Cover-Bild Der Schieber
Band 2 der Reihe "Inspektor-Stave-Reihe"
(2)
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Polizeiarbeit
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 22.08.2013
  • ISBN: 9783832162542
Cay Rademacher

Der Schieber

Kriminalroman
Kommissar Staves zweiter Fall
Hamburg 1947: Es ist das Jahr der Extreme. Nach dem bitterkalten Hungerwinter stöhnt die zerbombte Stadt schon im Frühling unter quälender Hitze. Und Oberinspektor Frank Stave wird mit einem neuen Fall konfrontiert. In den Ruinen einer Werft wird die Leiche eines Jungen gefunden. Zusammen mit Lieutenant MacDonald und Doktor Czrisini macht sich Stave auf die Suche nach dem Mörder, und die Ermittlungen führen sie in die Welt der »Wolfskinder« – jener elternlosen Kinder, die aus den besetzten Ostgebieten geflohen sind und sich nun zu Banden vereint als Kohlenklauer, Prostituierte und Schmuggler durchschlagen.
Doch nicht nur beruflich sieht Frank Stave sich vor Rätsel gestellt: Mitten in den Untersuchungen steht plötzlich sein Sohn vor der Tür, der aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt ist. Ein schmerzhafter Weg der Annäherung liegt vor ihnen, während Stave zugleich um den Erhalt der Beziehung zu seiner Geliebten Anna kämpft.
Als zwei weitere Leichen entdeckt werden, gerät Stave zunehmend unter Druck. In einer dramatischen Nacht im Hafen soll sich schließlich entscheiden, ob Stave den Täter zu fassen bekommt …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2017

Richtig guter „Zwitter“ aus Kriminal-, historischem und Hamburg-Roman – sehr spannend!

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„Die alte Hutkrempenregel: Verletzungen, die durch einen Sturz verursacht werden, liegen am Kopf stets so, dass man sie sehen würde, hätte das Opfer einen Hut auf. Die meisten Schädelverletzungen hingegen ...

„Die alte Hutkrempenregel: Verletzungen, die durch einen Sturz verursacht werden, liegen am Kopf stets so, dass man sie sehen würde, hätte das Opfer einen Hut auf. Die meisten Schädelverletzungen hingegen befinden sich höher am Schädel.“ S. 214 So lernen Leser und Frank Stave gleichermaßen, der Hamburger Oberinspektor, der doch viel lieber wie vor dem Krieg „Kommissar“ heißen würde. Die Schädelverletzungen hat das bereits zweite Opfer – oder sind es gar drei Opfer? Alle sind Jugendliche – alle hatten zuvor bereits ihre Eltern an den Zweiten Weltkrieg verloren. Hamburg, ab dem 30.05.1947. Die Stadt liegt in Trümmern, steht unter britischer Verwaltung.

Cay Rademacher lässt das Nachkriegs-Hamburg plastisch auferstehen mit seiner Zerstörung, dem Schwarzmarkt, der Rationierung und Knappheit von fast allem – aber auch schon mit den ersten Gewinnlern und denen, die dauerhaft alles verloren haben: entwurzelten Kindern, die durch Bombenangriffe in Hamburg selbst oder auf der Flucht aus deutschen Ostgebieten ihre Eltern verloren haben, die von klein auf nur den Lebenskampf erlernt haben und sich so nicht mehr einfügen können in die „neue Zeit“. Da wird der Roman fast zur Gesellschaftsstudie, ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit etlichen eingeflochtenen Persönlichkeiten des wahren Lebens, wenn sich sein Personal durchschlägt, wenn die Briten Blohm und Voss demontieren lassen, den früheren Konkurrenten, wenn es schiefe Blicke der Nachbarn gibt angesichts neuer Beziehungskonstellationen nach dem Verlust der alten, wenn die Alpträume kommen und die Heimkehrer aus den Gefangenenlagern. Der Text versetzt mich als Leser sehr plastisch hinein.

Und dennoch: Er bleibt Kriminalroman, rasant dazu, mit seiner unmittelbaren Wirkung auch durch das durchgängige Präsens des Textes, der sich nach meiner Meinung für Liebhaber des Genres als auch für Liebhaber historischer Romane gleichermaßen eignet und viel über Hamburg berichtet, besonders aus dem Milieu der Werften. Es ist kein klassischer „Whodunnit“, bei dem der Leser über Informationen zum Miträtseln verfügt, vielmehr begleitet er Stave und seinen britischen Gegenpart, Lieutenant James MacDonald, bei den Ermittlungen, wie auch schon im ersten Band der Reihe – in diesem Falle inklusive Showdown zum Ende, das Buch hat mir eine Nacht doch reichlich zum Tage gemacht. Ich hatte den ersten Teil vorher gelesen https://www.lesejury.de/cay-rademacher/buecher/der-truemmermoerder/9783832161545, jedoch ist das nicht zum Verständnis erforderlich; es gibt kurze Zusammenfassungen, ohne dass Autor Rademacher dabei zu ausschweifend wird.

