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Veröffentlicht am 27.03.2022

Eine starke Frau

Gretas Erbe
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Gretas Mutter starb bei der Geburt, ihren Vater hat sie nie gesehen und wächst als Ziehkind bei der Familie Hellert auf. Von klein auf wird ihr klar gemacht das sie nicht dazu gehört aber arbeiten darf ...

Gretas Mutter starb bei der Geburt, ihren Vater hat sie nie gesehen und wächst als Ziehkind bei der Familie Hellert auf. Von klein auf wird ihr klar gemacht das sie nicht dazu gehört aber arbeiten darf sie bis zum umfallen. Zu den anderen Kindern hat sie nur zum Rebell und zum Kleinsten innigeren Kontakt. Der Robert wird ihre erste Liebe und Mathis ist wie ein richtiger kleiner Bruder den nur sie versteht. Sie ist viel intelligenter wie ihre Pflegefamilie und ist einsam. Sie liebt die Arbeit in den Weinbergen, will aber mehr vom Leben. Selbstbestimmung, Zugehörigkeit, Heimat, das sind ihre Wunschträume. Bis eine Erbschaft die Möglichkeit auf Erfüllung dieser Träume verspricht.
Einerseits ist es eine sehr traurige Geschichte, auf der anderen Seite bewundere ich die Kraft und den Mut von Greta sich diesem Leben zu stellen und nicht zu verzweifeln. Diese Figur steht immer allein, selten passiert ihr etwas Schönes. Die Familie ist ein Bollwerk das nur ihre Arbeitskraft sieht und gleichzeitig Dankbarkeit erwartet weil sie ihr ein Bett und Essen geben. Die Tatsache das schon Gretas Mutter und Großmutter unter diesen Bedingungen auf dem Hof lebten taucht in der Sichtweise der alten Hellerts nicht auf. Sie haben egal zu welchem Thema ihre eigenen Wahrheiten. Politik, Frauenrechte, Bildung die Themen werden kurz angerissen und wir Leser müssen uns unser eigene Meinung und vor allem ein eigenes Bild zu den Verhältnissen machen.
Diese starke Frau trägt die ganze Geschichte, sie ragt heraus, am Ende, gerade achtzehn, ändert sich ihr Leben und wieder steht sie ganz allein da und muss weitreichende Entscheidungen treffen. Welche, das bleibt offen bis zum nächsten Band. Eigentlich ein Cliffhanger, trotzdem hat mir das Ende gefallen. Es wirkt wie ein Aufbruch in eine neue Zeit. Die Vergangenheit ist aus erzählt und die Zukunft erscheint im nächsten Buch.

Veröffentlicht am 17.03.2022

Ende der Trilogie

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein wilder Tanz
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Der Abschluss der Trilogie. Magda sucht immer noch nach Otto sein Schicksal ist ihr sehr wichtig. Gleichzeitig hilft sie ihrem Mann Kurt in einem eigenartigen Todesfall. Ein vermögende Frau kam ...

Der Abschluss der Trilogie. Magda sucht immer noch nach Otto sein Schicksal ist ihr sehr wichtig. Gleichzeitig hilft sie ihrem Mann Kurt in einem eigenartigen Todesfall. Ein vermögende Frau kam nach Berlin um das Nachtleben aus zu kosten. Mit schrecklichen Konsequenzen. An ihrem Tod scheinen höchste Mitglieder der tonangebenden Gesellschaft beteiligt zu sein.
Magda ist der ruhende Pol der Geschichte. Um sie herum spielen die Schauspielerin Doris, Celia die versucht Ehe, Mutter sein und ihr Studium unter einem Hut zu bringen, Ruth die Anwältin, Claire, Josefine oder Alwine eine wichtige Rolle. Die jungen Frauen wollen mehr als sie es von ihren Müttern und Schwiegermüttern vorgelebt bekommen. Sie wollen ein Mitspracherecht über ihr Leben. Denn im Gegensatz zu dem großen Teil der anderen Bevölkerung von Berlin haben sie keine finanziellen Probleme und können sich daher viele Gedanken über ihre Zukunft machen.
Die anderen leben von der Hand im Mund, müssen sich verkaufen oder im schlimmsten Fall verkaufen sie ihre Kinder. Magda steht immer zwischen drin.
Sei es als Frau die als Ärztin arbeitet und gleichzeitig eine Familie möchte.
Sie hat eine gewisse finanzielle Sicherheit, gehört aber nicht zum Status ihrer Freundinnen.
Die Trilogie besticht durch diese Gegensätze. Die gute Recherche macht diese Zeit verständlich. Die aus heutigen Sicht unmöglichen Moralvorstellungen und Regeln sind in diesen Jahren mit dem Argument, das war schon immer so, anscheinend für die meisten ausreichend erklärt. Es ist trotzdem eine Zeit des Aufbruchs, gleichzeitig kann man spüren was auf die Menschen zukommt. Diese Gier nach Unterhaltung und Vergessen wirken wie Menetekel an der Wand.
Auf alle Fälle sollte man die Bände in der richtigen Reihenfolge lesen. Da sie sich chronologisch auf einander aufbauen.

