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Veröffentlicht am 29.07.2021

Eine meisterhafte, fesselnde Erzählung

Revolution der Träume
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Inhalt

In „Revolution der Träume“ kommen die Freunde Isi, Carl und Artur endlich wieder zusammen. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, aber Hunger, Armut und politische Revolten wollen nicht enden. Ihr Heimatort ...

Inhalt

In „Revolution der Träume“ kommen die Freunde Isi, Carl und Artur endlich wieder zusammen. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, aber Hunger, Armut und politische Revolten wollen nicht enden. Ihr Heimatort Thorn gehört nun zu Polen und in Berlin scheint alles möglich zu sein, seit der Kaiser abgedankt hat.
Isi hat sich dem Spartakusbund angeschlossen, Artur ist Chef einer zwielichtigen Truppe und betreibt ein berüchtigtes Lokal, in dem alle gesellschaftlichen Schichten feiern. Carl arbeitet bei der UFA und lernt die Filmgrößen dieser Zeit kennen.

Auch in den unsicheren Jahren des Umbruchs versuchen die Drei ihre Träume zu verfolgen. Das ist gar nicht so leicht, denn überall lauern Gefahren, spinnen sich Intrigen und die allgegenwärtige Gewalt fordert viele Opfer. Isi, Artur und Carl wissen, dass sie sich auf einander verlassen können. Sie vertrauen fest darauf, dass ihre Freundschaft sie unversehrt durch diese Zeiten bringen wird. Sie geben ihre Träume nicht auf.


Meinung

Nach wenigen Seiten war ich wieder mitten drin, in der Geschichte. Zu deutlich war mir der erste Teil „Schatten der Welt“ noch im Gedächtnis. Andreas Izquierdo erzählt in „Revolution der Träume“ detailgetreu vom Berliner Leben kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Vom Glamour der berüchtigten 1920iger Jahre ist zu dem Zeitpunkt kaum was zu spüren. Das Land und vor allem Berlin ist in Aufruhr. Straßenkämpfe mit kriegsähnlichen Charakter, Krankheit, bittere Armut, Kriegskrüppel und Flüchtlinge aus dem Osten prägen das Bild der Berliner Straßen. Die erste Demokratie hat es schwer sich gegen Rechtsnationale, Militär und Kommunisten zu behaupten. Mitten im Geschehen Isi, Carl und Artur, die auf einen Neuanfang hoffen, um ihre Träume zu verwirklichen.

Artur, der die Gunst der Stunde zu nutzen weiß, die furchtlose, temperamentvolle Isi, die für Gerechtigkeit eintritt und der unbedarfte, etwas naive Carl – drei ungleiche Freunde, die nach dem Krieg wieder zusammenfinden. Wie im letzten Band ist es Carl, der von ihren Erlebnissen berichtet und mit geschickt gesetzten Cliffhanger, die Spannung der Geschichte nie abflachen lässt. Carl findet sich auf dem Gelände der UFA unter den Stars der Zeit wieder. Lubitsch, Pola Negri und Emil Jannings.

Die Traumwelt des Films passt perfekt zu Carl und unterstreicht deutlich seinen Charakter als liebenswerten und aufrichtigen Traumtänzer. Trotz all dem Leid, dass er gesehen und erlebt hat, ist er immer noch dieser feine Mensch, der er immer war. Daher leide ich besonders mit, wenn ausgerechnet Carl böse mitgespielt wird. Jeder der drei Charakteren ist auf seine Weise liebenswert und absolut authentisch. Es ist ihre besonders tiefe Freundschaft, die den Zauber für mich ausmacht, denn egal welche Probleme es gibt, sie halten fest zusammen.

Auch andere Charaktere, die wir bereits aus „Schatten der Welt“ kennen, tauchen wieder auf. So hat Falk Boysen den Krieg überlebt und sich den Freikorps in Berlin angeschlossen. Seine Schwester hat nur einen kleinen, aber sehr wirksamen Auftritt. Anna, die ehemalige Magd der Boysens arbeitet nun für Artur. Carl lernt seinen Onkel aus Riga kennen, der vor den Russen fliehen musste und erfährt etwas über die Familie seiner Mutter. Doch nicht alle meinen es gut mit den drei Freunden. Oftmals wird ihr Vertrauen und ihre Hilfsbereitschaft missbraucht und vermeintliche Freunde werden schnell zu Feinden.

