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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Schöffling
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 200
  • Ersterscheinung: 01.02.2022
  • ISBN: 9783895617119
Sarah Pines

Damenbart

Geschichten
In ihrem ersten Geschichtenband »Damenbart« erzählt Sarah Pines von Menschen, die überall auf der Welt einer maßlosen Einsamkeit zu entkommen versuchen. Zum Beispiel von der dick und müde gewordenen Martha, die in ihrer Garage in Beverly Hills die immer gleichen Mixer und Toaster ansammelt. Oder von dem Großvater, der jeden Winter auf die Orangenlieferung vom Bremer Südfruchtgroßversand wartet, um sich seinen Erinnerungen an Afrika hinzugeben. Im Dörfchen Bouchard im Norden Frankreichs findet man die wilden Zwillinge Valle und Olympe tot und voneinander abgewendet, wie sie es nie gewollt hätten, kurz nachdem ihnen die Jungfrau Maria im schürfwundenroten Mantel erschienen ist. Und Hind denkt im Gefängnis von Casablanca an die Zeit, als sie sich in eleganten Hotels heimlich mit K. getroffen hat, während Frédérique an einem blassen Wintertag einen Straßenmusiker missbraucht, um endlich wieder etwas zu spüren.

Sarah Pines meistert in ihren Geschichten den Abgrund ebenso wie die Oberfläche, verknüpft den alten Glamour Hollywoods mit der griechischen Antike und Popkultur mit Baudelaire. Vor allem aber zeichnet sie so empfindsam wie gnadenlos, so humorvoll wie poetisch unsere Sehnsucht nach der Vergangenheit und unsere Hoffnung auf eine hellere Zukunft nach.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.02.2022

Am Fleischerhaken alter Träume

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Dort hängen fast alle vereinsamten Protagonist*innen der intensiven Erzählungen aus „Damenbart“ von Sarah Pines – die etwas sperrigen Charaktere der in den USA lebenden Journalistin und Autorin blicken ...

Dort hängen fast alle vereinsamten Protagonist*innen der intensiven Erzählungen aus „Damenbart“ von Sarah Pines – die etwas sperrigen Charaktere der in den USA lebenden Journalistin und Autorin blicken mit Wehmut, Traurigkeit und Groll auf vergangene Zeiten. Wie die in die Jahre gekommenen Schauspielerinnen Blanca und Peg, die ihre Glanzzeiten im alten Hollywood hinter sich haben – während Blanca trotz Netflix und Alter noch Rollen erkämpft, stürzt sich Peg wie ihr reales Vorbild Entwistle tragisch und theatralisch im schönsten Kleid vom berühmten weißen Schriftzugs Hollywoods in den Tod. Meist haben die Frauen Liebhaber, denen sie abfällige Spitznamen geben und sie betrügen ihre Ehemänner. Es gibt auch die unerreichte Liebe, verzweifelte Sexgeschichten und mythologische Figuren, an denen sich die Charaktere an geografisch facettenreichen Orten erfolglos klammern. Fast alle stecken hinter unerreichbaren Masken, Selbstzweifeln am eigenen Körper und Rollen, die sie im Leben einnehmen, ohne ausbrechen zu können.

Pines entwirft in ihren eindringlichen 17 Geschichten, die von kleinen assoziativen Miniaturen bis zu längeren Erzählungen reichen, stets einen eigenen Kosmos von Einsamkeit, Verfall und Unzulänglichkeiten – die Schauspielerei, aber auch eine Bandbreite an sinnlichen Farben und dem eher unangenehmen Schweiß wiederholen sich im Erzählten. Pines ist eine versierte Meisterin der szenischen Details, was die Atmosphäre der Geschichten anbelangt wie in dem tristen amerikanischen Ort Buffalo, wo Shaina während der Trump-Wahl vergeblich auf ein besseres Leben hofft. Oder in „Krabbencocktail", in dem ein Junge sein stummes Elternhaus inmitten der Louisiana-Vegetation samt aufkommenden Weg in den Alkoholismus aufzeigt. Sowie das morbid-verfallene französische Schloss in „Schweiß“, in dem eine Herrin im von Schwammpilzen übersäten Stuhl auf den Mord zweier Kinder blickt. Und in „Wintersonne“ bringen Orangen einen betagten Mann zurück ins sehnsuchtsvolle Afrika vergangener Jugendtage.

Mit wenigen pointierten und sinnlichen Sätzen skizziert Pines außergewöhnliche Leben voller Enttäuschungen, Unschönem und „am Fleischerhaken alter Träume“, die gerade in den längeren Geschichten präzise und sehr atmosphärisch zur Geltung kommen. Die Short-Storys ermöglichen nur ein kleines Schlaglicht auf Charaktere und Umgebungen, die keinen näheren Blick zulassen und sich teilweise in zu vielen lakonisch-obszönen Aussprüchen, Selbsthass und offenen Enden verlieren. Trotzdem ein lesenswertes und vielschichtiges Debüt, das mit seinen melancholisch-poetischen Erzählungen zwar die Seele nicht aufheitert, aber auf weitere Veröffentlichungen der talentierten Autorin hoffen lässt.