Veröffentlicht am 13.03.2022

Die Fortsetzung

Die Buchhändlerin: Die Macht der Worte
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Die Buchhändlerin Christa hat ihre große Liebe wieder gefunden. Jago ist mittlerweile ein bekannter Dichter. Trotzdem steht immer noch etwas zwischen ihnen.
Immer noch will Christa mehr als die Gesellschaft ...

Die Buchhändlerin Christa hat ihre große Liebe wieder gefunden. Jago ist mittlerweile ein bekannter Dichter. Trotzdem steht immer noch etwas zwischen ihnen.
Immer noch will Christa mehr als die Gesellschaft ihr als Frau zugesteht. Sie möchte eine Doktor arbeiten schreiben, arbeiten und Mann und Kinder. Alles was wir heute haben war in den Jahren nach dem Krieg bis in den siebziger Jahren äußerst schwierig für eine Frau. Klar gab es Ausnahmen aber fast immer musste sich eine Frau entscheiden Hausfrau und Mutter oder Studium und Arbeit.
Dieses Dilemma beschreibt die Autorin sehr deutlich, Männer die die althergebrachte Rolle erwarten, andere Männer haben Mitleid und Verständnis aber nicht dem Mumm Änderungen zu unterstützen. Der Ausspruch. die Frauen haben ins zweite Glied zurück zutreten, weil die Männer im Krieg zu viel Grauen erlebt haben und deshalb alle Rechte bekommen. Hinkt natürlich, nur macht sich niemand die Mühe dagegen anzugehen.
Die Zeiten entwickeln sich weiter, die Frauen dürfen mit Einverständnis ihres Mannes einem Beruf nachgehen wenn Familie und Haushalt nicht darunter leiden. Das nennt man Fortschritt. Es gibt Proteste, die großen Unruhen Ende der sechziger Jahre, beim Schah- Besuch und andere Aufreger. Der riesige Generationenkonflikt wird als zweites wichtiges Thema in diesem Buch besprochen. Mit viel Verständnis beschreibt die Autorin die Meinungen von beiden Seiten. Die Älteren haben kein Verständnis: es geht euch doch gut, ihr müsst nicht hungern oder frieren. Alles was sie als Grauenvolles in der Vergangenheit erlebt haben wollen sie vergessen. Ihre Kinder sollen es besser haben. Diese Kinder werfen ihnen genau diese Vergangenheit vor, ihr habt nichts gelernt, nur weil ihr einen vollen Bauch habt wollt ihr alles hinnehmen was schlecht und gefährlich ist. Aus heutiger Sicht wo wieder viele Menschen auf die Straße gehen, kann man sagen wir können sehr dankbar sein für unsere Demokratie. Sie steckte in diesem Buch noch in den Kinderschuhen aber sie ist gut erwachsen geworden.

Veröffentlicht am 11.03.2022

Besonders

Wo die Wölfe sind
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Inti begleitet als Wissenschaftlerin das neue Ansiedeln von Wölfen in Schottland. Natürlich gibt es bei diesem Thema heftige Diskussionen. Trotzdem werden mehrere Wölfe mit Peilsendern in die Highlands ...