In „Revolution der Träume“ begleiten wir Isi, Artur und Carl durch das turbulente und gefährliche Berlin nach dem Ersten Weltkrieg. Der Autor schildert anschaulich, wie es damals zuging. Er erzählt von den vielen Toten, aber auch von den Lebenswirklichkeiten der Reichen und der Armen und der Flüchtlinge aus dem Osten. Von politischen Lügen, falschen Entscheidungen und der maßlosen Enttäuschung über den verlorenen Krieg. Aber auch über eine Stadt, die sich neu erfindet und voller Chancen steckt, wie zum Beispiel der aufstrebende Film und die zahlreichen Kinos, die in Berlin aus dem Boden schießen. Es sind zwar Nebenschauplätze, allerdings kann ich Carls Euphorie über „Das Cabinet des Dr. Caligari“ nachempfinden. In diesem Roman finden alle ihren Platz, die verlorenen Seelen, die Stars ebenso wie die Mächtigen dieser Zeit.

Ich konnte das Buch kaum weglegen, doch je näher ich dem Ende kam, so langsamer versuchte ich zu lesen. Ich wollte keinen Abschied nehmen müssen und wieder ein Jahr auf den nächsten Teil warten. Ich fühle mich, wie auch beim ersten Teil, als vierte Freundin. Die Entwicklung der Erzählung ist nicht leicht zu durchschauen ebenso wie einige Figuren mich ganz schön in die Irre geführt haben. Ein Falk Boysen ist und bleibt natürlich der Böse. Doch beispielsweise Anna, die ehemalige Dienstmagd aus Thorn, ist sie vertrauenswürdig oder spielt sie ein hinterhältiges Spiel? Warum taucht Carls Onkel immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort auf? Zufall? Durch die fesselnde Erzählweise des Autors bleibt der Roman über seinen 500 Seiten Umfang hinweg spannend. Ich freue mich auf den dritten Teil, um zu erfahren, wie es mit Isi, Artur und Carl weitergeht.

Fazit

„Revolution der Träume“ hat mich genauso begeistert wie „Schatten der Welt“. Ein erlebnisreicher Roman. Großes Kino!

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Empfehlenswert

Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben
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Kurzmeinung

Klar strukturiert und wissenschaftlich fundiert, macht das Buch deutlich, wie sehr die Gesundheit von Erde und Mensch zusammenhängt.


Inhalt

Eckhart von Hirschhausen ist Arzt, Entertainer ...

Kurzmeinung

Klar strukturiert und wissenschaftlich fundiert, macht das Buch deutlich, wie sehr die Gesundheit von Erde und Mensch zusammenhängt.


Inhalt

Eckhart von Hirschhausen ist Arzt, Entertainer und nun auch Klimaaktivist. Auf humorvolle Weise, dennoch mit der nötigen Ernsthaftigkeit, erzählt er in diesem Buch, welche Begegnung ihm den ersten Schubs gab, der ihn dazu veranlasste sich in Sachen Klima zu engagieren und wie dieser erste Schritt sein Leben seitdem veränderte.

Hirschhausen machte sich auf, um mehr über Ursachen und Lösungen zu erfahren. Dazu befragte er Wissenschaftler:innen aus relevanten Sachgebieten, Experten:innen, wie den Meteorologen Sven Plöger und andere kluge Köpfe. Die zentralen Fragen, die dabei eine Rolle spielen sind: Wo stehen wir und was müssen wir schnellstens ändern? Und vor allem, können wir es noch schaffen, die Erwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen? Denn, das sich das Klima schon verändert hat, ist seit Jahren spürbar. Dazu beleuchtet der Autor jeden bedeutsamen Aspekt, von der Landwirtschaft bis zur Mobilität, vom unnötigen Konsum bis zum Artensterben. Einiges ist einfach. Ich brauche weder einen Kaffeebecher to go noch Plastiktüten. Doch nicht auf alles gibt es einfache Antworten oder Lösungen und vieles ist komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint.
Beispielsweise muss ein Apfel aus der Region, den ich außerhalb der Saison kaufe, gekühlt werden, also ist sein CO2 Verbrauch höher als bei einem Apfel aus Neuseeland. Inwieweit muss Politik einschreiten und ab welchem Punkt ist der Mensch eigenverantwortlich? Es gibt viele Frage, viele gute Ansätze, wir sollten endlich ins Tun kommen.

