toller Ansatz, schwache Lovestory
„Die Angst ist kein Feind. Sie will dich beschützen. Manchmal musst du dich aber fragen, ob sie gerade etwas zu vorsichtig ist.“
(Ellie in Tausend Splitter zu dir)
Worum geht’s?
Der Journalistin Ellie ...
„Die Angst ist kein Feind. Sie will dich beschützen. Manchmal musst du dich aber fragen, ob sie gerade etwas zu vorsichtig ist.“
(Ellie in Tausend Splitter zu dir)
Worum geht’s?
Der Journalistin Ellie ist nichts so wichtig wie Gerechtigkeit. Mutig spricht sie auch unbequeme Wahrheiten aus. Niemand ahnt, warum sie so leidenschaftlich für diejenigen kämpft, die keine Stimme haben. Warum sie Beziehungen meidet. Warum sie sich abrupt von ihrer ersten großen Liebe Louis getrennt hat. Seit ihr als Kind sexualisierte Gewalt angetan wurde, ist Ellies Herz in tausend Teile zersplittert. Mit jedem Tag, den sie ihren eigenen Weg geht, setzt sie es wieder ein Stück zusammen. Als sie an einer brisanten Geschichte über Machtmissbrauch arbeitet, führen sie ihre Recherchen ausgerechnet zu Louis. Auf einmal steht Ellie zwischen einer Wahrheit und ihren immer stärker werdenden Gefühlen …
Tausend Splitter zu dir ist ein Einzelband und in sich geschlossen.
Inhaltliche Hinweise
Das Buch wird durch Elena und Louis in der Ich-Perspektive erzählt. Es werden potenziell triggernde Inhalte aus dem Bereich des sexuellen Missbrauchs thematisiert.
Meine Meinung
Mein zweites Heartlines-Buch und wahrscheinlich das Buch, vor dem ich am meisten sorge hatte: Die Storygeberin hat als Kind sexuelle Gewalt erfahren. Bei dem neuen Label werden Liebesgeschichten von tollen Autorinnen geschrieben, die durch Storygeber:innen Input für wahre Lebens- und Leidensgeschichten erhalten. Und das basiert auf Lenas Story, die sich bereits online sehr stark gegen sexuellen Missbrauch und sexuelle Gewalt und für Kinderschutz einsetzt.
In der Geschichte geht aber es um Ellie. Und der Leser begleitet die jugendliche Ellie und die erwachsene Elena. Der Leser lernt zunächst die 17 jährige Ellie kennen, die depressiv ist, sehr viele Päckchen mit sich herumträgt und dem Leser durch gelegentliche Rückblenden verrät, was ihr in der Kindheit angetan wurde. Da ich weiß, dass viele Leute Angst davor haben, mit umfangreichen Missbrauchsdarstellungen konfrontiert zu werden, möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass dieses Buch solche Inhalte nicht behandelt. Ganz im Gegenteil wird aus kindlicher Sicht das Geschehen geschildert, was das Ganze noch emotionaler macht, dann natürlich versteht der erwachsene Leser, was Ellie damals angetan wurde. Die Autorin zeigt hier auf jeden Fall gutes Fingerspitzengefühl, dass man versteht, was passiert ist ohne es explizit auszusprechen. Das finde ich auch vollkommen ausreichend, das ist ein sensibles Thema und es sollte auf keinen Fall irgendwie ausgeschlachtet werden, aber gleichzeitig ist es wichtig, darüber zu sprechen und so auch mögliche Warnhinweise zu erkennen. Die Jugendliche Ellie trifft auf Louis, mit dem an der Seite ihr viele Sachen einfacher fallen und trotzdem wird es zu keiner Zeit so, dass durch die Liebe plötzlich alles in Ordnung ist. Die beiden sind irgendwo an der Schwelle zwischen Freunden und Liebenden, aber natürlich ist Ellie durchaus zurückhaltend und Louis lebt mit einem enormen Druck durch seine Familie und den Sport. Kurze Zeit später trennen sich die Wege der beiden jedoch für lange Zeit.
9 Jahre später ist quasi die Gegenwart des Buches. Hier begleitet der Leser Elena, die mittlerweile als Journalistin arbeitet. Nachdem sie sich mit einer Geschichte möglicherweise verzettelt hat, wird sie abgestellt, stumpfsinnige Texte zu schreiben. Doch dann bekommt sie Hinweise auf eine Story, für die ihr Chef sie undercover einsetzt. Es geht um Missbrauch, sexuelle Ausbeutung und Machtspiele. Elena beginnt zu recherchieren und trifft in der Finanzwelt zufälligerweise wieder auf Louis. Die beiden kommen sich wieder näher, aber Elena trägt das Geheimnis in sich, warum sie wirklich am ermitteln ist. Ich muss leider sagen, das mich strukturell das Buch verwirrt hat, denn erst hat man quasi eine sehr lange Einleitung, in der Gegenwart passiert dann aber recht wenig. Elena hat mir gut gefallen, ich hatte manchmal aber auch das Gefühl, dass sie durch ihre Erfahrungen betriebsblind ist und deswegen teilweise nicht so ganz reflektiert. Das erneute Aufeinandertreffen mit Louis konnte mich leider emotional gar nicht abholen. In der Jugendzeit habe ich ja noch zarte Gefühle gesehen, aber in der Gegenwart wirkte es, als müsse man jetzt einfach akzeptieren, dass die beiden Gefühle füreinander haben. Die ganze Liebesgeschichte sorgte für mich platt und wenig greifbar. Louis überzeugt mit jeder Menge Geduld und Verständnis, gleichzeitig geht er dadurch in der Geschichte aber auch etwas unter. Elena ist ein starker Charakter, der mir aber etwas zu perfekt war und der natürlich immer recht hat.
Es bricht mir das Herz, aber am Ende muss ich dieses Buch bewerten und es gab viele gute Elemente, aber gleichzeitig fehlte mir doch zu viel und vor allem das Gefühl. Der Umgang mit dem Thema ist super gelungen, aber irgendwie der Rest des Buches wirkt teilweise, als hätte die Autorin nicht so ganz gewusst, wie sie eine Drumherum Geschichte aufbauen könnte und hat sich daher nicht getraut, mehr Gefühl und auch mehr Konflikte für die Charaktere bereitzuhalten, um nicht den Kern der Geschichte zu überlagern. Ich habe das Buch gerne gelesen, aber es bleibt definitiv hinter meinen Erwartungen zurück.
Mein Fazit
Tausend Splitter zu dir thematisiert ein wichtiges Thema und der Umgang ist sensibel und gefühlvoll. Aber das Drumherum wirkte für mich leider zu steif, es fehlte mir an Emotionen und die Liebesgeschichte konnte mich daher nicht so abholen.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]