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Veröffentlicht am 17.09.2020

Der Weg zum Schriftsteller

Das Buch eines Sommers
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Der deutsch-niederländische Autor Bas Kast ist in Holland aufgewachsen und lebt heute bei Würzburg. Mit Das Buch eines Sommers hat er jetzt einen Roman geschrieben. Zunächst fällt auch das Cover auf, ...



Der deutsch-niederländische Autor Bas Kast ist in Holland aufgewachsen und lebt heute bei Würzburg. Mit Das Buch eines Sommers hat er jetzt einen Roman geschrieben. Zunächst fällt auch das Cover auf, welches ein Motiv von David Hockney beinhaltet.

Es geht um die Entscheidung des Protagonisten sein Leben zu verändern, betrachtet wird er von Jugend bis ins Erwachsenenleben. Nicolas steht zwischen seinem Onkel und dem Vater, die Gegensätze sind. Der eine ist Schriftsteller und glaubt an Träume, der andere glaubt nur an harte Arbeit und dem realen im Leben.

Nicolas hat als Erwachsener das Glück, einen Sohn und eine Frau zu haben, die zu ihm hält und ihn ermutigt, zu schreiben.
Im Träumen begegnet er Christopher, die Romanfigur, die sein Onkel extra für ihn geschrieben hatte. Diese Träume mit ihrem philosophischen Gehalt konnten mich als Initialzündung für Nicolas leider nicht voll überzeugen.

Bas Kast Stil ist weder nüchtern noch verträumt, dabei aber doch geschmeidig und zugänglich. Obwohl er Härten vermeidet, kann man Nicolas innere Konflikte gut nachvollziehen. Dabei hilft, dass in der ersten Person erzählt wird.

Insgesamt mochte ich das Buch, es gibt einige gute Passagen, aber es hat mich nicht umgehauen und vermutlich wird es mir nicht lange im Gedächtnis bleiben.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Mit Witz und Elan geschrieben

Rules For Being A Girl
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Mit den amerikanischen Schriftstellerinnen Candace Bushnell und Katie Cotugno ist es ein Autorinnen-Team, die einen lebhaften Young-Adult-Roman geschrieben haben. Erzählt wird Witz und Elan, das gefällt ...

Mit den amerikanischen Schriftstellerinnen Candace Bushnell und Katie Cotugno ist es ein Autorinnen-Team, die einen lebhaften Young-Adult-Roman geschrieben haben. Erzählt wird Witz und Elan, das gefällt mir sehr gut.

Marin ist eine gute Schülerin, die für die Schülerzeitung schreibt und den Literaturunterricht liebt. Toll findet sie auch den beliebten Lehrer Bex, weil er sich stets klug, cool und lässig gibt und sich um Marin kümmert. Doch eines Tages nimmt er sie mit in seine Wohnung und küsst sie.
Marin ist perplex. Dieser ungewollte Vorfall bringt sie ins Nachdenken, auch über die Rolle, die Mädchen in der Gesellschaft einnehmen sollen.

Ich denke, dass Buch ist für Jugendliche gut geeignet, weil Marins emotionaler Zustand kontinuierlich beschrieben wird und somit Identifikationspotenzial bietet.

Marin wird aktiv und tritt für sich selbst und andere junge Frauen ein, indem sie einen entsprechenden Artikel mit dem Titel Rules for being a girl schreibt und einen feministischen Buchclub gründet. Sie trennt sich auch von ihrem Chauvi-Boyfriend Jacob.

So weit so gut, aber den Artikel selbst finde ich nicht so überzeugend und kann nicht recht glauben, das er Aufsehen an der Schule erregt. Außerdem ist Marins Verhalten immer wieder schwankend, gegen Ende auch nicht so souverän. Ihre Lovestory mit ihrem neuen Freund Gray halt ich für schwach. Gray soll eine Art Badboy sein, ist aber so was von verständnisvoll. Das ist ein gängiges Klischee im Genre, das ich wirklich nicht mehr lesen will. Übrigens nicht das einzige Klischee im Buch.

Lehrer kommen nicht besonders gut weg im Buch, und dabei spreche ich nicht vom Täter.

Spürbar ist der Roman vom meToo-Movement inspiriert.
Es ist ein gut lesbares Buch, mit ein paar Schwächen.
Man darf gespannt sein, ob Candace Bushnell und Katie Cotugno ihre Zusammenarbeit fortsetzen werden. Ich hoffe darauf!

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Einblick ins Dorfleben

Mission Pflaumenbaum
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Die Nominierung für den Deutschen Buchpreis ist zu begrüßen, da es den Blick auf Literatur aus einem kleinen unabhängigen Verlag richtet, dem Mury Salzmann-Verlag aus Salzburg.
Es handelt sich um einen ...

