Cover-Bild Liebe ist gewaltig
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 376
  • Ersterscheinung: 11.01.2024
  • ISBN: 9783423148740
Claudia Schumacher

Liebe ist gewaltig

Roman | »Ein sprachgewaltiger, erschütternder, psychologisch kluger Wurf.« Benedict Wells

Von Gewalt, von Zärtlichkeit und von der Macht der Befreiung

Juli wächst in einer Vorzeigefamilie auf: Die Eltern sind Rechtsanwälte, sie ist Klassenbeste. Doch in der Kleinstadtvilla herrscht das Grauen. Der Vater drillt die Kinder auf Leistung, prügelt sie und seine Frau. Juli wird älter, fordert ein Ende der Gewalt, deren Realität von der Mutter vehement abgestritten wird. Einzig ihre Geschwister und eine Maus geben Halt. Wie kann man sich befreien, wenn man weder den Eltern noch den eigenen Erinnerungen traut? Die Befreiung gerät zum Feldzug – gegen die Eltern und das eigene Ich. Drei Jahrzehnte folgen wir Juli, die mit aller Macht versucht, die Deutungshoheit über ihr Leben zu erlangen. Ein eindringlicher Roman über Verletzungen und eine mögliche Heilung, voller Originalität und Wärme.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2024

Unfassbar beeindruckend – Jahreshighlight!

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Juli wächst in einer scheinbar perfekten Familie auf: Beide Eltern sind Anwälte und sie selbst ist eine ausgezeichnete Schülerin. Doch hinter den gepflegten Fassaden ihres Elternhauses verbirgt sich ein ...

Juli wächst in einer scheinbar perfekten Familie auf: Beide Eltern sind Anwälte und sie selbst ist eine ausgezeichnete Schülerin. Doch hinter den gepflegten Fassaden ihres Elternhauses verbirgt sich ein grausames Geheimnis. Der Vater drängt die Kinder zum Höchstleistung und wendet körperliche Gewalt an, sowohl gegen sie als auch gegen ihre Mutter. Während Juli älter wird, kämpft sie gegen diese Gewalt und versucht, ihre Mutter davon zu überzeugen, dass es so nicht weitergehen kann. Doch die Mutter weigert sich, die Realität anzuerkennen. Nur ihre Geschwister und eine Maus sind Juli eine Stütze in dieser schwierigen Zeit. Wie kann man sich aus einer solchen Situation befreien, wenn man weder seinen Eltern noch seinen eigenen Erinnerungen trauen kann? Juli beginnt einen langen Kampf, um die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen und die Wahrheit über ihre Vergangenheit ans Licht zu bringen. Über drei Jahrzehnte begleiten wir Juli auf dieser Reise, auf der sie versucht, sich selbst zu heilen und ihre inneren Wunden zu überwinden.

Ich war von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann der Geschichte gezogen und auch im Nachhinein lässt mich das Gelesene einfach nicht los. Das zentrale Thema der häuslichen Gewalt, die Art der Protagonistin mit der Tyrannei und Brutalität ihres Vaters umzugehen ist schockierend, faszinierend und hinterlässt einen starken Eindruck.

Ich konnte sofort eine Bindung zu Juli aufbauen und mich komplett in sie hineinfühlen, auch wenn ich ihre Erfahrungen zum Glück nicht teile. Sie war jedoch so authentisch und rund gezeichnet, dass ich keine Sekunde an ihrer Echtheit zweifelte. Ihre Emotionen waren so unfassbar greifbar, drastisch und spürbar – der Wahnsinn. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie die Autorin die psychologischen Aspekte der Charaktere und ihre inneren Konflikte einfühlsam und tiefgründig darstellt. Die Reise von Juli, auf der sie um Selbstbestimmung und Heilung kämpft, ist mitreißend und faszinierend zugleich.

Der Schreibsti ist sehr poetisch, kraftvoll, unfassbar klug und obwohl der Schwere des Themas, doch humorvoll und einfach sehr klar. Man fühlt Julis Schmerz, ihre Ängste und ihren unermüdlichen Willen, sich von den Ketten der Vergangenheit zu befreien.

