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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2021

Alles neu

Dich hab ich nicht kommen sehen
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Mari zieht von Düsseldorf nach Berlin um einen Neuanfang zu starten. Die junge Anwältin ist ein Workaholic und das sieht man auch. In Berlin findet sie schnell eine Wohnung und in ihrer Vermieterin sofort ...

Mari zieht von Düsseldorf nach Berlin um einen Neuanfang zu starten. Die junge Anwältin ist ein Workaholic und das sieht man auch. In Berlin findet sie schnell eine Wohnung und in ihrer Vermieterin sofort eine Freundin, mit deren Familie ist sie auf einmal nicht mehr einsam. Mit dem Bruder Leo tritt außerdem ein Mann in ihr Leben der ihre Knie zittern lässt. Auf einmal ist das Leben ein Abenteuer, eine Herausforderung auf die sie ihre Eltern nie vorbereitet haben.
Wild, durcheinander, herausfordernd, überfordernd, familiär, liebevoll und eigenartig. Alles Adjektive für ein Buch.
Es ist ein sehr schneller Schreibstil, es ist stellenweise schwer dem Geschehen zu folgen. Viele Personen spielen eine herausragende Rolle, sie tauchen mal früher mal später auf. Ihre Vita ist sehr unterschiedlich und passt nicht immer ins herkömmliche Bild. Das Buch fand ich manchmal lustig, manchmal traurig aber es hat mich immer überrascht. Es ist kein Liebesroman im herkömmlichen Sinn, dafür spielt Arbeit eine viel zu große Rolle und was der Job aus einem machen kann. Man kann es als Warnung betrachten, wenn man selber in Gefahr gerät dem Job zu viel Zeit und Energie zu widmen.
Eigentlich kommt das Buch als Wohlfühlroman daher, das ist zu wenig, dafür ist es zu anspruchsvoll. Man muss es mehr als einmal lesen um alle Nuancen erkannt und gelesen zu haben.

Veröffentlicht am 29.07.2021

Ein Blick hinter die Kulissen

Rheinblick
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Deutschland, im November 1972: Niemand kennt das Bonner Polittheater besser als Hilde Kessel, legendäre Wirtin des Rheinblicks. Bei ihr treffen sich Hinterbänkler und Minister, Sekretärinnen ...

Deutschland, im November 1972: Niemand kennt das Bonner Polittheater besser als Hilde Kessel, legendäre Wirtin des Rheinblicks. Bei ihr treffen sich Hinterbänkler und Minister, Sekretärinnen und Taxifahrer. Als der Koalitionspoker nach der Bundestagswahl härter wird, wird Hilde in das politische Ränkespiel verwickelt. Verrat ist die gültige Währung.
Gleichzeitig kämpft in der Abgeschiedenheit einer Klinik auf dem Venusberg die junge Logopädin Sonja Engel mit Willy Brandt um seine Stimme, die ihm noch in der Wahlnacht versagte. Doch auch sie gerät unter Druck. Beide Frauen sind erpressbar. Für Hilde steht ihre Existenz auf dem Spiel, Sonja will ihre kleine Schwester beschützen. Wie werden sie sich entscheiden?
Für mich sind es zu viele Personen die wichtig für die Handlung sind. Die historischen Persönlichkeiten okay, aber die fiktiven da verliert man eher den Überblick. Mit jedem Kapitel ändert sich die tonangebende Person. Einmal eine Wirtin, dann ein Taxifahrer oder eine Logopädin. Das Privatleben der drei spielt eine große Rolle und passt nicht so gut zum eigentlichen Thema. Es ist zwar die Zeit des großen Umbruch und an diesen Personen werden Beispiele gezeigt ( Selbstständigkeit der Frauen, Wahlrecht ab 18, Studentische Proteste). Aber es entsteht ein großes Durcheinander und kein Miteinander. Nach "Bühlerhöhe" von der Autorin hatte ich mehr erwartet.

Veröffentlicht am 29.07.2021

Ein Pastor in Nöten

Mein Wille geschehe
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Es weckt große Erwartungen wenn bekannte Namen mit auf dem Cover stehen. Und es weckt auch Erwartungen wenn zu viel im Rückentext oder in anderen Veröffentlichungen sehr viel über den Inhalt verraten wird. ...

Es weckt große Erwartungen wenn bekannte Namen mit auf dem Cover stehen. Und es weckt auch Erwartungen wenn zu viel im Rückentext oder in anderen Veröffentlichungen sehr viel über den Inhalt verraten wird. Dieser Text ist ein richtiger Spoiler.
Benedikt Theves ein Pastor der evangelischen Kirche ist etwas depressiv und hat wenig Kraft sich gegenüber seiner Umwelt durch zusetzen. Bis ihm eines Tages der Kragen platzt. Er begeht Totschlag. Im ersten Schock versteckt er die Leiche. Als das er jetzt komplett zusammenbricht geschieht das Gegenteil, er kann sich auf moderate Art wehren und seine Predigten und Ideen werden mit Begeisterung angenommen.
Im Grunde wusste ich was im Buch geschehen würde aber ich war neugierig auf das danach. Bis ich aber beim Geschehen angelangt war dauerte es etliche Seiten. Zu ausführlich wurde Kindheit, Befinden, Ehe und Umfeld des Pastors erzählt. Die Tat an sich war schon bekannt und dann kam der interessante Teil.
Wie lebt man als Pastor mit seiner Schuld. Meiner Meinung nach nicht so, aber das machte den Clou der Geschichte aus. Die Selbstzweifel und die Versuche der Beichte waren gut dargestellt, die Reaktionen darauf ebenso. Das war der normale Teil. Dann kam der Schluss und der hatte es in sich. Da war wirklich Gottes Hilfe im Spiel. In der Geschichte und auch beim Schreiben. Denn um auf so etwas zukommen muss man alle Spielarten des menschlichen Wesens in und auswendig kennen.
Ich hatte mehr erwartet, war aber nicht enttäuscht. Wenn im nächsten Buch dieses Autors auf die Eingangs beschriebenen Namen und Spoiler verzichtet werden, wäre das ein überzeugendes Leseangebot.

