Cover-Bild Die Wunde
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blumenbar
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 300
  • Ersterscheinung: 17.05.2023
  • ISBN: 9783351051136
Oxana Wassjakina

Die Wunde

Roman
Maria Rajer (Übersetzer)

Die neue feministische Stimme in der russischen Literatur  

»Ein berührendes Debüt.« The New Yorker

Eine junge Frau bringt die Asche ihrer Mutter nach Sibirien, um sie in ihrer Heimatstadt Ust-Ilimsk zu bestatten. Von Wolgograd nach Moskau, von Moskau nach Nowosibirsk und Irkutsk mit dem Flugzeug und dann mit dem Bus durch die Taiga. Es ist eine Reise durch die harte postsowjetische Realität und zugleich eine Suche nach der Herkunft und Identität der Ich-Erzählerin. Sie nimmt Abschied von ihrer Mutter und versucht sie zugleich im Schreiben festzuhalten, bevor sie ihr zu entgleiten droht. Am Ende findet sie eine eigene Sprache, durch die sie bei sich selbst ankommt. Oxana Wassjakina erzählt vom Tod, aber auch vom selbstbestimmten lesbischen Leben und feministischen Schreiben, lakonisch und mit bemerkenswerter Offenheit.

»Die Wunde« ist der Debtüroman einer neuen aufregenden und ungewöhnlichen Stimme und ein Bestseller in Russland.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2023

Trauer, Abschied und Selbstfindung

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„𝘞𝘰𝘻𝘶 𝘣𝘦𝘴𝘤𝘩𝘳𝘦𝘪𝘣𝘦 𝘪𝘤𝘩 𝘭𝘢𝘯𝘨𝘴𝘢𝘮 𝘥𝘢𝘴 𝘚𝘵𝘦𝘳𝘣𝘦𝘯 𝘶𝘯𝘥 𝘥𝘦𝘯 𝘵𝘰𝘵𝘦𝘯 𝘒𝘰̈𝘳𝘱𝘦𝘳 𝘥𝘦𝘳 𝘦𝘪𝘨𝘦𝘯𝘦𝘯 𝘔𝘶𝘵𝘵𝘦𝘳? 𝘋𝘢𝘳𝘪𝘯 𝘭𝘪𝘦𝘨𝘦𝘯 𝘷𝘪𝘦𝘭 𝘚𝘤𝘩𝘮𝘦𝘳𝘻 𝘶𝘯𝘥 𝘥𝘦𝘳 𝘝𝘦𝘳𝘴𝘶𝘤𝘩, 𝘻𝘶 𝘷𝘦𝘳𝘴𝘵𝘦𝘩𝘦𝘯, 𝘥𝘪𝘦 𝘌𝘳𝘧𝘢𝘩𝘳𝘶𝘯𝘨 𝘢𝘶𝘴 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘩𝘦𝘳𝘢𝘶𝘴𝘻𝘶𝘴𝘤𝘩𝘳𝘦𝘪𝘣𝘦𝘯. 𝘈𝘣𝘦𝘳 𝘢𝘶𝘤𝘩 𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘨𝘦𝘸𝘪𝘴𝘴𝘦 ...

„𝘞𝘰𝘻𝘶 𝘣𝘦𝘴𝘤𝘩𝘳𝘦𝘪𝘣𝘦 𝘪𝘤𝘩 𝘭𝘢𝘯𝘨𝘴𝘢𝘮 𝘥𝘢𝘴 𝘚𝘵𝘦𝘳𝘣𝘦𝘯 𝘶𝘯𝘥 𝘥𝘦𝘯 𝘵𝘰𝘵𝘦𝘯 𝘒𝘰̈𝘳𝘱𝘦𝘳 𝘥𝘦𝘳 𝘦𝘪𝘨𝘦𝘯𝘦𝘯 𝘔𝘶𝘵𝘵𝘦𝘳? 𝘋𝘢𝘳𝘪𝘯 𝘭𝘪𝘦𝘨𝘦𝘯 𝘷𝘪𝘦𝘭 𝘚𝘤𝘩𝘮𝘦𝘳𝘻 𝘶𝘯𝘥 𝘥𝘦𝘳 𝘝𝘦𝘳𝘴𝘶𝘤𝘩, 𝘻𝘶 𝘷𝘦𝘳𝘴𝘵𝘦𝘩𝘦𝘯, 𝘥𝘪𝘦 𝘌𝘳𝘧𝘢𝘩𝘳𝘶𝘯𝘨 𝘢𝘶𝘴 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘩𝘦𝘳𝘢𝘶𝘴𝘻𝘶𝘴𝘤𝘩𝘳𝘦𝘪𝘣𝘦𝘯. 𝘈𝘣𝘦𝘳 𝘢𝘶𝘤𝘩 𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘨𝘦𝘸𝘪𝘴𝘴𝘦 𝘌𝘪𝘵𝘦𝘭𝘬𝘦𝘪𝘵: 𝘞𝘦𝘪𝘵𝘦𝘳𝘭𝘦𝘣𝘦𝘯 𝘩𝘦𝘪ß𝘵, 𝘥𝘪𝘦 𝘒𝘰𝘯𝘵𝘳𝘰𝘭𝘭𝘦 𝘶̈𝘣𝘦𝘳 𝘥𝘦𝘯 𝘦𝘪𝘨𝘦𝘯𝘦𝘯 𝘒𝘰̈𝘳𝘱𝘦𝘳 𝘻𝘶 𝘩𝘢𝘣𝘦𝘯.“ (𝘚. 189)

