe näher ist als sich selbst, es wirkt fast so als wünschte sie sich eine Hintertür in ihrem Leben.

Eine ungewöhnliche Frau, die gerade durch ihre Einschränkung zur herausragenden Ermittlerin wird. Eine Ermittlerin, von der man gerne mehr liest.

Veröffentlicht am 05.05.2018

Weites Land

Äquator
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Pete Ferguson, der Deserteur, ist ein Suchender. Seinen kleinen Bruder hat er vor dem amerikanischen Bürgerkrieg gerettet. Er hat mit seinem Vater gestritten, der die Brüder nicht gut behandelte. Er hat ...

Pete Ferguson, der Deserteur, ist ein Suchender. Seinen kleinen Bruder hat er vor dem amerikanischen Bürgerkrieg gerettet. Er hat mit seinem Vater gestritten, der die Brüder nicht gut behandelte. Er hat einen Mann um gebracht. Ferguson reist unter falschem Namen. Er geht auf Bison-Jagd, schon in dem Wissen, dass es bald keine Bisons mehr geben wird. Er zieht Richtung Mexico, wo er bei wandernden Komantscheros unterkommt. Diese bezahlen ihn für die Teilnahme an einer Revolution in Guatemala, eine Revolution, die er im letzten Moment verhindert. Und langsam kommt Pete Ferguson seinem Ziel näher, dem Äquator.

Am Äquator sei alles besser, hat man ihm erzählt. Dort müsse man sich Steine in die Tasche stecken, um die Verbindung zur Erde nicht zu verlieren, die Flüsse flössen anders herum. Auf dem Weg zum gelobten Äquator lernt Pete Menschen kennen, die ihm helfen, denen er zuhört, bei denen er etwas lernt. Doch er trifft auch solche, die ihm Übles wollen, ihm nach dem Leben trachten. Pete weiß sich zu wehren, immer wieder schafft er es Gefahren zu entrinnen. Manchmal allerdings wird es wirklich knapp. Und sein Ziel scheint lange nicht wirklich näher zu rücken.

Was ist überhaupt das Ziel? Offensichtlich konnte man im Jahr 1871 noch Menschen begegnen, die glauben, dass auf der anderen Erdhalbkugel alles auf dem Kopf steht, die es als großes Abenteuer sehen, sich selbst auf den Kopf zu stellen. Vielleicht ist ja gerade das das Ziel, sich selbst auf den Kopf stellen, sein raues Wesen in ein umgänglicheres zu wandeln, seine Angst und Wut in eine Kraft zu kanalisieren, die es ermöglicht, eine gute Beziehung einzugehen. Vielleicht muss man den Äquator nicht einmal erreichen, um sich zu läutern, um in sich zu gehen. Seine Gedanken niederzuschreiben, seine Ansichten auszutauschen. Pete Ferguson ist eine Persönlichkeit, der man sich langsam nähert, die aber in dieser Langsamkeit eine ungewöhnliche Anziehungskraft entwickelt. Für Pete gibt es irgendwann ein Vorwärts, dass ihn zu einer ganzen Person werden lässt.

Antonin Varenne versteht es ausgesprochen gut, mit ungewöhnlichen Geschichten zu unterhalten und zum Nachdenken anzuregen.

Veröffentlicht am 03.05.2018

Das Gespenst

Der Pate von Glasgow
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Persönlich hat er ihn hinter Gitter gebracht und bei einem Ausbruchsversuch wurde er von seinen vermeintlichen Helfern ermordet. Die ehemaligen Kronzeugen sind im Zeugenschutz. Wie also kann ein Video ...

Persönlich hat er ihn hinter Gitter gebracht und bei einem Ausbruchsversuch wurde er von seinen vermeintlichen Helfern ermordet. Die ehemaligen Kronzeugen sind im Zeugenschutz. Wie also kann ein Video auftauchen, auf dem man einen Toten bei der Beseitigung eines der Zeugen beobachten kann? Das geht einfach nicht. DCI Jim Daley, der das Revier in Kinloch, wo der zweite Kronzeuge lebt, leitet, ist in heller Aufregung. Nun gilt es Frank MacDougall zu schützen. Er wird diese Aufgabe meistern, sie einfach meistern müssen. Als es zu weiteren Todesfällen kommt, kann sich Jim ausmalen, dass das Gespenst es Daley fast unmöglich machen wird, seinen Auftrag zu erfüllen.

Eigentlich passiert in Kinloch nicht viel, mal ein Einbruch, mal Diebstahl, mal ein paar Drogen. Jim Daley könnte eine ruhige Kugel schieben und gemeinsam mit seiner Liz das Eheleben genießen. Wenn allerdings doch mal was geschieht, dann gleich richtig. Nie wäre damit zu rechnen gewesen, das JayMac, der doch tot ist, wieder auftaucht. Hat er etwa überlebt? Nein, das kann nicht sein. Wie kommt aber seine Visage in diese Videoaufnahme? Und offensichtlich ist ihr Kronzeuge in Gefahr. Sind damit etwa alle in Gefahr, die damals an den Ermittlungen beteiligt waren? Jim kann sich gut erinnern, wie der Verurteilte, ihm Rache angedroht hat.

Möglicherweise ahnt man früh, welchen Kniffes sich der Autor in einem gewissen Moment bedient. Dies jedoch hindert einen nicht, gefesselt an den Seiten des Buches zu kleben. Die meisten der Winkelzüge lassen sich nämlich nicht so einfach vorhersehen und so beschert Denzil Meyrick seinen Lesern einen packenden Thriller, der mit so einigen sicher geglaubten Ansichten aufräumt. Wer ist mit wem? Ist überhaupt jemand ehrlich? Alles hängt irgendwie zusammen und so manche unliebsame Überraschung ist zu verarbeiten. Jim Daley hat es in diesem Fall nicht leicht. Es ist als müsste man fürchten, dass Jack Daniels ihm ein ebenso guter Freund werden kann wie seinem Freund und Kollegen Brian Scott.

Dieser zweite Band der Reihe um Jim Daley, der sich gegen den organisierten Untergrund Schottlands behaupten muss, bietet beste Thrillerkost.