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Veröffentlicht am 10.02.2022

Debüt in Form von Kurzgeschichten

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Sarah Pines legt mit diesem Buch eine Sammlung von Erzählungen vor, denen eine melancholische Grundstimmung und Frauen in ihren mitt-Dreißigerjahren zugrunde liegen. Beziehungen bzw. deren Ende und und ...

Sarah Pines legt mit diesem Buch eine Sammlung von Erzählungen vor, denen eine melancholische Grundstimmung und Frauen in ihren mitt-Dreißigerjahren zugrunde liegen. Beziehungen bzw. deren Ende und und sich verändernde Lebensumstände sind es, mit denen die Leserschaft hier konfrontiert wird.

Zwar bin ich ein Fan von Kurzgeschichten bzw. Erzählungen, allerdings weiß ich mittlerweile, dass ich diese immer mit Vorsicht genießen muss. Denn nicht immer ist der beschränkte Rahme gut genug genutzt worden, um eine Botschaft klar und überzeugend zu transportieren. So war auch diese Sammlung wieder durchwachsenn. Einzelne Geschichten konnten mich sprachlich und vor allem von der Thematik und Atmosphäre her überzeugen - hier sind vor allem "Krabbencocktail" und "Buffalo" Empfehlungen - und begeistern. Speziell die beiden Geschichten transportieren eine unglaublich tiefgründige und authentische Atmosphäre, einmal Louisiana im August und einmal im Rustbelt des 21. Jahrhunderts. Im generellen war es aber so, dass die Geschichten von einer depressiven und melancholischen Grundstimmung geprägt waren, die die Stimmung beim Lesen immer gedrückt haben. Selten war ich so froh, ein Buch zu beenden, wie hier, da die Stimmung schon mit der Zeit auf mein Gemüt gedrückt hat. Thematisch aber waren die Geschichten ansprechend. Einsame Frauen, einsam in ihren Beziehungen und in ihrem sozialen Umfeld gefangen. Sexuelle Flucht in unglückliche Beziehungen scheinen das rettende Ufer zu sein. Dadurch, dass aber diese Flucht in ungezügelten Sex ein ständig wiederkehrender Begleiter wird, wird man auch davon wieder müde. Thematische Wiederholungen, immer in neuem Gewand.

Letztendlich bieten die Geschichten einen guten Einblick in die menschliche Seele, bieten tiefgründige Unterhaltung, auch wenn man sich die Zeit und die Ruhe nehmen muss, um sich auf diese Einlassen muss.

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Veröffentlicht am 09.02.2022

Wenig Lebensfreude auf 193 Seiten

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„Manche Sterne fallen leise, manche laut und mit Feuerschweif.“ (S. 166)
Sarah Pines, Autorin verschiedenster deutschsprachiger journalistischer Medien hat ihr literarisches Debüt in Form einer Kurzgeschichtensammlung ...

„Manche Sterne fallen leise, manche laut und mit Feuerschweif.“ (S. 166)
Sarah Pines, Autorin verschiedenster deutschsprachiger journalistischer Medien hat ihr literarisches Debüt in Form einer Kurzgeschichtensammlung publiziert. In 17 eigenständigen Kurzgeschichten präsentiert sie uns ihr Schreibtalent.
„Draußen zog die Tonspur der Nacht vorüber, Gläserklirren irgendwo, das Geräusch von Mopeds, Frauen lachen, grölende Jugendliche, Hundegebell.“ (S. 57)
Alle Geschichten eint eine antriebslose, deprimierende Grundstimmung, die ihren Ursprung in der Vergangenheit der Protagonisten hat. Alle Charaktere hadern und es fehlt an Sinn und Perspektive. Höhst trostlos und brutal melancholisch.
Was als Gegengewicht zu dem wiederkehrenden Motiv der einsamen Frau steht, ist die stets wechselnde Perspektive: mal ein anderes Land, eine andere Zeit, ein anderes Milieu. Zu den sezierten Damen gesellt sich nur eine Ausnahme und das ist „Zugenäht“. Diese Geschichte auch mein Favorit in dieser Sammlung.
„derjenige, der am meisten schimpft, hat nicht notwendigerweise am meisten unrecht.“ (S. 83)
Spannend sind die Geschichten zu lesen, denn in jeder musss man sich sprachlich neu orientieren. Sahra Pines, studierte Literaturwissenschaftlerin spielt mit ihren Möglichkeiten. Einerseits zeichnet sie sehr raue Bilder, die zugleich aber fragil sind. Besonders interessant fand ich persönlich die fast lyrische Sprache die machen Sätze zusammenhält. Manch anderes Mal ist es die Syntax, die einen eigenwilligen Rhythmus vorgibt. Die Wortwahl auch mal karg, aber auf den Punkt. Oft stellen sich genau die unbehaglichen Gefühle ein, die die jeweiligen Geschichten transportieren.
„In der Ferne verschleierte Nebel die Unendlichkeit des irgendwann nahenden Sommers." (S. 21)

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