Cover-Bild Justizpalast
25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaus
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 04.09.2017
  • ISBN: 9783813503739
Petra Morsbach

Justizpalast

Roman
Petra Morsbachs großer Roman über Gerechtigkeit und jene, die sie schaffen sollen

Thirza Zorniger stammt aus einer desaströsen Schauspielerehe und will für Gerechtigkeit sorgen. Sie wird Richterin im Münchner Justizpalast, doch auch hier ist die Wirklichkeit anders als die Theorie: Eine hochdifferenzierte Gerechtigkeitsmaschine muss das ganze Spektrum des Lebens verarbeiten, wobei sie sich gelegentlich verschluckt, und auch unter Richtern geht es gelegentlich zu wie in einer chaotischen Familie. "Justizpalast" ist ein Roman über die Sehnsucht nach Gerechtigkeit, über erregte, zynische, unverschämte, verblendete, verrückte, verwirrte und verzweifelte Rechtssuchende sowie überlastete, mehr oder weniger skrupulöse, kauzige, weise, verknöcherte und leidenschaftliche Richter.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2017

Ein Blick hinter die Kulissen der Gerichtsbarkeit

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Thirza Zorniger wächst bei ihrem Großvater, einem Richter auf. Schon früh interessiert sie sich für die Welt der Gerichtsbarkeit. So verwundert es auch nicht, dass sie den selben Weg einschlägt, Jura ...

Thirza Zorniger wächst bei ihrem Großvater, einem Richter auf. Schon früh interessiert sie sich für die Welt der Gerichtsbarkeit. So verwundert es auch nicht, dass sie den selben Weg einschlägt, Jura studiert, verschiedene Stufen der Richterlaufbahn erringt, und es bis in den Justizpalast in München in eine führende Rolle schafft.

Petra Morsbach erzählt das Leben von Thirza, von ihrem Schauspielervater, ihrer unglücklichen Mutter, ihrer Kindheit und Jugend, aber den meisten Raum nimmt ihre berufliche Laufbahn ein. Eingeflochten dabei immer wieder Gerichtsfälle, Gerichtsverhandlungen, Gerichtsurteile, es wird von Kollegen berichtet, von Arbeitsbelastungen, von wenig Freizeit. Der Roman ist nicht linear erzählt, er springt immer mal wieder vor und zurück im Leben von Thirza.

Der Erzählstil ist nüchtern, erst gegen Ende kommen auch Emotionen ins Spiel, wird die Figur der Thirza menschlicher, greifbarer. Aber irgendwie passt der Stil auch zu der Protagonistin, die in einer eher als "trocken" geltenden Zunft arbeitet, in der es um Gesetze. Rechtsauslegungen, Aktenstudium und Urteilsbegründungen geht. Aber hinter jedem Fall stehen auch Menschen und das macht die Autorin mit den vielen beschriebenen Fällen auch deutlich. Thirza hingegen ist eine eher zurückgezogene, einsame Figur, die lange braucht um nicht nur ein berufliches Leben, sondern auch privates Glück zu haben, sich zu verlieben und einen Mann fürs Leben zu finden.
Der Roman vereint das berufliche und private Leben der Protagonistin Thirza. Obwohl der Beruf der Richterin hier im absoluten Mittelpunkt steht und ihr Privatleben eher als Untermalung dient. Sie bleibt als Figur eher kühl und nur am Ende wird es emotionaler. Die Autorin deutet das Ende am Anfang an, doch erst nach und nach, Schritt für Schritt, schließt sich der Kreis im beruflichen Leben sowie im privaten Umfeld.

Wer sich für die Arbeit und die Arbeitsbelastungen an deutschen Gerichten interessiert und dies auch noch verpackt in einem Roman, der viele Fälle aufgreift, dazu durch die Protagonistin Gedanken und Entwicklungen im Rechtssystem debattiert, dem kann ich den Roman empfehlen. Er bietet eine breite Palette an Einblicken hinter die Kulissen der Gerichtsbarkeit. Die Autorin hat neun Jahre recherchiert, mit gut 50 Juristen über ihre Arbeit gesprochen und deren Erfahrungen und Erlebnisse mit in diesen Roman verwoben. Zusammen mit dem Lebensweg der fiktiven Protagonistin ergibt sich ein interessanter Roman, der, wenn auch kühl und nüchtern beschrieben, mich fesseln konnte.

