Cover-Bild Der zweite Schlaf
10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Dystopische und utopische Literatur
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 14.12.2020
  • ISBN: 9783453424784
Robert Harris

Der zweite Schlaf

Roman
Wolfgang Müller (Übersetzer)

Der Untergang der Welt, wie wir sie kannten – der neue große Roman von Robert Harris

England ist nach einer lange zurückliegenden Katastrophe in einem erbärmlichen Zustand. Der junge Priester Fairfax wird vom Bischof in ein Dorf entsandt, um dort die Beisetzung des mysteriös verstorbenen Pfarrers zu regeln. In der Umgebung finden sich besonders häufig jene verbotenen Artefakte aus vergangener Zeit – Münzen, Scherben, Plastikspielzeug –, die der Pfarrer akribisch gesammelt hat. Hat diese ketzerische Leidenschaft zu seinem Tod geführt?

Robert Harris’ erster Roman »Vaterland« war ein Ereignis. Seine Berühmtheit wuchs mit historischen Politthrillern wie »Pompeji« und seiner groß angelegten Cicero-Trilogie (»Imperium«, »Titan«, »Dictator«). Ob nun Antike oder jüngere Neuzeit (»Intrige«, »Konklave«, »München«) – auch wenn in seinen Büchern faktenfeste und erfundene Historie sich mischen, so muss man den vordergründigen Mantel nicht weit lüpfen, und die hintergründige Aktualität scheint auf. Robert Harris schreibt letztlich immer über das Hier und Jetzt.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2022

Kunde der Vergangenheit

0

Der junge Priester Fairfax wird in ein kleines Dort geschickt, um den ansässigen Geistlichen zu beerdigen. Der kam bei einem Sturz um, der durchaus verdächtig erscheint. Die lange Reise zu Pferd ist für ...

Der junge Priester Fairfax wird in ein kleines Dort geschickt, um den ansässigen Geistlichen zu beerdigen. Der kam bei einem Sturz um, der durchaus verdächtig erscheint. Die lange Reise zu Pferd ist für Fairfax durchaus beschwerlich und das Pfarrhaus bietet nur wenig Komfort. Die Haushälterin des Pfarrers und deren Nicht halten das Gebäude in Ordnung, doch durch den Tod Laceys sehen sie einer ungewissen Zukunft entgegen. In dieser Situation überrascht es Fairfax außerordentlich, dass sein Vorgänger wohl verbotene Schriften in seinem Arbeitszimmer hortete. Neugierig blättert der junge Geistliche in den Büchern und diese erzählen von einer anderen Welt vor der Apokalypse.

Wie ein historischer Roman liest sich diese Dystopie. Nach einem zerstörerischen Ereignis ist die Welt in eine Kirchenherrschaft mittelalterlichen Zuschnitts zurückgefallen. Das, was ehemals modern und selbstverständlich war, gilt als Ketzerei. Und die ist strafbar. Was hat der alte Pfarrer also getan? Oder hat er etwas gefunden? Manche Artefakte haben die Jahrhunderte überdauert und können in der Erde gefunden werden. Möglicherweise ist Lacey bei seinen Forschungen zu weit gegangen und hat dies mit seinem Leben bezahlt. Der junge idealistische Fairfax ist gefangen von seinen Entdeckungen. Er, der Waisenjunge, wurde von der Kirche aufgenommen und in deren Sinne erzogen. Das kann nicht falsch gewesen sein.

Die Menschheit stirbt nicht aus nach der Katastrophe, aber viel von Wohlstand, Annehmlichkeiten und Kultur bleiben nicht. Durch die Bequemlichkeit des immer Verfügbaren, sind die meisten Menschen nicht wirklich überlebensfähig. Wie viele Kulturen vorher, ist auch die des Technik- und Wissenschaftszeitalters ausgestorben. Nur das einfache Leben ist geblieben und die Vorherrschaft der Kirche, die die Erinnerung und neue alte Entwicklungen blockiert. Nur wenige wie der alte Pfarrer stellen Nachforschungen an. In diese Szenerie kommt der junge Fairfax, der plötzlich alles hinterfragen muss und will. Seine Suche nach der Wahrheit ist sehr spannend beschrieben. Nachdem er allerdings ein gewisses Rätsel gelöst hat, ändert sich der Tenor des Buches und es gerät von der fesselnden Wahrheitssuche zu einer archäologischen Grabung. Auch die Auflösung kommt nachher etwas plötzlich und wird so stehen gelassen, ohne wirklich gelöst zu werden. Dennoch ist die Idee einer postapokalyptischen Welt, die wie ein Mittelalter scheint, sehr ansprechend zu lesen.

Veröffentlicht am 25.02.2021

Bleibt leider hinter den Erwartungen zurück

0

Von Robert Harris habe ich bereits großartige Bücher gelesen, „Der zweite Schlaf“ gehört leider nicht dazu. Die Idee hinter dem Buch ist faszinierend und zu Beginn ist die Geschichte wirklich interessant, ...

Von Robert Harris habe ich bereits großartige Bücher gelesen, „Der zweite Schlaf“ gehört leider nicht dazu. Die Idee hinter dem Buch ist faszinierend und zu Beginn ist die Geschichte wirklich interessant, zwar an manchen Stellen etwas langatmig, doch stets möchte man wissen wie es weitergeht, wie es zu dem großen Zusammenbruch kam und wie die Zusammenhänge zu verstehen sind. Zum Ende hin wirkt es dann aber als wären Harris die Seiten, vielleicht auch die Ideen ausgegangen um seine Geschichte zu einem runden Abschluss zu bringen. Er beendet das Buch mit vielen losen Enden und offenen Fragen und macht sich nicht mal die Mühe in einem kurzen Anhang zu erklären was der Titelgebende „zweite Schlaf“, der auch im Roman immer wieder Erwähnung findet, eigentlich ist. Dabei war es für mich ein Aha-Erlebnis als ich mit Hilfe von Google herausgefunden habe, dass die Menschen im Mittelalter nicht durchgeschlafen haben. Es gab zwei Schlafphasen, der erste und der zweite Schlaf, getrennt durch einen Zeitraum in dem die Menschen Bücher lasen oder Gebete sprachen. Sehr schade, dass Harris sich für diese Erklärung keine Zeit nimmt.

Seine Welt entwirft Harris gewohnt detailreich und lebendig. Gemeinsam mit Fairfex entdeckt der Leser Relikte aus der „alten Welt“, die unsere aktuelle ist, und während Fairfex noch über das flache Ding mit dem angebissenen Apfel auf der Rückseite rätselt ist dem Leser längst klar was der Priester in den Händen hält.

Fazit:
Ich hatte mir erhofft, dass das Buch mehr aus dem Szenario macht, dass Harris uns noch mehr von seiner erdachten Welt zeigt, doch leider beschränkt er sich auf sehr wenige Handlungsorte und Sichtweisen. Was bleibt ist ein Buch mit vereinzelt genialen Stellen, mit einer großartigen Idee, aber leider einem enorm schwachen Ende das für mich die positiven Aspekte überdeckt.