Cover-Bild Ginsterhöhe
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13,99
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  • Verlag: Ullstein Ebooks in Ullstein Buchverlage
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 29.12.2022
  • ISBN: 9783843728140
Anna-Maria Caspari

Ginsterhöhe

Roman | Ein Eifeldorf, das zwischen den Weltkriegen zum Spielball der Geschichte wird 

Eine Geschichte von Liebe und Mut in unruhigen Zeiten

1919: Körperlich und psychisch schwer versehrt kehrt der junge Bauer Albert Lintermann in sein Heimatdorf Wollseifen zurück. Seine Frau Bertha begegnet ihm mit Abscheu und Entsetzen. Doch Albert lässt sich nicht unterkriegen, und es gelingt ihm, seinen Platz in der Familie und der Dorfgemeinschaft wiederzufinden, nicht zuletzt, weil ihm Leni, die Verlobte seines im Krieg gefallenen Freundes, dabei hilft. Eine Zeitlang sieht es so aus, als könne das Leben wieder in geordneten Bahnen verlaufen: die Familie wächst, der Hof wird größer und trotz der zunehmenden Inflation hält der Fortschritt Einzug in Wollseifen. Bis die Nationalsozialisten in die karge ländliche Idylle einfallen und das Schicksal der kleinen Eifelgemeinde und ihrer Bewohner für immer besiegeln …  

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Veröffentlicht am 21.12.2022

Portrait des Untergangs eines Dorfes

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Schwer versehrt an Leib und Seele kehrt Albert Lintermann nach dem Ersten Weltkrieg auf seinen Hof in Wollseifen in der Hocheifel zurück, den er zusammen mit seinen Eltern bewirtschaftet. Sein bester Freund ...

Schwer versehrt an Leib und Seele kehrt Albert Lintermann nach dem Ersten Weltkrieg auf seinen Hof in Wollseifen in der Hocheifel zurück, den er zusammen mit seinen Eltern bewirtschaftet. Sein bester Freund ist gefallen, seine Frau reagiert mit Ekel und Ablehnung auf sein entstelltes Äußeres.
Trotzdem findet Albert nach und nach durch Arbeit und durch seine Freunde in die Dorfgemeinschaft zurück und bringt den Hof zu neuer Blüte. Doch dunkle Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, die Nationalsozialisten werden immer mächtiger und wählen schließlich ausgerechnet einen Ort ganz in der Nähe aus, wo sie ein Schulungszentrum errichten. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, nehmen die Alliierten die Region besonders ins Visier.

Die Geschichte des Dorfes Wollseifen, dem seine Nähe zum Reichsschulungszentrum Vogelsang zum Verhängnis wurde, wird hier grandios und schnörkellos erzählt. Die Autorin verbindet Familiengeschichte und Gesellschaftsroman und bettet sie ein in die historischen Ereignisse um das Dorf Wollseifen. Sehr strukturiert und manchmal regelrecht nüchtern beschreibt sie die Geschichte des Dorfes, versteht es aber außerordentlich gut, die Spannung unterschwellig und subtil aufzubauen. Die gelingt meines Erachtens vor allem mit den Einschüben des Tagebuchs des Lehrers Faßbender, der die Ereignisse emotional beschreibt und klug kommentiert. Der Leser erhält so einen intimeren, einfühlsameren Blick auf das Geschehen und die unterschwelligen Gefühle der Menschen als durch die mitunter eher sachliche Perspektive der eigentlichen Geschichte.

