Cover-Bild Schwerkraft der Tränen
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22,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Haymon Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 280
  • Ersterscheinung: 03.03.2022
  • ISBN: 9783709981535
Yara Nakahanda Monteiro

Schwerkraft der Tränen

Roman
Michael Kegler (Übersetzer)

Zwischen Angola und Portugal, zwischen Rebellion und Tragödie findet ein Bruch statt – einer, der eine neue Welt eröffnet, der zeigt, was uns ausmacht.

Die intimste Wahrheit ist diese: Vitória kann ihre Mutter nicht für sich beanspruchen.
1965. Angola. Der Freiheitskrieg gegen die portugiesische Vorherrschaft nimmt seinen Lauf. Mittendrin: Rosa Chitula und ihre Familie. Viele suchen Sicherheit und Stabilität in Lissabon, verlassen das Land. Doch Rosa rebelliert, will kämpfen – und wird das Gesicht der Unabhängigkeitsbewegung. Die zweijährige Vitória, Rosas Tochter, flieht mit ihren Großeltern nach Portugal und dann – nichts. Ein Schnitt, der nicht heilen wird.
2003. Lissabon. Vitória Queiroz da Fonsecas Leben besteht aus Erinnerungen: Da sind Bilder, Gerüche, der Geschmack von Sauermilch. Da sind die Säulen eines Traumas, das Vitória nicht überwinden kann: zu wissen, dass ihre Mutter ein Land mehr liebte als ihre Tochter. Denn wie damit umgehen, wenn da niemand ist, der Antworten auf die eigenen Fragen geben kann …

Wie sieht das Leben aus, wenn man in einen Kampf um Freiheit hineingeboren wird, der nicht der eigene ist?
Wie verstehen, dass die Geschichte übermächtig geworden ist, sich hineingedrängt hat zwischen sich selbst und die Möglichkeiten, die man vielleicht gehabt hätte? Vitória kennt ihre Mutter nicht, kennt ihren Kampf nicht. Aber sie trägt die Revolte in sich, genauso wie Rosa. Sie lässt Lissabon, ihren Verlobten und Job hinter sich, getrieben von dem Drang, sich selbst zu begegnen. Doch das Luanda des 21. Jahrhunderts besteht aus Kontrasten, ist abweisend und Heimat zugleich. Hier gehören die Menschen einem Land, das nicht immer das ihre war, das nicht immer das ihre ist. Als Vitória in Huambo die Einzigartigkeit von Angola entdeckt, sich selbst auf der Spur, trifft sie auf die Geister einer fremden Vergangenheit und muss lernen, dass es Risse gibt, die zu tief sind, um noch geflickt zu werden.

Wir schreiben Formen der Gewalt.
In einer klaren Sprache erzählt Yara Monteiro von der Gewalt der Geschichte. Einer Gewalt, die wir spüren, aber nicht aufhalten können. Die vergangen ist, aber für immer bestehen bleiben wird. Wie fühlt es sich an, nach Wurzeln zu greifen, ohne zu wissen, ob man sie fest im Boden verankern oder ausreißen will? Und was bedeutet Freiheit, wenn sie alles ist und gleichzeitig nicht das, was wir für uns gefordert haben? Ein Debüt, das fesselt: kompromisslos.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2022

Narben der Vergangenheit

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Vitória Queiroz de Fonseca hat kaum Erinnerungen an ihre Mutter. Diese hatte Vitória bei ihren Großeltern zurückgelassen um in einem Krieg für ihr Land zu kämpfen. Die mittlerweile erwachsene Vitória weiß ...

Vitória Queiroz de Fonseca hat kaum Erinnerungen an ihre Mutter. Diese hatte Vitória bei ihren Großeltern zurückgelassen um in einem Krieg für ihr Land zu kämpfen. Die mittlerweile erwachsene Vitória weiß nicht genau wer sie ist, noch wer sie sein möchte, deswegen begibt sie sich nach Luanda um ihre Mutter und sich selbst zu finden. Ihre Reise gestaltet sich jedoch anders als sie erwartet hatte und sie verbringt einige Monate in einem fremden Land, welches früher ihre Heimat war.


