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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2022

Ein Roman in 14 Paragraphen

Die Dringlichkeit der Dinge
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Unter den für dieses Jahr nominierten Titel des Österreichischen Buchpreis ist dies ein Lichtgewicht.
Aber das ist kein Vorwurf, im Gegenteil, der intelligent gemachte Roman liest sich wunderbar leicht.
Es ...

Unter den für dieses Jahr nominierten Titel des Österreichischen Buchpreis ist dies ein Lichtgewicht.
Aber das ist kein Vorwurf, im Gegenteil, der intelligent gemachte Roman liest sich wunderbar leicht.
Es geht um die Beziehung eines Paares, Mathias und Klaudia, dessen Verlauf man detailliert mit verfolgt.
Die Dialoge sind aufgrund ihres Sprachwitzes wirklich amüsant und gehören zum Stärksten des Buches.
Man muss es wirklich nicht bereuen, diesen Roman gelesen zu haben.

Veröffentlicht am 12.09.2022

krass

Die Kuratorin
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Der Roman lebt von der krassen Hauptfigur, die auch gänzlich die Perspektive einnimmt. Die Österreichische Kuratorin Regina ist meistens zynisch und rabiat, Das kann manchmal amüsant sein, obwohl ich ihr ...

Der Roman lebt von der krassen Hauptfigur, die auch gänzlich die Perspektive einnimmt. Die Österreichische Kuratorin Regina ist meistens zynisch und rabiat, Das kann manchmal amüsant sein, obwohl ich ihr im wahren Leben nicht gerne begegnen würde. Es gibt aber auch verzweifelte Momente mit Selbstmordphantasien. Doch Reginas provokantes Auftreten dominiert.

Versehentlich wird Regina schwanger und sie beschließt einem mit ihr befreundeten lesbischen Paar das Baby zu überlassen.
Allmählich merkt sie aber, wie das Ereignis beginnt, auch sie zu verändern.

Es ist Norbert Maria Krölls dritter Roman.
Das Buch wird vom Sujet, von der Sprache, die durch Wortwitz hervorsticht und von einer starken Energie geprägt.

Veröffentlicht am 06.09.2022

Entwicklungsroman der etwas anderen Art

Anleitung ein anderer zu werden
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Edouard Louis schreibt immer autofiktional. Sein Leben ist sein Thema.
Eddy will ein anderer werden, um dem bisherigen Leben zu entkommen.

Es ist die Flucht vor der Armut und der Scham, die ihn in seiner ...

Edouard Louis schreibt immer autofiktional. Sein Leben ist sein Thema.
Eddy will ein anderer werden, um dem bisherigen Leben zu entkommen.

Es ist die Flucht vor der Armut und der Scham, die ihn in seiner Kindheit und Jugend in einem nordfranzösischen Dorf prägten.

Ein paar Jahre lebte er mir Elena zusammen, die ihn mit Büchern, anspruchsvollen Filmen und Kultur vertraut macht. Gegenüber Elena öffnet und outet er sich schließlich sogar.

Eddy nennt sich jetzt Edouard. Schließlich geht er nach Paris, doch Geld hat er nicht. Deshalb prostituiert er sich sogar.

Durch das Lesen und Schreiben findet er zu sich, das treibt ihn an und das gibt ihm Hoffnung auf ein besseres, abgesichertes Leben.

Edouard Louis schreibt ehrlich, schmerzhaft ehrlich. Das gibt dem Buch etwas gnadenloses. Die Härte macht die Radikalität des Buches aus.

Am Ende aber stehen die Abschnitte von Edouard Louis über seine Bücher. Das gibt der Anleitung dann doch noch etwas versöhnliches.

Veröffentlicht am 04.09.2022

Von Schnee und Büchern

Der betrunkene Berg
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Der betrunkene Berg ist in bewährtem Heinrich Steinfest-Tonfall geschrieben. Das Setting mit einer Buchhandlung in den Bergen ist Originell und das mal eine Buchhändlerin die Hauptfigur ist, erscheint ...

Der betrunkene Berg ist in bewährtem Heinrich Steinfest-Tonfall geschrieben. Das Setting mit einer Buchhandlung in den Bergen ist Originell und das mal eine Buchhändlerin die Hauptfigur ist, erscheint mir angemessen.
Katharina rettet einen Mann, der anscheinend sein Gedächtnis verloren hat vor dem Erfrieren.
Sie nennt ihn Robert und die beiden lassen sich emotional aufeinander ein.
Als dritte stösst dann die Lawinenspezialistin Linda zu ihnen.
Und schliesslich kehren die Erinnerungen zurück.

Steinfest baut noch einige originelle Ideen ein. Das macht seine Prosa aus.
Bewundernswert auch, wie effektvoll er gegen Ende dramatische Szenen inszeniert.

Fazit: Steinfest at its Best!

Veröffentlicht am 03.09.2022

8 Tage

Hohe Berge
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Hohe Berge ist ein ungewöhnlich geschriebener Roman, da die Erzählerin ausschließlich infinitivsätze verwendet. Das habe ich so noch nie gelesen.
Die Handlung konzentriert sich überwiegend auf 8 Tage einer ...

Hohe Berge ist ein ungewöhnlich geschriebener Roman, da die Erzählerin ausschließlich infinitivsätze verwendet. Das habe ich so noch nie gelesen.
Die Handlung konzentriert sich überwiegend auf 8 Tage einer alpinen Wanderung einer Gruppe durch ein Hochgebirge.
Es sind eine Frau und sonst nur Männer: die Erzählerin, der Führer Aaron, Jean Pierre, Fippu, Thomü und Hans, der aber nur anfangs dabei ist.

Es werden auch einige Erinnerungen der Erzählerin eingesprenkselt, z.B. an frühere Reisen mit ihrer Tochter oder Gedanken an ihren Bruder.

Die Beschreibungen der Wanderung und der Umgebung sind detailreich und interessant.
Der Autorin gelingt es, die Empfindungen ihrer Protagonistin gut zu vermitteln.