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Veröffentlicht am 05.01.2023

Eine Lebensgeschichte

Das barfüßige Mädchen
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Edith ist ein kleines Mädchen als das Grauen über ihr kleines ungarisches Dorf kommt. Sie ist die Kleinste der Familie hat schon erwachsene Geschwister und ist einfach nur fröhlich und liebenswert. Diese ...

Edith ist ein kleines Mädchen als das Grauen über ihr kleines ungarisches Dorf kommt. Sie ist die Kleinste der Familie hat schon erwachsene Geschwister und ist einfach nur fröhlich und liebenswert. Diese Eigenschaften schützen sie als Jüdin nicht vor der Verfolgung. Die Erwachsenen haben sich viel Mühe gegeben die gefährliche Lage vor dem Kind geheim zu halten. So wächst sie trotz allem unbeschwert auf.
Der Unterschied zwischen dem bisherigen Leben und das was kommt könnte nicht größer sein.
Die Autorin schreibt ihre Geschichte wie ein Märchen, es war einmal ... Sie behält beim Erzählen eine Distanz zum Geschehen die fast unheimlich ist, Es keine Wut, kein Hass in ihrer Stimme. Mit keinem Wort spricht sie von Rache für ihre ermordeten Angehörigen. Sie überlebt und fängt ein neues Leben und noch eins. Der wesentlichste Zug an ihr, ist ihre Liebenswürdigkeit, man muss diese Frau mögen, Es ist nicht Mut den sie ausstrahlt, sondern Vertrauen in das Leben an sich.
Das zieht sich wie ein roter Faden durch ihr weiteres Leben, sie findet neue Menschen mit denen sie glücklich wird.
Gleichzeitig ist da diese verstörende Distanz als ob nicht sie dieses Grauen erlebt hat, sondern sie es nur von Hörensagen kennt.

Veröffentlicht am 05.01.2023

Distanz

Saubere Zeiten
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Jacobs Vater liegt im Sterben, obwohl sie sich schon lange nichts mehr zu sagen hatten, fährt er zu ihm. Er kann nicht mehr mit ihm reden, findet aber eine Hinterlassenschaft in der sein Vater ...

Jacobs Vater liegt im Sterben, obwohl sie sich schon lange nichts mehr zu sagen hatten, fährt er zu ihm. Er kann nicht mehr mit ihm reden, findet aber eine Hinterlassenschaft in der sein Vater auf einmal erzählt, über sich, über den Großvater und andere wesentliche Abschnitte aus seinem Leben. Gleichzeitig wird dieses Erbe auch zu einer Aufgabe für ihn weiter nachzuforschen, zu den Geschehnissen die erst Wohlstand und den tiefen Fall seiner Familie vor zwei Generationen verursacht hat. Es ist vor allem ein Buch über Sprachlosigkeit und auch schwierige Familienkonstellationen.
Ich fand das Thema spannend. Aufstieg und Fall von Familien ist seit den Buddenbrocks ein faszinierendes Thema. Hier war es allein von dem Zeitraum viel dichter beim Leser. Trotzdem hat mir einiges gefehlt. Der Ich Erzähler wirkt bis auf wenige Ausnahmen emotionslos. Er erzählt sehr distanziert von seiner Familie die er eigentlich erst durch die Informationen seines Vaters richtig kennenlernt. Diese Informationen lassen den Vater in der Rückblende zu Wort kommen, auch da fehlen Gefühle, das wird aber verständlicher weil es meistens die Erinnerungen eines Kindes und jungen Mannes sind die nun ein alter Mann schildert.
Mit ein wenig mehr Esprit wäre es ein toller Roman geworden, so hatte ich das Gefühl ich lese ein journalistische Arbeit, eine Recherche die noch nicht vollendet ist.

Veröffentlicht am 04.01.2023

Ivan und Soleil

Age of Trinity - Echo des Sturms
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Ich mag die Serie sehr. Das Grundgerüst aus Gestaltwandlern, Medialen und Menschen ist sehr stabil. Es sind lieb gewordene Gruppen die einem mehr oder weniger ans Herz gewachsen sind. Ich habe ihre Entwicklung ...

