Profilbild von yellowdog

yellowdog

Lesejury Star
offline

yellowdog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yellowdog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2021

Was es heißt, Fan zu sein

Schlachthofromanze. Verliebt in Fury in the Slaughterhouse
0

Das Buch hat einen Stil und Ton eines Blogs, und die Autrin ist ja auch Bloggerin. Es wird also nicht gerade literarisch ausgefeilt geschrieben sondérn locker-flockig geht es darum, die Gefühlslage über ...

Das Buch hat einen Stil und Ton eines Blogs, und die Autrin ist ja auch Bloggerin. Es wird also nicht gerade literarisch ausgefeilt geschrieben sondérn locker-flockig geht es darum, die Gefühlslage über das hier gewählte Thema auszudrücken. Es ist auch weniger direkt ein Buch über Fury in the Slaughterhouse, die erfolgreiche Rockband aus Hannover. Vielmehr ist es eine treffende Beschreibung des Fan-seins, im positiven Sinne. Als das funktioniert es und ist unterhaltsam, oft auch albern bis witzig. Aber sie stellt die Band nicht direkt vor und analysiert nicht die Songs. Man sollte halt keine falscher Erwartungshaltung haben.
Fury in the Slaughterhouse sind glaube ich eine gute Wahl für dieses Buch, denn die Band hat viele zugängliche Songs ohne dass sie flach oder anspruchslos sind. Zudem kennt sie wohl fast jeder. Es macht auch Spaß, während des Lesens ihrer Musik zu lauschen.

Illi Hinzberg ist authentisch, das zeichnet das Buch aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.03.2021

Die blutigen Hände des Schlächters

Magie der Nacht
0


Magie der Nacht ist eine feine Novelle mit einem emotional verletzten Protagonisten.
Bredanekh zog in den Krieg, bei der Heimkehr fand er seine Familie ermordet vor. Seitdem treibt den Magier die Rache ...


Magie der Nacht ist eine feine Novelle mit einem emotional verletzten Protagonisten.
Bredanekh zog in den Krieg, bei der Heimkehr fand er seine Familie ermordet vor. Seitdem treibt den Magier die Rache umher.
Ich mag solch ambivalente Charaktere, die mit ihrem inneren Zustand kämpfen müssen und irgendwo zwischen verzweifelt und böse stehen.
Die Novelle hat ei iges zu bieten, wirkt aber auch leicht überfrachtet.

Es ist eine mittelalterlich angehauchte Fantasywelt, die die Autorin Madeleine Puljic aufbaut. Es ist außerdem die Vorgeschichte zu einem größeren Werk.

Veröffentlicht am 01.03.2021

Ein Theater für Träumer

Sommer der Träumer
0

Von Beginn an fällt der detaillierte Stil des Romans auf, der stimmungsvoll und weich gehalten ist.

Es ist der Bericht einer Frau in Griechenland. Wie in einer Klammer wird aus der Gegenwart ein Sommer ...

Von Beginn an fällt der detaillierte Stil des Romans auf, der stimmungsvoll und weich gehalten ist.

Es ist der Bericht einer Frau in Griechenland. Wie in einer Klammer wird aus der Gegenwart ein Sommer im Jahr 1960 erzählt.
Erica erinnert sich, wie sie als junge Frau damals nach dem Tod ihrer Mutter auf die Insel Hydra gekommen war.
Die Ankunft und das Leben auf Hydra wird mit allen Sinnen beschrieben. Die Stimmung der Zeit wird eingefangen.
Erica ist in einer Gemeinschaft, die ein freies Leben wollen. Dazu gehören vor allen Künstler, zum Beispiel der junge Leonard Cohen.
Es gibt viele Figuren. Leider geht die Autorin bei den meisten nicht sehr in die Tiefe.
Erica ist meistens die Beobachterin, die selbst die Handlung wenig beeinflusst.

A Theatre for Dreamers, so der Originaltitel, wurde von Bernhard Robben ins Deutsche übersetzt, das steht für Qualität und das ist bei dieser besonderen Sprache sehr wichtig.
Es ist aber ein weich gezeichneter Stil, den Polly Samson anwendet und den muss man mögen, da die Handlung selbst relativ wenig Höhepunkte setzt. Auf die Dauer fehlt es an Spannung. Man liest ein wenig wie im Gleichklang mit dem stillen Meer, das den Sturm noch nicht kennt. Doch es gibt so viele bemerkenswerte Beschreibungen, die das Buch unbedingt lesenswert machen.

Gegen Ende hin gibt es einen Bruch in der Handlung. Erica hatte die Insel verlassen und kehrt 10 Jahre nach diesem Sommer zurück. Es ist eine Art kleines Resümee, das sie zieht und sie erkennt an den Veränderungen, dass diese Zeit nicht mehr da ist. Ein gelungener Schluß!

Veröffentlicht am 15.02.2021

wie im Fieber

Ministerium der Träume
0

Es geht um eine Familie, die aus dem Iran gekommen waren und jetzt schon lange in Deutschland leben.
Die Mutter, ihre zwei erwachsenen Töchter und Enkelin.
Als eine der Töchter stirbt, unklar ob Autounfall ...

Es geht um eine Familie, die aus dem Iran gekommen waren und jetzt schon lange in Deutschland leben.
Die Mutter, ihre zwei erwachsenen Töchter und Enkelin.
Als eine der Töchter stirbt, unklar ob Autounfall oder Suizid, brechen die Emotionen der anderen durch. Das gilt besonders für die Erzählerin Nasrin, die Probleme mit ihrer Mutter hat. Sie glaubt an Selbstmord.
Sie wird Vormund für ihre 14jährige Nichte Parvin. Keine einfache Aufgabe, für einen aufmüpfigen Teenager zu sorgen.

Von Anfang an herrscht ein krasser, manchmal fiebriger Ton. Da muss man sich als Leser erst dran gewöhnen.

Gelegentlich gibt es Rückblicke.Diese werden aber nur sparsam eingesetzt, um den Hauptplot nicht aufzuhalten.
Schwerpunkte bleiben die Frage nach dem Grund des Todes von Nushrin und wie Nasrin und Parvin jetzt zusammen klarkommen.
Hengameh Yaghoobifarah macht das geschickt und die Geschichte entfaltet sich schließlich.

Veröffentlicht am 12.02.2021

Fließende Erinnerungen

Die Jahre ohne uns
0

Es beginnt mit den Erinnerungen einer Frau in England. Das umfasst zum Beispiel die Gedanken an ihren Vater, der verschwand als sie sieben Jahre alt war. Später wurde sie auch von ihrem Mann verlassen.
Als ...

Es beginnt mit den Erinnerungen einer Frau in England. Das umfasst zum Beispiel die Gedanken an ihren Vater, der verschwand als sie sieben Jahre alt war. Später wurde sie auch von ihrem Mann verlassen.
Als sie in einer Bar eine Mann trifft, wechselt der Plot in dessen Erzählung. Und es ist eine ziemlich obskure Geschichte, die er erzählt.
In dritten Teil des Buches übernimmt wieder die Frau und formuliert ihre Reaktion auf das Gehörte.

Was dieses Buch so stark macht, ist der leicht melancholische Erzählton, der ganz durch das fließende Erzählen der Erinnerungen entsteht. Oft sind es einzelne Wörter, von denen sich die Erinnerungen ableiten. Wie Barney Norris das formuliert ist ausgewogen und originell, aber auch unaufdringlich. Daher bleibt es ein ruhiges Buch und wenn man sich beim Lesen nicht konzentriert, entgeht einen viel.