„Mensch, Erde“ ist ein Buch voller Erkenntnis und Ideen, aber auch eine Warnung, unsere Gesundheit nicht weiter leichtfertig auf's Spiel zu setzen. Die Erde ist unsere Lebensgrundlage, wenn sie krank ist, sind wir es auch.



Meinung

Wenn man das Buch zur Hand nimmt und zum ersten Mal durchblättert, fällt einem sofort die gelungene Gestaltung auf. Das sich der Autor bei der Farbwahl etwas gedacht hat und was diese auf sich hat, wird im Buch erklärt. Jedes Hauptkapitel hat seine Farbe, seinen Titel und kurze Stichpunkte lassen erahnen, was man als Leser:in in diesem Abschnitt erfährt. Der Text wird durch Grafiken, Interviews, Zitate und Fotos aufgelockert bzw. verdeutlicht.

Die Lage ist Ernst. Die Xte Jahrhundertflut in den letzten zwanzig Jahren macht uns in diesen Tagen wieder mal klar, wie hilflos wir daneben stehen, wenn Wassermassen, durch Starkregen hervorgerufen, sich ihren Weg durch Orte bahnen und unfassbare Zerstörung anrichten und Leben kosten. Aber auch durch Stürme und Brände wurde in den vergangenen Jahren viel zerstört. Was ist Wetter, was ist Klima? Kann man das überhaupt trennen? Zudem hat ein Virus in den letzten anderthalb Jahren der Welt gezeigt, was er kann, nämlich uns mal einfach so lahmlegen.

Als Arzt rückt Eckart von Hirschhausen die Gesundheit in den Fokus. Was macht der Klimawandel mit unserer körperlichen und psychischen Gesundheit? Die letzten Hitzesommer waren eine starke Belastung für die Natur, aber auch für uns Menschen. Ebenso wie die Naturkatastrophen, bei denen Menschen alles verlieren. Hirschhausen hat sich mit dem Thema eingehend beschäftigt und recherchiert. Er beschreibt seine eigene Wandlung, seine Aha-Momente und gibt offen zu, dass auch er nicht immer perfekt ist. Um dem Thema Klimawandel auf den Grund zu gehen, hat er zahlreiche Gespräche mit Experten:innen geführt. Es ist ihm hervorragend gelungen, diese Fakten und Erkenntnisse verständlich und nachvollziehbar mit einer Portion Humor wiederzugeben. Zudem räumt er mit Ausreden und Gegenargumenten auf.

Auch ich hatte den ein oder anderen Aha-Moment. So war mir bisher nicht bewusst, dass uns der Sand ausgeht weil ständig gebaut wird und für Beton braucht man Sand. Unglaublich auch, dass Sand illegal abgetragen, sprich geklaut, wird. Beim Thema Schnittblumen und Palmöl, bin ich dann wieder hin und her gerissen. Das sind Existenzgrundlagen in sehr armen Ländern. Natürlich kann ich es mir leisten zu sagen, das kaufe ich nicht mehr, aber was ist mit den Menschen, die am Ende der Kette stehen? Wäre es nicht besser darauf zu achten, nachhaltig zu kaufen? Ebenso das Fliegen. Natürlich muss ich nicht innerhalb Deutschlands fliegen und ich würde mich sehr freuen, wenn das Bahnnetz europaweit ausgebaut würde. Doch was ist mit den Reservaten in Afrika oder Südamerika, die auf den Tourismus angewiesen sind, um Natur- und Tierschutz überhaupt betreiben zu können? Ich hoffe, auf Lösungen, die Autos (Reifen) und Flugzeuge umweltfreundlich machen.

