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Veröffentlicht am 06.06.2025

Die Welt aus der Sicht einer Sättigungstaucherin

Die Kammer
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Buchmeinung zu Will Dean – »Die Kammer«

»Die Kammer« ist ein Kriminalroman von Will Dean, der 2025 bei Hoffmann und Campe in der Übersetzung von Sepp Leeb erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe ...

Buchmeinung zu Will Dean – »Die Kammer«

»Die Kammer« ist ein Kriminalroman von Will Dean, der 2025 bei Hoffmann und Campe in der Übersetzung von Sepp Leeb erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »The Chamber« und ist 2024 erschienen.

Zum Autor:
Will Dean arbeitete nach seinem Studium an der London School of Economics einige Zeit in der englischen Hauptstadt, bevor es ihn der Liebe wegen nach Schweden zog, wo er seither mit seiner Familie in einem Holzhaus in den Wäldern nördlich Göteborgs wohnt.

Zum Inhalt:
Ein Team von sechs Sättigungstauchern soll Arbeiten an einer Ölpipeline durchführen. Kurz nach Beginn der Arbeiten kommt es zu einem Todesfall in der Dekompressionskammer, in der die Taucher leben. Die Mission wird abgebrochen und der Aufstieg eingeleitet. Es bleibt aber nicht bei einem Toten.

Meine Meinung:
Dieses Buch gewährt einen faszinierenden Einblick in die Welt der Sättigungstaucher, der durch viele Wiederholungen von Aktivitäten und einer belastenden Enge des Zusammenlebens geprägt ist. Die Geschichte wird aus der Sicht der einzigen Taucherin an Bord erzählt und lässt deren Gefühle und Ängste greifbar werden. Deutlich wird auch die Abhängigkeit der Taucher von den sie betreuenden Mitarbeitern auf dem Schiff. Eingestreut werden Episoden über Vorfälle aus anderen Missionen, in denen Taucher zu schaden gekommen ist. Physische und psychische Belastungen nehmen deutlich zu, als es zu Todesfällen in der eingeschworenen Gemeinschaft in der Kammer kommt. Der Leser ist ähnlich ratlos wie die Erzählerin und versteht und erlebt die zunehmende Beklemmung der Taucher. Trotzdem empfand ich lange Zeit keine besondere Spannung, weil es trotz weiterer Leichen kaum neue Erkenntnisse gab. Am Ende wird eine Lösung präsentiert, die aber sogleich mit Zweifeln befeuert wird. Das hat einen gewissen Reiz, aber auch einen Makel. Der Erzählstil ist leicht verdaulich mit einer kräftigen Prise schwarzen Humors bei den Gesprächen im Team. Ich habe viel über das Sättigungstauchen erfahren und fand diesen Bereich interessanter als die Auflösung des Kriminalfalls.

Fazit:
Ein Krimi, der in der Welt der Sättigungstaucher spielt und eher mit Wissen als mit Spannung überzeugt. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Tauchfreunde könnten Gefallen an dieser Geschichte finden.

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Veröffentlicht am 03.06.2025

Terrorismus zu Zeiten des Wahlkampfs

Echokammer
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Buchmeinung zu Ingar Johnsrud – »Echokammer«

»Echokammer« ist ein Kriminalroman von Ingar Johnsrud, der 2025 bei Droemer in der Übersetzung von Daniela Stilzebach erschienen ist. Der Titel der norwegischen ...

Buchmeinung zu Ingar Johnsrud – »Echokammer«

»Echokammer« ist ein Kriminalroman von Ingar Johnsrud, der 2025 bei Droemer in der Übersetzung von Daniela Stilzebach erschienen ist. Der Titel der norwegischen Originalausgabe lautet »Patrioter« und ist 2023 erschienen.

Zum Autor:
Ingar Johnsrud, geboren 1974, ist ein preisgekrönter norwegischer Spannungsautor. Mit seinem Thrillerdebüt Der Hirte (2017) gelang ihm ein internationaler Erfolg, den er mit den beiden Folgebänden Der Bote (2018) und Der Verräter (2019) fortschrieb. Echokammer ist der Auftakt einer neuen Thriller-Trilogie. Das Buch sorgte in Norwegen bereits für große Begeisterung bei Presse und Publikum und wurde mit dem »Sølvkniven«-Krimipreis ausgezeichnet.

