Für Fans von Mariana Leky, mir aber leider zu langweilig
Ich liebe das Cover und auch der Klappentext hat mir gut gefallen. Zu Beginn fand ich diese leichte Obsession mit der Therapeutin sowie das Therapiesetting generell auch interessant. Doch im weiteren Verlauf ...
Ich liebe das Cover und auch der Klappentext hat mir gut gefallen. Zu Beginn fand ich diese leichte Obsession mit der Therapeutin sowie das Therapiesetting generell auch interessant. Doch im weiteren Verlauf musste ich trotz der wirklich liebenswerten Figuren feststellen, dass es mir einfach zu langweilig war.
Was ich dem Roman positiv anrechne, sind die Figuren. Sie erinnern mich recht stark an die von Mariana Leky - irgendwie besonders, vielleicht ein wenig naiv, aber so herzensgut und freundlich, dass es mich wirklich berührt. So schön ich diese Nettigkeit bei Figuren aber auch finde, bin ich kein riesiger Fan davon, weil es mir oft nicht tief genug geht. Von Sylvie erfahren wir im Laufe der Therapie zumindest einige Hintergründe, aber ihre Figur blieb mir dennoch recht blass. Dass die Therapeutin in ihrer professionellen Rolle auch den Lesenden gegenüber distanziert bleibt, finde ich authentisch geschrieben. Chloe wiederum ist eine ganz tolle, unterstützende Freundin für Sylvie, aber über sie erfahren wir mehr oder weniger nichts.
Und wenn es sich so extrem um eine Figur dreht, die im Laufe der Handlung nur wenig an Tiefe gewinnt sowie für mein Empfinden kaum Entwicklung durchläuft, bin ich leider irgendwann gelangweilt. Ich habe die Lektüre bis zum Ende durchgezogen, aber es war wirklich ein kleiner Kampf. Therapieerfahrung hab ich selbst viel und vielleicht ist das auch ein Teil des Problems. Obwohl mich manche Referenzen schon auch zum Schmunzeln gebracht haben, ist mir diese festhängende und den Umständen scheinbar ausgelieferte Protagonistin einfach zu anstrengend. Das meine ich nicht abwertend, denn Sylvies Vergangenheit macht mich auch betroffen. Aber es ist literarisch in dieser Intensität eben nicht mein Fall.
Mir fällt es daher auch schwer, zu definieren, wer hier eine bessere Zielgruppe ist. Vielleicht Menschen, die sich gern intensiv in die kreisenden Gedanken einer Figur einarbeiten und langsame Handlungen mit freundlichen Figuren mögen. Dass mit dem Schlagwort LGBTQIA+ geworben wird, finde ich nicht passend, weil es als Teil von Sylvies Identität eigentlich keine Rolle spielt - auch da waren meine Erwartungen abweichend.