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Veröffentlicht am 20.11.2020

Erzählungen mit hohen Niveau

Geteilt durch Null
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Band 1 hatte mich schon sehr überzeugt. Da konnte ich auch auf den zweiten Band nicht verzichten.
Der zweite Teil der gesammelten Geschichten hat einige auch schon ältere Geschichten. Manche sind nahezu ...

Band 1 hatte mich schon sehr überzeugt. Da konnte ich auch auf den zweiten Band nicht verzichten.
Der zweite Teil der gesammelten Geschichten hat einige auch schon ältere Geschichten. Manche sind nahezu berühmt. Zum Beispiel Der Turmbau zu Babel (Nebula Award) oder Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (Nebula, Hugo, Locus Award etc.).

Enthalten ist eine Kürzestgeschichte, die in einem Wissenschaftsmagazin erschienen war. Ehrlicherweise kann ich´nicht allzuviel damit anfangen, auch wenn ich eine gewisse Ironie erkenne.
Ganz anders geht es mir mit der großartigen Titelgeschichte „Geteilt durch Null“, die sich auf faszinierende Art mit Mathematik beschäftigt. Carl kümmert sich um die suizidgefährdete Renee. Sie ist Mathematikerin und hat einen unfassbaren mathematischen Beweis entdeckt.
Auch die Story Zweiunsiebzig Buchstaben beschäftigt sich mit ungewöhnlicher Wissenschaft, hat aber eine ganz andere Stimmung. Doch Ted Chiang hält durchgehend das Niveau.
Der Höhepunkt ist für mich aber Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes. Eine Geschichte, die das Erscheinen von Engeln und der Folgen zeigt.

Als Fazit kann ich sagen, dass diese beiden Bände mit Ted C hiangs Erzählungen der ganz große Wurf sind.

Veröffentlicht am 18.11.2020

Der Meister der Novelle

Die große Stille
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Ted Chiang ist der Meister der Science Fiction-Novellen.
Er verfügt über einen großen Ideenreichtum. Seien Erzählungen funktionieren aber auch, weil er stets eine geschickte Erzählform zu wählen vermag.
Das ...

Ted Chiang ist der Meister der Science Fiction-Novellen.
Er verfügt über einen großen Ideenreichtum. Seien Erzählungen funktionieren aber auch, weil er stets eine geschickte Erzählform zu wählen vermag.
Das ist zum Beispiel in der ersten Erzählung „Der Kaufmann am Portal des Alchemisten“ eine orientalische Erzählweise inklusive der Geschichten innerhalb der Geschichte.Das passt einfach gut zusammen.

Ganz anders ist die nächste Story Ausatmung gemacht. Sie wirkt auf mich wie ein Essay.
Ähnlich essayistisch wirkt die nächste, sehr kurze Story „Was von uns erwartet“ wird, die den Konflikt zwischen Freien Willen und Vorherbestimmung diskutiert.
Die nächste Story Der Lebenszyklus von Software-Objekten isdann so ölang, das man schon fast von einem Kurzroman sprechen kann.
Dann Daceys vollautomatisches Kindermädchen ersrteckt sich von 1894 bis 1966
Der Autor steht auch für Vielfalt. Ich habe ihn schon früher manchmal gelesen, da noch auf Englisch, aber jetzt bin ich froh über die Übersetzung.

Ted Chiang hat großartige Ideen.
Kein Wunder also das so einige seiner Erzählungen vielfach preisgekrönt sind.

Veröffentlicht am 10.11.2020

Klemperers Kinotagebuch

Licht und Schatten
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Dieses Kinotagebuch zeigt über einen längeren Zeitraum (1929 bis 1945) wie ein kritische Intellektueller die Kinolandschaft in Deutschland wahrgenommen hat.

Früher habe ich mich viel mit dem frühen deutschen ...

Dieses Kinotagebuch zeigt über einen längeren Zeitraum (1929 bis 1945) wie ein kritische Intellektueller die Kinolandschaft in Deutschland wahrgenommen hat.

