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Veröffentlicht am 14.01.2025

Queere Wohlfühlgeschichte

Imogen, Obviously
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"Imogen, Obviously“ von Becky Albertalli ist ein Jugendbuch über die 17-jährige Imogen, die sich als Ally der LGBTQIA+ Community sieht, aber herausfindet, dass sie möglicherweise doch selber queerer ist, ...

"Imogen, Obviously“ von Becky Albertalli ist ein Jugendbuch über die 17-jährige Imogen, die sich als Ally der LGBTQIA+ Community sieht, aber herausfindet, dass sie möglicherweise doch selber queerer ist, als ihr zunächst bewusst ist. Denn als Imogen ihre beste Freundin Lilli an der Uni besucht und eine Ex-Beziehung mit ihr faken muss, lernt sie Tessa kennen, die ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen möchte.

Imogen ist ein liebenswerter Charakter und eine Freundin, auf die man sich immer verlassen kann. Auch wenn ich sie am liebsten manchmal auf die offensichtlichsten Dinge hinweisen wollte, habe ich Imogen schnell in mein Herz geschlossen und konnte mich gut mit ihr identifizieren.

In meinen Augen leistet diese Geschichte einen ganz wichtigen Beitrag zum Verständnis von Queerness und insbesondere Bisexualität, wie man zu seiner eigenen sexuellen Identität findet, den Unsicherheiten und Bewertungen von Außen und der Selbstakzeptanz.

Die Szenen um Bisexualität reproduzieren durchaus schmerzhafte Konflikte, die im Nachhinein aber aufgeklärt werden können. Für mich waren diese - besonders durch eine Person, die ich nur bedingt nachvollziehbar fand - etwas störend. Ich sehe aber ein, dass diese Konflikte notwendig waren, um die Botschaften zu transportieren, die diese Geschichte im Endeffekt bereichert haben.

“Imogen, Obviously” ist ein Buch, das mir, da ich genau solch eine Geschichte früher auch gerne gelesen hätte, sehr viel bedeutet und ich möchte es unbedingt an jede*n weiterempfehlen. Ein wichtiger und wertvoller Roman und eine große Empfehlung!

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Veröffentlicht am 29.12.2024

Knisternde RomCom zu Silvester

Fake Dates and Fireworks
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„Fake Dates and Fireworks” ist eine RomCom von Kyra Groh und spielt zu Silvester. Becca und Nils sind seit 10 Jahren beste Freunde und jedes Silvester läuft auch körperlich mehr zwischen den beiden. Dieses ...

„Fake Dates and Fireworks” ist eine RomCom von Kyra Groh und spielt zu Silvester. Becca und Nils sind seit 10 Jahren beste Freunde und jedes Silvester läuft auch körperlich mehr zwischen den beiden. Dieses Jahr möchte Becca den nächsten Schritt wagen und plant einen gemeinsamen, romantischen Urlaub in den Alpen. Doch auch Raphael, der unzuverlässige Onkel eines ihrer Kita-Kinder, der Becca immer wieder Zeit und Nerven kostet, verbringt Silvester ausgerechnet in ihrem Chalet. Als Nils dann mit seiner Verlobten auftaucht und Beccas Träume von einer gemeinsamen Zukunft platzen, muss sie sich mit Raphael zusammentun und eine glückliche Beziehung vortäuschen, nichtsahnend, dass das möglicherweise all ihre Emotionen erneut durcheinanderbringt.

Becca und Raphael habe ich sehr geliebt. Ich fand beide authentisch und nahbar und mochte das Knistern zwischen ihnen sehr. Raphael ist eine absolute Green Flag, sodass ich die Liebesgeschichte guten Gewissens genießen konnte.
Ich fand es sehr schön mitzuerleben, wie sich Becca innerhalb der Geschichte entwickelt und zu sich gefunden hat und schließlich für sich selbst einstehen konnte.
Besonders auch die eher schweren Themen, die beide Protagonist*innen mit sich tragen und die ich gut eingearbeitet fand, haben die Geschichte bereichert und ihr Tiefe gegeben.

Kyra Groh ist für mich mittlerweile zu einer Wohlfühlautorin geworden, was ich auch bei „Fake Dates and Fireworks” wieder gemerkt habe. Trotz zum Teil großer Emotionen und tiefgründiger Themen schafft sie es, der Geschichte Leichtigkeit mitzugeben und mich voll und ganz mit ihren Charakteren einzunehmen. Für mich wieder ein Highlight und eine große Empfehlung über den Jahreswechsel (und natürlich darüber hinaus).

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Veröffentlicht am 27.12.2024

Umfassender und persönlicher Einblick in das Leben einer Autistin

Strong Female Character
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“Strong Female Character” ist die Autobiographie der schottischen Comedienne Fern Brady, in welcher sie ihr Leben als Autistin bis zu ihrer späten Diagnose beschreibt. Trotz eindeutiger Symptome und vielfacher ...