Das Buch endet mit dem Appell, sich mit dem Klimawandel auseinander zu setzen, es zu diskutieren und Menschen davon zu überzeugen, das jeder etwas beitragen kann. Wir stehen dem nicht hilflos gegenüber, wir können unseren Beitrag leisten, der Erde und unserer Gesundheit zu liebe. Ich habe beim Lesen viel erfahren, habe vor und zurückgeblättert und das Buch mit unzähligen Markierungen versehen. Da ist kein erhobener Zeigefinger, keine Belehrung, sondern eine verständliche und aufrüttelnde Zusammenstellung von Fakten, die Mut macht, dass wir es gemeinsam schaffen werden, die Erde und uns zu heilen.


Fazit

Eckart von Hirschhausen bringt die Gefahren und Auswirkungen des Klimawandels auf den Punkt, mit wissenschaftlichen Fakten belegt. Ein wertvolles und hoffnungsvolles Buch!

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Spannend bis zum letzten Wort

Ein Wort, um dich zu retten
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Meinung

Zu Beginn des Romans „Ein Wort, um dich zu retten“ beschreibt der Autor das Leben eines Schriftstellers, Nathan Fawles. Es sind Zeitungsartikel über ihn, Interviews mit ihm, die ein Bild eines ...

Meinung

Zu Beginn des Romans „Ein Wort, um dich zu retten“ beschreibt der Autor das Leben eines Schriftstellers, Nathan Fawles. Es sind Zeitungsartikel über ihn, Interviews mit ihm, die ein Bild eines Schriftstellers entstehen lassen, der sich plötzlich aus der Öffentlichkeit zurückzog und das Schreiben aufgab. Dem gegenüber steht Raphaël Bataille, dessen erster Roman eine Reihe von Absagen erhalten hat und der nun auf die Meinung seines schriftstellerischen Idols hofft. Ein naiver und gutgläubiger junger Mann, der voller Enthusiasmus auf die Insel kommt.

Auf den ersten Blick scheint Fawles ein Eigenbrödler zu sein, der die Gesellschaft anderer nicht sonderlich schätzt. Umso überraschender ist es, als er Mathilde in sein Haus lässt, obwohl er weiß, dass sie Journalistin ist. Es ist bis zum Ende nicht zu durchschauen, welche Absichten Mathilde verfolgt. Nur eines ist mir sofort klar gewesen, sie verfolgt nicht die gleichen Motive, wie ihre journalistischen Kollegen.

Die Rolle des Charakters Raphaël ist mir nach der Beendigung des Romans nicht ganz schlüssig. Zum einen ist er einer der Erzähler, der noch voller Idealismus steckt, den sein Vorbild längst verloren hat. Zum anderen ist er im Prinzip nur jemand, der Informationen aus den neuen Medien sammelt. Da Fawles keinen Internetzugang besitzt, ist Raphaël ihm natürlich eine Hilfe. Im Zusammenhang der Erzählung scheint mir Raphaël Schicksal sinnlos und damit unverständlich. Jedoch ist es für mich die einzige, kleine Ungereimtheit im Roman.

Was sehr beschaulich beginnt, entwickelt sich im weiteren Verlauf in eine erschreckende Geschichte über Verrat, Korruption und Verlust. Hinzu kommen noch schreckliche Verbrechen, die teils aus einem großen Schmerz heraus verübt wurden. Nur sehr langsam lichtet der Roman den Nebel, der die Verbrechen umgibt und legt stückchenweise die Wahrheit in all ihren grausamen Facetten frei. Ab der Buchhälfte konnte ich es kaum noch aus der Hand legen, zu groß war meine Neugier, wie die Geschichte sich weiterentwickeln wird.

Es ist Mussos Markenzeichen seinen Erzählungen immer neue Wendungen zu geben, damit es dem/der Leser:in unmöglich ist, das Ende auch nur ansatzweise vorherzusehen. Das schätze ich an seinen Romanen. Auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht. Die Abgründe seiner Figuren zeigen sich meist erst gegen Ende des Buches. Geschickt wechselt der Autor die Erzählperspektive, sodass wir nach und nach die Charaktere besser kennenlernen. Mussos Charaktere sind in ihrem Handeln und Denken sehr lebensnah gezeichnet. „Ein Wort, um dich zu retten“ beginnt mit Zeitungsartikeln und Interviews von Nathan Fawles, wird dann weiter aus Raphaëls Perspektive erzählt. Später ist Fawles der Erzähler, gefolgt von Mathilde sowie vom Polizist der Insel. Durch diese Wechsel erfahren wir das, was wir zu dem Zeitpunkt wissen sollen. Ich mag diese Perspektivwechsel, denn sie unterbrechen nie meinen Lesefluss, sondern halten die Spannung aufrecht.