Veröffentlicht am 25.03.2018

Ein Leben für die Justiz

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Auf dieses Buch aufmerksam wurde ich im letzten Herbst bei seiner Vorstellung durch eine Literaturkritikerin. Ich war seinerzeit der Überzeugung, es mit einem wahren Lesehighlight zu tun zu bekommen. ...

Auf dieses Buch aufmerksam wurde ich im letzten Herbst bei seiner Vorstellung durch eine Literaturkritikerin. Ich war seinerzeit der Überzeugung, es mit einem wahren Lesehighlight zu tun zu bekommen. Der Preis von immerhin 25,00 EUR hielt mich dann noch geraume Zeit von seinem Kauf ab. Jetzt ist es endlich so weit, dass ich das Buch in den Händen halte. Aber wie wurden meine hohen Erwartungen doch enttäuscht, so dass ich letztendlich nur eine durchschnittliche Bewertung von drei Sternen abgebe, wenngleich objektiv betrachtet das Buch vielleicht mehr verdient. Denn die Autorin, die selbst wohl keine Juristin ist, hat sich so viel sichtbare Mühe gegeben. Sie hat über neun Jahre hinweg fundierte Recherchen betrieben und die Arbeit mit fünfzig Juristen besprochen. Genau das ist es dann wohl, was mich ein wenig gegen das Buch einnimmt.
Herausgekommen ist eine penible und akribische Aneinanderreihung einer Vielzahl juristischer Fälle, die die Protagonistin, die Vorsitzende Richterin am Landgericht Thirza Zorniger, im Laufe ihrer Karriere bearbeitet hat. Gegen Ende ihrer Berufslaufbahn versucht sie selbst die Anzahl zu berechnen und kommt auf horrende Zahlen. Diese Fälle sind zwar nicht seitenlang eingefügt. Dennoch sind sie für einen Laien nicht immer gut verständlich. Sie sind in nicht chronologischer Reihenfolge allen Dezernaten entnommen, mit denen Thirza in ihrem Berufsleben befasst war. Somit stammen sie aus ihrer anfänglichen Tätigkeit bei der Staatsanwaltschaft, ihrer Tätigkeit als Familienrichterin beim Amtsgericht, als Sachbearbeiterin für Gnadenentscheidungen im Ministerium, als Mediatorin und vor allem ihrer am Ende des Berufslebens stehenden Tätigkeit als Vorsitzende Richterin einer Kartellkammer. Diesem Bereich ist etwa das letzte Buchdrittel gewidmet, und ab da hatte ich erhebliche Mühe, der Geschichte zu folgen. Die geschilderten anspruchsvollen kartellrechtlichen Streitigkeiten konnte ich geistig einfach nicht nachvollziehen. Meinen vorigen Ausführungen lässt sich schon entnehmen, dass im Vordergrund das Berufsleben der Protagonistin steht. Ein Privatleben hat sie auch lange Jahre nicht. Nach zwei kurzen Liebschaften findet sie erst spät ihr Glück mit einem Mann. Dieser bevorzugt zudem anspruchsvolle Literatur und diese liest er gerne Thirza vor, was ein weiterer Aspekt ist, der für mich den Lesefluss gestört hat. Die ausgewählte Literatur habe ich oft nicht verstanden, wie übrigens auch Thirza nicht, die lieber auf Liebesromane von Courts-Mahler zurückgreift. Was mich ebenfalls am letzten Buchdrittel stört, ist der Umstand, dass Thirza hier oft private Gespräche mit einem pensionierten Kollegen führt, dessen Ansichten auch recht wirr sind. Schwierig zu verstehen sind auch rechtsphilosophische Ausführungen. Der Schreibstil ist insgesamt nüchtern und sachlich gehalten.
Eigentlich schade, dass dieses Buch, auf das so viel Mühe verwandt wurde, wohl nicht die breite Leserschaft ansprechen wird.