Bewegender historischer Roman
„...Mit Bravour würde sie ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau absolvieren, das wusste sie. Irgendwann würde sie zwischen der Konditorei Adameit und der Fahrradbereifung Skibowski den elterliche Kolonialwarenladen ...
„...Mit Bravour würde sie ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau absolvieren, das wusste sie. Irgendwann würde sie zwischen der Konditorei Adameit und der Fahrradbereifung Skibowski den elterliche Kolonialwarenladen übernehmen...“
Diese Gedanken gehen Frieda im Jahre 1944 in Königsberg durch den Kopf. Noch ahnt sie nicht, dass sich ihr Leben ganz anders entwickeln wird.
Der Autor hat einen sehr exakt recherchierten historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er bringt die Probleme der Zeit pointiert auf den Punkt.
Friedas Welt ist die Welt der Bücher. Für ihr Alter kennt sich sich gut in der Literatur aus. Ganz anders tickt ihre Freundin Lotti.
„...Ich werde nicht ein einziges Buch mitnehmen in den Urlaub. Wen ich in meinem gemütlichen Strandkorb am Badestrand sitze, höre ich nur den Möwen zu...“
Die Zitate zeigen auch eines: Noch ist der Krieg mit seinen Folgen nicht in Königsberg angekommen.
Im Haus der Bücher fällt dem Leiter Otto Konopke auf, wie gut sich Frieda auskennt. Sie empfiehlt auch anderen Leuten Literatur. Er bietet ihr eine Lehrstelle als Buchhändlerin an. Damit erfüllt sich ihr Traum.
Im August 1944 machen Lotti und Frieda Urlaub im Seebad Cranz. Eines Nachts schrecken sie heftige Geräusche auf.
„...Das ist kein Gewitter. Das sind die Bomber der Briten...“
Deren Ziel ist Königsberg. Während Lotti in Cranz bleibt, kehrt Frieda mit deren Mutter in die zerstörte Stadt zurück. Vom Haus der Bücher ist kaum etwas übrig. Glücklicherweise steht Friedas Elternhaus noch.
Sehr eindringlich beschreibt der Autor die weitere Entwicklung. Frieda wird als Krankenschwester verpflichtet. Sie erlebt auf einer Kinderstation den Hungerwinter von Königsberg nach dem Fall der Stadt. Um die Kinder abzulenken, erzählt sie ihnen Märchen und Geschichten, die sie entsprechend des aktuellen Anlasses umdichtet oder ergänzt.
Dann kommt der Zeitpunkt, wo die Kinder per Zug nach Leipzig geschickt werden. Frieda begleitet den Transport. Wird sie ihren Verlobten je wiedersehen, von dem jede Nachricht fehlt?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird ein Stück Geschichte auf eindringliche Art erzählt.