Formal ist die Erzählung in drei Teile gegliedert. Der erste beschreibt die Zeit nach Alberts Rückkehr, die trotz Rezession eine Zeit des Aufbaus und der Blüte ist. Im zweiten Teil kommen die Nationalsozialisten an die Macht und gewinnen auch immer mehr Einfluss im Dorf. Der dritte Teil schließlich beginnt mit dem Krieg und endet mit der Besieglung des Schicksals des Dorfes. Dabei stehen immer die Menschen im Dorf im Mittelpunkt, die eigentlich nur eines wollen: in Ruhe leben, arbeiten und ihre Kinder großziehen. Auffällig und beeindruckend ist der große Zusammenhalt, der sich durch alle Zeiten zieht. Mich begeisterten vor allem diese kleinen, alltäglichen Dinge, wie die für mich sehr authentischen Beschreibungen des dörflichen Alltags, der harten Arbeit, aber auch der Hilfsbereitschaft und der großen Bauernschläue, die die Bewohner immer eine Lösung finden lassen. Die Dorfbewohner beweisen auch, dass sich Tradition und Moderne keineswegs ausschließen. Auf der einen Seite sind sie traditionell, naturverbunden, gläubig, auf der anderen Seite treiben sie den Fortschritt voran, glauben an die modernen Errungenschaften wie Elektrizität und fließendes Wasser und haben sogar ein Kaufhaus. Für sie geht es immer weiter und es ist selbstverständlich, dass man einander hilft.

Das Buch lebt von den Beschreibungen der Dorfgemeinschaft und des Miteinanders, aber auch in großem Umfang von den einzelnen Charakteren, die vielschichtig und tiefgründig aufgebaut sind. Sicherlich gibt es auch Nebenfiguren, von denen manche nicht wieder auftauchen, andere hingegen treten in unterschiedlicher Gewichtung noch einmal ins Rampenlicht. Hauptfigur und Fokus der Geschichte ist Albert Lintermann, an dessen Figur man nicht nur die Traumata eines Menschen aufgezeigt bekommt, der im ersten Weltkrieg gekämpft und einen zweiten erleben muss, sondern an dem man auch sieht, wie jemand immer wieder Rückschläge erleidet und doch nie den Fleiß, die Hoffnung und die Fähigkeit zu lieben verliert. Viel zu lachen hat Albert wahrlich nicht, er ist auch insgesamt kein fröhlicher Mensch und unterdrückt Gefühle eher, doch wie er neuen Lebensmut schöpft und immer wieder neu beginnt, ließ mich intensiv mit ihm mitfühlen. Im Laufe der Zeit treten seine Gefühle auch immer mehr an die Oberfläche, und je mehr er sie zulässt, desto emotionaler wird der Erzählstil. Dies äußert sich besonders in den Passagen, wenn es um seine Kinder oder um Leni geht, aber auch um die sterbenden Gefühle für seine Frau Bertha, die mir nebenbei bemerkt mit ihrer Oberflächlichkeit und Wehleidigkeit ziemlich gegen den Strich ging. Andere starke Charaktere sind zum Beispiel Lenis Tochter Hildegard oder Marie Felten, deren Schicksal mich ebenfalls sehr berührt hat. Deren Geschichte wird unabhängig von Alberts in nebeneinander laufenden Handlungssträngen erzählt, ist aber gut eingebunden in die Hauptgeschichte und spannend im Kontext des Dorfes.

Fazit: Fesselnde Darstellung des Schicksals des Dorfes Wollseifens und seiner Bewohner, die durch tiefgründige Charaktere und Authentizität besticht. Besonders durch die einfühlsame Beschreibung der Schicksale des Einzelnen wird die Tragik greifbar und die Geschichte lebendig. Liest sich nicht einfach so herunter, sondern hallt nach und macht nachdenklich.

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Veröffentlicht am 20.12.2022

Bewegende Zeitgeschichte

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Das Buch „Ginsterhöhe“ von Anna-Maria Caspari basiert auf wahren Begebenheiten. Es beginnt im Jahr 1919 als der Bauer Albert Lindemann verletzt aus dem Krieg in sein Heimatdorf Wollseifen zurückkommt. ...

