Cover-Bild Das gelbe Tuch
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 30.09.2022
  • ISBN: 9783404185887
Priska Lo Cascio

Das gelbe Tuch

Historischer Roman

1449. Als Dirne im Nürnberger Frauenhaus führt die junge Anna ein Schattendasein zwischen Moralpolitik des Stadtrats und öffentlicher Ächtung. Zu ihren Kunden gehören sowohl angesehene Bürger als auch Priester. Die Arbeitsbedingungen sind gesetzlich geregelt. Eigentlich ... denn die Betreiber des Bordells scheren sich nicht darum, und das Leben der Dirnen ist hart.
Doch in der Stadt herrscht Aufregung: Nürnberg bereitet sich auf einen Krieg vor, in den der jahrelange Streit zwischen dem Ansbacher Markgrafen und dem städtischen Patriziat zu gipfeln droht. Als eines Tages ein Fremder namens Endres im Bordell auftaucht, stellt dessen eigentümliche Art Anna zunächst vor Rätsel. Dennoch behandelt er sie mit mehr Respekt, als sie je erfahren hat. Aber Endres ist ein Spion des Markgrafen und somit ein Feind.
Dann geschieht etwas, das für Anna alles ändert, und sie beschließt, das Ungeheuerliche zu wagen: Für ihr Recht zu kämpfen. Mit Endres an ihrer Seite ...

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Das gelbe Tuch

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Es herrscht ein ordentliches Getümmel in Nürnberg im April 1449. An diesem Tag der Heiltumsweisung strömen Hunderte aus dem ganzen Umland in die Stadt, um einen Blick auf Insignien und Reliquien wie die ...

Es herrscht ein ordentliches Getümmel in Nürnberg im April 1449. An diesem Tag der Heiltumsweisung strömen Hunderte aus dem ganzen Umland in die Stadt, um einen Blick auf Insignien und Reliquien wie die Heilige Lanze, die Reichskrone oder das Krönungszepter zu werfen.

Mitten unter den Menschen ist auch Anna, die als Dirne arbeiten muss. Vor drei Jahren wurde ihr Dasein vollständig auf den Kopf gestellt, als ihre Brüder sie aus der lieb gewonnenen, sicheren Geborgenheit eines Klosters gerissen und an ein Frauenhaus verkauft haben. Seitdem bietet sie dem Schicksal die Stirn und kämpft ums Überleben.

Endres ist zum ersten Mal nach sechs Jahren wieder in Nürnberg, und alles wirkt dort für ihn vertraut und zugleich fremd. Im geheimen Auftrag seines Herrn, dem Markgraf Albrecht von Ansbach, der im Streit mit der Reichsstadt liegt, führt sein Weg ihn in das Hurenhaus, in dem Anna arbeitet. Der jungen Frau wird schnell klar, dass Endres anders ist als die Männer, die sie sonst aufsuchen, denn er bedient sich ihrer nicht, sondern achtet sie als Person.

Zwischen beiden entstehen erste zarte Bande. Doch die Reichsstadt rüstet zum Krieg gegen den Ansbacher Markgraf, und Endres balanciert als dessen Spion auf schmalem Grat. Und Anna bleibt vom Unglück noch immer nicht verschont ...


„Das gelbe Tuch“ von Priska Lo Cascio ist ein historischer Roman nach meinem Geschmack. Die Autorin beweist bei der ausführlichen Schilderung der Ereignisse vor der Kulisse des mittelalterlichen Nürnberg nicht nur ein fundiertes Hintergrundwissen, sondern sie setzt ihre erdachte Geschichte hervorragend in den historischen Kontext.

In einem Nachwort bringt die Autorin Licht in Dunkel von Wahrheit und Erfindung. Ein Personenregister lässt einen die handelnden Figuren im Auge behalten, während das Glossar notwendige Begriffe erläutert.

Priska Lo Cascio greift auf ein ausgezeichnetes sprachliches Können zurück und stellt die in großen Teilen schweren und schwierigen Lebensverhältnisse der Menschen am Rande der Gesellschaft detailliert und in eindringlicher Intensität dar.