Zum Inhalt:
In Norwegen stehen Parlamentswahlen an und die oppositionelle Arbeiterpartei kämpft verbissen um den Sieg. Die Sicherheitspolizei hat von Anschlagsplänen erfahren und die Anti-Terror-Ermittler Liselott Benjamin und Martin Tong versuchen fieberhaft, den Anschlag zu vereiteln.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich in vielerlei Hinsicht positiv überrascht. Liselott Benjamin untersucht einen Verkehrsunfall, bei dem ein Elch mit einem PKW zusammengestoßen ist. Bald übernimmt die Sicherheitspolizei den Fall und Liselott Benjamin arbeitet nun mit Martin Tong zusammen, der nach Alkoholproblemen ausgeschieden war. Zeitgleich wird Jens Meidell, Sohn einer Politiklegende, als Berater in das Wahlteam der Arbeiterpartei aufgenommen. Diese drei Figuren sind mit Ecken und Kanten gezeichnet, wirken kompetent und sympathisch. Neben der Suche nach den Terroristen werden politische Grabenkämpfe thematisiert und der zunehmende Einfluss der Social Media im Wahlkampf. Obwohl es meist relativ ruhig zugeht, empfand ich die Geschichte als sehr spannend. Es gibt etliche Nebenhandlungen und meine Vorurteile über die Mördergrube Politik und rechtsradikale Nationalisten wurden bedient. Überraschende Wendungen sorgen für zusätzliche Spannung und für einen Fortgang der Handlung, wenn ich glaubte das Ende erreicht zu haben.
Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, meist aber aus der Sicht der beiden Ermittler oder des Beraters. Jens Meidell ist eine charismatische Figur, die überraschend viele dunkle Flecken beinhaltet. Benjamin und Tong harmonieren zunehmend besser und sind hartnäckig bis zum Ende. Der Abschluss der Geschichte hat mir sehr gut gefallen, auch weil es kein klassisches Happy End gibt.

Fazit:
Dieser Titel hat mir sehr gut gefallen, weil Figuren und Handlung reichlich Raum für Überraschungen boten und die Spannung jederzeit gegeben war. Deshalb bewerte ich das Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 12.05.2025

Spannende Ermittlungen im Archäologenumfeld

Die Brandung – Leichenfischer
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Buchmeinung zu Karen Kliewe – Die Brandung - Leichenfischer

»Die Brandung - Leichenfischer« ist ein Kriminalroman von Karen Kliewe, der 2025 bei dtv erschienen ist. Das ungekürzte Hörbuch ist 2025 bei ...

Buchmeinung zu Karen Kliewe – Die Brandung - Leichenfischer

»Die Brandung - Leichenfischer« ist ein Kriminalroman von Karen Kliewe, der 2025 bei dtv erschienen ist. Das ungekürzte Hörbuch ist 2025 bei Audible Studios erschienen und wird von Nora Jokhosha vorgetragen. Dies ist der zweite Band um den deutschen Kommissat Ohlsen Ohlsen und die dänische Archäologin Fria Svensson.

Zum Autor:
Karen Kliewe, Jahrgang 1970, hat als Fotografin, Illustratorin und Grafik-Designerin gearbeitet, bevor sie das Krimischreiben entdeckte. Sie lebt mit ihrer Familie im Westfälischen.

Sprecher:
Nora Jokhosha hat mich mit ihrem Vortrag überzeugt. Die einzelnen Figuren sind leicht erkennbar und der Text ist klar und deutlich verständlich.

Zum Inhalt:
Im deutsch-dänischen Grenzgebiet wird bei Ausgrabungsarbeiten die halb verweste Leiche einer jungen Frau gefunden. Deutsche und dänische Behörden beginnen zu ermitteln.

