Cover-Bild Die Frau nebenan
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: List Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 10.03.2017
  • ISBN: 9783471351444
Yewande Omotoso

Die Frau nebenan

Roman
Susanne Hornfeck (Übersetzer)

Das Geschenk einer späten Freundschaft – eine wichtige neue Erzählstimme aus Afrika

Hortensia und Marion sind Nachbarinnen. Eine ist schwarz, eine weiß. Beide blicken auf beeindruckende Karrieren zurück. Ihre gegenseitige Abneigung pflegen sie mit viel Eifer, aber was wissen sie wirklich voneinander?

„Yewande Omotoso bietet aufregende neue Einsichten. Das ästhetische und politische Engagement in ihrem Roman ist sichtbar in dem tiefen Mitgefühl, das sie ihren Heldinnen entgegenbringt. Obwohl sie deren Ansichten, Verfehlungen und heimliche Sehnsüchte kompromisslos offenlegt, erzählt sie in ihrer wunderschönen, fast heiteren Sprache von dem Recht auf einen individuellen Lebensentwurf unabhängig von Herkunft und Hautfarbe.“ Chris Abani, Autor von „Graceland“

"Yewande Omotoso erinnert an Nadine Gordimer. Sie untersucht die Geographie der Nähe, die die großen Kräfteverhältnisse im Kleinen abbildet." Times Literary Supplement

"Voller Charme und verspielter Energie - und doch lauert die Geschichte der Kolonialherrschaft und der Sklaverei im Hintergrund." Herald Scotland

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2018

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben …

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… wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt – oder der bösen Nachbarin. Hortensia und Marion können davon ein Lied singen, wobei sich hier kaum eine Einteilung in „fromm“ und „böse“ vornehmen lässt. Die ...

… wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt – oder der bösen Nachbarin. Hortensia und Marion können davon ein Lied singen, wobei sich hier kaum eine Einteilung in „fromm“ und „böse“ vornehmen lässt. Die Nachbarinnen, bereits jenseits der achtzig und in einem reichen Kapstädter Vorort namens Katterijn wohnend, pflegen eine bereits Jahrzehnte währende Abneigung zueinander. Die dunkelhäutige Hortensia wirft der weißen Marion Rassismus vor, Marion Hortensia dagegen Boshaftigkeit – beides ist gerechtfertigt. Doch als sie, inzwischen verwitwet und auf sich alleingestellt, in unterschiedliche Notsituationen kommen, nähern sie sich einander an und räumen der jeweils anderen widerwillig einen Platz in ihrem Leben ein. Ihr Umgang miteinander bleibt dabei scharfzüngig und schonungslos, aber dennoch müssen sie feststellen, dass sie einander tatsächlich mal Stütze, mal moralischer Kompass sein können – und niemand ist darüber verblüffter als die beiden selbst.

Hortensia und Marion haben sehr unterschiedliche Lebenswege hinter sich, die im Laufe des Romans in Form von Erinnerungen erzählt werden. Jede von ihnen blickt auf ein bewegtes Leben zurück: Marion, 1933 in Südafrika geborene Tochter litauischer Auswanderer, hat sich eine Karriere als Architektin aufgebaut und vier Kinder großgezogen. Hortensia dagegen ist in Barbados aufgewachsen, hat in London studiert und ist schließlich eine so bekannte wie erfolgreiche Textildesignerin geworden, die vor ihrem Umzug nach Kapstadt lange mit ihrem englischen Ehemann in Nigeria lebte. Im Vergleich zu ihr wirkt Marion gelegentlich etwas blass, was nicht nur Hortensias scharfer Beobachtungsgabe und ihrer verbittert-unversöhnlichen Perspektive geschuldet ist. Ein Blick auf den Lebenslauf der Autorin legt nahe, dass ihr die Figur der Hortensia beim Schreiben des Romans auch etwas näherstand, hat sie deren Lebensstationen doch an ihre eigene Biografie angelehnt: Yewande Omotoso ist in Barbados geboren, in Nigeria aufgewachsen und lebt heute in Südafrika. Die 37-jährige Autorin ist sie viel jünger als ihre Protagonistinnen, die dennoch so glaubwürdig wie lebendig erscheinen, wenn auch Marions Konturen nicht ganz so scharf herausgearbeitet wurden wie Hortensias.

Omotoso schildert die beiden unterschiedlichen Frauenschicksale sehr anschaulich. Die sich unterhaltsam lesenden Wortduelle der beiden lockern eine Lektüre auf, die große Fragen anpackt: Wo fängt Rassismus an? Wie kann Versöhnung aussehen? Eine Geschichte über Einsamkeit und Freundschaft, inneren Frieden und Rachegelüste, angesiedelt in der südafrikanischen Post-Apartheid-Ära und damit in einem spannungsgeladenen Umfeld. „Die Frau nebenan“ ist vielschichtig und alles andere als schwarz-weiß. Ein feiner Lesegenuss, der nachwirkt.