Ich bin nachhaltig stark beeindruckt und werde sicherlich noch eine Weile mit den Gedanken bei Juli und ihrer Geschichte sein. Eine absolute Empfehlung für alle, die nach einer tiefgründigen und berührenden Lektüre suchen.

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Veröffentlicht am 08.02.2024

Erschreckend schön

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Julis große Schwester Alex ist so sonderbar, dass man meinen könnte, sie sei noch im Krankenhaus vertauscht worden. Wenn der übliche Tumult zuhause losging hat sie sich hinter Buchdeckeln versteckt. Sie ...

Julis große Schwester Alex ist so sonderbar, dass man meinen könnte, sie sei noch im Krankenhaus vertauscht worden. Wenn der übliche Tumult zuhause losging hat sie sich hinter Buchdeckeln versteckt. Sie war die erste, die auszog. Juli selbst, ihre Brüder Max und Bruno haben sich allabendlich damit überschlagen, der oder die Beste zu sein, um Vater zu gefallen. Juli glänzte mit Schulnoten, Bruno mit Sport und Max, tja Max war zart und schön und zog oft den Kürzeren.

Wer mal keine Höchstleistungen erbrachte, musste damit rechnen, vor dem Rest der Familie gedemütigt und beleidigt zu werden. S. 22

Julis Vater war unantastbar der Allerbeste im Hause Ehre, er war immer noch so attraktiv, dass sich die jungen Frauen nach ihm umdrehten, wenn er in seinem Cabriolet saß. Als Jurist war er sehr angesehen weil man Intelligenz und Sinn für Gerechtigkeit voraussetzte. Julis Mutter, immer am Hungern, um Kleidergröße 34 zur Schau zu tragen. Julis Vater kontrollierte das Wiegen und nannte seine Frau bei der geringsten Gewichtszunahme “Fette Sau”.

Der Vater prügelt Frau und Kinder mit einer Regelmäßigkeit, die alle in ständiger Alarmbereitschaft hält. Als Juli noch kleiner war, kroch sie jede Nacht zu ihrem großen Bruder Bruno ins Bett, bis sich Schultern und Kiefer entspannten und sie in einen unruhigen Schlaf fiel.

Mutter erfüllte Wünsche, wenn es uns traf, damit wir niemandem davon erzählten. Traf es sie, suchte sie Trost. Mama die Tatortreinigerin. S. 106

Nachdem der Vater Bruno halbtot prügelt kann Juli kein Essen mehr bei sich behalten. Vaters Bruder schickt sie in Reha denn bei einer Psychotherapie wären die Eltern aufgeflogen. In der Reha zeigt sich wie verstört und destruktiv Juli wirklich ist. Dort ist man mit ihrem Verhalten überfordert und schicken sie wieder nach Hause. Alle anderen Geschwister sind mittlerweile ausgezogen und sie der Willkür ihrer Eltern gnadenlos ausgeliefert, bis ihre Dämme brechen und sie eskaliert.

Fazit: Das Cover verspricht einen sprachgewaltigen Roman und die Geschichte hält dieses Versprechen definitiv. Großartige Erzählkunst, absolut überzeugend. Claudia Schumacher erzählt die Geschichte von zwei Bilderbuchnarzisst*innen, die die Familie schikanieren, attakieren, manipulieren und so mutwillig zerstören, dass die Kinder ein Leben lang versuchen, das Erlebte zu verarbeiten. Hier sitzt jedes Wort, nichts scheint übertrieben, alles wirkt so schrecklich authentisch, dass ich mich frage, woher hat die Autorin dieses fundierte psychologische Wissen. Die Protagonistin verliert sich, zweifelt an ihrer eigenen Wahrnehmung, erkennt ihre Mutter, analysiert jedes Familienmitglied und dessen/deren Aufgabe, um das System am Laufen zu halten. Sie schafft es auszusteigen und sich in der Interaktion mit anderen zu finden, zu scheitern, sich wieder neu zu erfinden, bis sie am Ende echte Hilfe bekommt. Ein grandioses intelligentes Debüt, erschreckend schön. Ein Mutmacher!