Der Titel und das Cover haben mich besonders an diesem Buch gereizt. Wie Portugal mit Angola zusammenhängen sollte, hat mich neugierig gemacht und auch der thematische Aspekt des Verlassen-Werdens interessierte mich. Wie viele andere auch, kenne ich dieses Gefühl und wollte unbedingt wissen, wie Yara Nakahanda Monteiro die damit verbundenen Emotionen beschreibt.

Die ersten 20 Seiten stellten ein komplettes Chaos dar. Ich wusste nicht wo vorne und wo hinten ist. Grundsätzlich wurde in die Handlung eingeführt, doch nebenbei gab es viele Rückblicke und Gedankenströme, die mich wieder den roten Faden verlieren ließen.

Der Schreibstil ist ein wenig anspruchsvoller und reichlich geschmückt mit eindrucksvollen Worten und Gedanken. Sobald Vitória bei Romena und dessen Familie angekommen war, löste sich langsam der Knoten und ich konnte in die Geschichte einsteigen.

Vitória ist eine faszinierende Protagonistin. Zu Beginn habe ich sie etwas belächelt, sie kam mir naiv und unbeholfen vor, doch ihre charakterliche Entwicklung im Fortgang der Handlung hat mir gefallen. Sie ist selbstbewusster geworden und auch selbstbestimmender. Sie wirkte auf mich nicht mehr wie ein kleines Mädchen ohne Mutter, sondern wie eine erwachsene Frau, die mit vergangenen Ereignissen umzugehen weiß. Die Nebencharaktere haben ihr bei dieser Entwicklung geholfen, taten dies aber eher unterschwellig, damit es Vitória und auch der Leser/ die Leserin nicht sofort mitbekommt.

Die Autorin hat, wie bereits angedeutet, einen einzigartigen Schreibstil. Sie war hart, ehrlich, direkt und suggerierte dadurch eine komplett neue Perspektive auf alltägliche Probleme und Hindernisse. Es gab, für meinen Geschmack fast zu viele, metaphorische Vergleiche und philosophische Gedanken. Diese lenkten meine Aufmerksamkeit auf sich und weg von der Handlung, was meine Verwirrung nicht minderte.

Mir haben die historischen und kulturellen Aspekte des Buches äußerst gefallen. Sie verschaffen dem Buch einen realitätsnahen Charakter und konfrontieren den Leser/ die Leserin mit der Sprache des Handlungsorts. Die mir fremden Wörter haben mich zuerst gestört, doch dann habe ich das Glossar entdeckt und mich gefreut, eine neue Sprache kennenzulernen.

Allen, die Interesse an diesem Buch haben empfehle ich, es zügig zu lesen, damit der rote Faden nicht verloren geht, denn sobald ich im Lesefluss war, habe ich mehr verstanden. Alles in Allem ist das Buch eine erfrischende Abwechslung zu der Literatur, die man in der Bestseller Liste angepriesen bekommt.

(https://book-souls.com/2022/05/26/schwerkraft-der-traenen-von-yara-nakahanda-monteiro/)

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Handwerklich leider kein gut gemachtes Buch zu einem eigentlich interessanten Thema

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Die Autorin Yara Nakahanda Monteiro behandelt im vorliegenden Roman ein Thema, welches vermutlich mit ihrer eigenen Geschichte eng verbunden ist. Sie selbst ist, wie die Protagonistin Vitória, 1979 in ...

