Der Tod ist tot
Aufregung herrscht vor der Premiere der Salzburger Festspiele im Jahre 1937, denn der Darsteller des Todes ist tot, kurzerhand ermordet vor einer Engelstatue. Nachdem auch die Zweitbesetzung dieser Rolle ...
Aufregung herrscht vor der Premiere der Salzburger Festspiele im Jahre 1937, denn der Darsteller des Todes ist tot, kurzerhand ermordet vor einer Engelstatue. Nachdem auch die Zweitbesetzung dieser Rolle erstochen wird, steht nicht nur Kommissar Oscar Breitensee vor einem Rätsel, auch Max Reinhardt muss rasch handeln und einen neuen „Tod“ quasi aus dem Hut zaubern. Dafür eignet sich niemand anderer besser als seine Ex-Frau Else Heims, die sich immer schon wie im Vorübergehen jeden Text leicht gemerkt hat.
Die Handlung dieses historischen Kriminalromans ist in Salzburg im Jahre 1937 angesiedelt, ein weiterer Erzählstrang, beginnend 1882 in Berlin, nähert sich diesem schrittweise an. Raffiniert verknüpft Sophie Reyer – deren Großvater Walther Reyer übrigens selbst mehrmals den Jedermann am Salzburger Domplatz gegeben hat – eine spannende Kriminalgeschichte mit realen Ausschnitten aus Else Heims Biografie, einer Frau, die schon früh aufgrund ihrer Begabung als Schauspielerin engagiert worden ist, aber nach der Trennung von Max Reinhardt wieder in die Bedeutungslosigkeit abgedriftet ist. Durch entsprechende Szenen in diesem Buch werden ihr Können und ihre Vorreiterrolle für Gleichberechtigung entsprechend gewürdigt.
Aber zurück zum Krimi: dieser besticht durch die einzigartige Atmosphäre bei den Salzburger Festspielen, dem alljährlichen Spiel vom Sterben des reichen Mannes. Was veranlasst einen Mörder, gerade den Tod zu töten? Will vielleicht ein verschmähter Schauspieler Rache üben? Die Autorin deutet verschiedene Motive an und bringt auch die gesellschaftspolitische Stimmung, den immer spürbarer werdenden Antisemitismus aufs Tapet, dem sich sogar der hiesige Pfarrer nicht verschließt. Auf diese Weise zeichnet Reyer ein lesenswertes Sittenbild im Rahmen eines faszinierenden Kriminalromans und bietet wie nebenbei noch allerhand Hintergrundinformationen zu den mittlerweile mehr als 125 Jahre alten Schauspielaufführungen im Salzburger Land. Der eloquente Schreibstil ist nicht zuletzt für vergnügliche Lesestunden verantwortlich.
Tod bei den Salzburger Festspielen – eine gelungene Verquickung von Historie und Fantasie, welche beste Einblicke gewährt in die Gunst und Kunst der Theaterwelt. Lesenswert!