Veröffentlicht am 17.07.2021

Krimi/Geschichte

Totenreich
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Der dritte Band um Jens Druwe. Die Probleme sind andere geworden. Druwe muss ins Gefängnis wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Haftverschonung gibt es, wenn er unter den Mitgefangenen spioniert ...

Der dritte Band um Jens Druwe. Die Probleme sind andere geworden. Druwe muss ins Gefängnis wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Haftverschonung gibt es, wenn er unter den Mitgefangenen spioniert und schlimmere Täter ausfindig macht. Sein Umfeld weiß das er sich nicht in dem Maße schuldig gemacht hat, in dem er verurteilt wurde.
Das Buch spielt in der Zeit von Ende 1945 bis zum Beginn der Bundesrepublik 1949. Es ist eine politisch wirre Zeit, die Allianz der Alliierten bricht auseinander. Die Sowjetunion ist auf einmal der Feind. Den Amerikanern ist auf einmal ein ehemaliger Nationalsozialist lieber wie ein Kommunist.
In dieser Zeit will jeder nur nach vorn sehen. Die Vergangenheit vergessen. Egal ob jemand Opfer, Täter, Mitläufer oder nur jemand der schweigend weggeschaut. hat war.
Diese Einstellung bringt der Autor sehr deutlich zum Ausdruck. Dieser Wunsch nach einem wieder normalen Leben. Gleichzeitig sind da die Albträume und das Schuldbewusstsein. Ganz nah an seiner Figur Jens Druwe beschreibt er die widersprüchlichen Gefühle und Handlungen. Die Frage warum gab es Menschen die diese Unmenschlichkeiten geduldet, weggeschaut, nicht geholfen oder das Ausmaß der Gräuel nicht erkannt haben. Auch er findet keine Antwort. Aber er zeigt auf das viele, erst als es zu spät war, reagiert haben. Dieses es wird schon nicht so schlimm, scheint in der Natur jedes Menschen zu liegen. Egal ob es unser eigenes oder anderes Schicksal betrifft.
Der Krimi ist Nebensache. Die Suche nach Tätern wird zwar ausführlich und spannend beschrieben. Der Zeitgeist hat Vorrang. Die politische Situation wird mehr gewichtet.
Es war sehr interessant zu lesen, aber ich habe einen Krimi erwartet und ein Geschichtsbuch erhalten. Der Gegensatz zu den ersten beiden Bänden.

Veröffentlicht am 10.07.2021

Familie

Der Panzer des Hummers
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Eine Familiengeschichte über drei Geschwister die sich auseinander gelebt haben. Jede/r führt ihr/sein eigenes Leben und ganz selten findet man Kontakt zueinander. Ea, Sidsel und Niels, die letzten beiden ...

Eine Familiengeschichte über drei Geschwister die sich auseinander gelebt haben. Jede/r führt ihr/sein eigenes Leben und ganz selten findet man Kontakt zueinander. Ea, Sidsel und Niels, die letzten beiden leben in Kopenhagen und Ea lebt in San Francisco. In fünf Tagen erfahren wir Leser sehr viel über ihr Leben, ihre Gedanken und Gefühle. Mitten hinein ins Leben, ohne Anfang und Ende. Ab und zu ein Rückblick auf die Eltern die früh verstorben sind.
Es ist eine ruhige Geschichte, vielleicht hat sie mich deshalb nicht so mitgenommen. Ich habe mich über nichts geärgert oder gefreut. Es war ein gleichförmiger Strom an Worten die an mir vorbei geflossen sind, ohne Steine oder wenigstens kleine Untiefen die mehr Aufmerksamkeit erfordert hätten.
Da es sehr kleinteilig erzählt wird mit vielen Beschreibungen, fehlt der Blick auf das große Ganze für mich. Da ist die Frage warum ist gerade dieser Satz oder diese Situation für den Protagonisten so wichtig. Ich kenne den Hintergrund nicht und diesmal habe ich auch Schwierigkeiten mir einen dazu auszumalen.
Trotz der vertraulichen Anrede empfinde ich Bücher nordischer Autoren immer als sehr diskret und zurückhaltend. Als ob, wie dieses Zitat "die Jahre wären wie ein Trichter angeordnet," nicht die Jahre sondern die Ereignisse wie ein Trichter angeordnet sind, Ganz viel oben eher Unwichtiges und unten schon fast erdrückt die wichtigen. Ich musste als Leser warten bis diese Episoden unten herausgeflossen sind. Eine Überraschung ab und zu weil sie ja im Gegensatz zu den Oberen nicht mehr zu sehen waren.
Wenn man mit den Figuren warm werden kann, ist es ein gutes Buch. Ich konnte es nicht, trotzdem mochte ich das Buch als ob es mir sagen wollte du hast es besser getroffen, freue dich darüber.