Die Autorin Yara Nakahanda Monteiro behandelt im vorliegenden Roman ein Thema, welches vermutlich mit ihrer eigenen Geschichte eng verbunden ist. Sie selbst ist, wie die Protagonistin Vitória, 1979 in der Region Huambo in Angola geboren und als kleines Kind nach Portugal, welches noch bis kurz davor Kolonialherrschaft über Angola besaß, ausgewandert. Im Roman flüchten die Großeltern mit Vitória vor dem Unabhängigkeitskrieg, welcher zu dieser Zeit schon in einen Bürgerkrieg übergegangen ist, nach Portugal, ins „Mutterland“. Eine ihrer drei Töchter, Rosa, die Mutter Vitórias, bleibt zurück, da sie als Soldatin kämpfen will. In 2003 kehrt nun Vitória zurück nach zunächst Luanda (Hauptstadt von Angola) und reist später weiter nach Huambo, um ihre Mutter zu finden. Wie viel davon einen biografischen Hintergrund hat, ist mir nicht bekannt, aber wie gesagt, ist der Autorin sicherlich viel am Thema gelegen.

So gern ich dieses Buch aufgrund der Grundthematik und meinem Interesse dafür gemocht hätte, hat es mich leider mit fortschreitender Lektüre mehr und mehr enttäuscht.

Gleich zu Beginn (und durchgängig bis zum Ende) ärgerte ich mich über den Schreibstil der Autorin. Dieser besteht von Anfang bis Ende aus den banalsten Satzaufbauten (Subjekt, Prädikat, Objekt) ohne gleichzeitig eine gewollte Einfachheit oder Redundanz als Stilmittel an den Tag zu legen. Das Buch klingt von vorn bis hinten wie der Aufsatz einer Schülerin des Abiturjahrgangs (bestenfalls). Als Beispiel diese Passage, obwohl man jede Seite des Buches aufschlagen könnte und eine ähnliche finden würde. Diese habe ich gezielt mit allen Zeilenumbrüchen übernommen:

„Nádia und Katila fragen, ob sie aufstehen dürfen. Sie wollen sich umziehen gehen.

Katila fragt, ob ich mitkommen will, etwas trinken und tanzen.

'Es wird bestimmt lustig', ermuntert mich Romena. 'Es sind schon viele zurück vom Studieren in Lissabon, London, Houston.'

Ich entschließe mich mitzukommen.

Ich will helfen, den Esstisch abzuräumen. Romena sagt, ich solle bloß nichts tun:

'Du bist zu Besuch.'

Cousine Salala darf weiter abräumen helfen. [usw. usf.]“

Neben dem zu simplen Satzaufbau und der geringen Aussagekraft der mitunter banalen, vermittelten Inhalte, fällt der nicht nachvollziehbare Wechsel der Erzählperspektive negativ auf. So beginnt der Text aus der Perspektive von Vitória in der Ich-Form erzählt, wechselt nach 50 Seiten kurz in einen personalen Erzählstil, wobei hier von Person zu Person innerhalb der Kapitel wild hin und her gewechselt wird. Diese Personen, in die wir hineinhören, sind aber keine für den Plot wichtigen Figuren. Vielleicht handelt es sich auch um einen allwissenden Blick, das ist tatsächlich schwer zu eruieren. Dann erfahren wir ganze gedankliche Monologe von einer bisher unbekannten und später auch nicht mehr wichtigen Figur in Kursivschrift, ein Stilmittel, was viel später im Roman noch einmal für Vitória angewandt wird. Die Perspektive wechselt zurück zur Ich-Erzählerin Vitória, nur um irgendwann wieder innerhalb eines Kapitels von einem Satz zum nächsten personal/allwissend zu werden. Dahinter scheint aber kein Muster durch, welches stilistisch oder inhaltlich diese Wechsel begründet würde. So scheint es eher, als ob die Autorin ihre eigene Erzählstimme noch finden müsse und sich hier und dort mal ausprobiert. Es wirkt tatsächlich weniger geplant als vielmehr aus Versehen so passiert.

