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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.12.2023

Großartig!

Stille Falle
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Es ist ein schwerer Schlag für Kriminalinspektorin Leo Asker, als sie von ihrem früheren Freund bei einem Entführungsfall ausgebootet und in die "Abteilung für hoffnungslose Fälle" versetzt wird. Dort ...

Es ist ein schwerer Schlag für Kriminalinspektorin Leo Asker, als sie von ihrem früheren Freund bei einem Entführungsfall ausgebootet und in die "Abteilung für hoffnungslose Fälle" versetzt wird. Dort trifft sie auf seltsame Mitarbeiter, die genauso hoffnungslos erscheinen wie die Fälle, die sie bearbeiten sollen. Aber dann merkt sie, dass es in der Abteilung eine Beziehung zu dem Fall des verschwundenen Paares gibt und sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.
Das Buch hat eine entfernte Ähnlichkeit mit den Büchern von Jussi Adler-Olsen, aber Anders de la Motte packt die Sache anders an. Die Figuren sind sehr gut getroffen, man sieht sie direkt vor sich. Immer wieder ergeben sich neue und überraschende Wendungen und es ist bis zum letzten Kapitel sehr spannend. Die Örtlichkeiten aus der "Urban Exploration"-Szene faszinierten mich von Anfang an.
Ein sehr guter Auftakt für die neue Reihe! Davon werde ich sicher noch mehr Bücher lesen.

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Veröffentlicht am 22.11.2023

Erstklassiger Thriller

Stunde um Stunde
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Zuletzt hatte ich von Candice Fox "606" gelesen, das Buch fand ich ungewöhnlich gut. Und auch von ihrem neuen Buch wurde ich nicht enttäuscht.
Als die Eltern eines kleinen Mädchens das forensische Labor ...

Zuletzt hatte ich von Candice Fox "606" gelesen, das Buch fand ich ungewöhnlich gut. Und auch von ihrem neuen Buch wurde ich nicht enttäuscht.
Als die Eltern eines kleinen Mädchens das forensische Labor der LAPD stürmen, setzt sich eine Maschinerie in Gang, die irgendwann aus dem Ruder läuft. Das Kind war an einem Strand verschwunden und die Eltern glauben, dass die Polizei nicht genug getan hat, um es zu finden. Sie nehmen Geiseln und verbrennen stündlich ein wichtiges Beweisstück. Die gefeuerte Polizistin Lamb und ihr Kollege Charlie Hoskins machen sich auf die Suche, abseits der Legalität. Sie haben nur einen Tag Zeit...
Das Buch lebt von den skurrilen Charakteren und der ungewöhnlichen Handlung, Bis in die kleinsten Nebenfiguren sind die Menschen genau und auch manchmal liebevoll beschrieben. Aber auch die immer wieder neuen Wendungen und die Rückblicke in Charlies Vergangenheit fand ich sehr spannend.
Man fragt sich auch selbst, wie weit man gehen würde, wenn ein Familienmitglied verschwindet oder einer Gewalttat zum Opfer fällt. Würde man töten?
Ein ganz hervorragender Thriller, den ich wärmstens empfehlen kann!

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Veröffentlicht am 27.10.2023

Hervorragend

Lichtspiel
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Daniel Kehlmanns Bücher beschäftigen sich fast immer mit Personen der Geschichte. In diesem Buch hat er sich den heute fast vergessenen Regisseur G.W. Pabst ausgesucht und ihn zur Hauptfigur seines Buches ...

Daniel Kehlmanns Bücher beschäftigen sich fast immer mit Personen der Geschichte. In diesem Buch hat er sich den heute fast vergessenen Regisseur G.W. Pabst ausgesucht und ihn zur Hauptfigur seines Buches gemacht.
Pabst drehte zuerst Stummfilme, entdeckte Greta Garbo und später auch Tonfilme. Da er als "links" galt, floh er vor den Nazis nach Hollywood, wo er keinen Erfolg hatte. Frustriert kehrte er mit seiner Familie in seine Heimat Österreich zurück und versuchte des Spagat zwischen Anpassung und Widerstand gegen die Nazis. Er konnte ohne das Filmen nicht leben und musste immer wieder Kompromisse eingehen.
Kehlmann zeigt diesen Konflikt großartig auf. In mal feinfühligen, mal bizarren Szenen schildert er die innere Zerrissenheit des Regisseurs und die daraus folgenden Krankheiten. Seine Familie zerbricht fast an der Situation und sein Sohn sucht eine neue Vaterfigur bei den verhassten Nazis. Manchmal blitzt aber auch so etwas wie Schalkhaftigkeit auf, Kehlmann schafft da wunderbare Grenzgänge.
Ich bin von diesem Buch begeistert, es vereint alles, was ein gutes Buch braucht.