Inti begleitet als Wissenschaftlerin das neue Ansiedeln von Wölfen in Schottland. Natürlich gibt es bei diesem Thema heftige Diskussionen. Trotzdem werden mehrere Wölfe mit Peilsendern in die Highlands gebracht. Begleitet von einem hochrangigen Team an Wissenschaftlern und Tiertherapeuten. Denn es ist erwiesen wo die Wölfe fehlen, gibt es ein Ungleichgewicht in der Natur. Langfristig braucht es Wölfe um Flora und Fauna wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Die Wölfe sind das eine spannende Thema in diesem Buch. Von jeher haben wir Menschen Respekt, wenn nicht so gar Angst vor diesen Tieren. In uralten Überlieferungen und Märchen werden sie als Feind der Menschen dargestellt. Die moderne Wissenschaft versucht dieses Bild zu ändern, mit mageren Erfolg wenn man der Berichterstattung folgt.
Das zweite Thema sind die Frauen Inti und ihre Zwillingsschwester. Sie haben besondere Fähigkeiten, Inti ist sehr empathisch, sie empfindet jeden Schmerz egal wem er zugefügt wird, Mensch oder Tier, sie erleidet jedes mal das gleiche. Aggie ist ihre Stütze und Beschützerin.
Wieviel kann die Natur von uns Menschen noch ertragen? Sind wir wirklich das Allerbeste was die Schöpfung zu bieten hat? Es ist ein eher trauriges Bild was die Autorin zeichnet. Ein striktes Nein gegen die Wölfe, nicht einmal ein Versuch, sie sind gefährlich, Ende, aus, Basta.
Das ist nur ein Beispiel für viele unserer Verhaltensweisen. Das Buch regt zum Nachdenken an, in wie weit kann ich mich als Mensch zurücknehmen um der Natur, der Erde mehr Raum zu geben. Will ich das überhaupt für kommende Generationen oder nach mir die Sintflut?
Im Vordergrund ein spannendes Buch über Inti und die Wölfe, findet sie zurück in die menschliche Gemeinschaft oder bleibt sie lieber draußen allein? Dahinter die Überlegung Ökologie oder Ökonomie was ist wichtiger oder kann man das im Gleichklang bringen?

Veröffentlicht am 09.03.2022

Elementarteilchen des Lebens

Doppelporträt
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Ein berühmter Maler malt ein Porträt einer berühmten Krimiautorin. Beide sind schon lange auf der Welt und haben so ihre Eigenarten. Ihre Partner haben die Aufgabe ausgleichend nach außen zu ...

Ein berühmter Maler malt ein Porträt einer berühmten Krimiautorin. Beide sind schon lange auf der Welt und haben so ihre Eigenarten. Ihre Partner haben die Aufgabe ausgleichend nach außen zu wirken. So zu mindestens ist bei mir der Eindruck entstanden. Nach dem man sich auf sechs Sitzungen geeinigt hat. Müssen sich die beiden allein zusammen raufen. Es kommt zu sehr intensiven Gesprächen, über das Leben, die Kunst und über sehr besondere Menschen und Ereignisse in beider Leben.
Agatha Christie von dieser Frau hat jeder gehört und die meisten auch etwas gelesen. Oskar Kokoschka ist ein sehr bekannter Maler, berühmt für seine Porträts bekannter Menschen. Auf mich wirken seine Bilder nicht wie gemalt sondern eher gespachtelt, die Farbe sehr dick und grob aufgetragen, daher entsteht der Eindruck von Tiefe, dreidimensional und Lebendigkeit.
Beim Lesen war das Gefühl ich wäre ein Mäuschen mit im Zimmer und kann ungesehen den Gesprächen dieser beiden grantelnden Personen folgen. Einerseits will jeweils der andere das sie/er redet, aber selber lieber schweigen. Dann, als sie reden, erfährt man aus Sicht der Protagonisten sehr intensive Meilensteine aus ihrem Leben. So als ob sie noch nie mit jemand anderen über dieses persönliche Thema gesprochen haben. Es wirkte sehr intim, im Gegensatz dazu sind die Szenen mit den Angehörigen leicht und locker, vertraut und liebevoll.
Es ist diese Mischung die das Buch lesenswert macht. Wie ein hüpfender Stein auf dem Wasser.
Die Protagonisten machen neugierig, das Buch berührt, dann dankbar das man bekannte Persönlichkeiten näher kennengelernt hat.