Wenn schon der Schreibstil nicht sonderlich originell erscheint, so möchte man meinen, dass es dies dann der Inhalt hergeben sollte. Eigentlich ist das auch der Fall, da dieser Blick auf sowohl das heutige Angola als auch dessen nähere Vergangenheit im Sinne des Unabhängigkeits-/Bürger-/Stellvertreterkriegs es nicht oft oder gar nicht nach Deutschland zwischen zwei Buchdeckel schafft. Nur leider wird hier die Autorin überhaupt nicht speziell im Geschilderten. Die Handlung könnte, um es hart auszudrücken, in jedem anderen afrikanischen Land spielen. Das an sich könnte auch schon eine Aussage sein, keine Frage. Aber doch wird zu stark, auch vom Verlag, genau dieses angolanische Thema propagiert, um es dann nicht auszureizen. Leider wird wenig bis gar nichts zum Geschehen, in welches die Mutter der Protagonistin im Krieg verwickelt war, ausgeleuchtet. Gerade diese Stellung zwischen Ostblock und dem Westen, welche Angola zu einem Paradebeispiel für Stellvertreterkriege machen würde, erfährt keine Zuwendung der Autorin. Es gibt derzeit aktuelle Bücher von Autor:innen verschiedenster afrikanischer Länder auf dem Buchmarkt, die diese Zerrissenheit ihrer heutigen Protagonisten mit der Historie ihres Heimatlandes oder des Heimatlandes ihrer Vorfahren viel besser zeichnen, als es Monteiro schafft. Wenn dann noch eine Konversation über den Krieg in einer Schlüsselszene folgendermaßen abläuft:

„ ‚Jeder Krieg ist Verbrechen.‘

‚Verbrechen und seelisches Elend.‘

‚Ein Verbrechen, das ungesühnt bleibt.‘ “

hat Monteiro zwar nichts falsches geschrieben, bleibt aber auch weit unter meinen Erwartungen an einen anspruchsvollen Roman zurück. Eine Reflexion über den Krieg oder eine tiefgründige Beschäftigung der Protagonisten damit sucht man hier leider vergebens.

Selbst wenn mein eigener Anspruch an ein Buch, etwas mehr über die Lebens- oder geschichtlichen Umstände der Protagonisten zu lernen, nicht der der Autorin dieses Buches ist, so sollte es zumindest der sein, ihren Protagonist:innen näher zu kommen und etwas Tiefgründiges über diese zu erfahren. Leider gelingt auch dies der Autorin nur schwerlich. Die Charaktere bleiben meines Erachtens eher flach, ihre Beweggründe und Motive erscheinen nur teilweise nachvollziehbar und eine Charakterentwicklung wird nur behauptet und wenig erfahrbar gemacht. Nie habe ich deshalb so richtig mit Vitória mitfiebern können. Leider.

Die Handlung des Romans bekommt im späteren Verlauf plötzlich neue Stränge, unabhängig von den nicht nachvollziehbaren Perspektivwechseln, die ebenso wenig nachvollziehbar bleiben und nicht zielführend für die Gesamtaussage des Romans scheinen. Letztendlich wirkt es fast unerheblich, dass die Mutter Soldatin war. Der Plot um die Tochter Vitória und ihre Selbstfindung in Angola hätte auch ohne dieses Detail erzählt werden können. So verpufft der Roman zum Schluss, obwohl ab und an gute Ansätze durchscheinen konnten, ohne irgendeinen Nachhall bei mir hinterlassen zu haben.

Somit komme ich auf eine Gesamtbewertung von 2,5 Sternen = „unterdurchschnittlich“ bis “okay“. Ich habe mich für ein Abrunden auf 2 Sterne entschieden, da ich diesen Roman einfach nicht weiterempfehlen würde und mir aus dem Stegreif mindestens vier andere Romane mit ähnlichem Inhalt einfallen, die meiner Meinung nach handwerklich viel besser gemacht sind. Schade, da mich auf den ersten Blick der Klappentext in Kombination mit dem Titel und der Covergestaltung direkt ansprechen konnte.

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