In „Die Wunde“ begleiten wir die Autorin auf der Reise zu der Urnenbestattung ihrer Mutter nach Sibirien. Über zwei Monate ist sie mit der Urne unterwegs, wohnt zeitweise mit ihr in ihrer Moskauer Wohnung und kommt ihrer Mutter in dieser Zeit sehr viel näher als es zu Lebzeiten möglich war.
Währenddessen beleuchtet sie ihr Leben, ihre Kindheit, ihre Homosexualität, das Leben der Mutter und auch das Schreiben als Solches, als Prozess, der bei der Verarbeitung und dem Ordnen der Gedanken hilft.
Sie betrachtet gesellschaftskritisch die Politik Russlands, hinterfragt alte Denkweisen.
Das Buch ist dicht an Themen und es findet eine tiefe Ausweinandersetzung über das Vehalten über Generationen hinweg statt. In ihrer Kindheit eher lieblos behandelt, versucht sie jetzt, nach dem Tod der Mutter, sich vieles zu erklären, schaut dazu auch auf die Großeltern und noch weiter. Einiges an Fragen bleibt ungeklärt und lässt einen selbst sich auch die Frage stellen, was wir eigentlich über unsere Eltern wissen.
Der Trauerprozess findet eher abstrakt statt, zeigt sich in dem Umgang mit dem geschriebenen Wort. Der Tod selbst scheint eher einem Befreiuungsschlag denn einem Verlust zu gleichen, ist aber auch etwas, was sich gut nachvollziehen lässt.
„𝘐𝘤𝘩 𝘩𝘢𝘣𝘦 𝘈𝘯𝘨𝘴𝘵 𝘥𝘢𝘷𝘰𝘳, 𝘥𝘦𝘯𝘯 𝘪𝘤𝘩 𝘩𝘢𝘣𝘦 𝘥𝘢𝘴 𝘦𝘪𝘯𝘥𝘦𝘶𝘵𝘪𝘨𝘦 𝘎𝘦𝘧𝘶̈𝘩𝘭: 𝘚𝘰𝘣𝘢𝘭𝘥 𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘪𝘦𝘴𝘦𝘴 𝘉𝘶𝘤𝘩 𝘻𝘶 𝘌𝘯𝘥𝘦 𝘴𝘤𝘩𝘳𝘦𝘪𝘣𝘦, 𝘴𝘤𝘩𝘭𝘪𝘦ß𝘵 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘪𝘯 𝘮𝘪𝘳 𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘞𝘶𝘯𝘥𝘦. 𝘌𝘪𝘯𝘦 𝘞𝘶𝘯𝘥𝘦, 𝘥𝘪𝘦 𝘪𝘤𝘩 𝘭𝘢𝘯𝘨𝘦 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘣𝘦𝘩𝘢𝘯𝘥𝘦𝘭𝘯 𝘸𝘰𝘭𝘭𝘵𝘦, 𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘞𝘶𝘯𝘥𝘦, 𝘥𝘪𝘦 𝘭𝘢𝘯𝘨𝘦 𝘦𝘪𝘯 𝘛𝘦𝘪𝘭 𝘮𝘦𝘪𝘯𝘦𝘴 𝘉𝘦𝘸𝘶𝘴𝘴𝘵𝘴𝘦𝘪𝘯𝘴, 𝘮𝘦𝘪𝘯𝘦𝘴 𝘬𝘶̈𝘯𝘴𝘵𝘭𝘦𝘳𝘪𝘴𝘤𝘩𝘦𝘯 𝘚𝘤𝘩𝘢𝘧𝘧𝘦𝘯𝘴 𝘸𝘢𝘳.“ (𝘚. 265)
Im Endeffekt geht es aber um so viel mehr als um die Trauer. Es geht um Selbstbestimmumg, Abnabelung, Selbstfindung…
Wassjakina findet dafür sehr eindringliche Worte, die manchmal auch weh tun, so ehrlich sind sie. Es ist wunderschön geschrieben, stellenweise sehr anspruchsvoll, mal poetisch, mal abstrakt.
Eine große Empfehlung von mir.
Das einzige Manko: Gerade in den ersten zwei Teilen sind mir Rechtschreib- und Druckfehler aufgefallen, welche den Lesefluss ein wenig gestört haben.
Ansonsten wirklich super.

Veröffentlicht am 17.05.2023

Russischer Debütroman

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Das Romandebüt der russischen Autorin Oxana Wassjakina ist eine auffällige Neuerscheinung.
Anlässlich des Todes der Mutter der Protagonistin entsteht eine Art Bericht. Es geht um ihre Beziehung zur Mutter ...

Das Romandebüt der russischen Autorin Oxana Wassjakina ist eine auffällige Neuerscheinung.
Anlässlich des Todes der Mutter der Protagonistin entsteht eine Art Bericht. Es geht um ihre Beziehung zur Mutter und um ihre Identität als lesbische Frau.

Die Protagonistin ist Dichterin, daher hätte man anfangs vermutet, die Prosa wäre lyrischer. Das ist aber nicht unbedingt der Fall, obwohl die Sprache ihre eigene Qualität hat und später einige Gedichte in den Text hineingearbeitet werden. Hinzu kommen essayistische Einschläge, abgeleitet von Texten von Maurice Blanchot und insbesondere Helene Cixous.
Wassjakonas Roman besticht durch Genauigkeit. Es dürfte interessant werden, zu sehen, was die Autorin in zukünftigen Büchern machen wird.