Klare Leseempfehlung für Spannung, sympathische Protagonisten, eine nach meiner Meinung klug gewählte Auflösung, viel Zeit- und Lokalkolorit und dafür, dass ich neues gelernt habe sowohl über düstere Vergangenheit (Wolfskinder) als auch über (historisches) Arbeitsleben (Tallymann, Schauerleute, Stauer,…!). 5 Sterne, da Band 2 mir noch einen Tick besser gelungen erscheint als Band 1.

Veröffentlicht am 14.07.2020

Spannender Nachkriegskrimi

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„...Der Zünder ist draußen. Jetzt ist die Bombe nur noch ein großes Stahlrohr mit in paar Chemikalien drin. Nicht direkt ungefährlich...“

Hamburg im Jahre 1947. Oberinspektor Frank Stave und die Mordkommission ...

„...Der Zünder ist draußen. Jetzt ist die Bombe nur noch ein großes Stahlrohr mit in paar Chemikalien drin. Nicht direkt ungefährlich...“

Hamburg im Jahre 1947. Oberinspektor Frank Stave und die Mordkommission stehen in einer Halle der einstigen Werft von Blohm & Voss. Dort liegt auf einer Bombe ein toter Junge. Zuerst gilt es, die Bombe zu entschärfen. Dazu ist Millimeterarbeit erforderlich. Das Vorgehen und die Gefahren werden detailliert beschrieben.
Der Autor hat einen spannenden historischen Krimi geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Sehr anschaulich werden die Zerstörung in Hamburg wiedergegeben.
Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig. Der Tote war sehr umtriebig. Er hatte seine Eltern verloren und lebte bei seiner Tante und deren Lebensgefährten. Meist aber war er unterwegs.
Bei seinen Ermittlungen stößt Frank Stave immer wieder auf Kindergruppen. Zum einen sind das die sogenannten Kohlenklauer, zum anderen die Wolfskinder. Letztere stammen aus dem Osten und haben sich auf abenteuerlichen Wegen bis Hamburg durchgeschlagen. Es gibt für all die Gruppen nur ein Ziel: dem Hunger und der Kälte zu entfliehen. Dazu wird gekonnt das eigene Revier abgesteckt. Welche Rolle aber spielte der Tote? Hat er sich hier Feinde gemacht?
Hinzu kommt, dass die Arbeiter von Blohm & Voss wütend auf die Engländer sind, weil sie der Zerlegung ihrer Werft zusehen müssen. Dabei gehen auch ihre Arbeitsplätze den Bach runter. Die englischen Besatzer wissen, dass sie vorsichtig agieren müssen. Trotzdem ist eine Zusammenarbeit von Frank Stave mit einem englischen Offiziellen möglich. Eine offene Frage ist, ob der Fundort des Toten eine Bedeutung hat. Wurde der Junge bewusst dort abgelegt?
Spannend fand ich die Gespräche zwischen dem Kommissar und dem Engländer. Sie zeigen, wie brisant die politische Lage war.

„...“Stalin ist ihr Verbündeter“, erinnert ihn Stave mit sanfter Bosheit. „War, solange Hitler noch sein Unwesen trieb. Nun sind wir nicht mehr glücklich mit Uncle Joe in Moskau. […] Und die Deutschen, die wir gestern noch mit Bomben zugeschüttet haben, würden wir nun lieber auf unserer Seite stehen haben, als auf der Moskaus.“...“

Frank Stave besucht ein Kinderheim, um mit den Insassen zu sprechen, weil viele von ihnen erst auf der Straße gelebt haben. Auch im Krankenhaus stellt er Ermittlungen an. Dort bekommt er sarkastisch gesagt:

„...Ich bin Tbc – Spezialist. Seit zwei Jahren haben sich meine Studienbedingen dramatisch verbessert. Meine Behandlungsmöglichkeiten sind allerdings ebenso dramatisch zurückgegangen...“

Am Ende zeigt sich, dass das Motiv für den Mord viel profaner war. Nicht Hunger oder Neid, nein, die Gier nach Wohlstand und Neuanfang waren die Grundlage dafür.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dabei ist der Kriminalfall nur eine Seite. Mehr beeindruckt war ich von der realistischen und vielseitigen Beschreibung der Zustände im Jahre 1947.

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