Ich mag die Serie sehr. Das Grundgerüst aus Gestaltwandlern, Medialen und Menschen ist sehr stabil. Es sind lieb gewordene Gruppen die einem mehr oder weniger ans Herz gewachsen sind. Ich habe ihre Entwicklung seit dem ersten Band verfolgt. Mittlerweile, bei Band 21, ist erstaunlicherweise noch nicht die Luft raus. Die Autorin hat es wieder geschafft ein Figurenpaar zu erfinden, das wieder ein paar besondere Eigenarten bzw. eine besondere Vergangenheit hat.
Ivan Mercant wirkt sehr kalt, wie ein Killer, trotzdem verliebt er sich in Soleil eine Gestaltwandlerin, die kein eigenes Rudel hat, beide scheinen Einzelgänger zu sein. Trotz einer intensiven Familie oder ein rudelbedürftige Seele. Wir erleben in diesem Buch viele alte Bekannte, es macht Freude Erinnerungen an voran gegangene Bände abzurufen. Die Geschichte der beiden ist dagegen neu. Das Grundthema dagegen heißt wie in den anderen Büchern: Du bist nicht allein, auch wenn du es vorher warst, jetzt bin ich da.
Das vermittelt ein Gefühl von Wärme und Wohlbehagen beim Lesen.
Gleichzeitig vermittelt die Autorin eine klare Ansage gegen Drogen. Das fand ich gut, wie sie das so locker in einer Liebesgeschichte untergebracht hat.
Es wäre schwierig mit dem Band in die Serie einzusteigen, denn immer wieder taucht die Frage nach den Hintergründen zu den erwähnten Szenen oder Personen auf. Ich musste auch ab und zu nachdenken, wer war das denn nun oder gab es zu dem Paar ein eigenes Buch oder war das nur eine Kurzgeschichte die ich nicht alle gelesen habe.

Veröffentlicht am 29.12.2022

Wie ein Film

Frankie
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Frank lebt allein mit seiner Mutter, sie haben eine besondere Beziehung jeder kann sich auf den anderen verlassen. Der Vater ist schon lange weg, die Unterschiede zwischen den beiden waren wohl ...

Frank lebt allein mit seiner Mutter, sie haben eine besondere Beziehung jeder kann sich auf den anderen verlassen. Der Vater ist schon lange weg, die Unterschiede zwischen den beiden waren wohl zu groß. Dann kommt nach achtzehn Jahren der Großvater, der Vater der Mutter aus dem Gefängnis frei. Über siebzig ist er mittlerweile und Frank hat ihn noch nie richtig gesehen oder gar kennen gelernt. Die Tochter will sich um ihn kümmern, aber er ist ein unbeugsamer, eigenartiger Mann, er fordert und befiehlt ihr, als ob sie sein Dienstbote ist. Gleichzeitig bemüht er sich um den Jungen. Auch nicht auf eine normale Art und Weise. Eher wie Zuckerbrot und Peitsche.
Für mich war es eine Erzählung wie Menschen beeinflusst werden können. Die Tochter hatte anscheinend keine gute Beziehung zu ihrem Vater, es wirkt fast wie Angst, wie sie sich verhält. Der Junge versucht zu Beginn sich dem Einfluss zu entziehen. Diese drei Figuren haben eine Art Dreiecksbeziehung die sehr negativ wirkt. Vielleicht liegt es an der Erwähnung der Waffe im Klappentext, dass ich nichts anderes erwartet habe. Trotzdem hat mich das Ende überrascht.
Das Buch wirkte wie eine Filmerzählung, öfter hatte ich eine Szene wie ein Video im Kopf als ob ich sie schon irgendwann mal gesehen habe.

Veröffentlicht am 28.12.2022

Arno Geiger über Arno Geiger

Das glückliche Geheimnis
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Wer ist der Mann hinter dem erfolgreichen Schriftsteller? Wann ist ein Schriftsteller erfolgreich, wenn er Preise bekommt, wenn andere ihn für gut halten und er Stipendien erhält oder wenn er ...

Wer ist der Mann hinter dem erfolgreichen Schriftsteller? Wann ist ein Schriftsteller erfolgreich, wenn er Preise bekommt, wenn andere ihn für gut halten und er Stipendien erhält oder wenn er von seinen Büchern gut leben kann? Vordergründig beantwortet der Autor diese Fragen, aber dahinter steht seine Lebensgeschichte. Wie er zum Schreiben kam, wie er seinen Lebensunterhalt verdient hat, welche Menschen ihn auf seinen Weg begleiten.
Bei einem Buch von Arno Geiger habe ich immer das Gefühl ich muss mich überraschen lassen, von seinem Stil, von seiner Geschichte einfach von seiner Art und Weise wie er das Thema angeht. Ich habe bereits zwei Bücher von ihm gelesen, die mich sehr berührt haben und nun dieses. Ganz anders, humorvoller, er sieht sich von außen und beschreibt einen jungen Mann mit einigen Eigenheiten. Für die ich aber viel Sympathie hege.
Sein Schreibstil vermittelt Gefühle, emotional und es entsteht der Eindruck das er mit diesem Buch alle Sinne anspricht. Ich kann die alten Bücher und Briefe riechen die er findet, natürlich sehe ich seinen Text und lese ihn. Aber ich höre auch im Hintergrund Stimmen die sein Verhalten kommentieren, seine Freundin die ihn mit viel Freude auf dem Flohmarkt begleitet. Ich kann ihn in Gedanken von Wien nach Berlin begleiten und ein anderes Lebensgefühl empfinden.
Er schreibt gegen Ende: "Das Bücher unsere Lebenszeit verlängern und wir die Erfahrungen der Autoren wie durch einen Zeitraffer gewinnen". Plus andere kluge Gedanken, die einem beim Lesen auffallen, auf die man selber aber anscheinend nicht kommt.