Cover-Bild Samson und das Galizische Bad
Band 3 der Reihe "Die seltsamen Fälle von Samson und Nadjeschda"
(4)
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 22.10.2025
  • ISBN: 9783257073263
Andrej Kurkow

Samson und das Galizische Bad

Kriminalroman
Johanna Marx (Übersetzer), Claudia Zecher (Übersetzer), Jurij Nikitin (Illustrator)

Kiew, 1919: Ein Trupp Rotarmisten ist spurlos verschwunden, mitten in der Stadt, während eines Banjabesuchs. Als Samson im Heizofen des Badehauses Knochenreste findet, kommt er einem finsteren Komplott auf die Spur. Auch im dritten Band um den herzensguten Samson und die kluge Nadjeschda lässt der ukrainische Meister absurder Erzählkunst das Kiew der frühen Zwanzigerjahre lebendig werden. Voller politischer Turbulenzen und schräger Charaktere und spielerischer Parallelen zum Heute.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2025

Humorvoller Krimi über die Ukraine im Revolutionsjahr 1919

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REZENSION – Seit bald vier Jahren gehören Meldungen aus der Ukraine auch zu unserem Alltag. Doch über die historischen Hintergründe und Zusammenhänge des ukrainischen Kampfes um die erst im Jahr 1991 errungene ...

REZENSION – Seit bald vier Jahren gehören Meldungen aus der Ukraine auch zu unserem Alltag. Doch über die historischen Hintergründe und Zusammenhänge des ukrainischen Kampfes um die erst im Jahr 1991 errungene Souveränität des flächenmäßig zweitgrößten Landes Europas wissen wir doch allzu wenig. Da bietet uns der in Russland geborene ukrainische Schriftsteller Andrej Kurkow (64) mit seinen Kriminalromanen um den jungen Samson einen historisch aufschlussreichen, zugleich recht unterhaltsamen Blick in die Geschichte seines Landes. Nach „Samson und Nadjeschda“ (2022) und „Samson und das gestohlene Herz“ (2023) erschien nun im Oktober im Diogenes Verlag der Roman „Samson und das Galizische Bad“ als dritter Band der Krimireihe „Die seltsamen Fälle von Samson und Nadjeschda“.
Der junge Samson war mitten im einstigen Bürgerkrieg um die Unabhängigkeit der Ukraine im Jahr 1919 nach einem Überfall von berittenen Kosaken in Kiew zum Vollwaisen geworden. Sein Vater wurde erschlagen, Samson verlor durch einen Säbelhieb nur ein Ohr. Erstaunlicherweise lebt sein abgeschnittenes Ohr aber weiter und dient ihm fortan – konserviert in einer Tabakdose – als heimliches Abhörgerät, mit dessen Hilfe er sogar in räumlicher Entfernung Gespräche und Geräusche belauschen kann. Dies nutzt Samson als unerfahrener Kriminalbeamter bei der sowjetischen Polizei. Denn bedingt durch die wirren Umstände jener Zeit mit wechselnden Herrschaftsverhältnissen wurde der völlig unpolitische und gutmütige junge Mann kurzerhand nur deshalb als Milizionär und Kriminalbeamter eingestellt, da er Lesen und Schreiben konnte, besteht doch der größte Teil der Bevölkerung noch aus Analphabeten.
Bei Samsons dritten Kriminalfall, bei dessen Ermittlungen er wie immer von seinem Assistenten, dem von Gott und Kirche abgefallenen Priester Cholodny, unterstützt wird, geht es um das spurlose Verschwinden eines Soldatentrupps der Roten Armee aus dem Galizischen Bad in Kiew. Wie kann eine Gruppe nackter Männer, deren vollständige Uniformen im Badehaus zurückblieben, ungesehen verschwinden? Als Samson im dortigen Heizofen Knochenreste findet, nehmen seine Ermittlungen, in deren Verlauf er auch in den Zuständigkeitsbereich des brutalen Geheimdienstes Tscheka eingreifen muss, eine spannende Wendung.
Das Interessante und Lesenwerte an Kurkows Romanen ist die Mischung aus literarisch anspruchsvoller Unterhaltung und authentischer Schilderung des damaligen Zeitgeschehens, das der Autor scheinbar beiläufig mit der Handlung verwebt. So schildert uns Kurkow in seinem unnachahmlichen Stil nicht nur den Gang der Ermittlungen, sondern zeigt mit leichter Ironie, aber dennoch empathisch, wie Samson in revolutionärer Zeit die Tücken des Alltags und die politischen Klippen auf fast naive Art zu umgehen versteht. Dies lässt Kurkows Hauptfigur – wie auch dank stilistisch vergleichbarer Charakterisierung die anderen Protagonisten seines Romans – nicht romanhaft fiktiv, sondern in ihren Schwächen durchaus menschlich und glaubwürdig wirken.
Der rechtschaffene Samson versucht auf der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit durch seine Ermittlungsarbeit dort Ordnung zu schaffen, wo Ordnung derzeit kaum möglich ist: Mangel, Misstrauen, Verrat und Angst, politische Kontrolle und Korruption, das Bemühen um Anpassung und Überleben bestimmen den Alltag der Menschen – ganz gleich, auf welcher Seite sie stehen. Der Wechsel unsicherer Machtverhältnisse zeigt sich ganz konkret in der gleichzeitigen Gültigkeit zaristischen Rubel, kosakischer Karbowanzen, ukrainischer Kopeken und sowjetischer Rubel. Trotz häufig wechselnder revolutionärer Machthaber steht der „bronzene Zar“ noch immer mitten auf dem Marktplatz.
Auch mit seinem dritten Kriminalroman um Samson und Nadjeschda gibt uns der ukrainische Autor Andrej Kurkow einen bildhaften Einblick in die über hundert Jahre zurückliegende Geschichte der Ukraine und ihren schon damals erbitterten, wenn letztlich auch vergeblichen Kampf um Unabhängigkeit – mit allen widrigen Auswirkungen auf das Alltagsleben nicht nur der Bewohner Kiews. Kurkow ermöglicht uns mit seinen humorvollen Krimis, deren Kriminalfälle eher zweitrangig und nur die Ergebnisse zeitlicher Gegebenheiten sind, unser Wissen über seine ukrainische Heimat nicht nur auf die aktuellen Nachrichten zu beschränken, sondern uns eingehender mit der wechselhaften Geschichte des Landes zu beschäftigen.
Diese Wissensvermittlung geschieht dank Kurkows einmaliger, oft ironischer Erzählweise so unterhaltsam, dass auch der dritte Roman „Samson und das Galizische Bad“ trotz seines überaus ernsten Hintergrunds bestens unterhält. So dürfen wir uns schon auf den nächsten Band freuen, ist doch der letzte Satz im Buch: „Ende. Aber Fortsetzung folgt.“