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Hervorragend

Übertretung
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1975 in Belfast. Cushla Lavery ist Lehrerin an einer katholischen Schule, lebt aber auf der Grenzlinie zwischen den verfeindeten Religionen. Ihre Mutter trinkt und versinkt in Selbstmitleid, ihr Bruder ...

1975 in Belfast. Cushla Lavery ist Lehrerin an einer katholischen Schule, lebt aber auf der Grenzlinie zwischen den verfeindeten Religionen. Ihre Mutter trinkt und versinkt in Selbstmitleid, ihr Bruder betreibt einen Pub, in dem auch englische Soldaten verkehren. Cushla hilft, wo sie nur kann, sorgt für ihre Mutter, kellnert im Pub und sorgt sich auch noch um die Sicherheit ihrer Schüler. Als sie im Pub dem protestantischen Anwalt Michael begegnet und sich in den verheirateten Mann verliebt, nehmen schreckliche Ereignisse ihren Lauf.

Das Buch ist sehr vielschichtig. Nicht nur die Liebesgeschichte zwischen Cushla und Michael spielt eine wichtige Rolle, sondern auch der Schrecken des Bürgerkriegs, die ständige Angst vor Anschlägen, die Schikanen durch die englischen Soldaten, die prekäre Situation der Familien mit der hohen Arbeitslosigkeit, die Aussichtslosigkeit und Hoffnungslosigkeit der Jugendlichen. Dadurch ist das Buch sehr realistisch und sehr politisch. Manchmal musste ich das Buch aus der Hand legen und konnte nicht weiterlesen, weil mir die geschilderten Ereignisse so unter die Haut gingen.

Es ist hilfreich, wenn man sich zumindest in groben Zügen mit der Geschichte Irlands und den "Troubles" von 1973 bis 1998 auskennt. Ich hatte vorher schon den Film "Belfast" gesehen, was mir persönlich beim Verständnis des Buches sehr geholfen hat.

Louise Kennedy schreibt zwar nüchtern, aber gerade dadurch wird das Buch sehr eindringlich und wirkt lange nach. Ich bin eigentlich bei solchen hochgelobten Büchern sehr misstrauisch, aber dieses Buch hat jedes Lob verdient. Unbedingt lesenswert! Für mich war es eines der besten Bücher des Jahres 2023.

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Berührend

Kein guter Mann
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Walter ist ein alter weißer Mann und entspricht mit seiner Granteligkeit jedem Klischee. Als Postbote hat er mit vielen Menschen zu tun und manchmal flippt er aus, z.B. als er sich mit dem ebenso granteligen ...

Walter ist ein alter weißer Mann und entspricht mit seiner Granteligkeit jedem Klischee. Als Postbote hat er mit vielen Menschen zu tun und manchmal flippt er aus, z.B. als er sich mit dem ebenso granteligen Herrn Leyendecker anlegt. Daraufhin wird er zur Strafe in die Christkindfiliale der Post in Engelskirchen versetzt. Er soll Kinderbriefe beantworten und lernt dabei den kleinen Ben kennen, der in echten Problemen steckt. Nach und nach stellt sich heraus, dass Ben sehr einsam ist und seine Mutter an schweren Depressionen leidet. Walter will helfen, aber das gelingt nicht wirklich. Denn auch Walter schleppt eine schwere Bürde mit sich, seit mit seiner Familie alles schief ging.

Das Buch hat mich total überrascht. Ich hatte eine etwas kitschige Weihnachtsschmonzette erwartet, aber ich bekam ein berührendes und tiefgründiges Buch über Aufstieg und Fall, Erfolg und Scheitern, das mich nicht losgelassen hat. Ich konnte es nicht aus der Hand legen und habe es fast in einem Rutsch durchgelesen. Dazu trug der sehr flüssige Schreibstil von Andreas Izquierdo bei, aber auch die abwechslungsreiche Handlung mit den eingestreuten Mails und Briefen. Immer wieder gab es neue Wendungen und Walter wurde nach und nach zu einem Menschen, dem man sich sehr nahe fühlen konnte und dem man viel Glück gewünscht hätte. Er war doch "ein guter Mann", wie sein Schwiegervater anfangs schon bemerkte, aber das Leben war ihm nicht wohlgesonnen.

Eine berührende weihnachtliche Geschichte ohne Kitsch und sehr nah am richtigen Leben!

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