Meine Meinung:
Den ersten Band kenne ich nicht, aber das ist für das Verständnis auch nicht notwendig. Zuerst ermitteln Fria, als Berater der dänischen Polizei, und Ohlsen getrennt. Als eine zweite Leiche gefunden wird zieht auch Ohlsen einen externen Berater hinzu und die Teams tauschen sich miteinander aus. Spannung ist bon Angang an gegeben, aber im Laufe der Ermittlungen nimmt diese weiter zu. Ohlsen und Fria wirken sympathisch, möchten aber keinen zu engen Kontakt zulassen. Fria ist deutlich dynamischer und emotionaler angelegt, während Ohlsen mit mehr Überlegung und einem Hauch nordischer Kühle an den Fall herangeht. Meist wird die Geschichte aus der Sicht Frias oder Ohlsens erzählt. Eingeschoben sind Passagen aus Opfer- und aus Tätersicht, die für mehr Tempo sorgen. Die Figuren sind mit vielen Grautönen gezeichnet und bieten Spielraum für eigene Gedanken. Die Handlung ist komplex mit einigen Nebenhandlungen und mehrere überraschende Wendungen erhöhen die Spannung. Lange Zeit waren die Ermittler und auch ich auf einem Irrweg bei der Tätersuche. Dann bringt eine Spur den Durchbruch und mit einem soliden Showdown geht es dem Ende entgegen. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Der Titel hat mich sehr gut unterhalten.

Fazit:
Mich hat dieser Krimi mit seinem Setting, der Handlung, der Atmosphäre und der Figurenzeichnung überzeugt. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus. Auch das Hörbuch ist empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 04.05.2025

Sensationell anders!

Die Kurve
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Buchmeinung zu Dirk Schmidt – »Die Kurve«

»Die Kurve« ist ein Kriminalroman von Dirk Schmidt, der 2025 bei Suhrkamp erschienen ist.

Zum Autor:
Dirk Schmidt, geboren 1964, studierte nach dem Abitur Geschichte, ...

Buchmeinung zu Dirk Schmidt – »Die Kurve«

»Die Kurve« ist ein Kriminalroman von Dirk Schmidt, der 2025 bei Suhrkamp erschienen ist.

Zum Autor:
Dirk Schmidt, geboren 1964, studierte nach dem Abitur Geschichte, Germanistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Einer frühen Phase als Drehbuchautor folgten Jahrzehnte als Texter und Kreativdirektor in verschiedenen Werbeagenturen. Erste Arbeiten für den Rundfunk bereits während des Studiums, erstes Kriminalhörspiel 1993, Debütroman Letzte Nacht in Queens 2003. Seit 2011 verantwortlich für den WDR Radio-Tatort rund um die »Task Force Hamm«, der Kult geworden ist.

Zum Inhalt:
In seinem früheren Leben hat Carl das Jugendzentrum »Die Kurve« im Ruhrgebiet geleitet. Dort hat er die meisten seiner heutigen Mitarbeiter kennengelernt. Heute betreibt er eine Agentur für kriminelle Dienstleistungen jeder Art und seine Aufträge erhält er aus der ganzen Welt. Carl und seine Leute stehen unter Druck und kleine Fehler können tödlich sein.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist Vieles, aber ganz sicher nicht ein klassischer Kriminalroman. Es erfordert aufmerksame Leser, weil es teilweise rasante Handlungs-, Zeit- und Gedankensprünge gibt, die oft auch unvermittelt geschehen. Gewalt und Skrupellosigkeit sind allgegenwärtig, obwohl kaum eine Gewalthandlung direkt beschrieben wird. Die Hauptfiguren Carl, Betty und Ridley sind vielschichtig gezeichnet und wirken trotz vieler negativer Attribute durchaus sympathisch. Carl ist der Denker und Lenker mit Kundenkontakt, der seine Mitarbeiter vom Telefon aus betreut. Wie Betty und Ridley agiert er oft skrupellos und doch verbindet ihn mit seinen Mitarbeitern mehr als der reine Job. Er hat sich ein gewisses Vertrauen bei Betty und Ridley erarbeitet, das vorwiegend aus ihrer Zeit im Ruhrgebiet stammt. Carl ist meist gut informiert und mischt sich auch in deren Privatleben ein. Ridley und Betty haben besondere Talente und doch bedürfen sie Carls Fürsorge.
Beide sind schwer gezeichnet und kämpfen mit Dämonen aus ihrer Vergangenheit. Zwei Kundenaufträge bilden den Rahmen für das Tun der Handelnden. Es gibt aber immer wieder Nebenhandlungen und Rückblenden, die das Handeln der Hauptfiguren verständlicher werden lassen. Beeindruckt hat mich die sprachliche Komponente des Romans, die etwas ganz Besonderes ist und das alte Ruhrgebiet lebendig werden lässt. Faszinierend sind die Telefongespräche von Carl mit seinen Mitarbeitern, die durch Pausen, Andeutungen und vermeintlichen Nebensächlichkeiten geprägt sind. Trotz der oft gezeigten Skrupellosigkeit zeigen Betty, Carl und Ridley auch etwas wie Moral und soziale Kompetenz. Es geht nicht um die Aufklärung von Verbrechen sondern um die Zufriedenheit der Auftraggeber. Dieser Gangsterroman mit Anleihen bei Roadmovies und Beziehungsromanen hat seine eigenen Spannungsmomente und bietet eine Vielzahl von Überraschungen. Mich hat diese Mischung nahezu aus den Schuhen gehauen und die Schlusssequenzen waren ein überzeugendes Ende.