Fazit

Spannend, ausgefeilt bis ins kleinste Detail.

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Veröffentlicht am 23.06.2021

Hoffnungsvoll

Jeder Anfang mit dir
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Inhalt

Seit Kindheitstagen sind Luke und Josh beste Freunde. Sie verbindet die Faszination der medizinischen Forschung. Während ihres Studiums der Neurowissenschaften in Boston, freunden sie sich mit ...

Inhalt

Seit Kindheitstagen sind Luke und Josh beste Freunde. Sie verbindet die Faszination der medizinischen Forschung. Während ihres Studiums der Neurowissenschaften in Boston, freunden sie sich mit ihrer Kommilitonin Hope an. Jeder aus dem Trio besitzt ein außergewöhnliches, wissenschaftliches Talent. Schnell wird ihr Professor auf die Drei aufmerksam. Neben seiner Stelle an der Universität, ist Professor Flinch Leiter eines Forschungszentrum, das ungewöhnlichen Ideen von Studenten fördert und sie während ihres Studiums finanziell unterstützt. Luke und Josh forschen seit einiger Zeit an einem Verfahren, dass die Erinnerungen vom Gehirn auf einen Speicher überträgt, sodass nie wieder eine Erinnerung und die damit verbundene Emotion verloren geht. Durch die Unterstützung Flinch kommen sie schneller voran.

Josh und Hope verlieben sich ineinander und verleben eine glückliche Zeit. Bis die Ärzte bei Hope einen bösartigen Gehirntumor feststellen. Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit. Nun liegen alle Hoffnungen auf dem frisch entwickelten Neurolink, der Hopes Gedächtnis in allen Facetten gespeichert hat. Wenn die Zeit reif ist, soll Hopes Wesen auf einen anderen Körper übertragen werden. Josh glaubt fest daran, dass sie eines Tages wieder zueinanderfinden. Wird es gelingen Zeit und Tod mit der Erfindung des Neurolinks zu überwinden?


Meinung

Wie in jedem seiner Romane erzählt Marc Levy auch in „Jeder Anfang mit dir“ von der großen Liebe und von Freundschaft, die allen Grenzen trotzt. Diesmal macht Levy die Künstlichen Intelligenz zum Thema. Was vor einigen Jahren noch wie Science Fiction geklungen hätte, ist heute absolut vorstellbar. Ein Neurolink, der unser gesamtes Gedächtnis speichert, inklusive dazugehöriger emotionaler Verbindungen, scheint im Bereich des Möglichen und ist dennoch bislang noch Zukunftsmusik.

Hier setzt der Autor an und inszeniert eine Geschichte rund um Freundschaft, Liebe und medizinisch Machbarem. Als Leser habe ich die Entwicklung von Josh' und Hopes Liebe verfolgt und war fasziniert von den Forschungen der drei Freunde. Als Hopes Tumor entdeckt wird, ist das natürlich ein heftiger Schlag für sie, deren Leben gerade erst beginnt. Doch die Freunde meistern es tapfer und entwickeln einen Plan, um den Tod zu überlisten. Ob es wirklich gelingen wird, weiß zum Zeitpunkt von Hopes Tod niemand. Gerade mit Hope habe ich sehr mitgelitten, und auch ihre Hoffnung geteilt.

Nach dem ersten Teil, der mit Hopes Tod endet, beginnt der zweite Teil. Die berühmte Pianistin Melody möchte vor allem den Ansprüchen ihres Vaters gerecht werden. Ihr Kalender ist voll von Konzertterminen. Für ein Privatleben fehlt ihr die Zeit. Sie ist dreißig Jahre alt, als sie nach einem Konzert bei einem Hubschrauberabsturz schwer verletzt wird. Nach monatelangen Krankenhausaufenthalten wird sie entlassen. Zurück im Haus ihrer Eltern fühlt sie sich fremd. Melody fehlt die Erinnerung an ihre Eltern und ihre Vergangenheit. Nachts träumt sie von einem völlig anderem Leben. Erst mit der Zeit versteht Melody, dass ihre Person und das vom Neurolink übertragene Gedächtnis nicht zusammenpassen.