“Strong Female Character” ist die Autobiographie der schottischen Comedienne Fern Brady, in welcher sie ihr Leben als Autistin bis zu ihrer späten Diagnose beschreibt. Trotz eindeutiger Symptome und vielfacher Versuche, von Beratungsstellen und Fachpersonal ernstgenommen zu werden, werden ihr eine Reihe an Fehldiagnosen gestellt, unpassende Behandlungen angeordnet und sie erhält ihre Diagnose erst mit 34 Jahren.

Ich kannte Fern Brady, bevor ich ihr Buch gelesen habe, nicht, war aufgrund der Thematik aber sehr an ihrer Perspektive als Autistin interessiert. Ich finde es besonders mutig, wie schonungslos ehrlich sie auch die negativen Aspekte ihrer Störung teilt und bin ihr sehr dankbar für ihre Darstellung, wie auch für ihre Kritik an der immer noch unzureichenden Versorgung mit Information und Diagnostikstellen (insbesondere für Mädchen und Frauen).
Brady gelingt ein guter Überblick, wie eine (undiagnostizierte) ASS sich in jeglichen Situationen zeigen kann und sich auf das Leben auswirkt, indem sie uns an unterschiedlichen Erfahrungen ihres bisherigen Lebens teilhaben lässt. Auch wenn ich viele ihrer Erfahrungen gut nachempfinden und in mir selber wiedererkennen konnte, haben mich Bradys Erlebnisse dennoch immer wieder erschüttert. Ich fand es schrecklich zu lesen, welche extremen Erfahrungen Brady im Laufe ihres Lebens machen musste. Dies ist allerdings nicht ungewöhnlich, denn Autist*innen neigen beispielsweise durch die Natur der Störung viel schneller dazu, traumatisierende Erfahrungen machen zu müssen und daraus eine PTBS zu entwickeln.

Die Bewertung der Autobiographie fällt mir an dieser Stelle sehr schwer, da es auch Aspekte gab, die mir nicht gefallen haben. Dabei möchte ich natürlich nicht Fern Brady persönlich oder ihr Leben bewerten, sondern erklären, warum ich das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen kann. Denn Bradys schonungslos ehrliche Art, Dinge zu beschreiben, erklärt sich beim Lesen natürlich von selbst. Allerdings habe ich diese häufig unverhältnismäßig negativ wahrgenommen. Das bezieht sich auch auf die Darstellung der Personen, denen sie im Laufe ihres Lebens begegnet, was ich als beinahe ständige Abwertung anderer empfunden habe und so meiner Meinung nach beispielsweise Body- und Fatshaming stattfinden.

Nachdem ich nach den ersten vielversprechenden Seiten und meinen hohen Erwartungen im Vorhinein mit einem Highlight gerechnet habe, konnte diese Erwartung leider nicht ganz erfüllt werden. Trotzdem möchte ich “Strong Female Character” wegen der Sensibilisierung zum Thema Autismus und den wichtigen Aspekten, die das Buch zu dem Thema anspricht - und wofür ich es sehr schätze - empfehlen.

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Veröffentlicht am 16.12.2024

Unterhaltsame Geschichte über Emanzipation

The Freedom Clause
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In “The Freedom Clause” von Hannah Sloane begleiten wir Daphne und Dominic, die nach drei Jahren Ehe ihre Beziehung öffnen, weil sich eine durch den Alltag eingeschlichene (sexuelle) Unzufriedenheit zwischen ...

In “The Freedom Clause” von Hannah Sloane begleiten wir Daphne und Dominic, die nach drei Jahren Ehe ihre Beziehung öffnen, weil sich eine durch den Alltag eingeschlichene (sexuelle) Unzufriedenheit zwischen ihnen breitgemacht hat. Nachdem Dominic Daphne zunächst zu dem Experiment überreden muss (schonmal sehr uncool), legen die beiden Regeln fest, wie es vielleicht doch funktionieren könnte: nur eine Nacht im Jahr, nie mit derselben Person, der Partnerperson nichts darüber erzählen und das für die nächsten fünf Jahre. Ob und wie die beiden sich durch diese Erfahrungen möglicherweise verändern, wird anschaulich und sehr unterhaltsam dargestellt.

Sloanes Schreibstil ist leicht und gut zugänglich. Erzählerisch liegt der Hauptfokus zwar schon auf der weiblichen Protagonistin, trotzdem erfahren wir auch einiges aus Dominics Wahrnehmung.
Eine Besonderheit und für mich ein Highlight fand ich die Einbindung von Rezepten, über welche Daphne ihre Erfahrungen auf einem anonymen Blog verarbeitet. An der Stelle hätte ich das ein oder andere Rezept auch sehr gerne ausprobiert nachzukochen, allerdings ist leider keines dabei, welches ich ohne Abwandlung hätte kochen können (alleine möglicherweise der Smoothie mit Joghurt-Alternative und die Salsa).