Veröffentlicht am 27.10.2025

Außergewöhnlicher Fall, sehr gut erzählt

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Eingebettet in eine Zeit des Umbruchs und Mangels löst Samson hier seinen dritten Fall. Er ist wieder sehr einfallsreich und kann so seine Probleme und Aufgaben unkonventionell lösen. Die Geschichte ist ...

Eingebettet in eine Zeit des Umbruchs und Mangels löst Samson hier seinen dritten Fall. Er ist wieder sehr einfallsreich und kann so seine Probleme und Aufgaben unkonventionell lösen. Die Geschichte ist interessant und wird mit feiner Ironie erzählt. Trotz der schlimmen Zeiten in den Revolutionswirren zeigen sich charmante Details und tolle Charaktere. Es gibt kleine Mauscheleien, die als Abkürzungen im Mangelstaat notwendig sind. Ich finde, dass es dem Autor außerordentlich gut gelingt, die damalige Zeit lebendig werden zu lassen. Die Personen sind einem nah, auch wenn ihre Lebensumstände ganz anders ist. Der Fall der verschwundenen Rotarmisten ist etwas Besonderes und passt hervorragend in die Erzählzeit. Heutzutage wäre er so nicht möglich gewesen und für mich macht es den Charme dieser Reihe aus, dass die Fälle interessant und abwechslungsreich sind und ein organisches Ganzes mit der Erzählzeit und den Charakteren ergeben.

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Veröffentlicht am 14.11.2025

Vermisstenfall in der Banja

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Mit seinem historischen Kriminalroman "Samson und das Galizische Bad" lässt der ukrainische Autor Andrej Kurkow nunmehr zum dritten Mal den jungen Kriminalinspektor Samson in der frühen Sowjetunion ermitteln. ...

Mit seinem historischen Kriminalroman "Samson und das Galizische Bad" lässt der ukrainische Autor Andrej Kurkow nunmehr zum dritten Mal den jungen Kriminalinspektor Samson in der frühen Sowjetunion ermitteln. Noch befindet sich vieles im Umbruch - doch schon ist der aufkommende Stalinismus und die eiserne Faust der Tscheka zu spüren, die Politisierung der Ermittlungen wie des ganzen noch teils revolutionären Alltags.

Daher ist auch dieser Roman einmal mehr viel mehr als ein Krimi, auch wenn Samson das Rätsel um eine Gruppe von Rotarmisten lösen muss, die nach dem Besuch eines öffentlichen Bads spurlos verschwunden sind. Nur ihre Uniformen sind geblieben. Handelt es sich um Deserteure, oder waren in dem Bad finstere Machenschaften zugange? Samson stößt auf Spekulantentum und Räubereien, muss sich um einen Kollegen und seine junge Ehe sorgen, und dann ist da noch die befürchtete Interessen- und Ermittlungskollision durch Überschneidungen mit einem Fall der Tschekisten.

Kurkow schafft es auch in seinem dritten Buch über Samson und seine Ehefrau Nadjeschda - die diesmal allerdings eher Nebenfigur bleibt - Zeitkolorit mit phantastischen Elementen und einer Prise Humor in schwierigen Zeiten zu verbinden. Sein revolutionäres Kiew ist farbenfroh und chaotisch mit dem Duft von Pferdeäpfeln und Holzöfen. Das Ende lässt allerdings ahnen, dass das Leben der Kiewer einer düsteren Phase entgegengleitet.

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Veröffentlicht am 22.10.2025

Samson, das dritte Buch

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Nach ersten beiden großartigen Romanen hier nun der dritte teil der Reihe und Samson hat sich als sympathsiche und originelle Figur noch nicht aufgebraucht. Nadjeschdas Rolle ist diesmal leider etwas kleiner. ...

Nach ersten beiden großartigen Romanen hier nun der dritte teil der Reihe und Samson hat sich als sympathsiche und originelle Figur noch nicht aufgebraucht. Nadjeschdas Rolle ist diesmal leider etwas kleiner. Samson schankt manchmal durch eine gewisse Naivität, wobei er ja auch noch jung ist und klugen Vorgehen.
Andrey Kurkjows Rountine und Geschick ist es zu verdanken, dass auch Dank der guten beschreibungenn und Dialoge wieder ein interessanter Plot entsteht. Und er schafft ein Gespür für den Ort Kiew und die Zeit, die Zwanziger Jahre. Das sollte auch einen vierten Teil, wenn er denn kommt, tragen.