Cover-Bild Bei lebendigem Leib
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7,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Bastei Lübbe
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Ersterscheinung: 12.09.2017
  • ISBN: 9783732552733
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Souad

Bei lebendigem Leib

Anja Lazarowicz (Übersetzer)

Mit siebzehn verliebt sich Souad in einen jungen Mann und wird schwanger. Für ihre Dorfgemeinschaft im Westjordanland ein Skandal. Die Ehre der Familie ist unwiderruflich beschmutzt. Das Gesetz kennt nur eine Konsequenz: Souad muss sterben. Ihr Schwager Hussein verbrennt sie bei lebendigem Leib. In den Augen der Dorfgemeinschaft ist dieser Mann ein Held. Und seine Tat ein »Ehrenmord«. Doch mit letzter Kraft kann Souad fliehen. Im Krankenhaus bringt sie ihren Sohn zur Welt, der ihr sofort genommen wird.
Als sie nach 25 Jahren endlich ihr Kind wiederfindet, entschließt Souad sich, Zeugnis abzulegen - um der Weltöffentlichkeit die Augen über dieses grausame, archaische Gesetz gegen die Frauen zu öffnen!

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.01.2025

Sehr ergreifendes Schicksal

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Mein Fazit:
Wer sich mit der Kultur des Landes im Westjordanland und den Sitten auskennt, weiß um die Bedeutung des Wortes" Ehrenmord ".

Souad ist 17 Jahre alt, als ihre Familie beschließt, sie zu töten. ...

Mein Fazit:
Wer sich mit der Kultur des Landes im Westjordanland und den Sitten auskennt, weiß um die Bedeutung des Wortes" Ehrenmord ".

Souad ist 17 Jahre alt, als ihre Familie beschließt, sie zu töten. Sie hat einen" Fehler" begangen, sie hat sich in den Nachbarn verliebt und seinen Versprechungen geglaubt. Bis sie schwanger wird und er sie nicht heiratet … Der Schwager übergießt sie mit Benzin und als lebende Fackel läuft sie ins Dorf … fremde Frauen versuchen sie zu löschen und ein Martyrium beginnt für Souad …aber da gibt es Jaqueline, eine Französin, die ihr Leben und das ihres Sohnes rettet ... Sehr mutig, zu dieser Zeit.

Souad's Lebensgeschichte ist so tragisch, erschütternd und berührend, dass es einem das Herz zusammen zieht und die Tränen kullern. Ein Leben voller Angst, Schmerz und Traurigkeit … und trotzdem bewundere ich Souad ... was für eine starke Persönlichkeit aus ihr geworden ist. Dieses Buch zu schreiben und uns an ihrem tragischen Schicksal teilnehmen zu lassen, hat sie sicher viel Kraft gekostet und ich wünsche der Autorin alles Gute für sie und ihre Familie. Ich hoffe für Souad, dass dieses Buch aufrüttelt, die Menschen zum Nachdenken bringt und die Weltgeschichte verändert. Dass die Frauen keine Angst mehr vor Folter, Verstümmelungen, Vergewaltigungen und Morde durch die Familien haben müssen. Denn Mädchen sind nach wie vor nichts wert in diesem Land. Viele werden gleich als Babys getötet, Jungs dagegen verehrt.

Ein sehr bewegendes, ergreifendes Epos, das man unbedingt gelesen haben sollte.

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Veröffentlicht am 12.09.2017

erschütternde Lebensgeschichte

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Die Autorin wuchs in einem arabischen Dorf auf, in dem Frauen weniger als Vieh wert waren. Schläge, harte Arbeit, unbedingter Gehorsam, Mißhandlungen und völlige Unterwerfung machten die Kindheit aus. ...

Die Autorin wuchs in einem arabischen Dorf auf, in dem Frauen weniger als Vieh wert waren. Schläge, harte Arbeit, unbedingter Gehorsam, Mißhandlungen und völlige Unterwerfung machten die Kindheit aus. Söhne wurden geschätzt, verwöhnt und durften alle Freiheiten genießen, sogar zur Schule gehen, viele Töchter wurden dagegen bei der Geburt von ihren Müttern direkt umgebracht. Als die Autorin heranwächst, träumt sie davon, einen Mann zu finden, damit sie aus der Hölle des Elternhauses entkommt, obwohl sie in ihrem Umfeld sieht, dass oftmals die Schläge und Mißhandlungen des Vaters vom Ehemann fortgesetzt werden. Es ist aber verboten einen Mann auch nur anzublicken, geschweige denn, mit ihm zu reden. Und es reicht aus, dass jemand behauptet, er habe ein Mädchen dabei gesehen, wie es einem Mann ins Gesicht schaut. Schon wird sie als Hure abgestempelt. Um die Ehre der Familie wieder herzustellen gibt es nur eine Möglichkeit : Die Familie muß das Mädchen töten.

So schrecklich und barbarisch, so grausam und abartig wie wir dies empfinden, so normal erscheint es der Autorin, denn ihre Welt beschränkt sich auf das Dorf und sie hat es nie anders kennengelernt. Für uns ist es unvorstellbar, dass eine Mutter ihr Kind oder ein Bruder seine Schwester umbringt, aber die Autorin wächst mit dieser permanenten Angst auf, da sie auch erlebt, dass ihre Schwester eines Tages nicht mehr da ist. Auch sie ereilt das Schicksal von ihrer Familie zum Tode verurteilt zu werden. Ihr Schwager bekommt die Aufgabe übertragen, übergießt sie mit Benzin und zündet sie an.

Wie durch ein Wunder geliengt ihr brennend die Flucht auf die Straße, wo sie von anderen Frauen in ein Krankenhaus gebracht wird. Aber sie wird dort nicht behandelt, sondern zum Sterben in ein Zimmer geschoben, denn der Wille der Familie ist, dass sie tot ist und diesen Willen respektiert man. Einer Hilfsorganisation gelingt es, sie nach Europa zu bringen und dort ihr Leben zu retten. Aber die Narben auf Haut und Seele verheilen nie ganz.

Um auf das Schicksal der Frauen in arabischen und anderen östlichen Ländern aufmerksam zu machen, ringt sie sich nach Jahrzehnten dazu durch, ihre Geschichte aufschreiben zu lassen.

Ein erschütterndes Buch, ein unglaublich wichtiges Buch und ein Buch, dass leider immer noch aktuell ist, denn der Wahnsinn der "Ehrenmorde" geht immer noch weiter. Es gibt minimale Verbesserungen auf dem Papier, aber Täter werden noch immer als Held gefeiert, anstatt verurteilt zu werden. Und auch hier bei uns kommt es immer wieder zu diesen Taten. Ich habe zwar schon öfter davon gehört, aber wie das Leben in diesen Ländern, gerade in den Dörfern genau aussieht, wußte ich nicht und war zutiefst erschüttert. Dieses Ausgeliefert sein, ohne je entkommen zu können -- für uns hier im Westen unvorstellbar.

Dieses Buch ist wichtig, ergreifend und sollte gelesen werden.