Mitreißend erzählt ziehen einen das Schicksal und die äußeren und inneren Kämpfe der Protagonisten in einem dramatischen und emotionalen Spannungsbogen in seinen Bann, wenn die Autorin das damalige tatsächliche Geschehen und die einst existierende Persönlichkeiten mit fiktiven Figuren verknüpft.

Gerade mit diesen von ihr entworfenen Charakteren überzeugt sie auf ganzer Linie.

Anna, die von vielen wegen ihrer zweifarbigen „Teufelsaugen“ – eines in dunklem Kohlebraun, das andere so hell wie das Kraut der Silberminze – abgelehnt oder sogar gefürchtet wird, hat mich gleich für sich eingenommen, und ich habe mehr als einmal mit ihr gelitten. Sie hat mich beeindruckt mit ihrem Willen und ihrer Kraft, die beide im Verlauf des Geschehens wachsen, aber auch mit ihrer Wissbegierde und Klugheit.

Endres, privilegierter Sohn aus gutem Hause, hat sich von seiner Familie abgewandt, nachdem er in Konflikt mit seinem Vater geraten ist. Lediglich mit seinem Bruder Ulman verbindet ihn Zuneigung. Er ist auf Grund seiner Vergangenheit kein einfacher Mann, jedoch einer, dessen unaufdringliche, manchmal sogar distanzierte Art bei Anna mehr Gutes bewirkt, als sie seit Langem von irgendjemandem erfahren hat.

„Das gelbe Tuch“ bietet einen Rahmen für eine Geschichte, in der Liebe und Freundschaft, Mut und Hoffnung, Vertrauen und Hilfsbereitschaft von großer Bedeutung und Wertigkeit sind.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Ein Leben am Rande der Gesellschaft

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Für Anna scheint das Leben nicht mehr viel zu bieten zu haben. Sie ist dazu gezwungen, als Dirne in einem Frauenhaus zu arbeiten. Die Bürger Nürnbergs meiden sie bei Tag, doch nachts gehören selbst die ...



Für Anna scheint das Leben nicht mehr viel zu bieten zu haben. Sie ist dazu gezwungen, als Dirne in einem Frauenhaus zu arbeiten. Die Bürger Nürnbergs meiden sie bei Tag, doch nachts gehören selbst die angesehenen Männer und auch die Priester zu ihren Kunden. Auch wenn ihre Arbeitsbedingungen gesetzlich geregelt sind, selten hält sich jemand daran. Anna ist dazu gezwungen, Dinge zu ertragen, die unerträglich sind. Doch dann stehen Veränderungen an, die Stadt Nürnberg rüstet sich für einen Krieg gegen den Ansbacher Markgrafen. Gleichzeitig taucht ein seltsamer Fremder Mann bei Anna im Bordell auf. Endres scheint Geheimnisse zu verbergen, doch schnell ist der jungen Frau klar, der Mann ist als Spion in der Stadt, aber soll sie das kümmern? Er behandelt sie mit Respekt und Anna sieht endlich eine Zukunft für sich selbst.

In dem neuen Roman von Priska Lo Cascio geht es um mehr als nur darum, das Leben einer Dirne im 15. Jahrhundert zu schildern. Die Autorin erzählt zwar davon, wie es kam, dass die junge Frau im Frauenhaus landete und auch davon, wie sie dort behandelt wurde. Sie erzählt von den unterschiedlichen Häusern und dem Leben darin, aber auch von dem Leben in Nürnberg in diesen Jahren um 1449. In dieser Zeit fällt nämlich der Krieg zwischen dem Ansbacher Markgrafen Albrecht Achilles aus dem Hause Zollern und der Stadt Nürnberg. Dieses Ereignis wird hier spannend aufgegriffen. Die Geschichte von Anna und Endres mag zwar fiktiv sein, aber der historische Hintergrund ist belegt und so wird aus dem Leben zweier Menschen erzählt, die so durchaus in dieser Zeit gelebt haben könnten. Ihr Schicksal und das der Menschen von Nürnberg wird detailliert geschildert. Ich fand es spannend davon zu lesen, was gerade Menschen, die am Rande der Gesellschaft lebten, alles für Auflagen befolgen mussten und voran sie sich zu halten hatten.