Das Buch „Ginsterhöhe“ von Anna-Maria Caspari basiert auf wahren Begebenheiten. Es beginnt im Jahr 1919 als der Bauer Albert Lindemann verletzt aus dem Krieg in sein Heimatdorf Wollseifen zurückkommt. Eine Granate hat sein Gesicht schwer zerstört. Hennes, sein bester Freund ist im Krieg gefallen und hinterlässt Frau und Kind. Alberts Frau Berta kann sich nur schwer mit seiner Gesichtsverletzung abfinden, doch nach und nach findet Albert in sein altes Leben zurück und findet seinen Platz in der Dorfgemeinschaft und seiner Familie wieder. Er sieht einer rosigen Zukunft entgegen. Doch dann kommen die Nationalsozialisten und die haben ihre eigenen Pläne für die kleine Eifelgemeinde. Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt. Teil 1 von 1919-1928, Teil 2 von 1930-1939 und Teil 3 1939-1949. Man lernt verschiedene Dorfbewohner kennen und nimmt Anteil an ihren Schicksalsschlägen. Das Cover des Buches ist passend zum Roman und im Nachwort wird über die tatsächlichen Geschehnisse der Eifelgemeinde berichtet. Somit bewerte ich das Buch mit guten 4 Sternen!

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Veröffentlicht am 13.01.2023

Eine emotionale Reise

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„Ginsterhöhe“ ist das erste Buch, das ich von Anna-Maria Caspar gelesen habe.
Es ist ein historischer Roman, der die Zeit von 1919 bis 1949 umfasst und das Leben nach dem ersten Weltkrieg thematisiert. ...


„Ginsterhöhe“ ist das erste Buch, das ich von Anna-Maria Caspar gelesen habe.
Es ist ein historischer Roman, der die Zeit von 1919 bis 1949 umfasst und das Leben nach dem ersten Weltkrieg thematisiert. Es geht um einen jungen Mann, Albert, der entstellt aus dem Krieg zurückkommt. Deshalb kommt es zu Problemen in seiner Ehe - und auch die Zeit nach dem Krieg bringt ihm und seiner Familie nicht den erhofften Frieden. Stattdessen erstarken die Nazis und die kleine Gemeinde an der Nordeifel steht plötzlich vor neuen Herausforderungen.

Zunächst möchte ich auf den Schreibstil der Autorin eingehen. Sehr flüssig zieht er einen direkt in die Geschichte hinein. Dank der tollen Beschreibungen konnte ich mich gut in die Szenerie und die Figuren einfühlen. Auch die Figuren selbst haben mir gut gefallen. Ganz besonders Albert hat es mir angetan. Ich mochte seine Fortschrittlichkeit und wie er hart arbeitet und das Leben wieder aufnimmt, trotz der schrecklichen Dinge, die er gesehen und erlebt hat. Seine Reise war emotional und interessant, auch die Verarbeitung des Todes seines Freundes. Diese emotionale Zerrissenheit hat mich auf jeden Fall abgeholt.

Auch die Schilderung der historischen Ereignisse hat mir größtenteils gut gefallen. Dass der Roman auf einer wahren Begebenheit beruht, macht alles noch eindrücklicher und interessanter. Die Jahre nach dem zweiten Weltkrieg und die Atmosphäre hat die Autorin gut eingefangen, wie ich finde. Das einzige, was mich ein wenig gestört hat, ist, dass der Roman die Dorfbewohner trotz des im ganzen Land erstarkenden Nationalsozialismus doch sehr als „die Guten“ darstellt - im Vergleich zu den bösen Nazis natürlich. Das gefällt mir nicht, denn die gesellschaftliche Wirklichkeit war einfach eine andere. Das war das Problem dieser Ideologie, dass sie eben aus der „Mitte der Gesellschaft“ kam. Da hätte ich mir ein wenig mehr Grauzonen gewünscht.

Alles in allem hat mir „Ginsterhöhe“ jedoch gut gefallen. Vor allem die toll gezeichneten Figuren und der flüssig zu lesende Stil haben es mir angetan. Ich vergebe gern vier Sterne und bin auf weitere Bücher der Autorin sehr gespannt!

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