Marc Levy schreibt über die wichtigen Themen im Leben; die Liebe und die Freundschaft. Ich konnte in die Erzählung eintauchen. Schnell wurden die Charakteren zu guten Bekannten. Luke blieb bis zur letzten Seite etwas undurchsichtig und unnahbar, was seinen Charakter jedoch eher unterstrichen hat. Auch die wissenschaftlichen Abschnitte, in denen die Figuren im Zentrum forschen, konnte ich gut nachvollziehen, obwohl ich naturwissenschaftlich nicht sonderlich bewandert bin. Mit Spannung verfolgte ich ihre Entwicklung, die mir in naher Zukunft durchaus möglich scheint.

Im Schlusswort formuliert Levy seine Arbeit mit diesen Worten

„Schreiben heißt, sich alles vorstellen zu können.“


Das hat der Roman wieder eindrucksvoll bewiesen.


Fazit

Marc Levy schafft es mit jedem Buch auf's Neue mich zu begeistern. Auch dieses Mal ist es ihm gelungen ein komplexes Thema unterhaltsam zu beleuchten. Was für den einen ein Schreckensszenario ist, kann für einen anderen die einzige Hoffnung sein.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Poetische Schreibweise, unübersichtliche Handlung

Sieben Richtige
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Meinung

Der Roman „Sieben Richtige“ besteht aus einzelnen Episoden, die Handlung ist das Leben. Die Wege der Figuren kreuzen sich mal bewusst, mal unbewusst. Auf eine gewisse Weise sind alle miteinander ...

Meinung

Der Roman „Sieben Richtige“ besteht aus einzelnen Episoden, die Handlung ist das Leben. Die Wege der Figuren kreuzen sich mal bewusst, mal unbewusst. Auf eine gewisse Weise sind alle miteinander verbunden. Die Charakter des Romans erlebt Einschnitte und Schicksalsschläge, sind meist dazu gezwungen auf das Leben reagieren, statt zu agieren. Die einzelnen Episoden sind miteinander verflochten, ein Erzählstrang greift in den nächsten. Von besondere Bedeutung für alle Geschichten ist das Überleben der kleinen Greta, die zu Beginn einen schweren Unfall erleidet.

Das Buch teilt sich in sechs Hauptkapiteln mit einer unterschiedlichen Anzahl von Unterkapiteln auf. In einer herrlichen, poetischen Sprache erzählt der Autor von den Erlebnisse seiner Figuren. Dabei fokussiert er sich auf die kleinen Dinge des Lebens, die am Ende doch die größten Veränderungen hervorbringen. Es sind die fast unsichtbaren, kleinen Details, welche der Autor in wundervoller Weise beschreibt.

In der Gegenwart beginnend, springen die Geschichten im Verlauf des Buchs weit in die Zukunft und dann wiederum in die Vergangenheit. Mich hat dieses Hin und Her der Zeiten oftmals aus meinen Lesefluss gebracht. Häufig musste ich wieder zurückblättern, um mir Zusammenhänge noch einmal vor Augen zu führen. Auch wenn der Schreibstil des Romans mich berührte, empfand ich die Handlungen häufig als ein großes Durcheinander. Die Idee des Romans habe ich verstanden, dennoch ist die Umsetzung für mich nur bedingt gelungen.

Der Beginn des Buchs hat mir ausgesprochen gut gefallen, da ich solche Episoden Romane gerne lese. Jedoch wurden mir die Verbindungspunkte der Figuren im weiteren Verlauf des Romans zu konfus. Je größer die Zeitsprünge in die Zukunft wurden, desto unübersichtlicher wurden die jeweiligen Handlungsstränge. Der Roman startet in der Gegenwart und endet im Jahr 2050 (oder später?). Irgendwann habe ich die Überblick verloren und es war mir zu mühsam ständig zurückzublättern.


Fazit

Der Sprachstil hat mich begeistert, jedoch gilt das nicht für die Erzählung an sich. Zu viele Wechsel sowohl in den Zeitebenen als auch bei den agierenden Figuren, sodass ich des Öfteren den Überblick beim Lesen verloren haben.

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