Früher habe ich mich viel mit dem frühen deutschen Film beschäftigt und wenn ich auch sehr viele der erwähnte Filme überhaupt nicht kenne, verstehe ich doch, von was Klemperer spricht und welche Filmstars damals bedeutend waren: Emil Jannings, Fritz Kortner, Greta Garbo, Marlene Dietrich, Pola Negri

Ein wenig Interesse für die alten Filme sollte man als Leser schon mitbringen, um viel von dem Buch zu haben. Klemperers Bewertungen sind konsequent und, so glaube ich, kenntnisreich.
Klemperer sieht auch internationale Filme, z.B. Charlie Chaplins Großstadtlichter. Sehr schöne Analyse von Klemperer.
Ein Highlight wird dann für ihn der berühmte Film Im Westen nichts neues. Dann mit Der blaue Engel noch eins.

1933 ändert sich die logischerweise die Stimmung mit Judenhetze und Verlesung von Judengesetzen, aber noch gibt es gute Filme, z.B. Menschen im Hotel, wirklich gut besetzt, u.a. mit der Garbo.

Die Lage in Deutschland verdüstert sich immer mehr. Ab 1938 dürfen Juden nicht mehr ins Kino. Dann kommen die Kriegsjahre. Erst nach der Befreiung kann Klemperer wieder ins Kino.

Klemperers Tagebücher sind so lesenswert, weil sie den Zustand Deutschlands in seiner schlimmsten Zeit deutlich zeigen.

Veröffentlicht am 07.11.2020

Eigenwillig und leidenschaftlich

Mr. Crane
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Im deutschen Sanatorium Badenweiler war einst Tschechow zur Behandlung und auch der amerikanische Schriftsteller Stephen Crane.

Andreas Kollender wählt für seinen Roman 2 Erzählzeiten, die sich kapitelweise ...

Im deutschen Sanatorium Badenweiler war einst Tschechow zur Behandlung und auch der amerikanische Schriftsteller Stephen Crane.

Andreas Kollender wählt für seinen Roman 2 Erzählzeiten, die sich kapitelweise abwechseln. 1900, als sich die Krankenschwester Elisabeth und Stephen Crane treffen und verlieben.Und 1914, als Elisabeth einen verwundeten Soldaten namens Fischer pflegt und ihm von Mr.Crane erzählt.
So ergänzen sich die Abschnitte gut.

Es gefällt mir auch gut, dass es sich um eigenwillige und leidenschaftliche Figuren handelt.
Die Dialoge zwischen Elisabeth und Crane halte ich sehr gelungen.

Das Buch weckt das Interesse auch mal einen Roman von Stephen Crane zu lesen. Er ist bekannt für Die rote Tapferkeitsmedaille. Ein Klassiker, der auch verfilmt wurde.

Andreas Kollender schreibt gut und er hat auch einen Sinn für Ironie, wenn er immer wieder Zitate aus „Die Frau als Hausärztin“ zwischenschaltet, ein ziemlich altmodisches Nachschlagebuch.

Mr.Crane hingegen kann man trotz des historischen Kontext der modernen Literatur zurechnen.

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Veröffentlicht am 30.10.2020

Sensibel erzählte Familiengeschichte

Was uns verbindet
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Was uns verbindet ist ein feinfühlig erzählter Roman über eine amerikanische Familie mit indischen Wurzeln, die einen große Verlust hinnehmen müssen. Der 8jährige Sohn ertrinkt im Swimmingpool. Die Trauer ...

Was uns verbindet ist ein feinfühlig erzählter Roman über eine amerikanische Familie mit indischen Wurzeln, die einen große Verlust hinnehmen müssen. Der 8jährige Sohn ertrinkt im Swimmingpool. Die Trauer und auch Schuldgefühle überwältigt die Familie.

Die in Kanada geborene Schriftstellerin Shilpi Somaya Gowda geht sensibel mit ihren Figuren um und transportiert deren Emotionen nahe an den Leser. Die Kapitel teilen sich auf in Karina, der Mutter Jaya, dem Vater Keith und sogar dem verstorbenen Jungen Prem.

Auch die Tochter Karina, die aufgrund ihres indischen Aussehens in der Schule das Anders sein erlebt. Ihren Weg ab dem Jahr 2007 kann man verfolgen. Aber es gibt auch Rückblicke, wie sich Jaya und Keith kennen gelernt haben und schließlich, wie sich das Leben der Familie verändert.
Man kann erkennen, wie ein einziges Ereignis das Leben vieler Menschen beeinflussen kann.

In der Mitte wird die Handlung streckenweise etwas zäh, aber man bleibt doch kontinuierlich dran.
Ich habe das Buch mit Interesse gelesen.

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