Dies ist kein Liebeslied
Noch knapp ein Monat bis zur Hochzeit. Ola und Michael freuen sich darauf und feiern in einem Club. Am nächsten Morgen bricht ihre Welt auseinander, denn es taucht eine Liste auf Social Media auf, mit ...
Noch knapp ein Monat bis zur Hochzeit. Ola und Michael freuen sich darauf und feiern in einem Club. Am nächsten Morgen bricht ihre Welt auseinander, denn es taucht eine Liste auf Social Media auf, mit neben etlichen anderen Männern auch Michael bezichtigt wird, übergriffig geworden zu sein. Weder Ola noch Michael bekommen zunächst etwas davon mit, obwohl die Liste viral geht. Ola ist die erste, die ihre Nachrichten liest und sie ist entsetzt. Das kann einfach nicht wahr sein, oder? In Ola kommen Zweifel auf. Und dann verlangt auch ihre Chefin, sie soll einen Bericht über die Liste für das Online-Magazin schreiben.
Was geschieht mit einer Beziehung in einer solchen Situation? In Ola kommt schon der Gedanke auf, die Hochzeit abzublasen. Aber das wäre doch eine Vorverurteilung. Schließlich beteuert Michael, dass er nie einer Frau gegenüber ausfällig geworden ist. Aber das Misstrauen ist da. Einiges, was auf der Liste behauptet wird, stimmt. Heißt das, alles stimmt? Michael sollte einfach seine Unschuld beweisen. Etwas zu beweisen, was man nicht getan hat, ist allerdings nicht unbedingt einfach. Und sowohl Ola als auch Michael stehen aufgrund ihres Berufes, sie als feministische Journalistin, er als relativ erfolgreicher Moderater, zwar nicht an vorderster Front in der Öffentlichkeit, aber eben doch.
Schnell kann ein zuversichtliches Dasein auf den Kopf gestellt werden. Wie so häufig, spielt das Internet, die Sozialen Medien eine unrühmliche Rolle. Natürlich hat ein Mensch die Liste gepostet. Eine Person, die sich wohl keine Gedanken über die Konsequenzen gemacht hat. Zwischen Ola und Michael wird Misstrauen gesät. Und viele haben etwas zu dem Thema zu sagen. Wenn vielleicht so eine Liste grundsätzlich nicht falsch ist, was ist, wenn doch jemand fälschlich beschuldigt wird? Wie kann man die Aussagen verifizieren? Wäre es nicht besser, man prüft den Wahrheitsgehalt, bevor etwas veröffentlicht wird? Die Folgen sind schließlich unabsehbar. Gerade im Moment gewinnt dieser Roman noch mehr an Aktualität. Zwar werden feministische Themen durch das Vordringen alter Männer zurückgedrängt. Aber die Debatte um das Internet, in dem die Nettikette über Bord geworfen wurde und jede Wahrhaftigkeit als Einschränkung der Pressefreiheit deklariert wird, gewinnt immer mehr an Brisanz. Allerdings eher in Offline-Publikationen, bei denen Regeln noch etwas gelten. Ein Liebesroman ist dieses Buch nicht, eher eine Beschreibung, wie unbedachte Worte ein Eigenleben bekommen und dadurch mehr kaputt geht als vielleicht beabsichtigt war.