Der Erzählstil der Autorin ist angenehm und flüssig zu lesen. Sie wechselt im richtigen Moment die Szenen, sodass ich einfach immer weiter lesen musste, um nichts zu verpassen. Nicht nur die Handlung war spannend, auch haben mir die Protagonisten gut gefallen. Anna als Frau, die viel erleben musste und dabei nicht immer gut behandelt wurde. Und Endres, der sich sein Leben zwar mehr oder weniger selbst aussuchen konnte und unbeirrt seinen Weg geht und trotzdem seine Verpflichtungen nachkommen musste. Gleichzeitig wird aber auch eine Geschichte von Freundschaft und Vertrauen erzählt, die mich als Leserin berührt hat.

In einem Nachwort klärt die Autorin Fiktion und Wahrheit. Hier werden so einige spannende Details erläutert. Ein Personenregister zu Beginn sorgt für den Überblick über die Protagonisten und ein Glossar klärt einige fremde Begriffe. Ich mag solche Anhänge sehr gern.

Fazit:

„Das gelbe Tuch“ ist ein spannender historischer Roman über eine Frau, die ein schweres Schicksal hatte, aber nie die Hoffnung verloren hat. Zudem wird ein interessantes historisches Ereignis aus der Mitte des 15. Jahrhunderts zu Nürnberg geschildert. Mir hat die Geschichte gut gefallen, sie war spannend und abwechslungsreich. Die vorhandene Liebesgeschichte nicht zu vordergründig und das Schicksal der Charaktere glaubwürdig und nachvollziehbar.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Der Kampf der Frauen um Gerechtigkeit

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Frauen, die für ihre Rechte kämpfen; Prostituierte, die sich gegen ihren Zuhälter wehren. Ein zeitgenössischer Roman? Im Gegenteil, ein Roman, der im 15. Jahrhundert spielt und somit eine ganz andere Zeit ...

Frauen, die für ihre Rechte kämpfen; Prostituierte, die sich gegen ihren Zuhälter wehren. Ein zeitgenössischer Roman? Im Gegenteil, ein Roman, der im 15. Jahrhundert spielt und somit eine ganz andere Zeit lebendig werden lässt.

Nürnberg im Jahr 1449 ist eine stolze und bevölkerungsreiche Stadt. Hier wird Handel getrieben und Politik gemacht.

Anna, die neue Hauptfigur in Priska lo Cascios neuem Roman, ist eine Frau, wie man sie gerne zur Freundin hätte. Sie hat ein schweres Schicksal ereilt, sie wird von der Familie an eine Hurenwirtin verkauft. Doch das Leben ist hart und Anna nicht auf Rosen gebettet wird zum Spielball der einzelnen Parteien.

Die männliche Hauptfigur Endres ist der abtrünnige Sohn eines angesehenen Mannes in Nürnberg, er wechselt die Seiten und arbeitet fortan für den Marktgrafen. Kurze Zeit später finden sie sich in dem zweiten süddeutschen Städtekrieg (oder erster Markgrafenkrieg) wieder. Dadurch wird das Leben einer ganzen Stadt aus der Bahn geworfen. Der Roman wird größtenteils aus der Perspektive von Anna und Endres erzählt, wir können als Leser somit einen sehr engen Bezug zu den beiden Protagonisten aufbauen. Endres nimmt uns mit in das Heerlager von Marktgraf Albrecht und betritt als feindlicher Spion seine Heimatstadt. Die Nürnberger wehren sich gegen die marktgräflichen Truppen und ein erbitterter Kampf beginnt.

Am Anfang ging für meinen Geschmack die Handlung etwas zu schleppend voran, dies wurde aber nach dem ersten Drittel besser. Das Tempo in dem Roman und die Spannung nahm immer im Laufe der Erzählung dabei immer mehr zu.

Ich fand den Einblick in die Lebenswelt der Hübschlerinnen sehr interessant und konnte der Autorin jederzeit folgen. Der Schreibstil ist einehmend und man liest den Roman sehr gerne. Er wird von einem Personenregister, einem Glossar, einer Literaturliste, Anmerkungen und Dankesworten ergänzt und erweitert.

Ein Roman für alle, die gerne ins Mittelalter reisen und sich für die Rechte einer Randgruppe in der Gesellschaft begeistern können.

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