Fazit:
Diese Mischung aus diversen Genre und unerwarteten Handlungsabläufen hat mich auch mit ihrer Sprache und der faszinierenden Figurenzeichnung begeistert. Deshalb bekommt der Titel von mir die Höchstwertung von fünf Sternen und 100 Punkten und eine klare Leseempfehlung. Es ist ein besonderes Buch.

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Veröffentlicht am 29.04.2025

Im Heim des Bösen

Die Schanze
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Buchmeinung zu Lars Menz – »Die Schanze«

»Die Schanze« ist ein Kriminalroman von Lars Menz, der 2025 bei Ullstein erschienen ist.

Zum Autor:
Lars Menz, geboren 1972 in Bremen, hat Geografie, Stadtplanung ...

Buchmeinung zu Lars Menz – »Die Schanze«

»Die Schanze« ist ein Kriminalroman von Lars Menz, der 2025 bei Ullstein erschienen ist.

Zum Autor:
Lars Menz, geboren 1972 in Bremen, hat Geografie, Stadtplanung und Politik studiert und arbeitet als Journalist. Er hat einen Roman und mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht, für die er unter anderem beim Schreibwettbewerb des Literaturhauses Zürich ausgezeichnet wurde. Mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern lebt er in Hannover. Die Schanze ist sein erster Thriller.

Zum Inhalt:
Als Ellen Roth in ihr Heimatdorf zurückkehrt will sie alte Erinnerungen überwinden. Doch mit dem ersten Toten erhalten ihre Dämonen neue Kraft.

Meine Meinung:
Mich hat dieses Buch zwiegespalten hinterlassen. Einerseits hat es mich mit seiner intensiven Art gefesselt und andererseits hat es mich mit vielen widerwärtigen Details abgeschreckt. Wechselnde Perspektiven und Ellens Erinnerungen an diese Nacht, die alles veränderte, sorgen für starke Gefühle. Fast alle Figuren hüten ein Geheimnis und leiden unter den Folgen der damaligen Nacht. Die Atmosphäre ist extrem düster und keine der Figuren eignete sich zum Sympathieträger. Schreibstil und Handlung waren mir zu sehr auf Effekte ausgelegt. Das Dorf wirkt wie ein Heim des Bösen und fast jede Form von Leid ist allgegenwärtig. Es gibt einige überraschende Wendungen, aber die Richtung, in die es geht, war für mich früh erkennbar. Die Ereignisse der damaligen Nacht werden vollständig aufgelöst. Der Umgang der Menschen mit der damaligen Tat ist abstoßend und verstörend. Mein Lesevergnügen wurde mehr und mehr getrübt. Zeitweilig bedauerte ich es, das Buch nicht frühzeitig abgebrochen zu haben.

Fazit:
Ein tiefschwarzer Kriminalroman, der mich zugleich gefesselt und verstört hat. Meine Bewertung sind zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten) und insbesondere jungen Lesern kann ich den Titel nicht empfehlen.

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