Das Buch spielt über den Zeitraum von fünf Jahren, für welchen auch die Absprache getroffen wurde, sodass ich Daphne und Dominic intensiv kennenlernen und die Entwicklung der beiden gut mitverfolgen kann (Daphnes ist dabei sehr viel prägnanter und schöner anzusehen). Daphne schafft es immer mehr, für ihre Bedürfnisse einzustehen und diese zu kommunizieren, Grenzen zu setzen und auch ihre sexuelle Selbstbestimmung zu erlangen. (Zu Dominic sage ich an dieser Stelle nichts weiter.)

Insgesamt habe ich die Handlung mit viel Spannung und Wohlwollen verfolgt und in kürzester Zeit weggelesen. Leider waren die Entwicklungen für mich allerdings nicht allzu überraschend, sodass es nicht zu einem Highlight gereicht hat.
Trotzdem ist “The Freedom Clause” ein durchaus inspirierendes und überaus unterhaltsames Werk, das wichtige Thematiken anspricht und somit mit 4,5 Sternen eine klare Empfehlung von mir bekommt.

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Veröffentlicht am 16.12.2024

Mitreißender Auftakt

We hunt the Flame
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“We Hunt the Flame” von Hafsah Faizal ist der Auftakt einer High Fantasy Dilogie und handelt von Zafira und Nasir, welche sich als Todfeinde zusammenschließen müssen, um die Magie nach Arawiya zurückzubringen ...

“We Hunt the Flame” von Hafsah Faizal ist der Auftakt einer High Fantasy Dilogie und handelt von Zafira und Nasir, welche sich als Todfeinde zusammenschließen müssen, um die Magie nach Arawiya zurückzubringen und den Fluch zu besiegen, der das Land immer mehr einzunehmen droht.
Zafira ist “der Jäger” ihres Dorfes, da sie als Einzige den verfluchten Wald betreten und unversehrt verlassen kann. Als Frau ist es ihr nicht erlaubt, einem eigenständigen Beruf nachzugehen, weswegen sie ihre Identität geheim hält, doch im Stillen rebellieren sie und viele andere Frauen dagegen. Als Zafira dann wegen ihrer Fähigkeiten auf die Mission geschickt wird, ein Artefakt zu finden, das die Magie zurückbringen und das Land retten soll, droht ihre Fassade ins Bröckeln zu geraten .
Nasir ist der Prinz des Todes und wird von seinem tyrannischen Vater zeitgleich auf die Suche nach dem Artefakt geschickt - mit dem zusätzlichen Auftrag, “den Jäger” zu töten. Seine gequälte Seele ist seines Vaters hörig und erlaubt ihm nicht, Bindungen einzugehen, doch möglicherweise kann die Zusammenarbeit mit der Jägerin dies ins Wanken bringen.

Nachdem ich ein paar Seiten gebraucht habe, in die komplex ausgearbeitete Welt hineinzufinden, wie ich es bei High Fantasy immer brauche, war ich doch schnell sehr begeistert von der Geschichte und mochte das Buch kaum aus der Hand legen.
Auch der Schreibstil Faizals hat dazu beigetragen, dass ich schnell in einen Lesesog gezogen wurde. Durch Anlehnungen an die arabische Sprache ist dieser zunächst nicht unbedingt flüssig zu lesen, jedoch konnte ich schnell hineinfinden und ich denke, dass dies auch zur Atmosphäre beigetragen hat.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Zafiras und Nasirs Perspektive erzählt, was hier sehr gut gepasst hat. Nasir ist ein nach außen - und auch in sich selber - verschlossener Charakter. Durch seine Gedankenwelt und die Prägungen, die er sein Leben lang eingetrichtert bekommen hat, konnte ich Nasir besser verstehen lernen und auch seine allmählichen Veränderungen wahrnehmen und somit auch eine gute Bindung zu ihm aufbauen, wenn er auch nicht der klassische Protagonist ist. Zafira hingegen habe ich von Anfang an in mein Herz geschlossen und ich bewundere sie sehr für ihre Stärke und ihre Überzeugungen.
Generell finde ich, dass Hafsah Faizal unglaublich gute, charakterstarke und komplexe Figuren entwickeln kann, denn auch ihre Nebencharaktere waren für mich greifbar und authentisch.
Besonders die Zweckgemeinschaft, die sich auf der Suche nach dem Artefakt bildet, fand ich in ihrem Miteinander sehr lebendig, authentisch und insgesamt unterhaltsam, manchmal gar amüsant mitzuerleben.

Das Ende - speziell der Epilog - haben mich dann erstmal sprachlos zurückgelassen, sodass ich den zweiten und abschließenden Band unbedingt dieses Jahr noch lesen werde. Von mir gibt es für “We Hunt the Flame” eine eindeutige Leseempfehlung.

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