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Veröffentlicht am 03.02.2024

Gnadenlos ehrlich

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Meine Meinung:
Gnadenlos ehrlich!
Eltern beschützen ihre Kinder. Sind stolz auf sie, wenn sie mit besonderen Talenten glänzen. Das ist normal für Eltern. Doch es geht auch anders. Juli und ihre drei Geschwister ...

Meine Meinung:
Gnadenlos ehrlich!
Eltern beschützen ihre Kinder. Sind stolz auf sie, wenn sie mit besonderen Talenten glänzen. Das ist normal für Eltern. Doch es geht auch anders. Juli und ihre drei Geschwister gehen in ihrem Elternhaus durch die Hölle. Ihr Vater, ein erfolgreicher Anwalt, misshandelt seine Frau und alle vier Kinder. Was jedoch am meisten irritiert: Die Mutter, (selbst Anwältin,) ist finanziell unabhängig. Das Haus in dem sie leben, hat sie von ihren Großeltern geerbt. Warum hilft sie ihren Kindern nicht? Warum verlässt sie diesen Psychopathen nicht? Ich habe das Geschehen fassungslos verfolgt. Besonders am Anfang war ich sehr von dem Schreibstil fasziniert. Ein wirklich ernstes und trauriges Thema mit Humor spicken, ist eine wahre Kunst. Aus der Sicht von Juli, die als Jugendliche auf eine Kneippkur geschickt wurde, erfahren wir das ganze Ausmaß des Wahnsinns der Familie Ehre.



Trotz des ernsten Themas, musste ich im ersten Teil des Dramas oftmals schmunzeln. Der schwarze Humor ist einfach nur köstlich. Jedoch im weiteren Verlauf sucht man ihn vergeblich. Im zweiten Teil erleben wir eine Juli in Berlin, die sich als erfolgreiche Gamerin ihr Leben und Studium finanziert. Die durch die Alkohol und Tablettenhölle geht und sich ihren Mitmenschen gegenüber seltsam verhält. Die zum Schweigen erzogen wurde. Niemand soll erfahren, was bei den ehrenwerten Ehres los ist.

Der dritte Teil handelt von einem Versuch Julis, sich selbst zu manipulieren. Die Gewalt in der Familie ist gewaltig. Die Vorzeigefamilie Ehre ist in dem kleinen Örtchen Ederfingen angesehen. Ich hatte jedoch manchmal das Gefühl, einige Freunde der Familie wussten sehr wohl, das es in dieser Familie nicht normal zugeht. Juli versucht ihre traurige Familiengeschichte hinter sich zu lassen. Sie ist ein Mathematikgenie. Auf Zahlen kann sie sich verlassen. Die sind berechenbar. Ihre Eltern stets unberechenbar.

Wie die suizidgefährdete Juli und ihre Geschwister mit ihren traumatischen Erlebnissen umgehen, ist wirklich manchmal schwer zu ertragen. Der Schreibstil ist ebenso gewaltig. Die Autorin hat mit ihrem Debüt ein wahres Meisterwerk hingelegt. Ich hatte alle Szenen vor Augen. Die Gnadenlosigkeit der Eltern hat mich schockiert. Die Auswirkungen stimmten mich traurig. Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass es solche Eltern auch im realen Leben gibt. Juli versucht die familiäre Vergangenheit zu vergessen. Doch ihr Vater verfolgt sie überall. Wie ein Schatten überwacht er ihr Leben. Von der Wiege an ist seiner Willkür ausgeliefert.

Fazit:
Schonungslos wird hier die Geschichte einer Familie erzählt, bei der Gewalt dominiert. Der anschauliche Schreibstil führt der Leserschaft alles ohne Weichzeichner vor Augen.Wie kaputt muss man selber sein, dass man zu solcher Brutalität gegenüber seinen Kindern fähig ist?

Mich konnte die Geschichte überzeugen. Jedoch habe ich den anfänglichen Humor etwas vermisst. Er hat die Traurigkeit ein kleines bisschen entschärft. Dennoch musste die Ernsthaftigkeit nicht darunter leiden. Gerne hätte ich auch etwas über die Kindheit der Eltern erfahren. Das Ende empfand ich als ziemlich abrupt, aber dennoch stimmig.

Von mir gute 4 1/2 Sterne

Danke Claudia Schumacher. Ich gratuliere zum Debüt.

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