Die Nominierung für den Deutschen Buchpreis ist zu begrüßen, da es den Blick auf Literatur aus einem kleinen unabhängigen Verlag richtet, dem Mury Salzmann-Verlag aus Salzburg.
Es handelt sich um einen originellen Roman, indem der Protagonist Kramer in das Dorf im Osten Deutschlands kommt, in dem seine Tochter lebt und dabei auf einen alten Mann auf einer Bank trifft. Mit ihm kommt er ins Gespräch bzw. der alte redet und redet. Und erzählt dabei von Veränderungen im Dorf über die Jahre, die vielleicht typisch sind für ostdeutsche Dörfer nach der Wende.
Endlich gelangt Kramer zum Haus seiner Tochter Tine. Das Wiedersehen löst bei ihm Erinnerungen aus, z.B. wie er und seine Frau sich trennten.

Leider wirkt das Buch auf die Dauer monoton. Das es ein sehr ruhiges Buch ist, trägt dazu bei. Positiv zu nennen sind die sprachlichen Qualitäten mit guten Beschreibungen und starken Sprachbildern, z.B. das vogelhafte Aussehen des alten Mannes auf der Bank.

Diesen Roman zu lesen lohnt sich.

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Veröffentlicht am 14.09.2020

Kurzprosa

Tu's nicht
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Etgar Keret ist wohl der bekannteste Autor der kurzen Prosaform aus Israel und einer der originellsten der Welt.
Die dramatische Titelgeschichte hat mich auf Anhieb umgehauen und ist der Grund, warum ich ...

Etgar Keret ist wohl der bekannteste Autor der kurzen Prosaform aus Israel und einer der originellsten der Welt.
Die dramatische Titelgeschichte hat mich auf Anhieb umgehauen und ist der Grund, warum ich das ganze Buch lesen wollte.
Es geht um einen verwitweten Mann, der mit seinem kleinen Sohn auf der Straße entlanggeht, als sie plötzlich einen selbstmordgefährdeten Mann auf dem Dach sehen, der springen will. Tu´s nicht schreit der Vater, doch der Mann hört ihn nicht.
Da hilft nichts außer zu ihm hoch zu laufen.
In den kurzen Momenten auf der Straße und den Weg die Treppe hoch, geht ihm seine eigene Tragödie durch den Kopf. Der Unfalltod seiner Frau, bei dem er am Steuer saß, die Traumatisierung seiner Kinder und jetzt diese Situation.
Das ist dermaßen zwingend geschrieben, dass ich mich nicht einen Moment von der Story losreißen konnte.
Weitere Stories haben ähnliche Qualitäten, sind aber meist ruhiger angelegt.
Sehr mochte ich die Geschichte Todd, in der es um die Kraft des geschriebenen Wortes geht. Tabula Rasa ist eine der Geschichte, die mehrteilig ist, also mehrere Kapitel hat.
Ich mag auch die originellen Titel mancher Keret-Geschichten, z.B. „Das vorletzte Mal, als sie mich aus der Kanone schossen“.
So weit erst einmal. Weitere Geschichten hebe ich mir noch auf, denn es empfiehlt sich, die Geschichten nicht alle sofort hintereinander zu lesen, sonst verpufft die Wirkung mit der Zeit und das wäre wirklich schade.
Fazit: Qualitativ hochwertige und originelle Kurzgeschichten!
9783841225962

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Veröffentlicht am 14.09.2020

Die Ballade von Johnny

Einer von der Straße
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Wolf Wondratschek schiebt den Lebensweg des 1942 geborenen Protagonisten Gustav Berger nicht auf Elternhaus oder Umstände sondern auf Veranlagung. Unruhig und rebellisch war er schon als Junge. Aber Zeit ...

Wolf Wondratschek schiebt den Lebensweg des 1942 geborenen Protagonisten Gustav Berger nicht auf Elternhaus oder Umstände sondern auf Veranlagung. Unruhig und rebellisch war er schon als Junge. Aber Zeit und Milieu dürften dennoch seinen Weg vom Halbstarken zum Ganoven mit geebnet haben.

Legendär der große Verriss des Buches beim Literarischen Quartett, damals 1991 noch von Marcel Reich-Ranicki persönlich.
Ich kann diesem Urteil nicht zustimmen, da der Roman doch eine ganz schöne Dynamik entwickelt. Gustav „Johnny“ Berger, der Tabakkönig, ist sicher keine sympathische Hauptfigur, aber das getriebene an ihm wird deutlich. Er kann nicht zurückstecken. Und so geht er seinen Weg und er wird ein König der Bordelle, Peepshows und Spielhallen.

Natürlich ist es so, dass Walter Staudinger, dem das Buch auch gewidmet ist, teilweise Vorbild für Gustav Berger ist, aber Wondratscheks Johnny ist weit mehr geworden. Man kann das Buch trotz der biografischen Bezüge komplett als Roman lesen.

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